Scenes From A Night's Dream

  • Ich mag das Lied auch sehr gern, und ich hab es auch nie als "Pop"nummer empfunden (was nicht notwendigerweise negative ist - ich finde z.B. das viel poppigere "Many too Many" extrem stimmungsvoll und mag auch "Follow You Follow Me") - ich finde, es ist einer dieser Songs, die auf der einen Seite sehr proggig und trotzdem rockig und kurz sind - ein ähnliches Beispiel ist zumindest für mich "Just For the Record" von Marillion, wo in Anbetracht der Songlänge ebenfalls ziemlich viel passiert. Überhaupt finde ich kurze Progsongs oft noch interessanter als diese vielen Longsongs; viele Ideen gut in einem kurzen Song zu verpacken ist jedenfalls meist kunstvoller, als einfach einen Haufen mehr oder weniger komplette Songs hintereinanderzupacken und als "24-Minuten-Epos" zu verkaufen (wobei das kein genereller Angriff auf Longsongs sein soll!).


    Ich fand auf jeden Fall den Instrumentalteil am Ende schon immer sehr cool; überhaupt ist der Phaser-Effekt sehr gut eingesetzt. Ich hab den Song gerade angemacht; er erinnert mich ein bisschen an "All In A Mouse's Night" (liegt das am Titel oder der comicartigen Story?), tatsächlich aber sogar auch ein bisschen an den Strophenteil von "Dance On A Volcano". Hm, was sagt ihr?


    Lustigerweise hatte ich als Kind die Little Nemo Comics auf deutsch und freute mich, als ich genug Englisch verstand, um mitzubekommen, dass Scenes ein humorvolles Nicken Richtung des Comics ist. Wer die Comics kennt wird sich zumindest über die Zeilen "Eating all kinds of food so close to bedtime / always made him have these nightmares it seemed" bestens amüsieren, denn die Comics (die damals als Fortsetzungsstory mit je einer Seite pro Woche liefen) enden praktisch immer damit, dass Nemo aus dem Bett fällt und aufwacht, was seine Eltern aus dem Nebenzimmer mit Sätzen wie "Ich hab dir doch gesagt, du sollst die Pfannkuchen nicht vor dem Schlafengehen essen" kommentieren.


    ATTW3 ist sicher auch nicht mein Lieblingsalbum, hat aber doch eine Reihe guter bis sehr guter Songs (wobei Burning Rope ist sicher mein Favorit ist - zwar länger als Scenes, aber schafft es gut, eine Songstruktur zu behalten und nicht zu einem Abklatsch früherer Longsongs zu werden). Ich finde auch, dass die Gitarre fast eine größere Rolle spielt als bei den Vorgängeralben, wenn auch vielleicht nicht ganz so einfallsreich wie zuvor.


    Kleine Anekdote: Der Song "Scenes From A Night's Dream" stand Pate für den Titel eines Songs meiner Band, "Scenes From A Dream". Ist noch nicht erschienen, aber TM kennt ihn schon :) Musikalisch gibt's zwischen den beiden Songs aber eher geringere Übereinstimmungen.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • March Hare: Tolles Posting, vielen Dank - den Song finde ich auch richtig gut. Er hat einen unwahrscheinlichen Charme und grundsätzlich etwas ganz Positives. Ich bekomme jedenfalls immer gute Laune, wenn ich ihn höre.


    Ich habe mir eben auch das Vergnügen gemacht, die von dir genannten Sachen zu hören. Mit "Just for the record" z.B. kann ich das gut nachvollziehen. Da höre ich auch entsprechende Prog-Elemente (z.B. die 7er-Takte und auch das Keyboardsolo). Bei "Scenes (...) kann ich das mit dem Prog bislang noch nicht so unterstreichen, was allerdings ja - da sind wir uns absolut einig - kein Defizit sein müsste. Übrigens finde ich auch, dass z.B. Saga ein ganz hervorragendes Songwriting in diesem Sinne haben können (auch auf den neueren Sachen noch): Kurze, knackige Songs, in denen unglaublich viel passiert und die trotzdem absolut in sich stimmig sind.


    Mit "Dance on a volcano" und "All in a mouses night" weiß ich, glaube ich, auch, was du meinst: Da gibt es anscheinend so eine typische Art der Gitarrenbegleitung - in diesem Falle mit ähnlichen Bewegungsmustern. Und die Backround-Vocals bei "All in a mouses night" erinnern mich auch an "Little Nemo".

  • Bei "Scenes (...) kann ich das mit dem Prog bislang noch nicht so unterstreichen, was allerdings ja - da sind wir uns absolut einig - kein Defizit sein müsste.


    Ja, richtig proggig ist Scenes natürlich nicht. Aber es hat schon mehr Elemente als typische Strophe-Refrain-Bridge-Lieder - ein typischer Popsong wäre es zumindest strukturell nicht. Ich glaube auch, ein Grund, weshalb ich Genesis so mag, ist der, dass sie Liedstrukturen nicht vollkommen vernachlässigen; sie sind (meistens) irgendwie konzise, aber eben mehr als einfache Rock/Popmusik. Dazu kommt eben auch die Mischung. Einerseits gefällt mir The Cinema Show besser als I Know What I Like, andererseits würde ich Selling England nicht mögen, würde es aus nur solchen Stücken bestehen.


    Übrigens finde ich auch, dass z.B. Saga ein ganz hervorragendes Songwriting in diesem Sinne haben können (auch auf den neueren Sachen noch): Kurze, knackige Songs, in denen unglaublich viel passiert und die trotzdem absolut in sich stimmig sind.


