Jonathan King

    • Offizieller Beitrag

    TM, auch ich möchte an das Gute glauben und für mich steht das Gerechtigkeits-Prinzip, wie Du weißt, ganz besonders hoch. Aber hier gehst Du in die falsche Richtung.

    Ich gehe aus Prinzip eben in gar keine Richtung, sondern verweise nur auf Quellen mit anderen Informationen. Ich glaube weder an das Gute generell, noch auf das in JK. Wie schon gesagt, ist mir der Herr alles andere als sympathisch. Ich sehe nur, dass sein Fall offenbar nicht so eindeutig ist, wie du ihn findest.

    Für Irritation sorgen könnte Dein Bemerken "Wer sich also dafür interessiert, wie seine Gerichtsverhandlung 2001 abgelaufen ist, am Ende derer er zu sieben Jahren Knast verurteilt wurde (nach vier Jahren vorzeitig entlassen)" Vorzeitige Entlassung, also "Parole" bekommt faktisch fast jeder, allein schon wegen der chronischen Überfüllung der Gefängnisse. Es hat nie etwas mit "verminderter Schuld" o.ä. zu tun, ein Eindruck, der aus Deinen Worten bei Lesern erwachsen könnten, die nicht mit der englischen Justiz vertraut sind.

    Schön, dass du dir Sorgen um die Leser machst, aber da die Vorzeitige Entlassung auch in Deutschland die Regel ist und unter ähnlichen oder sogar identischen Voraussetzungen erfolgt, hatte ich da weniger Bedenken - hoffe, du siehst es mir nach:

    Zitat von Wikipedia


    Und das Woffinden Buch 'The Nicholas Cases' zeigt die Probleme der englischen Justiz, aber den Fall King filtert der Autor, wo es nur geht. Für den ehemaligen NME Journalisten scheint JK eben der Musikmogul zu sein. All die Hinweise auf seine Vermischung mit der Szene fallen weg.

    Ist das wirklich so? Hast du das Buch gelesen oder nur die Zusammenfassung in dem Artikel? Willst du andeuten, als ehemaliger Musikjournalist sei er automatisch befangen oder nicht unabhängig und seine Meinung damit wertlos? Worauf gründet sich dieser Eindruck? -
    Ich habe zwar nicht allzu tief recherchiert, aber doch den Eindruck gewonnen, dass Woffinden durchaus ein seriöser Journalist ist, dem es gerade nicht um Personen und Prominente geht, zumal er sonst nur Fälle aufgegriffen hat, die gar nichts mit der Musikindustrie zu tun haben. Und seine Kritik am britischen Justizsystem geht deutlich weiter zurück als die Anklagen gegen King, also ich halte es für wahrscheinlich, dass der Kollege weiß, was er tut und schreibt.

    Aber jetzt - 25.05.2017 - haben sich die unfassbaren Vögel eh mal wieder auf die Stange gesetzt


    Jonathan King unter neuer Anklage


    Es geht zwar um die Zeit 1970 bis 1986, aber nicht um alte Fälle, sonder neue Beweise.
    Neun damalige Jungs sind heute so gefestigt, gegen ihn aufzustehen. Wegen 18 Missbrauchs-Taten ist Anklage erhoben.
    Am 26. Juni ist erste Verhandlung im Westminster Magistrate Court

    So wie ich das sehe, ist das die bislang fehlende Anklage zu seiner Verhaftung im September 2015. Die geht aber auf die Ermittlungen der "Operation Arundel" zurück, die bereits 17 Jahre alt ist. In dem von dir verlinkten Artikel ist daher auch nicht die Rede von neuen Beweisen oder neuen Zeugen/Opfern. "New allegations" bedeutet wörtlich "neue Anschuldigungen". Diese wurden im Zuge der "Operation Ravine" aufgestellt, einer unabhängigen Nachprüfung ("independent review") im Auftrag der Merseyside Police, die die alten Ermittlungen gesichtet und offenbar neu bewertet hat. - Aber warten wir doch ab, was dabei herauskommt, wobei - mir ist das eigentlich völlig egal.


