Aus meinem Reisetagebuch August 2020:
... Als erstes habe ich auf dem Plan, mir einmal anzusehen, wo Tony Banks, der Keyboarder von Genesis, seine erste Wohnung bezogen hat: Bramham Gardens nennt sich die Straße in South Kensington, die sich viereckig um einen kleinen Park zieht. Wie so viele andere auch lebte er in einer Kellerwohnung, was aber in London nichts Anrüchiges ist. Man steigt von außen über seine eigene Treppe zu. Die Kellerwohnungen sind alle hervorragend ausgebaut, Gossen schlucken alles eventuell anfallende Wasser, was die Treppen herabkommen könnte. Tony Banks teilte sich die Wohnung mit einem Freund von Peter Gabriel namens David Thomas, der auch auf dem Erstling der Band „From Genesis To Revelation“ backround gesungen hat. Bereits vorher, in einer Zeit, als Peter Gabriel noch Schlagzeuger war, spielten David Thomas, Ronnie Gunn und Anthony Phillips zusammen mit Gabriel in einer Schulband namens „The Spoken Word“. Thomas lebte bereits in jener Wohnung, als Banks mit ein zog, und von 1969 bis zu seiner Heirat mit Margarete im Jahr 1972 dort wohnen blieb. Als Genesis im Sommer 1969 ihr erstes Album in den Regent Sound Studios aufnahmen, diente die Wohnung in Bramham Gardens manchmal allen von ihnen und weiteren Freunden wie Richard MacPhail als Unterkunft und als Übungsraum für die Songs. David Thomas (offensichtlich motiviert durch seinen Gesang auf der ersten Genesis-LP) nahm später mit seinem Schulfreund Ronnie Gunn ein eigenes Album auf, auf welchem bei einigen Stücken auch Anthony Phillips an der Gitarre zu hören ist. Zu hören sind beide auch auf zwei frühen Songs von Anthony Phillips; „The Beggar and the King“ und „Master of Time“. Einige der Songs auf ihren schließlich 1996 erschienen (aber viel früher eingespielten) Album klingen so ähnlich, oder auch wie „Child Song“ von Anthony Phillips – alles keine Meisterwerke, sondern Insider-Sache. Leider konnte ich trotz intensiver Suche in der Genesis Literatur die Hausnummer der Wohnung nicht in Erfahrung bringen, also laufe ich ein wenig im Viereck herum, und fotografiere hier und da eine Kellerwohnung, bei der ich mir vorstelle, dass sie diejenige sein könnte. Durch den Frühstücksraum meines Hotels im Keller bekomme ich einen guten Eindruck, wie das Lebensgefühl so ist, wenn man von unten nach oben schaut. Eigentlich nicht schlecht, man hat wenig mit dem Haus als solches zu tun, denke ich; und fühlt sich eher wie im eigenen Haus. Leider gibt es in London nicht allzu viele Orte, wo man Spuren von Genesis finden kann; also begnüge ich mich auch gerne mit Nebensächlichkeiten ...
Die Fotos zeigen in Ermangelung der Kenntnis der genauen Hausnummer eine typische Kellerwohnung in Bramham Gardens, aber eben (zumindest wäre es eine großer Zufall, falls doch) nicht die von Tony Banks.
