Yes / Jon Anderson

  • Mal was anderes: Der Artikel über Yes in der Eclipsed anlässlich des 50 -jährigen Jubiläums von Relayer hat mich zwar nicht vom Hocker gerissen, aber doch aufgrund der Wertschätzung des Albums gefreut. Insgesamt finde ich ihn ganz annehmbar und lesenswert. Einige Infos wusste ich noch nicht. Lustig war, wie Steve Howe im Interview sagte, dass der Redakteur von der Eclipsed jetzt mal vorsichtig sein sollte, mit dem, was er äußert, weil er (Steve) sonst wieder wie vor paar Jahren einfach aufsteht, das Interview abbricht und geht. Die Gegenüberstellung von "Gates of Delirium" und "The Ancient" von Tales fand ich auch ganz interessant, wobei ich "The Ancient" allerdings überhaupt nicht geringwertiger sehe als Gates. Mir gefällt The Ancient, dem ein Vorläufer- oder gar Demo-Status attestiert wurde, sogar noch einen Ticken besser. Ich mag diese Offenheit, Weitläufigkeit und Freiheit, die ja auch dem ganzen Doppelalbum "anlastet", sehr. Topografic Oceans ist ja deshalb auch mein Lieblingsalbum von YES. Das braucht wirklich alles viel Raum und Zeit, zu atmen, sich zu entwickeln, zu entfalten, was da so alles drin enthalten ist, in dieser kosmischen, ozeanischen Ursuppe, kürzer wäre einfach nicht gegangen, finde ich. Ich schätze an "The Ancient" sehr die Mellotron-Sounds, und die differenzierten Einlagen und Beiträge von White, Squire, Howe und Anderson. White klingt da phasenweise ähnlich abstrakt und jazzrockig pointiert wie Bruford auf manch einem Solowerk. The Ancient und Ritual markieren für meinen Geschmack die Höhepunkte des Doppeldeckers. Aber es ging ja eigentlich um Relayer. Ich habe jetzt das ganze Relayer-Album nochmals gehört, nach langer Zeit nochmal ausgegraben. Es gefällt mir gegenwärtig sogar besser als CTTE. Wirklich ein sensationelles, atemberaubend geniales Meisterwerk! Eines der ganz großen Prog-Alben, die nie so als erstes genannt werden, sondern ein Hintergrund-Dasein führen. Ich werde es in der nächsten Zeit sicher wieder öfter hören. Macht große Freude!

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

  • Trevor Rabin selbst räumt ein, dass die Qualität nicht optimal ist. Im Link, den ich hinzugefügt habe, sagt er: "My regret is I wish there was a live album", says Rabin, "I wish we recorded some shows properly, it's just a board mix, but you can feel the energy from it."

    Das liest sich so, als ob das ziemlich identisch mit dem ist, was ich habe. Und das klingt ja auch durchaus ok, und man hat sicher durchaus Mittel heutzutage, es noch eine Idee zu verbessern. Aber für solch ein hauptamtliches Boxset, das ja nicht wenig kostet, wünscht man sich doch am liebsten eine wirklich 1a klingende Konzertaufnahme. Seltsam, dass da anscheinend nichts vorliegt.

    Wenn ich die Wahl habe zwischen einer zeitgemäßen Stereo-DAT-Aufnahme, die aber authentisch das wiedergibt was gespielt wurde und einem bis zum Abwinken gekürzten Mehrkanalmitschnitt a la Pulse, weiss ich, was ich bevorzuge. Und je nach Hörgewohnheiten und technischer Ausstattung reicht für die allermeisten von uns im Grunde auch 1b-Tonqualität, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Komisch finde ich auch: wenn ein Mitschnitt als Bootleg rauskommt legen viele 60 Euro hin ohne mit der Wimper zu zucken, wenn aber tatsächlich dasselbe Material irgendwann mal offiziell rauskommt wird sich auf einmal über den Preis beklagt.