    Der Punkt ist, ich verstehe letztendlich nicht wirklich, was dein Anliegen ist. Ich verstehe natürlich die emotionale Beteiligung, die auch mich als Vater trifft und was die generelle Bewertung von Kindesmissbrauch angeht, rennst du wohl bei jedem hier offene Türen ein (hoffe ich wenigstens). Ebenso weiß vermutlich jeder, dass gerade Prominente häufig unter dergleichen Anschuldigungen zu leiden haben. Die Motivation dafür ist wahrscheinlich eine Mischung aus Neid, Bigotterie und Geldgier - und Persönlichkeitsstörungen scheinen dies ebenfalls zu begünstigen.
    Ob King nun tatsächlich schuldig ist oder nicht, werden vermutlich auch zukünftig nur King selbst und seine vermeintlichen oder tatsächlichen Opfer wissen, es sei denn, es käme zu einem Geständnis.
    Was also ist deine Mission und was würde es denn ändern, wenn wir alle hier ab sofort jede Skepsis verlieren und in den "Kinderschänder - Kinderschänder"-Chor einstimmen würden? :gruebel:

  • Ich antworte mal, obwohl ich eigentlich nicht angesprochen bin.
    Ich denke, die Diskussion zur Person JKs ist entstanden, als die Idee eines Interviews mit ihm aufploppte.
    Ohne das Hintergrundwissen, das JK ein verurteilter Kinderschänder ist, wäre da ja auch nichts gegen einzuwenden.
    Da er aber ein verurteilter Kinderschänder ist, der seine Strafe abgesessen hat, werde ich auf jeden Fall bei dem "Kinderschänder, Kinderschänder-Chor" mitsingen, genauso wie ich beim verurteilten U.Hoeness , der ebenfalls seine Strafe abgesessen hat und auf Bewährung draußen ist, in den "Steuerhinterzieher, Steuerhinterzieher-Chor" einstimme.
    Wäre auch in diesem Fall UH als auch in jenem Fall JK nicht bereit, in hier eine Plattform zu geben, um über seine FGTR-Tapes oder andere alte Geschichten zu sprechen, wie im Fall UH über Fußball oder dergleichen.
    Ihr, also wer auch immer interviewen will, könnt natürlich machen was ihr wollt, aber das ist lediglich meine Meinung dazu.
    Aber da das Interview ja laut Christian ja sowieso kein Thema ist, kann man sich jetzt ja auch mal wieder einkriegen und gut ist, für mich jedenfalls.
    Das eigentliche Thema, also die neue Ausgabe der FGTR sollte trotzdem ein Thema sein und bleiben, dazu ist es zu wichtig und interessant.
    Ob JK das gerade jetzt heraus bringt, um medienmäßig abzulenken oder Publicity zu suchen, keine Ahnung. Ist nicht nachweisbar und wäre für mich auch kein Grund, das Teil zu ignorieren oder zu boykottieren.
    Vll. können wir das dann auch damit abschließen?
    :huhu:

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    • Offizieller Beitrag

    Hotte, während ich Dir im Großen und Ganzen zustimme, möchte ich zwei abweichende Gedanken noch loswerden:


    1 - Für mich besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Straftaten, für die ein Hoeness und für die ein King verurteilt wurde. (Stichwort: Ursache, die zu den Straftaten geführt hat.)
    2 - In diesem Faden hier ist tatsächlich der Herr King das (wenig appetitliche) Thema. Die schon interessanteren FGTR-Wiederveröffentlichungen haben ihren eigenen Faden hier: Verschollene Multitrack-Tapes von 1968/69 aufgetaucht.

  • Zitat

    Diskussionen? Immer gerne. Aber zur Sache, nicht zur Person.


    Die sicherlich ungewollte Ironie dieses Vorschlags zwingt mir dann doch ein breites Grinsen ins Gesicht.


