Steve bei und von Genesis in all den Jahren benachteiligt?

  • Nun, das bist du ja auch, aber das bedeutet, dass die meisten hier sind, weil sie die Musik von Genesis lieben - so, wie sie ist und sie nicht als "keyboardlastigen Tastenbrei" ansehen, zu dem du sie erklärst, nur weil Steve im Mix nicht so klingt, wie du ihn gerne hättest. Es ist dein Geschmack, dass du die Gitarre gerne lauter hättest. Ist sie aber nun mal nicht. Steve deswegen als das missverstandene Mobbingopfer hochzustilisieren, als das du ihn hier scheinbar verzweifelt darstellen möchtest, erschließt sich dem Rest nicht. An manchen Stellen denke ich selbst, dass man die Gitarre vielleicht etwas lauter hätte hören dürfen, aber auch das ist mein persönlicher Geschmack. Mehr nicht. Darum hier eine bewusste Anti-Steve-Verschwörung zu sehen, nun, das scheint mir doch etwas weit hergeholt.

    Genau so ist es!

    Prophet hat nun dankenswerter Weise auch die technische Seite erwähnt. Steve probierte einige Effektgeräte aus, die zu diesem von uns gemochten typischen Genesis-Klangbild führten:


    2.) Auf den Alben danach hat Steve massiv mit diversen Effektgeräten gespielt und experimentiert (was schon auf Selling England begonnen hatte), besonders hervorzuheben ist hier der EMS Synthi Hi-Fli Effektprozessor. Das sorgte unterm Strich dafür, dass Steve's Gitarre sehr oft mit dem Gesamtsound verschwamm und vieles, was man für Synthi hielt am Ende von der Gitarre kam oder von dieser unterstützt wurde. Gleichzeitig wurde sein Sound dadurch speziell zur W&W / Seconds Out - Phase sehr verwaschen. Beides führt dazu, dass im Klangbild mehr Gitarre ist, als man meint zu hören bzw. einen "klassisch rockigen Gitarrensound" nicht mehr so klar ausmachen kann.

    Eine Randbemerkung: Bei den Lamb-Touren von TMB wurde mir erst bewusst, wieviel Soundcollagen, Geräuschgimmiks Steve auf seiner Gitarre produzierte. Nein, nein, er war ein gleichberechtigter Partner, was das klangbildnerische betrifft. Über seine Beiträge als Songwriter können wir schon ein "Zukurzkommen" (in seinen Augen) vermuten. DAS war m. E. der entscheidene Grund für seinen Ausstieg. Sein gewachsenes Vertrauen in seine musikalischen Fähigkeiten nach seinem ersten, erfolgreichen, Solo-Album, ließen ihn in der Band öfter die Hand heben, gerade auch nach dem Ausstieg von Peter, wo er ein Viertel der Band darstellte. Aber, da braucht er im Nachhinein nicht unsere Unterstützung. das hat er schon 1977, 1978 kundgetan.

  • Danke! ich habe nicht die geringsten Zweifel, wie absolut glücklich und zufrieden Steve selbst noch bis tief in die letzten Konzerte der Seconds Out Tour war; ja, sogar noch beim Mixen der Platte soll er noch mehrmals vor Glück aufgestöhnt haben, bevor er, in einem einzigen, schwachen Moment am Hilton@Kensington (nahe Ecke Ladbroke Grove / Holland Park Avenue) sein berühmtes "lass mal gut sein, Phil" zu jenem sprach. ;) Vor 3 Wochen bin ich extra dort gewesen, um das mal zu fotografieren, wo das alles genau war. Auch ich war beinah glücklich dort!


    Letztlich gibt es eine Menge verdammt guter Gitarristen wie Peter Banks (Yes), Dave O'List (The Nice), Mick Abrahams (Jethro Tull) oder Dave Edmunds (Love Sculpture) aus denen nie wieder etwas Richtiges wurde, nachdem sie hingeworfen hatten, oder gegangen wurden. Insofern denke ich, dass Steve natürlich ambivalente Gefühle bezüglich seiner Stellung in der Band hatte und hat.

  • Danke! ich habe nicht die geringsten Zweifel, wie absolut glücklich und zufrieden Steve selbst noch bis tief in die letzten Konzerte der Seconds Out Tour war;

    Oh, du musst gar nicht so polemisieren und polarisieren. Dass Steve am Ende nicht mehr zufrieden war, ist bekannt, sonst wäre er nicht ausgestiegen. Es selbst hat oft genug gesagt, dass sein Selbstvertrauen erst mit der ersten Soloscheibe größer wurde. Erst mit der Trick-Tour traute er sich mehr zu als am Rand im Schatten zu sitzen. Das kann man sehern. Die anderen haben ihn nicht unterdrückt, sonst hätte Tony ihm nicht noch Raum für Soli in bspw. Ripples oder One for the Vine zugestanden. Das kann man hören. Deine Argumentation macht keinen Sinn.


    Zitat

    ja, sogar noch beim Mixen der Platte soll er noch mehrmals vor Glück aufgestöhnt haben, bevor er, in einem einzigen, schwachen Moment am Hilton@Kensington (nahe Ecke Ladbroke Grove / Holland Park Avenue) sein berühmtes "lass mal gut sein, Phil" zu jenem sprach.

