Das sind ja eine Menge Fragen nach nur 2 Konzerten...
Ich bitte um Verständnis, daß wir im Augenblick nur kurz und nicht zu allen Punkten antworten können - bis Sonntag sind wir eigentlich pausenlos immer nur auf dem Sprung.
Zunächst kurz zu Bonn und Mannheim. Daß es in Bonn auf der Bühne ein paarmal geklemmt hat, war offensichtlich, was allen Beteiligten natürlich leid tut. Es ist aber nun mal so, daß diese Shows enorm kompliziert in der Aufführung sind und jeder Mitwirkende 2 Stunden lang mit 100% Konzentration jeden Handgriff richtig machen muß. Das gelingt erstaunlich oft und erstaunlich gut, sobald die Tour mal richtig rollt, aber bei den ersten 1-2 Shows nach dem Transport über das große Wasser (mit den üblichen Problemen von Transportdefekten bis zum Jetlag) ist die Gefahr einfach da, daß sich ganz am Anfang kleinere Fehler häufen und summieren.
In Mannheim sah es gestern schon erheblich besser aus, das Konzert verlief ohne nennenswerte Pannen, und der Sound war dramatisch besser als in Bonn, wenn auch noch nicht perfekt. Woran es in Bonn nun lag, weiß ich im Moment noch nicht - die Halle ist aber (für TMB) akustisch schwierig, und auch die Lamb klang 2006 nicht so perfekt wie in anderen Hallen (allerdings natürlich besser als jetzt, immerhin war die Technik da auch in der Mitte der Tour gut geölt und eingespielt).
Der Soundcheck in Bonn klang allerdings erheblich besser als dann das Konzert - die Anwesenheit der Zuschauer verändert aber dann die Akustik, manchmal dramatisch. Jeder Mixer muß das berücksichtigen, aber letztlich gehört auch etwas Glück dazu, und ein völlig neues Einpegeln während der Show ist nicht mehr möglich. In den vorderen Reihen gibt es diesmal auch das grundsätzliche Problem, daß die Bühnenmonitore in den Reihen fast nicht zu hören sind, und in Hallen mit sehr breiter Bühne und Lautsprecher weit außen (wie eben Bonn und Mannheim) machen dann wenige Meter links/rechts durchaus einen Unterschied.
Die angekündigte Sturmkatastrophe blieb zum Glück in Mannheim und Umfeld vollständig aus - der Wind war kräftig aber unproblematisch, und es wurde am Nachmittag, Abend und in der Nacht auch nicht schlimmer.
Wir können jetzt zu einigen angesprochenen Punkten oben erst nächste Woche antworten, z.B. die Frage nach Konzerten im Süden (das würde auch das Thema des Tagebuchs sprengen, also machen wir das dann separat).
Deshalb jetzt nur noch kurz drei Dinge zur Show...
Es ist einigen aufgefallen, daß sich an den Dias etwas verändert hat. Es war so, daß Genesis bei "Firth of Fifth" Dias hatten, die bis zum letzten Sommer verschollen waren. Damit mußten TMB zwangsläufig "Firth" immer nur mit Lichtern spielen. Um diese Lücke etwas zu kompensieren, beschloß Serge, einige Dias der "Black Show" Variante zu verwenden - d.h. "Firth" hatte zwar keine, dafür wurde "Cinema Show" mit einigen Bildern gespielt, die dort tatsächlich erst zur "Black Show" 1974 am Ende der Tour gezeigt wurden.
Aber dann fand jemand auf der Farm eine alte Schachtel mit den verlorenen "Firth" Dias und gab sie letzten Sommer an Serge. Er beschloß, die "White Show" daraufhin zu bereinigen, sie also jetzt exakt so zu spielen, wie es Genesis 1973 auf der ersten Hälfte der Tour machten - mit Dias bei "Firth", aber ohne bei "Cinema Show". Weiterhin gibt es auch einige Änderungen bei "Supper's Ready" - einige "Black Show" Dias wurden entfernt, dafür wurden einige vorher nicht zuzuordnende Dias eingefügt.
Ein zweiter Punkt wurde im separaten "Bonn" Thread angesprochen, ich beantworte es aber lieber hier (damit es nicht ganz so zersplittert): Das Ende von "Supper's Ready" klingt definitiv anders als je zuvor...
Zeb hatte vermutet, daß sich David Myers in Bonn verspielt (und die Band ausgebremst) hatte. Wir waren ebenfalls baff, fanden die Version allerdings spontan phantastisch...
Wie auch immer, wir haben mit David gestern Nachmittag ausführlich darüber gesprochen (er hatte tief im Keller des Mannheimer Rosengartens einen Abstellraum mit Konzertflügeln gefunden und konnte nicht widerstehen, ein spontanes Mini-Konzert für Yours Truly zu spielen... Wow! Bevor David sich mal verspielt, muß schon einiges schiefgehen... :D)
Das neue Ende ist mitnichten eine Panne, sondern exakt so beabsichtigt. In der Studio-Version ist für fast jeden Zuhörer das simple Fade-Out keine wirklich gute Lösung - nach dem Spannungsbogen der über 20 Minuten zuvor jedenfalls ein etwas farbloser Anti-Climax. Die Live-Version von Genesis mit der ausklingenden Akkordfolge ist erheblich besser, aber David war trotzdem immer unzufrieden, weil es einfach nicht zu der grandiosen Schlußszene paßte.
Kurzum, er beschloß hier und jetzt, das Finale zu ändern - die Band stoppt, der Baß bleibt stehen, und er spielt die Akkorde (die er auch minimal modifiziert hat) mit einem anderen, härteren Sound, der bewußt zusammen mit dem Baß an eine Kirchenorgel erinnern soll. Love it or hate it - auf der letzten Tour machen sie das so, und basta...
Es ist klar, daß das Kritik auslöst (hat es ja schon), aber ehrlich gesagt: Als wir es in Bonn hörten, liefen sämtliche denkbaren Schauer den Rücken runter, und es ist einfach der perfekte Soundtrack zum Schlußbild. So und nicht anders hätten es Genesis live spielen sollen... und eine kleine Umfrage in unserem harten Kern ergab einhellige Zustimmung.
Und drittens - die Gitarre für "More Fool Me" ist leider immer noch defekt (wie in USA/Kanada) und konnte vor der Europa-Tour auch nicht mehr restauriert werden. Damit dürfte feststehen, daß diesmal ausschließlich "Horizons" gespielt wird.
So, und jetzt auf nach Saarbrücken...