Beiträge von banjogirl

    VW als Beispiel für irgendwelche Kontinuitäten anzubringen, ist ja wohl historisch gesehen auch - gelinde gesagt - problematisch.



    Hätten wir das schon in Welkers geklärt :rolleyes:


    Es ist sehr sehr mühselig, jedes einzelne Wort so präzise formulieren zu müssen, daß man mit genügend Geduld nicht etwas finden kann, wie und warum man es falsch verstehen kann.


    Gemeint war Folgendes: Dieses Konzert wurde nicht nur von ein paar durchgeknallten Genesis-Fans als wichtig erachtet, sondern von einem sehr großen und offenkundig breit gestreuten Teil der Bevölkerung. Die Tatsache, daß eine kanadische Band dieses Konzert noch einmal spielt, war selbst für einen Konzern wie VW Anlaß genug, darauf zu reagieren, die Konzerthalle für diesen Abend zu sponsorn, und mit der aktuellen Werbung bewußt die damalige zu zitieren. Von "Kontinuitäten" wurde hier nicht gesprochen, lediglich vom Ausmaß der Bedeutung, dem verschiedene Stellen dem Ereignis beimessen.


    Im Grunde ist jetzt, wieder einmal, der Punkt erreicht, wo die Weitergabe von Informationen scheinbar mindestens so viele Leute verärgert, wie andere erfreut. Da wohl auch inzwischen - bis auf viele weitere Meinungen von jedem zu allem - alles Wesentliche gesagt ist, dürfte das der richtige Zeitpunkt sein, um - von uns aus - die Geschichte zu beenden. Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit und wünschen allen eine gute Heimfahrt. :augenrollen:

    So befremdlich die Szenen hierzulande auch wirken (und auf Teile der Crew, die vorab nicht den kompletten Hintergrund kennen konnten) - es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß sich unsere Vorstellungen über "was angemessen ist" nicht automatisch zu 100% auf Portugal oder London oder welche andere Kultur auch immer übertragen lassen. In Deutschland wäre eine Würdigung historischer Ereignisse natürlich immer eine Gedenktafel, eine feierliche Rede von Würdenträgern und eine festliche Blaskapelle...


    Andere Länder, andere Sitten - und am eigenen Wesen muß nicht immer die ganze restliche Welt genesen.


    Falls durch das Posting der Eindruck erweckt wurde, das wäre eine Einzel-Aktion eines verwirrten Bürgermeisters gewesen, dann muß das jetzt hier relativiert und klargestellt werden. Niemand von uns hat das Hintergrundwissen, um die Aktion wirklich vollständig zu bewerten.


    Es sei aber darauf hingewiesen, daß die "Performance" scheinbar in Portugal in keiner Weise umstritten ist. Die Menschen (jung und alt) sind stolz auf die Ereignisse von 1975, und man fand es großartig, sie zur Erinnerung an den Tag in Form dieses spektakulären Straßentheaters nachzuspielen. Auch der TV Bericht scheint ja nur so vor Stolz auf die gelungene Inszenierung zu strotzen.


    Der Knackpunkt ist, daß wir uns hier in keiner Weise vorstellen können, wie wichtig dieses Konzert im März 1975 gewesen sein muß.


    Dazu noch ein weiteres Detail. Soweit wir es mitbekommen haben, war damals Volkswagen eine Art Sponsor des Konzerts und hatte Werbebanner für den VW Käfer hängen. Schon im Vorfeld war jetzt Volkswagen wieder Sponsor der Halle und hatte bewußt Banner vom "New Beetle" in gleicher Optik angebracht.


    So bizzar das alles für uns rüberkommen mag, aber "Lamb" am 6.3.1975 war ein nationales Ereignis, und wenn die Generation der Kinder nun ein Ereignis nachspielt, bei dem die Generation ihrer Eltern sich mit Zivilcourage gegen das Militär durchgesetzt hat, und beide Generationen zusammen bis heute darauf stolz sind, sollte man vorsichtig sein, sie alle nur für bekloppt hinzustellen, nur weil wir hier (aus unserem Kulturkreis heraus) einen anderen Geschmack in Bezug auf Feierstunden haben.


