ALBUM DES MONATS - Euer Input für eine neue Rubrik

  • Hier ein paar weitere Anregungen bzw. Fragen:


    Wenn einzelne Kriterien bewertet werden sollen: Was ist denn damit überhaupt gemeint? Geht es 'nur' um das Gefallen oder Nichtgefallen? Oder auch um zumindest ansatzweise objektive Qualität? Theoretisches Beispiel: das Cover von ATTWT gefällt mir nicht, aber ich weiß, dass da ein künstlerisch wertvolles Bild zum Einsatz kommt. Wie sollte ich abstimmen?


    Wenn das Artwork bewertet werden sollte (was ich für richtig halte): Um welche Teile davon sollte es gehen? Gesamt, d.h. vornehintenobenunteninnen, oder nur das Frontcover? Und um welche Version sollte es gehen? Das müsste natürlich geklärt werden, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.


    Eine Reihe der bisher genannten Kriterien passen m.E. nicht oder nur schlecht für Livealben (z.B. Produktion-Klang-Watweißich, Albumdramaturgie, ...). Klar, bei Live-Alben könnten oder müssten dann solche Kriterien nicht abgefragt werden. Aber wäre es nicht besser, von vornherein nur solche Kriterien abzufragen, die für die Mehrheit aller Alben passen?


    Und letzten Endes glaube ich, dass der Mehrwert von so fein aufgedröselten Kriterien gering sein wird. Es sind nun einmal Sender und Empfänger und die damit einhergehenden Falltüren jeder Kommunikation im Spiel. Falls die abgefragten Kriterien beispielsweise nicht genau definiert werden - und das wird nicht abschließend möglich sein und/oder einiges verkomplizieren -, dann würde jeder Abstimmende seine eigene Definition verwenden.


    Noch ein Beispiel: Irgendetwas an BS mag ich nicht so sehr. Aber ob das nun das Arrangement oder die Produktion ist, kann ich nicht sagen. Gehört in dem Fall nicht auch beides direkt zusammen? Da würde mir das Fachwissen fehlen. Und: selbst wenn ich es nicht mögen sollte, würde ich es PC weiterhin hoch anrechnen wollen, dass er diese One-Man-Show abliefert. Also: wie abstimmen?


    Genug der Worte: ich würde die ganze Chose deutlich reduzieren. Nicht, weil es nicht interessant wäre, sondern aus genannten Gründen.


    Mein Vorschlag: maximal drei Kriterien
    - Musik (inkl. Text, Komposition, Arrangement, Produktion usw.) - 75%?
    - Artwork - 5%?
    - eigene Bedeutung (inkl. eigener Bewertung ggü. Vergleichsalben) - 20%

    For me there's no mystery...


    2024: 29.02: Wilson @ BS | 03.03. Wilson @ HWI | 15.03. Wilson @ Isernhagen | 19.21.07. NOTP @ Loreley | 29.11. Wilson @ Woprswede

    tbc

    • Offizieller Beitrag

    Diesen Ansatz - Geringschätzung von Sachkompetenz - verstehe ich nicht.
    Falls man denkt, man würde hierdurch zu viele User von einer Bewertung ausschließen: Man kann sich eine solche Kompetenz auch erarbeiten, einfach indem man mal ein bisschen genauer hinhört.
    So haben sich vielleicht viele bis heute zum Thema "Arrangements" kaum Gedanken gemacht. Die Frage, welche Instrumente ich wie und wann einsetze, ist aber eine essentielle. Das sollte schon ein separater Punkt sein.


    Wenn Du glaubst, dass ich mir Kompetenz in puncto Arrangement oder dergleichen durch "ein bisschen genauer hinhören" erwerben könne, muss ich Dir leider sagen, dass Du mich maßlos überschätzt, Mutzel.


    In Christians Ansatz steckt, wie ich ihn auffasse, auch überhaupt keine Geringschätzung von Sachkompetenz. Er erkennt einfach als Tatsache an, dass nicht jeder zu jedem Punkt fachlich fundierte Aussagen treffen kann. Für Songtexte traue ich mir das zu, für Arrangements nicht. Da habe ich auch keinen Ehrgeiz in diese Richtung.