  • Yes hat auf der Tour doch ein System gehabt, mit dem man per UKW den Ton auf Kopfhörer empfangen konnte. Das würde auch die typischen Rauscher im Ton erklären.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Talk_(Album)#Concertsonics

    Ja, das stimmt, das solllte man als mögliche Quelle berücksichtigen. Wobei mir nie klar geworden ist, inwieweit das wirklich praktiziert wurde. Allzu viele Fans, die davon berichtet haben, kenn ich nicht. Aber ja, es wäre eine Möglichkeit hier.

    Wenn ich die Wahl habe zwischen einer zeitgemäßen Stereo-DAT-Aufnahme, die aber authentisch das wiedergibt was gespielt wurde und einem bis zum Abwinken gekürzten Mehrkanalmitschnitt a la Pulse, weiss ich, was ich bevorzuge. Und je nach Hörgewohnheiten und technischer Ausstattung reicht für die allermeisten von uns im Grunde auch 1b-Tonqualität, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Komisch finde ich auch: wenn ein Mitschnitt als Bootleg rauskommt legen viele 60 Euro hin ohne mit der Wimper zu zucken, wenn aber tatsächlich dasselbe Material irgendwann mal offiziell rauskommt wird sich auf einmal über den Preis beklagt.

    Alles richtig! Aber in der Yes-Szene wartet man halt schon lange auf properly aufgenommene Konzerte aus der Rabin-Ära. Schön wär das schon, oder?! Da wäre für eines zumindest nun mal die Gelegenheit gewesen. Ob man jetzt gepennt hat, mal eines rauszusuchen und abzumischen, oder ob man damals gepennt und wirklich gar keine Show im großen Stil aufgenommen hat, was ich kaum glauben kann - ist jedenfalls beides enttäuschend, das zweitere natürlich noch mehr als das erste.

  • Mal was anderes: Der Artikel über Yes in der Eclipsed anlässlich des 50 -jährigen Jubiläums von Relayer [...]

    Ich bin nicht so'n Fan von "Relayer", aber der eclipsed Artikel ist ganz gut.


    Leid tut es mir wiedermal für Patrick Moraz. Gerade erst hatte er einen guten Anfang mit Refugee hingelegt und hat die dann für Yes verlassen. Nur um gute zwei Jahre später wieder rausgeworfen zu werden und das auch ohne Credits auf "Going for the one" zu bekommen.

    Was wäre noch aus Refugee geworden?


    Danach war er dann bei Moody Blues, die ihn wegen einer unklugen Bemerkung Anfang der 90er rauswarfen und dann behaupteten, er wäre immer nur angestellter Musiker gewesen.

    Und damit hat er sich auch as der im weiteren Sinne als Progrock bezeichneten Musik verabschiedet. Wie schade.

  • Mal was anderes: Der Artikel über Yes in der Eclipsed anlässlich des 50 -jährigen Jubiläums von Relayer hat mich zwar nicht vom Hocker gerissen, aber doch aufgrund der Wertschätzung des Albums gefreut. Insgesamt finde ich ihn ganz annehmbar und lesenswert. Einige Infos wusste ich noch nicht. Lustig war, wie Steve Howe im Interview sagte, dass der Redakteur von der Eclipsed jetzt mal vorsichtig sein sollte, mit dem, was er äußert, weil er (Steve) sonst wieder wie vor paar Jahren einfach aufsteht, das Interview abbricht und geht. Die Gegenüberstellung von "Gates of Delirium" und "The Ancient" von Tales fand ich auch ganz interessant, wobei ich "The Ancient" allerdings überhaupt nicht geringwertiger sehe als Gates. Mir gefällt The Ancient, dem ein Vorläufer- oder gar Demo-Status attestiert wurde, sogar noch einen Ticken besser. Ich mag diese Offenheit, Weitläufigkeit und Freiheit, die ja auch dem ganzen Doppelalbum "anlastet", sehr. Topografic Oceans ist ja deshalb auch mein Lieblingsalbum von YES. Das braucht wirklich alles viel Raum und Zeit, zu atmen, sich zu entwickeln, zu entfalten, was da so alles drin enthalten ist, in dieser kosmischen, ozeanischen Ursuppe, kürzer wäre einfach nicht gegangen, finde ich. Ich schätze an "The Ancient" sehr die Mellotron-Sounds, und die differenzierten Einlagen und Beiträge von White, Squire, Howe und Anderson. White klingt da phasenweise ähnlich abstrakt und jazzrockig pointiert wie Bruford auf manch einem Solowerk. The Ancient und Ritual markieren für meinen Geschmack die Höhepunkte des Doppeldeckers. Aber es ging ja eigentlich um Relayer. Ich habe jetzt das ganze Relayer-Album nochmals gehört, nach langer Zeit nochmal ausgegraben. Es gefällt mir gegenwärtig sogar besser als CTTE. Wirklich ein sensationelles, atemberaubend geniales Meisterwerk! Eines der ganz großen Prog-Alben, die nie so als erstes genannt werden, sondern ein Hintergrund-Dasein führen. Ich werde es in der nächsten Zeit sicher wieder öfter hören. Macht große Freude!