    Tony hat mal darüber gescherzt (!), sie hätten Steve nach (!) seinem Ausstieg stärker herausgemischt. Selbst wenn das wahr wäre, hätte das nach dem Ausstieg stattgefunden und wäre nicht so gewesen, wie du dargestellt hättest. Genesis haben auch auf Lamb, Trick und W&W großartige Gitarrenarbeit hörbar gemacht, nur spielte sich Steve nie so in den Vordergrund wie zum Beispiel David Gilmour. Welche seiner eigenen Äußerungen, was außer deinen Mutamßungen lässt dich so beharrlich daran festhalten, dass man ihn unterdrückt hat?


    Warum möchtest du Steve als Opfer hinstellen?

  • Steve ist kein Opfer. Aber er ist bei den unbearbeiteten Aufnahmen zum Beispiel Rainbow 73 und während der gesamten Lamb Tour über weite Strecken eher zu erahnen, als zu hören. Was seine Soli anbelangt. Ich bin selbst Gitarrist, und kenne keinen einzigen, der damit zufrieden wäre. Und dafür kann ich rein gar nichts.

  • Menno ! Die einen fangen an, Steve unsympathisch zu finden, die anderen stellen ihn als untergebutterte Randerscheinung einer keyboardorgiastischen Band dar. Das wird mir zu viel! Frage an Christian: Kann man Steve im nächsten Interview nach Bandgefühl und Halsabschneidegeste bezüglich IT vorsichtig und diplomatisch, ohne Bedrängnis, nur so nebenbei, taktisch klug, sensibel aushorchen?:motz::augenrollen::oops::engel:???

  • Also, ich denke, man kann die Ausgangsfrage guten Gewissens mit JA beantworten.


    Steve war während seiner Zeit bei Genesis klar benachteiligt. Er hatte nicht denselben Anteil am Songwriting wie Banks, Gabriel und Rutherford. Wird kaum jemand bestreiten.


    Hier geht es ja eher darum, wo und wie die Gitarre auf Aufnahmen zu hören ist. Beziehungsweise nicht zu hören. Das ist dann nicht nur eine Frage des Abmischens, sondern vor allem auch eine Frage des Arrangierens.

    Habe mir gerade noch einmal ONE FOR THE VINE und AFTERGLOW in der Studioversion angehört. Bei Letzterem frage ich mich, ob Steve überhaupt mitspielt, da Mike hörbar Bass Pedals bedient, und er daher auch die Hand frei hätte für die die Rhythmusgitarre.

    Eine Steve-typische Gitarre höre ich in dem Stück gar nicht. Weiß jemand mehr?


    Bei ONE FOR THE VINE gibt es ein paar Melodielinien mit der damals für Steve typischen Klangfarbe. Man muss aber auch hier klar feststellen, dass die Leadgitarre im Arrangement deutlich benachteiligt wurde. Banks hat die prägnanten melodischen Parts und Solopassagen größtenteils für sich beansprucht.


    Mag sein, dass auf diesem Album Steves Gitarre teilweise synthetisch klingt und daher den Eindruck ein wenig verfälscht. Aber es sind eben auch viel mehr Keyboard- als Gitarrenspuren zu hören. WOT GORILLA ist auch so ein Fall. Steves Gitarre geht da in Tonys Soundbrei oft unter. Die Gitarre bekommt keinen Raum, man kann sie mit viel Übung erkennen, aber sie wurde beim Arrangieren und beim Abmischen eher schwach gewichtet.


    Bei der Frage, ob diese klangliche Schieflage nun eine bewusste Benachteiligung war oder eher zufällig zustande kam, würde ich sagen: Sowohl, als auch.

    Tony und auch Mike waren damals ziemlich darum bemüht, Einfluss zu wahren und nicht zu kurz zu kommen. Vielleicht wollte man Steve nicht bewusst "degradieren", aber man war eben auch nicht bereit, sich selbst zurück zu nehmen. Ich glaube schon, dass sie gehört haben, dass Steve auf den Alben in jeder Hinsicht weniger repräsentiert war als sie selbst. Es war ihnen aber ziemlich egal.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

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    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Diesen Thread halte ich nach wie vor für zumindestens fragwürdig. Ich bin kein Freund, sondern ich verabscheue Verschwörungstheorien. Nächstens schreibt noch wer, Donald Trump persönlich hätte die Amazonaswälder angezündet, um danach die dort vorhandenen Bodenschätze etc. ausbeuten zu können. Völliger Quatsch.

    Im Übrigen, hat sich Steve mal persönlich über die Abmischungen beschwert? Vielleicht wisst ihr da mehr, aber mir ist nichts dazu bekannt.

    Mal die Kirche im Dorf lassen, und selbst wenn es so gewesen sein sollte, was ich stark bezweifele, ist es mittlerweile doch scheissegal, oder?

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Tony hat mal darüber gescherzt (!), sie hätten Steve nach (!) seinem Ausstieg stärker herausgemischt.

    Ja, das war auf dem "Genesis - a history" VHS-Video. Diese Aussage habe ich auch eher als Scherz aufgefasst.

    Aber durch die verstärkte Nutzung des Gitarrensynths und diverse Effekte ist Steves Gitarre auf W&W und Seconds Out tatsächlich nicht immer als solche auszumachen.

    Das trifft auch noch auf Mikes Gitarre auf ATTWT zu.

    Can you tell me where my country lies
    said the unifaun to her true love's eyes