    Wenn Brixton der Aufstände von 1977 gedenkt, würden sie sich verbitten, Vorschriften aus Deutschland zu bekommen, auf welche Weise das angemessen und geschmackvoll ist. Und es gibt keinen Grund, Portugal dieses gleiche Recht abzusprechen.

    Ohne ein Experte für portugiesische Nachkriegsgeschichte zu sein, dazu zwei Anmerkungen...


    1) Die Portugiesen betrachteten den kulturellen "Boykott" durch ausländische Künstler als einen gewissen Affront. Sie hatten sich Freiheit und den Beginn einer Demokratie erkämpft und fühlten sich nun ausgerechnet deshalb geschnitten. Die Tatsache, daß Genesis als eine der ganz wenigen Bands dem Land "die Ehre gaben" zu spielen, war damit auch politisch.


    2) Keine Ahnung, warum da im März 1975 das Militär eigentlich rumgezickt hat, aber gefeiert/gewürdigt wird ja nicht die Prügelei, sondern der Umstand, daß die Menschen sich durchgesetzt haben und das Konzert stattfand - statt den Schwanz einzuziehen und nach Hause zu schleichen. Wenn das kein Grund zu feiern ist, was denn dann? ;)


    (PS: Das Wort "brillant" war im Zusammenhang durchaus sanft ironisch gemeint...)

    Wir sind ein paar Zuschauern in Welkers noch eine Geschichte schuldig, die wir Sonntag Abend nicht mehr allen komplett erzählen konnten, die kurz etwas davon aufgeschnappt hatten.


    Serge hatte sie nach dem Schluß des Programms telefonisch von der Band erfahren und uns weitererzählt. Wir haben ihn selten außer Fassung gesehen, aber diesmal war er selber durch den Wind... :augenrollen:


    Wie ihr sicher (allerspätestens) seit Welkers wißt, legen TMB und Serge die Meßlatte für die Rekonstruktion nicht nur auf der Bühne auf maximale Höhe, sondern sie lieben auch ein möglichst authentisches Drumherum. So ist es zum Beispiel ein schönes Detail, daß sie in Essen, Frankfurt und Saarbrücken in exakt der Halle spielten, in der Genesis damals "Lamb" aufführten, und in Hamburg immerhin im selben Gebäude (wenn auch in einem anderen Saal).


    Trotzdem gibt es Ereignisse, die einen kalt erwischen... um sie zu verstehen, muß man kurz die Vorgeschichte erzählen.


    Im April 1974 fand in Portugal die berühmte Nelkenrevolution statt, in der sich das Volk zusammen mit aufständischen Teilen des Militärs von der bis dahin regierenden Diktatur befreite. Es war die entscheidende Wende, die in Folge zum modernen demokratischen Portugal führte, und die Portugiesen sind bis heute (mit Recht) stolz auf diesen Umsturz aus eigener Kraft.


    Da das Land aber im folgenden Jahr erst mal als instabil und unruhig galt (letzteres mit Recht, wie man sehen würde), machten viele ausländische Künstler lange einen Bogen um Portugal. Genesis war eine der wenigen großen Bands, die 1975 in Portugal spielten, und auch dafür genießen sie im portugiesischen Volk bis heute großen Respekt.


    Am 6. März 1975 sollten Genesis in Cascais bei Lissabon "Lamb" spielen, und prompt gab es Probleme - es erschien (warum auch immer) Militär mit Panzern und versuchte, die Zuschauermenge zu zerstreuen, es gab Rangeleien und Straßenkämpfe, und die Zuschauer erzwangen sich schließlich Einlaß in die Halle. Genesis schien das nicht zu beeindrucken, sie spielten am Abend trotz der Umstände das reguläre Konzert.


    Wer in Welkers dabei war, hat in der Dokumentation einen Hinweis auf die Ereignisse gefunden, unter anderem ein Foto aus der Halle, auf dem man noch einige uniformierte Soldaten sieht.


    [Blockierte Grafik: http://www.profelectro.info/fm…010/04/GenesisCascais.jpg]


    Die ursprüngliche Halle Pavilhao Dramatico wurde in späteren Jahren abgerissen, da aber auch sie eine große Bedeutung für die Stadt hat, später in Originalform wieder aufgebaut.