    Nichtsdestotrotz habe ich den etwas unglücklich formulierten Satz abgewandelt, hoffe dass das es sich nun nicht mehr so missverständlich liest.


    Aber gut, dann halt zur Sache:


    Ich selbst habe kein Interesse an einem solchen Interview. Nicht wegen Kings Neigungen und / oder kriminellen Handlungen, sondern weil mein technisches Interesse mit "klingt gut" (oder eben nicht) ausreichend erschöpft ist. Ob das nun mit einem Kassettenrecorder aufgenommen wurde oder mit den Pro Tools, interessiert mich einen Fuchsbandwurm.


    Ich finde es jedoch bedenklich, wenn man für andere entscheiden möchte, welche Interviews moralisch vertretbar sind und welche nicht. Solange King (wieder) unter Anklage steht, mag es etwas anderes sein, aber die Ausgangslage bei der Threaderstellung war eine andere. Da sah es so aus als hätte er seine Strafe abgesessen, bzw. wäre entlassen worden. In solchen Fällen bin ich sehr dafür, dass das Geschehene nur noch die Opfer und die Täter etwas angeht und das es für beide sicherlich sinnvoller ist, wenn Dritte sich um Sachen kümmern, die sie etwas angehen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Morgen beginnt die von vielen langersehnte Phil-Collins Not Dead Yet Live Tour. Eigentlich wollte ich das hiesige Thema ruhen lassen, um die Freude und Euphorie nicht zu stören.


    Ich werde ausführlich nach Phils Show antworten, auf TM, auf Herma.


    Nur eines vorab: Ich halte es für unfair, mein Anliegen einer grundsätzlichen Ethik-Diskussion (siehe Posting #4) zu verunglimpfen als angeblichen Versuch, anderen Leuten, Dritten moralisierend zu verbieten oder vorschreiben zu wollen, Interviews zu lesen oder nicht.


    Aus dem Marketing kommend bewerte ich Interviews als sehr hochwertige Kommunikationsmittel. Sie sind bestenfalls win-win für beide Seiten:
    >Eine Ehre für den Interviewer: man wird zugelassen, ein Signal an andere Künstler, man darf echte Fragen stellen, das Image steigt
    >Eine Ehre auch für den Interviewten: er wird aufgewertet, exponiert, wird für Neuleser erkennbarer, meist positiver identifizierbar, mit Ausstrahlwirkung auf seine übrigen Werke
    Es ist eine Frage der inneren Haltung auf beiden Seiten: Auf Seiten des Interviewers vor allem, wem man als Magazin oder Fanclub diese wertigste aller Plattformen zur Verfügung stellt


    Falsch ist die Behauptung "die Ausgangslage bei der Threaderstellung war eine andere. Da sah es so aus als hätte er seine Strafe abgesessen, bzw. wäre entlassen worden."
    Tatsächlich startete die Frage der Ethik-Diskussion mit Little Nicks Bemerken der erneuten Verhaftung. Als langjähriger Beobachter der Angelegenheit wusste ich, die 2015ner Verhaftung eben nicht erledigt war.


    Grundsätzlich finde ich Hermas eindringliches Pädoyer für Rechtsstaatlichkeit und Unschuldsvermutung unterstützenswert. Alle Rechtsstaate dieser Welt geben indes zu, dass sie bei bestimmten Tatbeständen an ihre Grenzen stoßen. Wir Deutschen sehen das im NSU-Prozess. Die Briten u.a. bei der Aufklärung der BBC-und Musikbranchen-Kinderschänder-Netzwerke.


    Dank an Christian zur Klarstellung, dass ohnehin kein Interview geplant ist, die Aufregung also umsonst war.


    Eine Grundsatzdiskussion halte ich weiter für sinnvoll, neben allem auch deshalb, weil sonst ja bei jeder weiteren Veröffentlichung von FGTR oder den Milton Keynes-Tapes usw. wieder jemand die Vergangenheit ansprechen wird. Nach dem 25.06. (erster Verhandlungstermin und Anklageverlesung) wissen wir mehr. Warten wir vielleicht bis zum Ausgang des Verfahrens.