  • Wenn Du glaubst, dass ich mir Kompetenz in puncto Arrangement oder dergleichen durch "ein bisschen genauer hinhören" erwerben könne, muss ich Dir leider sagen, dass Du mich maßlos überschätzt, Mutzel.


    In Christians Ansatz steckt, wie ich ihn auffasse, auch überhaupt keine Geringschätzung von Sachkompetenz. Er erkennt einfach als Tatsache an, dass nicht jeder zu jedem Punkt fachlich fundierte Aussagen treffen kann. Für Songtexte traue ich mir das zu, für Arrangements nicht. Da habe ich auch keinen Ehrgeiz in diese Richtung.


    Okay, das mit der "Geringschätzung" habe ich wohl unglücklich formuliert.


    Ich kann zum Thema Texte auch längst nicht so fundierte Aussagen treffen wie du.
    Ich finde das aber auch nicht schlimm, schließlich muss/kann man nicht Experte auf jedem Gebiet sein. Und trotzdem kann man sich im Rahmen seiner Möglichkeiten eine Meinung bilden. Letztlich wird die Bewertung ohnehin eine subjektive sein.


    Zum Thema Arrangements: Wenn das kein eigenständiger Punkt sein soll, dann würde ich es lieber unter dem Thema Produktion subsumieren und nicht unter Komposition/Texte.
    Begründung: Fragen des Arrangements betreffen ähnlich wie die Produktion sehr stark den Klang bzw. die Frage, wie die vom Künstler erdachte Musik letztlich klingt.


    Eine Trennung von Komposition und Text wäre mir dennoch nach wie vor lieber. Man könnte so auch in der Bewertung besser deutlich machen, wo genau die Stärken und Schwächen des Songmaterials liegen.


    Anyway, gar nicht so einfach, die vielen Vorschläge unter einen Hut zu bringen...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Erst einmal: Tolle Idee!


    Ich denke, dass man sich auf rein subjektive Kriterien beschränken sollte. Als poststrukturalistisch geprägter Mensch glaube ich sowieso nicht an Objektivität, und selbst wenn man sich in irgendeiner Form auf bestimmte Kriterien einigen könnte, wirft das - wie bereits in mehreren Beiträgen bemerkt - zu große Probleme auf. (TM könnte dann vermutlich mit Recht behaupten, bei allen produktionstechnischen Fragen Recht zu haben, außerdem ist die technisch "beste" Produktion nicht notwendigerweise dem Gegenstand angemessen.)


    Ich hatte beim Lesen zunächst überlegt, dass man für Instrumentalalben ein alternatives Kriterium zum Text einführen könnte (z.B.: funktioniert die Musik überhaupt instrumental oder wird sie langweilig?), aber jetzt tendiere ich in die Richtung von Eric und Townman, dass das vermutlich eher zu einem komplexeren "Song der Woche" passen würde - schließlich könnten auf ein und demselben Album sehr gute und komplett miese Texte sein.


    Die musikgeschichtliche Relevanz finde ich ebenfalls problematisch, da dies ebenfalls eine auf Wissen oder Recherche beruhende Kategorie ist, die im Endeffekt bestimmte Alben unabhängig vom Gefallen begünstigt und schwer ergründbar ist (außer vielleicht Nominierungen und Chartplatzierungen, aber das ist Fleißarbeit und im allgemeinen zumindest von der Tendenz her jedem hier bekannt). Interessanter finde ich die Frage, ob man persönlich bestimmte Punkte als "bahnbrechend" oder innovativ empfindet, selbst wenn niemandem sonst das aufgefallen ist und kein Musiker sich darauf beruft. Die Frage nach dem persönlichen Kultstatus ist zwar interessant, schwingt aber unbewusst sowieso immer mit, also könnte man sie vielleicht weglassen - mit wenigen Ausnahmen würde man vielleicht nicht sagen - "Eigentlich sind Dramaturgie, Songwriting etc. mies, aber weil ich gerade dies und das tat, als ich es hörte, bedeutet es mir etwas"? Oder vielleicht gerade doch?