    Und jetzt Sprung nach heute. Während in Welkers am 10.3. der erste Tag des "Lamb Events 2012" lief, spielten TMB am Abend in Portugal in der wiederaufgebauten Pavilhao Dramatico bei Lissabon - also quasi fast am exakten historischen Ort.


    Und als die Band am späten Nachmittag aus der Umgebung zurück zur Halle kam... waren vor der Halle Panzer aufgefahren! Und Soldaten in Uniform, Demonstranten, die sich mit ihnen Scharmützel lieferten, Rauch flog durch die Luft, der nach Tränengas aussah, Prügeleien, Geschrei, Chaos... :schock2:


    Nun... wie schon geschrieben, hat die Revolution mit allen Nachwehen für die Portugiesen eine enorme Bedeutung, selbst für heutige Jugendliche. Und so kam der Bürgermeister von Cascais auf die brillante Idee, zu Ehren von TMB/"Lamb" 2012 auch den Straßenkampf vom 6. März 1975 wiederaufzuführen - mit echten Panzern, die vor die Halle rollten, Hunderten Statisten in Uniformen und Verkleidungen und Theater-Tränengas in der Luft...


    Markus von der deutschen Crew hat inzwischen kurz Winfried berichtet, es wäre eine "harte Nummer" gewesen, und Markus erschreckt so schnell nichts. Es hatten nicht alle im Vorfeld mitbekommen, was da plötzlich vor der Halle ablief, und sie mußten wohl für einen kurzen Moment geglaubt haben, Portugal wäre aus der EU raus und jetzt läuft ein neuer Umsturz...


    Hier ist eine kurze Reportage aus dem portugiesischen Fernsehen:


    Genesis Cascais 75 - The Musical Box - YouTube


    :verneigen: :verneigen: :verneigen:

    Es bleibt nur einzig OBJEKTIV festzustellen, dass in diesem Fall eine Coverband teurer ist als das Original (im Vgl. zu TIOA)...
    Das ist wohl auch recht einzigartig im Musikgeschäft ;)


    Bei allem Verständnis für die Lust an jeglicher Streiterei.


    Aber abgesehen davon, daß die Eintrittskarte 2007 in Frankfurt 69,40 Euro (zuzüglich Gebühr und Versand) gekostet hat, und damit OBJEKTIV teurer war als TMB in Frankfurt in der Kategorie PK1 - das eine waren Stehplätze in einem Stadion, das andere reservierte Sitzplätze in einer kleinen Halle.


    Wenn jemand glaubt, Genesis wären 2007 für unter 60 Euro Eintritt vor 1800 Leuten in der Jahrhunderthalle aufgetreten, dann können, wollen und werden wir die Debatte ab hier nicht mehr weiterführen. Wir bitten dafür um Verständnis

    Um ganz präzise zu sein, bekommen Genesis Lizenzzahlungen für alle drei Konzerte, und bei "Lamb" Peter Gabriel eine weitere zusätzliche Beteiligung für die Aufführungsrechte. Rechtlich ist "Lamb" ein Theaterstück, und Gabriel behielt bei der Trennung 1975 persönlich alle Rechte daran.


    Die genauen Summen sind eine interne Angelegenheit zwischen allen Vertragspartnern, aber es darf gesagt sein, daß Genesis und Gabriel die einzigen sind, die einen garantierten und risikolosen Gewinn erzielen - was ihnen gegönnt sei, schließlich haben sie es erschaffen und sehr lange nichts daran verdient.


    Was die ewige "damals war alles billiger und besser" Debatte angeht, könnte man jetzt SEITEN füllen, die wahrscheinlich niemanden interessieren. Diejenigen, die etwas reale Ahnung vom Geschäft haben, wissen es, und die anderen kann man kaum von etwas überzeugen, was sie nicht glauben (möchten). :augenrollen:


    Trotzdem drei kleine Denkanstöße, mit der Bitte und Hoffnung, daß sie nicht sofort die nächste Schlammschlacht lostreten.


