PETER GABRIEL - ...And I'll Scratch Yours - Userkritiken / -meinungen

  • Ich als Spätzünder hab das Album erst seit Anfang des Jahres und bin erst um das EvAnt herum zum Hören gekommen und muss prinzipiell sagen, dass ich doch froh bin, die Scheibe zu besitzen. Der Umstand, kein Fan auch nur von irgend einem der Künstler zu sein, hat mir ermöglicht mehr oder weniger jungfräulich an die Songs ranzugehen. Nach mehreren Durchläufen mal ein Track-by-Track


    1) I Don't Remember: das langweiligste zu erst. Ist für mich belangloses Gedudel. Ich find's langweilig. Vielleicht begreif ich es auch nicht, ist ja Kunst :gruebel:


    2) Come Talk To Me: Viel besser! Das Chorale und der Banjoeinsatz sind Pluspunkte, die die Version interessanter machen.


    3) Blood Of Eden: *gähn*, ich mag diesen singer-songwriter-artigen Sound nicht. Zu nah am Original, das mich schon nicht angemacht hat.


    4) Not One Of Us: Wahrscheinlich der Tiefpunkt? Sollen Kinder dazu Ringelpietz machen? :augenrollen:


    5) Shock The Monkey: Hätte gerne Gas geben können, denn der Ansatz gefällt mir. Der Song bietet Raum für eine noch düstere Atmosphäre.


    6) Big Time: Erstes echtes Highlight! Nicht covern sondern interpretieren. Bei Randy Newman muss ich einfach grinsen, zumal hier Musik und Lyrics überhaupt nicht mehr zueinanderpassen (außer vllt die Zeile "my ass gettin' bigger"). Da ich dann immer hieran denken muss, Daumen hoch!


    Family guy randy Newman - YouTube


    7) Games Without Frontiers: Guter Ansatz, hätte aber auch mehr Dampf vertragen können.


    8) Mercy Street: Wo Elbow drauf steht ist Elbow drin. Solide Arbeit. Sehr nah am Original, dafür allerdings sehr passend.


    9) Mother Of Violence: Highlight! Perfekte Atmosphäre! Konzept des Albums voll verstanden und umgesetzt! Bienchenstempel ins Hausaufgabenheft!


    10) Don't Give Up: Ähnlich wie Blood Of Eden...macht das Album nicht besser und nicht schlechter. Nicht mein Ding halt.


    11) Solsbury Hill: Großartig!!! Warum hat man den Track nicht an das Ende gesetzt? Danach kommt nichts mehr! Kein Cover, Interpretation? Vielleicht Umsetzung, viel eher Zersetzung! (Gilt das als Dekonstruktivismus?) Sägende Gitarren und Leck-Mich-Einstellung. Wollte Peter Gabriel nicht genau das 1977 ausdrücken? "Leckt mich"? Jedenfalls ist genau dieses Vorgehen zusammen mit Eno und Newman die Krönung des Rückenkratzerkonzepts für mich.


    12) Biko: Guter Ausklang und ähnlich solide Leistung wie Elbow. Paul Simons Version ist allerdings einen Tick individueller und im Rahmen des Albums deshalb wertiger in meinen Ohren.

  • Mit einigem Verzug habe ich mich in den letzten Wochen etwas intensiver mit dem Re-Scratch befaßt und bin von dem Album doch einigermaßen gelangweilt. Um Aufmerksamkeit heischen eigentlich nur Joseph Arthur, Brian Eno und Lou Reed.

    Arthur verausgabt sich engagiert, aber irgendwie hört es sich auch an, als habe er ein Problem und braucht vielleicht Hilfe. Atmosphärisch zumindest dicht und spannend.
    Eno schafft mit seinen soundscapes den beunruhigenden Moment des Albums, aber letztlich kann man das nicht allzu oft hören, ohne sich nach dem fragilen Original zu sehnen.

    Von den anderen weitgehend erwartbares oder unerwartet Belangloses. Schließlich reißen zu meiner Überraschung ausgerechnet die letzten beiden Tracks das ganze noch halbwegs heraus.

