Rosenstolz - Herz

  • Hi, mal eine Kritik zum Neuen Album. Ich liebe diese Band und hoffe noch mehr dafür begeistern zu können:




    Hoppla, Rosenstolz!


    Man geht nach all den Jahren sicher mit einer gewissen „Das bewegt sich wohl bestimmt in dem und dem Rahmen“-Haltung in ein frisches Album herein, obwohl eigentlich jedes neue Werk durch persönliche Weiterentwicklung, Überraschungen und neue Herangehensweisen gekennzeichnet waren. Und auch diesmal ist nichts zu spüren von etwaigem Stillstand.


    Gleich beim ersten Song geht es los:


    Mit bisher bei Rosenstolz so noch nie gehörtem Gitarrenscheppern und viel Uptempo-Druck lädt „Willkommen“ zum gelungensten, wenn nicht sogar besten Rosenstolz-Album ein.


    „Liebe ist alles“, bereits als Single ausgekoppelt, beweist einmal mehr die hierzulande nahezu einzigartige rosenstolzsche Gabe, einen überaus dichten, berührenden und atmosphärischen Popsong von dreieinhalb Minuten Länge zu zaubern, in dem musikalisch mehr passiert als z. B. auf den kompletten, lieblosen Alben gewisser Castingstars.


    „Ausgesperrt“ deutet wiederum an, dass es diesmal auch um härtere Klänge und Arrangements geht, und diese Ahnung wird in „Eine Frage des Lichts“ in seinen bissigen Erkenntnissen überzeugend bestätigt.


    Und wenn mit dem fünften Song „Das gelbe Monster“ krachig und sogar heavy eine intensive, aggressive AnNa schon wieder so manch „herkömmliche“ Rosenstolz-Hörgewohnheit komplett über den Haufen wirft, stellt man bereits zu diesem Zeitpunkt fest, dass da inzwischen schon mindestens drei Songs an einem vorbeigezogen sind, nach deren Klasse sich allerlei (deutsche) Bands mitunter jahrelang strecken müßten.


    Aber die Highlights sind damit noch längst nicht vorbei.


    Der zweite Teil des Albums ist ein wenig „gesetzter“, und setzt einen weiteren Höhepunkt mit der sehnsüchtigen Single-Forderung „Ich will mich verlieben“, einer Ballade, die in ein flirrendes E-Gitarren-Meer mündet.


    „Das Beste im Leben“ ist vielleicht wirklich das so genannte „kleine“, harmonische Glück, das in diesem Falle (auch musikalisch umgesetzt) kein pompöses Orchester benötigt, sondern nur eine simple (Lebens-) Akustikklampfe und ein wenig beschwingte Untermalung, um dadurch ein Herz erblühen zu lassen.


    Der große, intensive Balladenhöhepunkt findet sich in der Feststellung „Gib mir mehr Himmel“. AnNa spielt wieder einmal betörende Facetten ihrer Stimme aus, während sie vor einem spartanischen Klavierhintergrund Erkenntnisse eines bis dato verirrten Lebens Revue passieren lässt, um schließlich Erlösung (?) in in einem aufwühlenden und doch tröstlichen Streicherhimmel zu finden. Taschentuch her, oder mindestens einen doppelten Scotch.


    So beschließt dann die Momentaufnahme „Augenblick“ mit sanfter Melancholie den Kreis eines Albums, das einen zurücklässt mit einer großen Handvoll erlesener Songperlen, die auch nicht so schnell verblassen werden wie manch Liedertand aus dem Chartskaugummiautomaten. Sie werden ihren Glanz behalten; und vielleicht in so mancher Nacht, in der man sie wirklich braucht, sogar noch strahlender leuchten als vorher.


    Dem Autorenteam AnNa R., Peter Plate & Ulf Leo Sommer ist hier ein Album gelungen, das durch seinen Abwechslungsreichtum, seine aufrichtigen Lieder und die transparenten, vielschichtigen Arrangements begeistert.


    AnNa strahlt – vor allem stimmlich - wie ein lichtdurchfluteter Sommertag oder als gebrochener, von innen heraus leuchtender Kristall an dunklen Orten, während z. B. Mias Mieze dagegen stets nur die Hilfs-Lili Marleen im Funzelschein einer einsamen Straßenlaterne bleiben wird.


    AnNa ist eine Zauberin; eine verführerische Sirene, deren großes, schallendes Lachen ebenso in den Bann zieht wie ihr scheinbar resigniertes Wispern am Rande der Nacht; doch niemals umgarnt sie als Verderben bringende Loreley. AnNa fungiert eher als ein musikalisches Pendant zur warmherzigen Elbin Galadriel, deren Hoffnung und Zuversicht selbst die dunkelste Bedrohung irgendwann vergessen im Staub der Zeit versinken läßt.



    Tja, bleibt noch die Wertung übrig. Es gibt ein-zwei Sachen auf dem Album, die vielleicht ein wenig beliebig wirken, aber das kann auch daran liegen, weil so viele andere Songs durch ihre herausragende Klasse die halt einfach die ein wenig nach hinten rücken.


    Darum von mir: Fünf XXXXX Sterne für das bisher rundeste, gelungenste Rosenstolz-Album.

  • Also "Alles Gute" und "Kassengift" hatte ich früher immer gehört (meine Mutter war da so begeistert)....
    Jetzt hab ich nur ein paar songs auf Platte rumkullern....
    Wird wirklich Zeit, dass ich mich mal wieder mit denen beschäftige, hab die immer sehr gemocht und mag sie auch jetzt noch...

    Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind hier beim Bowling, da gibt es Regeln.

  • Sicherlich "Objekt der Begierde"...
    Die Scheibe ist auch net schlecht, aber zu der hatte ich nie so nen Bezug....

    Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind hier beim Bowling, da gibt es Regeln.

  • Zitat von Caschmaker

    Gamma: odb??

    Objekt der Begierde...obwohl eigentlich alle Alben stark sind!

    But there is in fact more earth than sea...

  • Ich mochte diese poppige Elektronik von "Macht Liebe".

  • Auch wenn sich die Rosenstolz CDs nicht viel nehmen: der geilste Track ist "Kuss der Diebe" (for personal reasons...)

    But there is in fact more earth than sea...

  • Also ich muß zugeben, daß ich vor einigen Jahren ebenfalls noch dem Klischee erlegen bin, daß das Musik a la Marianne Rosenberg für sexuell gleichgeschlechtlich Orientierte ist (ist jetzt nicht böse gemeint).


    Doch spätestens seit VivaPlus so viele Konzertmitschnttte gesendet hat muß ich anerkennend sagen: Hut ab. Das ist mit das beste, was in Deutschland auf dem Markt ist!

  • Nach einigem Hören muss ich sagen, dass es ein gutes, aber kein starkes Album ist. Die Schlampen sind müde war das letzte klassiche Rosenstolz Album!

    But there is in fact more earth than sea...