    Volle Zustimmung!

    Relayer gehört zu den Alben des britischen Ur-Prog, die bis zur Grenze des Möglichen vorgestoßen sind. Mehr Komplexität bei gleichzeitig gebotener Schlüssigkeit und Nachhaltigkeit geht meiner Meinung nach nicht als bei Gates und Sound Chaser. Darüberhinaus droht die Gefahr, dass das Komplexe ins Umständliche abkippt.

    Allerdings hätte ich schon gerne mal gewusst, wie der direkte Nachfolger von Relayer geklungen hätte, wenn die Band von da aus noch einen weiteren Schritt nach vorne gewagt hätte (Going For The One hat sicher auch Klasse, ist aber ein anderes Album und geht diesen Schritt nicht). Ob man sich dafür noch komplexer arrangierte Versionen von Olias und Fish Out Of Water vorstellt? Will ich gar nicht, diese beiden Soloalben liebe ich auch so wie sie sind...


    The Ancient ist manchmal mein Lieblingsstück von Yes. Es erscheint mir wie ein eingefrorener Studio-Jam. Also wie Improvisationen, die später nachbearbeit wurden. Der elektrische Teil ist für mich eine zu Musik gewordene Ekstase aus jazzrockigen weltmusikalischen Elementen, ein zwölfminütuger ritueller hypnotischer Tanz, der gerne dopplet so lang hätte werden können ;)


    Ich glaube, nach dem perfekten Close To The Edge haben Yes bewusst oder unbewusst - eher zweiteres - die Flucht in die Spontaneität, ins Intuitve angetreten. Da wimmelt es auch von Ideen und Spielwitz, aber die emotionale Wucht ist noch wichtiger als die Perfektion. The Revealing Science Of God ist für mich das schönste Stück Musik, das ich kenne. Ohne Tales hätten Yes auch Relayer nicht machen können, das auf eine gewisse Weise eine Mischung aus Close To The Edge und Tales ist. Was für eine Dreiklang, CTTE, Tales und Relayer. Aber um mit Kapt'n Blaubär zu sprechen, bevor ich ins Schwärmen gerate, höre ich auf ;)

  • Ich hätte Patrick Moraz gerne auf Going For The One gehört. Jon Anderson sagte, Moraz habe sich nicht weiterwentwickeln wollen und sei mit dem Starruhm nicht klargekommen. Mag sein, er ist glaubich ein schwieriger Typ, der eben auch bei den Moody Blues rausgeflogen ist. Der Gerichtsprozess Moraz gegen die Moody Blues wurde Anfang der 90er ausführlich im US-Fernsehen gesendet. Davon gibt es bei youtube einige Stunden Material, recht interessant. Moraz hatte sicher auch einige Argumente.

    So ganz kann ich mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass Yes damals auch eine Rückkehr des glamouröseren Wakemans forciert haben.

    Einmal editiert, zuletzt von SquireFish ()