19.12.2013 WEIHNACHTSQUIZ: Two Discs Live

Richtige Antwort ist Nr 3

Erläuterungen vom Meister TM Productions:

Gefragt war nach der "deutschen Erstausgabe", nicht nach der ersten deutschen Pressung! Daher ist die Antwort "der blaue Vertigo-Labelaufdruck" korrekt:

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Quelle: The First Pressing CD Collection: Genesis - Three Sides Live

Wäre explizit nach der "ersten deutschen Pressung" gefragt worden, wäre die Antwort nicht so eindeutig ausgefallen, denn als die kommerzielle CD-Produktion im August 1982 mit der Inbetriebnahme des Polygram-Presswerks in Hannover begann, war dies das weltweit einzige Presswerk. Für eine kurze Zeit wurde also von hier der gesamte weltweite CD-Markt bedient (der natürlich zunächst auf kaum nennenswerte Stückzahlen kam). Mithin war auch jede US- oder UK-CD bis zur Eröffnung eigener Presswerke (ab Mitte 1983) eine deutsche Pressung!

Kennzeichnend für die Erstpressungen aus Hannover ist der schlichte Labelaufdruck - ein in Volltonfarbe gehaltener Hintergund mit nur einer weiteren Farbe für die Beschriftung, Logos etc. sowie die bis ans Mittelloch reichende Aluminiumbeschichtung. So sieht auch die allererste CD überhaupt aus: ABBAs "The Visitors" mit einem "Red Face"-Polydor-Label mit schwarzer Schrift.
Die allererste Pressung von "Three Sides Live" - 1984 in Hannover hergestellt, aber exklusiv für den britischen Markt bestimmt - sah daher so aus:

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Hierbei handelt es sich um ein Exemplar der berühmten Virgin-"Blue Face"-Serie - made in Germany für den Export nach UK. Aufgrund geringer Stückzahlen sind Exemplare dieser Serie heute die begehrtesten Raritäten. Spätere "Blue Face"-Labels gab es auch vom Nimbus-Presswerk in England, dort jedoch mit dem Aufdruck "Made in U.K." sowie einer nicht ganz bis zum Mittelloch reichenden Aluminiumbeschichtung.

Interessant dabei ist, dass demnach die UK-CD-Erstausgabe von "Three Sides Live" zum ersten und einzigen Mal die fünf Studiotracks enthielt, die bis dahin der internationalen Version des Albums vorbehalten waren - alle UK-Pressungen des Vinyl-Albums hatten ja exklusiv die vierte Live-Seite stattdessen! - Vermutlich lag das daran, dass man in Hannover aus Kostengründen zunächst nur eine einzige Version der CD herstellen wollte - eben die internationale Version - die dann also auch für kurze Zeit mit dem "Blue Face"-Label in UK verkauft wurde. Dies ist schon eine kleine Sensation, das die meisten Diskografien und Auflistungen verschweigen und auf die ich auch erst bei den Recherchen zu dieser Quizfrage gestoßen bin. Schon die in UK hergestellte Zweitauflage hatte diesen Umstand jedoch bereits wieder korrigiert und beinhaltete wieder die üblichen exklusiven Live-Tracks der ehemaligen vierten UK-LP-Seite. Erst mit der "Definitive Edition Remaster"-Serie wurde diese Version 1994 zum weltweiten Standard erhoben - was sämtliche bis dahin erschienenen internationalen Versionen mit den fünf Studiosongs inzwischen zu Raritäten gemacht hat - auch weil der Originalmix des Songs Me And Virgil nur hier in digitaler Form zu finden ist!

Wann genau die deutsche Vertigo-Erstausgabe mit der oben zu sehenden "Blue Swirl" genannten Grafik erschienen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Die Quellenlage ist da leider nicht einheitlich. Klar ist nur, dass sie ebenfalls in Hannover bei Polygram gepresst wurde (steht sogar drauf). Wahrscheinlich handelt es sich um eine Pressung vom selben Glasmaster wie beim "Blue Face", allerdings lässt der deutlich aufwändigere und schärfere Dreifarben-Siebdruck auf ein Upgrade des Label-Druckverfahrens und damit auf eine spätere Herstellung schließen, wahrscheinlich nach 1984. Der Aufdruck "P. 1982" kennzeichnet übrigens nicht das Herstellungsjahr der CD, sondern das Ersterscheinungsjahr des Albums - die "Blue Swirl"-Ausgabe von "Abacab" trägt daher auch folgerichtig den Aufdruck "P. 1981". Ein Umstand, der geeignet ist, auch die sorgfältigsten Diskographen zu verwirren...