    Zum einen sind Kosten des Jahres 1974 nicht einmal ansatzweise übertragbar (auch nicht durch die statistische Inflation). Hallen, um nur eins zu nennen, waren damals weitgehend kommunal, und die Stadträte waren heilfroh, wenn "die Langhaarigen" ihren harmlosen Spaß bekamen, statt zu politisieren oder gar zu terrorisieren. Veranstalter bekamen die Hallen damit mehr oder weniger für einen Apfel und ein Ei. Heute sind die Hallen kommerzielle Unternehmen, die maximalen Profit erzielen, und die Hallenmieten sind Tagespreise. Die meisten massiven Kosten von heute gab es damals gar nicht. Autobahnmaut, was ist das? Ausländersteuer? Niemand aus dem Ausland, auf einer deutschen Bühne, hat damals Steuern gezahlt. Nicht hier, und nicht "daheim". Viele Rockstars aus England haben dafür Jahre später in England geblutet.


    Zum zweiten haben TMB nicht die gleichen Kosten, die Genesis damals hatten. Sie haben noch nicht einmal "nur" die Kosten, die Genesis heute "hätten". Auf der Bühne steht ein 40 Jahre altes Technologiemuseum, das pausenlos gewartet und repariert werden will. Wenn Genesis ein Instrument kaputt ging, haben sie halt ein anderes genommen. Wenn das an einem Abend anders klang, hat es niemanden interessiert, sie konnten ja machen, was sie wollten. TMB haben diese Freiheit nicht, und das hat seinen Preis.


    Und zum dritten, und diesen Punkt vergessen alle: Jeder, der sich nicht nur Experte nennt, sondern auch ein Minimum an Wissen über Genesis hat, weiß, daß Genesis beim Ausstieg von Gabriel bankrott waren. Sie lebten von Stunde 1 an auf Pump der Plattenlabels, und mit jeder Platte und jeder Tour wurde der Schuldenberg größer. Den Biographen nach waren Genesis am Ende der "Seconds Out" Tour zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Schulden.


    Mit anderen Worten: Die massiven Gewinne der "Trick" und "Wind & Wuthering" Alben und langen Touren haben grade mal ausgereicht, um den Schuldenberg abzutragen, der vorher mit ihren wunderbar billigen Eintrittkarten aufgeschüttet wurde.


    Also selbst wenn wir alle Preise und nicht-Preise von 1974 hätten, und selbst wenn das rekonstruierte Museum so billig wäre wie das preiswerteste Geraffel, das man heute bekommt, wären die Preise immer noch nicht machbar, ohne genauso bankrott zu gehen wie Genesis damals.


    Schlagt mal im Kopf die Gewinne von 1976-1978 auf die Eintrittkarten von 1974 drauf (sagen wir mal verdoppeln), addiert die Kosten, die es damals gar nicht gab (nochmal eins drauf, mindestens) und multipliziert das Ergebnis mit den Benzinpreisen von heute geteilt durch die Preise von damals (83 Pfennig der Liter, laut Internet). Nur mal so als Richtwert... :eek:

    Das könnte vielleicht auch daran liegen , dass The musical box Instrumente bzw. Anschlüsse u.a. auch Boxen aus den 70er benutzt ;)


    Minimaler Einspruch - die PA ist aktuell. Einfache Faustregel: Alles auf der Bühne ist authentisch (bis auf das Innenleben vom Mellotron), alles hinter und vor der Bühne ist state-of-the-art.


    Das kleine Kästchen, das dafür sorgt, daß die Mikros nicht pausenlos pfeifen, möchtest Du auch nicht missen... :eek:

    Stimmt es eigentlich, dass Marc Laflamme der erste Sänger von TMB war und später durch Denis Gagné ersetzt wurde?


    In den Comments zu folgendem Torrent wird das behauptet (...snip...)


    Hüstel... aus aktuellem Anlaß eben erst gelesen und nach nur knapp dreieinhalb Jahren unverzüglich beantwortet... :aha:


    Der Kommentar-Autor irrt - der allererste TMB Sänger hieß Marc Léveillé und nicht Laflamme (knapp daneben ist eben auch vorbei...)


    Die erste Inkarnation von TMB hatte allerdings wenig mit der späteren Band zu tun, es war eine Art Orchester mit 7 Mitgliedern, das das komplette "Selling England" Album am Stück aufführte, also auch mit "After the Ordeal", aber ohne jede Optik.


    TMB "wie wir sie kennen" entstanden dann mit dem Eintritt von Denis und natürlich Serge.