    Von Lou Reed kannte ich die Live-Version und mochte sie nicht. Dieser demonstrativ destruktive Zug war mir zu ausgestellt abgewandt.
    Nun hat mich der Song doch noch erreicht. Daß er so anders ist als das Original, gereicht ihm in dem Fall zum Vorteil. Denn eigentlich kann ich "Solsbury Hill" nicht mehr hören. Hier aber ist dieses Lied tatsächlich nochmal neu zu entdecken.

    Die Frage, ob Lou Reed ein guter Sänger ist, erübrigt sich ebenso wie bei Bob Dylan oder Neil Young. Man hört ihnen zu oder läßt es. In diesem Fall nölt sich Reed selbst für seine Verhältnisse schon provozierend unmetrisch durch den Text, aber ich verstehe das mittlerweile nicht mehr als Gag, sondern als Ausdruck der kraftzehrenden Sinnsuche. Mühselig und beladen schleppt sich da jemand auf den Hügel, da kann man nicht noch auf die Nuancen des Vortrags achten.


    Aber dann: Die hymnische Gitarren, die wir zusätzlich zu Reeds Gesäge zu hören bekommen, (vermutlich von Mike Rathke), verleihen dieser Ode an den Aufbruch musikalisch das erhabene Element, und nach mehrmaligem Hören strahlt diese anfangs so derbe Hommage eine Schönheit aus, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Das ist, wenn ich das richtig sehe, gleichzeitig Reeds letzte Veröffentlichung, und bestimmt ist Gabriel ein bißchen stolz auf dieses Vermächtnis des Freundes.

    Danach plingert die Platte geruhsam aus. Paul Simon macht gar nicht erst den Versuch, die Kraft der Vorlage zu mobilisieren. Er ist eben Paul Simon und gibt seine Singer-Songwriter-Vorstellung, höflich und zurückhaltend mit leichter Verbeugung. Das ist wirklich schlicht, aber man kann es auch unprätentiös nennen, und nach den auf mich überwiegend bemüht originell wirkenden Versuchen seiner Vorgänger auf altmodische Art direkt. Hey, scheint Simon uns zuzusingen, es wird sich zwar nie etwas ändern auf dieser Scheiß-Welt, aber laßt uns trotzdem mit dem Herzen dagegen anklampfen, was sollen wir sonst machen.

  • Mich hat dieses Re-Scratch Album nur wenig begeistert. Die besonderen Ausnahmen dabei fand ich lediglich Lou Reeds Interpretation von Solsbury Hill (hervorragend!) und Joseph Arthurs Umsetzung von Shock the Monkey. Beides wirkliche Neuinterpretationen, die wirklich irgendwie mehr Wert in die ursprünglichen Songs von Peter reinbrachten, sie praktisch im Nachhinein aufgewerteten, auch wenn ich die dabei gewählte Art der instrumentalen Umsetzung nicht unbedingt mag - aber die Interpreten kamen absolut authentisch rüber.

  • Als Anhänger der Musik Peter Gabriels besitze ich das Doppel-Album, welches sowohl "Scratch my back" (Gabriel covert Songs von anderen Musikern) als auch "And I'll Scratch yours" (andere Musiker covern Songs von Gabriel) enthält. Werde mit beiden CDs nicht warm.


    Die Originale - sofern ich sie kenne ("Heroes") - gefallen mir wesentlich besser. "Scratch my back" umfasst überwiegend langsamere Stücke. Und wenn wie bei "And I'll Scratch yours" mal 'ne etwas flottere Nummer drauf ist, dann fällt sie gegenüber der ursprünglichen Fassung deutlich ab; z.B. "I don't remember" (mein Lieblingssong auf Gabriels drittem Solo-Album), neu-interpretiert von David Byrne. "Shock the Monkey" (gesungen von Joseph Arthur) klingt da für mich noch mit am besten. Wobei man auch hier den Eindruck bekommen könnte, Monkey hielte gerade sein Mittagsschläfchen ab.


    Akzeptabel: die Cover-Version zu "Mercy Street" (Elbow). Grausam: die Fassung zu "Don't give up"; der männliche Sangespart klingt so, als ob er Verstopfung hätte. Unmöglich auch "Solsbury Hill" in der Lou Reed-Variante.


    Die Idee "Ich spiele deine Songs - und du dafür meine" war im Prinzip sicher eine recht interessante. Nur leider keine, die meine Ohren erfreuen könnte.