    ##


    Allen Phil Fans und Karten-Inhabern viel Vergnügen mit der fröhlichen Seite der Genesis Family

  • Meine Güte, wie ich es hasse am Telefon zu antworten. :D


    Ich glaube in Sachen Ausgangslage reden wir aneinander vorbei. Dir geht es scheinbar um Kings Wahrnehmung im Forum, mir ging es um die Fakten als solche. Als der ursprüngliche Thread aufgetrennt wurde gab es keine erneute Anklage gegen King. Der Thread begann am 9.5, dein Newslink ist vom 25.5, also mehr als 14 Tage später.


    Das kein Interview mit King geplant ist, war im Übrigen auch schon vorher bekannt. ;)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Als der ursprüngliche Thread aufgetrennt wurde gab es keine erneute Anklage gegen King. Der Thread begann am 9.5, dein Newslink ist vom 25.5, also mehr als 14 Tage später.

    In den damit beschäftigten Kreisen war bekannt, dass die 2015 erfolgte Entlassung aus der >Verhaftung im Rahmen der Operation Ravine< gegen Kaution nur der Auftakt sein würde und 2016 sickerte durch, dass die Ankläger genug Material beisammen hatten, um eine wasserdichte Anklage aufzusetzen.


    Bereits bei ersten Gerüchten vom "Überraschungsfund", als noch nichts von den Restaurationsarbeiten und von der Art der Neuverwertung bekannt war, kam die eine oder andere Erwähnung, dass King wohl Cash für den Aufbau einer neuen Verteidigung benötigen würde.


    Ich glaube in Sachen Ausgangslage reden wir aneinander vorbei. Dir geht es scheinbar um Kings Wahrnehmung im Forum

    Nein


    Wohl auch hier als Basis im Forum, aber vor allem um die Außen-Strahl-Wirkung. Immerhin verweisen zahlreiche links und jede google-Anfrage zum Thema Genesis auf dieses Forum und viele viele externe Leser gucken hier herein.


    Wenn Du schon "beibleibst": Ich meine, wir müssen bestimmte gesellschaftliche Regularien auf gesellschaftlicher Ebene regeln. Gerade dort, wo der Rechtsstaat an seine Grenzen stößt. Wenn Kriminelle allein schon deshalb etwas tun, weil sie sicher sein können, dass der Rechtsstaat Ihnen aufgrund der Unschuldsvermutung nichts oder kaum etwas anhaben kann, dann gehts nur gesellschaftlich.


    (PS Die Netzwerke innerhalb einerseits der UKMedienbranche + BBC vor allem 1970 - 1990, aber auch innerhalb der Kirche waren nicht bestückt mit armen gepeinigten Menschen, die heimlich von Frischfleisch träumen und "mal ausgerutscht" sind. Es sind nahezu professionelle Groomer und Verführer, die untereinander sogar in Wettbewerben um die Methodik stehen und deutlich Body-Count betreiben)


    Mit "gesellschaftlicher Regelung" meine ich nicht >steinewerfende Bürgerwehren< oder Regenschirm-schwingende Moralelastixens mit Schaum vor dem Mund. Aber ein Anfang wäre, solche Menschen nicht auch noch zu pushen. Also z.B. Beate Zschäpe nach ihrer mutmaßlich bevorstehenden Entlassung-mangels-Beweisen nicht auch noch Interview-Space gewähren.


    Deine Position hab ich verstanden. Egal, was Schlimmes jemand verbrochen hat, nach Verbüßung seiner Strafe für die Taten, die ihm nachgewiesen werden konnten ist er voll rehabilitiert und gesellschaftlich gleichwertig zu behandeln, als sei nicht seine innere Haltung das Problem.
    Ist okay.
    Mir ging es ja um eine Ethik-Diskussion, nicht um Scheiterhaufen.