Damit kämen wir zur Auflösung der weiteren Optionen:

• Den Aufkleber "Four Sides Live - Limitierte Auflage" vorn - gab es nur bei der deutschen Import-Variante der UK-Vinyl-LP
• Die Bestellnummer GECD2002 - eine typische Virgin-Nummer - war der UK- und NL-Version vorbehalten (also auch der "Blue Face"-Version siehe oben)
• Der blaue Vertigo-Labelaufdruck - BINGO!!!
• Das farbige Coverfoto mit gelbem Logo vorn - hatte die NL-Ausgabe, sowie die meisten späteren Reissues mit normal breitem 2CD-Jewelcase
• Der fehlende Barcode auf der Rückseite (Jewel-Case-Einleger mit Tracklist) - ist zwar ein Kennzeichen der "Blue Face"-Ausgabe, allerdings fehlt dieser auch bei der späteren, in UK hergestellten Zweitauflage
• Die Jewel-Case "Fat-Box" - hatten ALLE CD-Erstausgaben weltweit. Da diese Boxen für maximal vier CDs konzipiert waren, wurde zusätzlich ein quadratisches Stück Schaumstoff in die Hülle eingelegt, damit die CDs nicht in der geräumigen Hülle herumflogen, was natürlich trotzdem passierte.
• Den Schreibfehler beim Titel Afterglow auf der Rückseite (Jewel-Case-Einleger mit Tracklist) - "Afterflow" - gab es bei der US-Erstausgabe)
• Den Schreibfehler beim Titel In The Cage auf dem Labelaufdruck - "In the eage" - hatte die deutsche Zweitausgabe, sowie die französische Pressung (beide mit rotem Vertigo-Aufdruck)
• Der Schreibfehler beim Titel Paperlate auf dem Labelaufdruck - "Paperplate" - gab es bei der zwar in Deutschland hergestellten, aber nur in UK verkauften "Blue Face"-Version (siehe oben)
• Das Vorhandensein der fünf Studiotracks am Ende von CD 2 - war Fakt bei allen CD-Ausgaben bis 1994 (mit Ausnahme der in den UK hergestellten Virgin-Ausgaben)

Zitat von soenner

Ist es möglich, dass es den blauen Vertigo-Aufdruck in mehreren Varianten gab? Folgende Forendiskussion gibt einen Hinweis auf diese Möglichkeit: Genesis - early CD versions thread (Ver. 2) | Page 13 | Steve Hoffman Music Forums
Sollte der User "Smooth" (ca. in der Mitte der Seite) Recht haben, gäbe es den blauen Vertigo-Labelaufdruck nicht nur bei der Erstausgabe, sondern wäre - ggf. kurz nach der allerersten Ausgabe - nochmal etwas geändert worden, daher kein Alleinstellungsmerkmal und also nicht die korrekte Antwort auf die Frage.

Und: Das Stichwort 'Google Cache' ist ja schon gefallen. Liegt TM Productions mit seiner Aussage zur deutschen Erstausgabe im folgenden Thread etwa falsch? http://webcache.googleusercont…ree-sides-live-der-2.html

Da bin ich ja mal gespannt...

Falsch vielleicht nicht, aber etwas unscharf: was ich damals nicht wusste, war die Tatsache, dass das Presswerk in Hannover anfangs auch den kompletten UK- und US-Markt beliefert hat, somit alle CDs in dieser Zeit, auch die britischen Virgin, deutsche Pressungen waren. Man muss hier also klar zwischen Erstpressung und Erstausgabe unterscheiden - das hatte ich in dem besagten Post vor einigen Monaten nicht getan - ich war da auch reingefallen auf die falschen Angaben bei Genesis-Discography.org, wo das "Blue Face"-Label sowohl bei der UK, als auch bei der Germany-Erstausgabe angegeben ist - obwohl ich mich ein wenig wunderte, dass es eine deutsche Ausgabe mit Virgin-Label gegeben haben soll (der deutsche Vertrieb lag ja schon seit 1981 bei Vertigo). Mir ist erst jetzt klargeworden, dass es nur eine "Blue-Face"-Version gegeben hat und so auch tatsächlich die UK-Erstveröffentlichung als deutsche Pressung mit internationaler Tracklist kam.

Was die "Blue Swirl"-Varianten angeht - jede Ausgabe kann verschiedene Auflagen oder Chargen haben, bei der sich Details im Druck ändern können (aber nicht müssen). Das ist schon deshalb so, weil immer wieder nach Bedarf nachgepresst wird und dann in den Produktionspausen kleinere Korrekturen durchgeführt werden können. Eine weitere Charge hatte sogar eine blaue statt der schwarzen Farbe für die Schrift verwendet. Hier von verschiedenen Ausgaben zu sprechen, wäre aber wegen der Geringfügigkeit der Abweichungen zuviel der Ehre, außerdem ist es im Nachhinein extrem schwierig, hier eine zuverlässige chronologische Reihenfolge festzustellen.
Die "Blue Swirl" und "Red Swirl"-Grafiken waren ähnlich wie die Papierlabels beim Vinyl ein universelles Blanko-Label, mit dem auch andere Vertigo-CD-Releases bedruckt waren. Die individuelle Beschriftung, also Bandname, Bestellnummer, Titel etc. erfolgte später in einem zweiten, unabhängigen Durchgang und konnte daher leicht von Charge zu Charge variieren. Ich wäre z.B. nicht überrascht, wenn es eine spätere Charge der "Red Swirl"-Vertigo gegeben hätte, die den Tippfehler "in the eage" korrigiert hätte - auch das würde nach meiner Auffassung keinen Versionssprung der Ausgabe nach sich ziehen, auch wenn hier die Chronologie eindeutig wäre.