Vor 25 Jahren: Premiere überträgt Knebworth Show von Genesis

  • Okay, das klingt einleuchtend. Es ist also demnach möglich, dass bei der Knebworth-Aufnahme einfach (für Genesis-Verhältnisse) viel Live-Atmosphäre dazu gemischt wurde. Das würde dir nicht vorhandene Sterilität erklären. Im Ergebnis klingt es nicht ganz so präzise und sauber wie bei der TWWW-DVD, aber ich persönlich finde die Atmosphäre der Knebworth-Aufnahme lebendiger.


    Danke für die Erläuterung!

    Phil Collins - 11.06.2004 Berlin // Genesis - 23.06.2007 Hannover // Phil Collins - 07.06.2019 Berlin // Genesis - 07./08.03.2022 Berlin / 11.03.2022 Hannover

    • Offizieller Beitrag

    Es ist also demnach möglich, dass bei der Knebworth-Aufnahme einfach (für Genesis-Verhältnisse) viel Live-Atmosphäre dazu gemischt wurde. Das würde dir nicht vorhandene Sterilität erklären. Im Ergebnis klingt es nicht ganz so präzise und sauber wie bei der TWWW-DVD, aber ich persönlich finde die Atmosphäre der Knebworth-Aufnahme lebendiger.

    Es ist möglich und (zu Beginn des Konzerts wahrscheinlich), dass die Publikumsmikrofone noch zu laut und dominant in der Abmischung sind. Ebenso klingt es sehr stark danach, als seien bestimmte Instrumente / Kanäle zu Beginn vergessen worden aktiv zu schalten bzw. noch einfach viel zu leise im Mix (siehe die Gitarre von Mike). Beides Fehler, die der Live-Situation geschuldet sind. Nochmal zur Erinnerung: Bei einer Live-Übertragung (und Knebworth war live, siehe die Premiere Übertragung) muss der Ton logischerweise live in genau dem Moment abgemischt werden. Fehler die dabei passieren, gehen natürlich "live" und sind nachträglich nicht zu korrigieren.


    Dadurch erklärt sich auch, warum die TWWW-DVD für dich "sauberer" und präziser klingt: Hier konnte der Sound nachträglich im Tonstudio in aller Ruhe mit jeglichem erdenklichen Studiogerät nachbearbeitet und abgemischt werden. Jeder Song kann (theoretisch) beliebig oft angehört werden, die Mischung korrigiert werden, bis alle zufrieden sind. Und wie man bei der "When in Rome" DVD gesehen hat (Firth of Fifth Spielfehler) sind da dann auch Korrekturen von Spielfehlern drin. All das ging prinzipiell bei Knebworth natürlich nicht.

  • Meine Recherchen haben folgenden (öffentlichen) YouTube-Kommentar ergeben, den ich hier zitiere:


    "As it was live broadcasted all over Europe, there was a 16 channel feed going to a mackie mixer which the stations could use to tap their sound from. Problem was that the audience mics where aiming more at the PA then the audience and that the mix for the first 2 songs was pretty soft."

    (Quelle: Genesis Land of Confusion 1992 (Kommentar von @santibanks) )


    Verständnisfrage: Was ist ein "macki mixer"? Bestätigt das den Erklärungsansatz, dass Soundboard und PA/Audience-Aufnahmen gemischt wurden?


    Grüße

    Gyni

    Phil Collins - 11.06.2004 Berlin // Genesis - 23.06.2007 Hannover // Phil Collins - 07.06.2019 Berlin // Genesis - 07./08.03.2022 Berlin / 11.03.2022 Hannover

    • Offizieller Beitrag

    Ein Mackie Mixer ist nichts anderes als ein separates Mischpult der Firma Mackie und bedeutet im Klartext, dass es genauso lief wie ich es über deinem Beitrag vermutet hatte:

    Aus dem Live-Mischpult kamen vorabgemischte 16 Spuren (also z.B. Drums, Bass, Keyboards, Gitarren, Gesang), welche in ein separates Mackie-Mischpult gingen und dort nochmals - ebenfalls live - zusammen mit dem Signal von mehreren Publikums-Athmo-Mikros speziell für den Sound der Fernsehübertragung abgemischt wurden. Dieses Stereo-Signal wurde dann ab die übertragenen Fernsehanstalten weitergegeben.


    Die dabei auftretenden Probleme wurden genannt:

    Die Abmischung passierte logischerweise prinzipbedingt live, also wenn der Mensch am Mischpult einen Moment gepennt hat, dann Pech (darauf dürfte sich das "the mix...was pretty soft" beziehen). Und offenbar waren die Publikumsmikros (die wie gesagt einzig dazu da sind, die Reaktionen des Publikums wie Klatschen einzufangen) weniger auf das Publikum als auf die Live-PA gerichtet, was vereinfacht gesagt zu einem mehr als matschigen Sound führt (da man dann die Band sowohl direkt über die Einzelspuren als auch über die Raummikros bekommt, noch dazu dann zeitverzögert und mit ordentlich Raumhall - das Endresultat ist ein mehr als matschiger, undifferenzierter Sound).