    Saga kenne ich praktisch nicht; ich hatte mal "Beginners Guide to Throwing Shapes", aber die Platte gefiel mir damals gar nicht; das ist einer der sehr sehr wenigen, die ich verkauft bzw. weiterverschenkt habe. Kannst du da was empfehlen?


    Mit "Dance on a volcano" und "All in a mouses night" weiß ich, glaube ich, auch, was du meinst: Da gibt es anscheinend so eine typische Art der Gitarrenbegleitung - in diesem Falle mit ähnlichen Bewegungsmustern. Und die Backround-Vocals bei "All in a mouses night" erinnern mich auch an "Little Nemo".


    Ja, es liegt irgendwie in der Begleitung; vielleicht sind es die Keyboard-Flächen über dieser Art von Schlagzeug/Bass/Gitarrenarrangement. Und bei "Mouse" und "Scenes" verschwimmen ja auch die Background-Vocals etwas mit den Keyboards (bei einer ganzen Reihe von andreen Songs natürlich auch).

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

    • Offizieller Beitrag

    Jan, deinem Kommentar zu ATTW3 hab ich kaum etwas hinzuzufügen, Scenes from a night's dream war und ist tatsächlich mein Favorit von diesem Album. Many too many ist zwar auch nicht schlecht, aber mir ein wenig zu sehr auf Klammerblues gestrickt. Burning Rope natürlich das Opus Magnus dieses Albums, an dem es wenig auszusetzen gibt.
    Irgendwie kann ich heute kaum noch fassen, warum mich da Album in seiner Gesamtheit damals so enttäuscht hat, denn einzelne Songs für sich genommen, waren und sind durchaus OK. Ich mochte den Sound nicht und vielleicht war es zu lang und zu wenig instrumental und zu viel Keyboards. Meine Wahrnehmung hat sich durch den Remix inzwischen völlig verschoben...


    Scenes From A Dream, wo du es schon ansprichst, ist übrigens auch mein persönlicher Favorit des neuen FAUNS-Albums, obwohl mir die Parallele bis jetzt nicht aufgefallen war. Es ist der Opener, 6:30 min lang und Prog-Folk vom Feinsten. Wer "Trespass" mag und Songs wie Stagnation und Dusk, der sollte sich diese CD zulegen! (Nein, ich bin nicht anteilig am Verkaufserlös oder sonstwie beteiligt, habe nur das Mastering besorgt!) ;)

  • tom: vielleich off topic, aber ich verehre TRESPASS sehr (siehe auch Quizfrage # 17) auch wegen STAGNATION (!) und vor allem DUSK und du meinst: "ich solle mir diese CD zulegen". Soll ich, oder nicht? Bitte mehr davon erzählen, evtl auch nen neuen Thread aufmachen, es interessiert mich wirklich.......

    :)

    • Offizieller Beitrag

    @ colony: Das Album ist ja noch gar nicht erschienen. Wenn's soweit ist, reden wir nochmal drüber. ;)


    back to topic: Ich kann mich an eine zeitgenössische Kritik erinnern, in der der Rezensent Scenes From A Night's Dream als einziges Stück mit Innovationsgehalt auf diesem Album ausgemacht haben wollte. Konnte ich immer nachvollziehen. Vielleicht war's auch das - selbst die guten Einzelstücke wie Burning Rope bieten nichts, was nicht auf früheren Alben schon mal da gewesen war, nur vielleicht einen Tick schlechter.

  • es gibt drei Genesis Alben, die mir nicht besonders gefallen, eins davon ist And Then There Were Three allerdings hat mir der Titel Down and Out immer ganz gut gefallen........mag auch die Torrents dieser Tour nicht, höre sie mir nie an......

    Einmal editiert, zuletzt von Colonyslipperman ()

    • Offizieller Beitrag

    ...mag auch die Torrents dieser Tour nicht, höre sie mir nie an......

    Außer Knebworth, Chicago und Houston gibt es ja auch nicht viel mehr in guter Qualität, vielleicht noch Dijon. Aber diese Shows finde ich klasse und auch das Westfalenhalle-Dortmund-Konzert (bei dem ich zugegen war) war einfach nur genial.
    Ich habs schon mal irgendwo gesagt, ohne dieses Konzert wäre die Band - unter dem Eindruck dieses enttäuschenden Albums - bei mir komplett unten durch gewesen. Ich hätte ihnen wahrscheinlich keine weitere Chance gegeben und sie in der Folge komplett ignoriert.

  • Westfalenhalle-Dortmund-Konzert (bei dem ich zugegen war)

    ich doch auch (schon mehrfach berichtet) und bin in den einmaligen 78er Genuß von Supper’s Ready (ab “Apocalypse in 9/8”) gekommen........
    die von dir genannten Torrents habe ich auch, da es heute hier heftigst schneit und somit ein ruhiger Nachmittag ansteht, verspreche ich, das ich mich heute noch mit ATTW3 und mindestens einem Torrent beschäftigen werde.........

    :)
    Gut, das es dieses Forum gibt, wäre nie auf die Idee gekommen, heute sowas mal zu machen. Habe die ATTW3 mindestens 10 Jahre nicht angehört.........

  • Ich hätte ihnen wahrscheinlich keine weitere Chance gegeben und sie in der Folge komplett ignoriert.


    ich bin froh, dass dies nicht eingetreten ist...es hätte einige meiner Lieblings cds nicht gegeben...