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • ich würde "fachliche Kompetenz" hier nicht so hoch hängen, irgendwie logisch, dass die Bewertungen letztendlich subjektiv zustande kommen.
    Klar, wenn jemand jahrelang ein Instrument bzw. in einer Band spielt, wird er auf andere Details achten, als ein normaler Musikhörer, der eben auf seinen musikalischen Instinkt vertraut.
    Folglich sollte man auch eher ästhetische Wertungskriterien definieren.


    Weitere Kriterien könnten "Interpretation" und "Repertoirewert"sein.

    Keep Your Mind Open!

  • @ Brain: Ja klar, ist subjektiv. Aber bei mir ist es so: Einige Lieder kenne ich weniger gut als andere, nach W&W wirds bei mir düster. Wenn ich zu denen im Diskussionsteil eine fachkompetente Besprechung lese, höre ich das Werk danach völlig anders an und nochmals später bewerte ich es dann anders. Die folgende Passage spricht mich sehr an:

    Jeder fühlt sich doch ganz direkt von der spielerischen Wirkung des Vortrags angesprochen (oder auch nicht) und kann ganz entspannt posten, ob er den Vortrag lebendig, lahm, blass, durcheinander / unsauber usw. erlebt. Ob ihn das Gitarrensolo berührt oder kalt lässt... Ob die Rhythmusebene knackig rüberkommt oder zerfasert... Ob der Gesang unangenehm gepresst oder federleicht klingt... [..]
    Allerdings stimme ich auch mutzelkönig unbedingt zu: Es sollte die entspannte Möglichkeiten geben, dass wir uns gegenseitig durch Fachkompetenz bereichern können.


    Danke, das ist eine ganz wunderbare Anregung. Gerade solche Umfrage könnte man ganz fantastisch verbinden, unterfüttern. Hat zwar hier nichts direkt mit der Kriterien-Auswahl zu tun, aber mir würde es helfen, wenn verbunden mit dem Poll - vielleicht in der Umfrage ganz oben angetackert verlinkt - quasi daneben, begleitend ein kleines Fachwissen-LiesMich mitlaufen könnte.


    Normalerweise traue ich mir eine Beurteilung von Arrangement und Komposition niemals zu, hab schon mehrere Anläufe unternommen, die Basics zu lernen. Also könnte ich praktisch nicht abstimmen, wenn nicht z.B. Arrangement und Text in einem Kästchen zusammengefasst würden. Lern-Angebote sehr oft staubig, freudlos, knochentrocken und wenig mutmachend. Ich denke, ähnlich geht es Leuten, die im Englischen nicht sattelfest sind.


    Die Art, wie townman das im obigen Beispiel angeht, die hört sich echt entspannt an. Freundlich und mit federleichten Worten. Sehr verlockend. Ein kleiner Kursus, in solch zugewandtem Tonfall, der hätte für mich einen wirklichen Mehrwert und Zusatznutzen zu einer Abstimmung.


    Mit ähnlich flockigen Kursen auch zu den anderen 3 Fachrichtungen könnte jeder seine Defizite ausgleichen.


    Ein verlinktes Texte-LiesMich könnte mit weiterführenden Links zu früheren Einzel-Diskussions-Runden leiten (SDWs und bspw. Supper's Ready ErläuterungsSled) und so das Text-Verständnis aller ausbauen helfen.


    Ein Produktions-LiesMich müsste nicht unbedingt an EINEM ohnehin schon zeitlich Ausgelasteten hängenbleiben.


    Ein Artwork-Thread steht sowieso schon länger an, nicht nur zu Genesis, dort könnten Links weiterleiten zu den bereits verstreut vorhandenen Threads für Storm Thorgerson, Roger Dean, Armando Gallo, Paul Whitehead usw., hier böte sich dem nicht-visuellen User ein neuer Zugang, z.B. warum das Cover für Lamb künstlerisch besonders war und so.