    • Offizieller Beitrag

    "santibanks" ist ein aus dem ehemaligen offiziellen Forum bekannter Fan, der schon wegen seines Alters mit Sicherheit nicht vor Ort anwesend war - daher sind solche Aussagen wie die über die Ausrichtung der Audience-Mics immer mit Vorsicht zu genießen. Solche Erklärungen bastelt man sich gern auch mal einfach so zusammen und sowas wird dann weiter herumkolportiert.


    Fakt ist, dass bei solchen Großkonzerten die P.A. enorme Gesamtlautstärke haben muss - meist gibt es daher nicht nur eine Beschallungsreihe, sondern gestaffelt eine zweite oder dritte für das Publikum, das in einigen hundert Metern Entfernung ja auch noch etwas hören will. Diese Lautsprecher sind leiser als die Hauptreihe neben der Bühne, aber entsprechend zeitverzögert - damit es für die hinten stehenden Leute keine Echos gibt. Also kaum eine Chance für Audience-Mics bei solchen Veranstaltungen, keine P.A.-Signale aufzufangen. Sowas nimmt man aber in Kauf, weil die reinen Mischpultsignale ohne Audience-Mics viel zu trocken wären, wie Prophet oben schon beschrieben hat.


    Ganz allgemein gesagt: der Sound bei einer Broadcast-Übertragung, sei es Radio oder TV, ist immer ein Mix aus den Bühnensignalen und den Audience-Mics, die aber natürlich allesamt über dasselbe Mischpult im Ü-Wagen gemischt werden.

    Die Audience-Mics haben übrigens nichts zu tun mit dem in Bootlegger-/Trader-Kreisen üblichen Begriff "Audience-Recording" - das sind Aufnahmen, die heimlich von Leuten aus dem Publikum völlig unabhängig von der ausführenden Veranstaltungstechnik gemacht werden.

  • Danke für die weiterführenden Erläuterungen.


    Ist es nicht sogar so, dass die Beschallung bei solchen Freiluftveranstaltungen wie Knebworth, wo praktisch kaum „Infrastruktur“ wie Tribünen, Dächer o.ä. stört, weniger herausfordernd ist als in Arenen oder Stadien (abgesehen natürlich vom Wind, der vieles ruinieren kann)?


    Ansonsten sieht man bei den Knebworth-Aufnahmen mindestens einen zusätzlichen PA-Turm im Publikumsbereich. Bei Phil Collins in Berlin (Juni 2019) war das ebenso. Ich wüsste nicht, dass dies bei der WCD-Tour in den Stadien gemacht wurde. Knebworth (und Hockenheimring?) hat hier sicherlich neue Maßstäbe für die damaligen Soundtechniker gesetzt.

    Phil Collins - 11.06.2004 Berlin // Genesis - 23.06.2007 Hannover // Phil Collins - 07.06.2019 Berlin // Genesis - 07./08.03.2022 Berlin / 11.03.2022 Hannover

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe nicht gefunden, ob es hier schon irgendwo verlinkt ist, aber es gibt ein zweiteiliges Video vom Soundcheck des Knebworth-Konzerts:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Kleine Anmerkung aus aktuellem Anlass: In Teil 1 sieht man ca. zwischen 10:05 und 10:15 wie der kürzlich verstorbene Geoff "Bison" Banks Mike eine Gitarre anreicht und kurz zwischen Mike und Daryl stehen bleibt. Das als Hinweis für Leute, die nicht wissen, wer er war.

  • Oh, vielen Dank fürs hochladen. Das kannte ich bis dato gar nicht.

    Im Hellen, ohne Publikum, sieht man erstmal wie hoch und groß die Bühne war.

    Wirklich interessante Perspektiven. Phil extrem locker wie ich finde, Tony mit verschränkten Armen... Schade, dass die Tonqualität noch nicht so sonderbar gut war, so dass man aus den Interviews und den Gesprächen vor dem Konzert nicht alles mitbekommt.

    Dennoch, hochinteressant das Ganze. Knebworth ist für mich bis dato unerreicht und war DAS Konzert mit dem ich zum Riesen-Fan wurde...

  • Die Soundcheck Aufnahmen finde ich auch sehr interessant, danke! Die Leute fühlen sich alle nicht gefilmt, benehmen sich ganz normal (z.B.: Phil kaut länger an seinem Daumen rum).

    Ich frage mich, ob das offiziell erschienen ist? Wo kommt dieses Video her?


    Damals habe ich vor dem Fernseher gesessen und alles aufgenommen. Das Konzert gefiel mir sehr gut. Später wurden dann die VHS-Aufnahmen auf DVD kopiert, auch die verschiedenen Dokus vorher (oft waren das nur sehr kurze Pseudo-Berichte, eine längere Doku war aber dabei). Als ich mir das letztens noch mal angesehen habe, war ich erschrocken über die üble Sound- und Bildqualität. Zum Sound wurde ja oben schon einiges gesagt, ich vermute dass das Bild bei mir auch unter dem mehrfachen Anschauen und der Lagerung der Videokassette gelitten hatte.