TotW: [12.02.-18.02.2018]: PETER GABRIEL - Modern Love

  • Mit seiner krachigen Gitarre und recht aufreizenden Synthesizer-Begleitung war "Modern Love" wahrscheinlich der wirkungsvollste Vorstoß in Richtung konventionellem Rock, den Gabriel bis heute unternommen hat. Es ist schwer den Einfluß von Bruce Springsteen auf PG von der Hand zu weisen. Tatsächlich hatte er sogar versucht, sich die Dienste des Keyboarders der E-Street Band, "Prof" Roy Bittan, zu sichern, was allerdings von Springsteens Management verhindert worden war. […] Der Track, der verständlicherweise als zweite Single ausgesucht wurde, war grandioser, lärmiger Rock, der viel mit den zackigeren Augenblicken auf The Lamb… gemein hatte. In Sorge, dass Gabriel nicht imstande wäre, die passende Emotionalität für den Gesang zusammenzukratzen, ergriff [Bob] Ezrin außergewöhnliche Maßnahmen, um das Beste aus Gabriel herauszukitzeln.


    "Wir hatten gerade Gaffer-Tape für uns entdeckt", lacht Ezrin. "Das war gut für eine Menge Dinge. Wir spielten einander immer gerne Streiche, und Peter war ein einfaches Opfer, da er so ein sanftmütiger und höflicher Engländer war, der niemals dachte, dass ihm jemand eins auswischen könnte. Wir nahmen 'Modern Love' auf, und er bekam den Refrain einfach nicht hin. Er war zu wohlerzogen für meinen Geschmack und kam nicht auf den Energielevel, den ich anstrebte. Ich sagte halb im Scherz, dass er noch drei Versuche bekäme, bevor wir ihn an den Marterpfahl binden würden." Der "Marterpfahl" war einer der Pfeiler, der das Dach der Nimbus Studios abstützte.


    "Ich bin mir sicher, Peter hat mir nicht geglaubt. Nachdem er es noch dreimal versemmelt hatte, sagte ich: 'So, jetzt reicht es, er kommt an den Pfahl.' Brian Christian, mein Techniker, ein 100-Kilogramm-Muskelberg aus Chicago, und Jimmy Frank, sein Assistent, zogen Peter eine Leiter hoch und klebten ihn an den Pfahl. Wir nahmen die Leiter weg und ließen ihn da hängen. Wir befestigten ein Mikro vor seiner Nase und dann gab er uns die Performance, die man auf der Platte hört. Ich war von Alice Cooper daran gewöhnt, ein Ambiente zu kreieren, das ein wenig abgefahren war, um ihn aus der Umklammerung des Studios herauszulösen. Ich manipuliere die Atmosphäre ein wenig und schon bekomme ich die gewünschte Darbietung. Manchmal verkehrt sich das auch ins Gegenteil, aber damals klappte es."


    Nachdem er irgendwann wieder heruntergelassen worden war, machte Gabriel ein Video zum Song, bei dem Peter Medak - Gabriel verehrte dessen Film von 1972, The Ruling Class - Regie führen sollte.
    Das Video entstand in einem Einkaufszentrum in Shepherd's Bush im Westen Londons, wo gerade neue Rolltreppen eingebaut worden waren, auf denen Gabriel in seiner Rolle als futuristischer Ninja / Footballer herumturnen und sich austoben konnte. Ein wenig überraschend für so einen optimistischen Song, der so gut in seine Zeit passte, verfehlt er die UK Top 50.

    Daryl Easlea, "Das Leben und die Musik von Peter Gabriel" (2013), S.202 ff.

  • Ooops, noch nicht bewertet. Modern Love fand ich damals überraschend rockig, wie eine Fortsetzung von Lamb Lies Down on Broadway oder Back in NYC. Nach dreimaligem Hören wich die Faszination dem Interesse am Text und sein Interesse an den "red hot magnetos" konnte ich damals schon nachvollziehen. Der rockige Ansatz war auch durchaus kein Einzelfall, sondern fand seine Fortsetzung auf dem Nachfolgealbum mit Perspective und Animal Magic.


    Mittlerweile finde ich Modern Love eher mittelprächtig, sowohl auf dem ersten Album als auch im Gesamtschaffen von PG, also 8 Punkte.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!