    Das Verlinken der hier im Forum bereits vorhandenen Infos ist zack zack erledigt, das könnte ich den Threadkeepern der Fachgebiete ziemlich schnell bereitstellen. Ich wäre wirklich begierig darauf, etwas mehr Hintergrund zu inhalieren.


    Würde dann statt eines mag-ich/nicht- Blindklicks eine etwas rundere Bewertung abgeben können. :)

    6 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: Klingt arbeitsintensiver als es ist, solche Tutorien sind schnell zusammengestellt

  • Ich finde sehr wohl, dass man auch bei Livealben nach der dramaturgie fragen kann.
    Werden die Stücke in der Konzertreihenfolge gespielt? Ist das gut? Ist die Reihenfolge frei, war das eine gute Idee? Fehlt was aus dem Konzert etc.


    Latürnich! Ganz zu schweigen von live aufgeführten Konzeptalben.


    Ich bin jetzt auch irgendwie weg davon, die Texte zu beurteilen bzw. in den Bewertiungskatalog aufzunehmen, aber, siehe oben.;) Funktioniert es ohne Texte? Bzw. auch Leute die schlecht englisch können, habe doch ein Gefühl dafür, was derj/diejenige singen. Oder Stichwort "Stimmme als Instrument".


    Letztenendes wird mir die Diskussion aber ein bißchen zu kopflastig. Das ist keine Kritik an Euch, sondern einzig und allein mein Problem, das ich nicht lösen kann. Es darf nicht alles zu kompliziert sein, It must schwing!:)

    We can help You

    2 Mal editiert, zuletzt von Mr. Plod ()

    • Offizieller Beitrag

    (TM könnte dann vermutlich mit Recht behaupten, bei allen produktionstechnischen Fragen Recht zu haben, außerdem ist die technisch "beste" Produktion nicht notwendigerweise dem Gegenstand angemessen.)

    Der zweite Halbsatz ist absolut richtig. Ein Punk-Album sollte auch klingen wie in der Garage aufgenommen, daher wäre es ziemlich unsinnig, würde man die Bewertung von "Produktion / Sound" nach tontechnischen Messungen vornehmen. Der erste Halbsatz würde also bestenfalls nur dann stimmen, wenn dies so wäre. Es ist aber viel einfacher! ;)


    Im Unterschied zum Songwriting oder Arrangieren ist "Produktion" ein deutlich weniger künstlerisch-kreativer Vorgang, da geht es fast ausschließlich um die Realisation der künstlerischen Ideen - und das kann mal besser, mal weniger gut funktionieren, je nachdem, wie gut das Studio, der Produzent oder Engineer sind und wie gut die Chemie zwischen ihm und der Band gestimmt hat. Auch der Zeitdruck im Studio spielt eine große Rolle. Die Details sind aber unwichtig, auch wenn sie vielleicht einiges erklären könnten.


    Die Bewertung der "Produktion" ist so einfach, dass es jeder Laie hinbekommen sollte, denn es gibt einfache Indikationen für eine gelungene oder weniger gelungene Produktion: Ob ein Klangbild eher luftig-transparent oder matschig-diffus ist, ob die Drums eher knackig oder wie Pappkartons klingen, ob man den Sänger verstehen kann oder eher nicht, ob alles mit einer fetten Hallsoße zugekleistert ist oder der Sound eher staubtrocken klingt, das kann jeder Hörer erkennen. Und weil das letztlich alles auf subjektiven Entscheidungen beruht, die die Produktionsverantwortlichen aus welchen Gründen auch immer getroffen haben, lässt sich das vom Hörer ebenso gut subjektiv beurteilen.


    Nämlich einfach, ob der Albumsound so wie da aus den eigenen Boxen oder Kopfhörern klingt, nun eben gefällt oder nicht. ;)

  • Bloß nicht zu kompliziert. Drei oder vier Kriterien zur Bewertung reichen (mir) vollkommen.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")