Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten

  • Heute ist Rätselzeit!


    Kapitel 47 ½ Musikalischer Adventskalender: 24 Törchen für böse Buben

    ODER

    ???


    Die heutige Ausgabe war ursprünglich gar nicht vorgesehen. Sie rutschte nachträglich mit rein, als alle Sonntage bereits vergeben waren, ich aber diese eine Band unbedingt noch berücksichtigen wollte. Warum? Weil sie so anders ist als alle anderen (ja, ich werfe gleich ein paar Münzen ins Phrasenschwein). Und weil ich gerade – dumdidum – in Schreiblaune bin.

    In bester vorweihnachtlicher Rätseltradition dieses Forums präsentiere ich euch hiermit einen musikalischen Adventskalender im Schnelldurchgang. Hinter jedem Törchen verbirgt sich ein Hinweis auf unseren heutigen Act, so dass ihr am Ende hoffentlich wisst, über wen ich hier schreibe. Dabei werden die Hinweise mit zunehmender Anzahl der geöffneten Törchen immer konkreter. Lösungen dürfen gerne gepostet werden, eine Auflösung erfolgt zeitnah.

    Genug gelabert, los geht’s:


    1: Die Band besteht aus vier Mitgliedern.

    2: Die Band kommt aus England.

    3. Die Band gibt es heute immer noch.

    4. Die Band besteht nur aus Männern.

    5. Die Band wurde schon in den 70ern gegründet.

    6. Die Band hat ihre Besetzung mehrmals geändert.


    Die Band, die Band, die Band ... na, schon schlauer? Nicht wirklich? Die Hinweise sind viel zu allgemein? Gemach, gemach, jetzt kommen ein paar substantiellere Puzzleteile.


    7. In der Band gibt es einen Schlagzeuger, einen Bassisten, einen Gitarristen, einen Keyboarder und einen Sänger (Schlaumeier, die jetzt den Finger heben, weil das gar nicht sein kann, dürfen noch einmal nachdenken...)

    8. Die Band erreichte die größte Popularität in ihrem Heimatland, aber nie den ersten Platz in den Charts.

    9. In den USA sind die Musiker weitgehend unbekannt.

    10. Wikipedia listet von der Bandgründung bis zum heutigen Tag acht offizielle Bandmitglieder.

    11. Dividiert man die Jahre ihres Bestehens durch die Anzahl veröffentlichter Studioalben (jeweils laut wikipedia), so kommt man gerundet auf einen Wert von 2,53.

    12. Addiert man das Alter aller noch lebenden Mitglieder des „klassischen Lineups“, so ergibt sich als Summe 280.


    Ha, jetzt werden eure Synapsen endlich mal wieder gefordert! Wie? Mathe war noch nie eure Stärke? Na schön, ich will ja kein Spielverderber sein. Hier mal ein paar weiche Fakten.


    13. Ich besitze zwei Singles der Band.

    14. Die Band hat im Laufe der Zeit mehrfach und auch erfolgreich Songs gecovert.

    15. Ein Song der Band wurde wiederum von einer bekannten Sängerin gecovert.

    16. Der bekannteste Hit der Band erschien Anfang der 80er Jahre.

    17. In einem ihrer Musikvideos sieht man, wie die Musiker auf leicht verstörende Weise „Gesicht zeigen“.

    18. Eine Single der Band trägt den gleichen Titel wie ein Song von Genesis.


    Hihi, beim Stichwort „Genesis“ sind jetzt hoffentlich alle wieder aufgewacht.

    Wer bis hierhin schon die Lösung weiß, darf sich drei Mal auf jede Schulter klopfen. Alle anderen werden im letzten Viertel auf den Pfad der Wissenden geführt.


    19. Der Drummer der Band („klassisches Lineup“) ist signifikant älter als der Rest der Bande.

    20. Der Sänger der Band („klassisches Lineup“) hat einen Nachnamen, der an einen Ort in England erinnert.

    21. Der Bassist der Band ist Träger des schwarzen Gürtels, was er einen ihm unliebsamen Musikjournalisten auf schmerzhafte Art spüren ließ.

    22. Der Keyboarder der Band spielte vorher in einer Progressive Rock Band und kann mit den Händen überkreuz spielen wie Tony Banks.

    23. Im größten Hit der Band hören wir einen ¾ -Takt, der sich aber in jedem 4. Takt in einen 4/4-Takt verwandelt.

    24. Ein Albumtitel der Band stellt vermutlich eine Hommage an einen Evergreen von Bert Kaempfert dar.


    Puh, die Ziellinie ist erreicht. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und bin gespannt, welche Musikdetektive sich heute in die Siegerliste eintragen. Preise habe ich leider keine, aber derjenige mit dem ersten Treffer darf sich – sozusagen als Dekadenprofi - gerne mit Edding eine „80“ auf die Stirn malen. Man hat dann direkt einen tollen Aufhänger für ein Gespräch im Büro oder sonstwo. Eine Sache ist mir noch wichtig. Für die Adventskalender mit Schokolade gilt: Bitte jeden Tag nur ein Törchen. Sonst reicht das nicht bis zum Fest der Feste.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

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  • Toller Fund.
    und ... Wie unfassbar schön Kate Pierson war. Tizianrot. mmh


    Der Song ist ja okay, aber das Musikvideo finde ich grauenhaft. Ich konte mit dieser Ästhetik nie etwas anfangen: schnelle Bildschnitte, wackelnde Kamera, komische Perspektiven und Bildausschnitte. Aber es gibt ja schlimmere. :augenrollen:

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Heute ist Rätselzeit!
    [FONT=Arial, sans-serif]Lösungen dürfen gerne gepostet werden[/FONT][FONT=Arial, sans-serif] ...[/FONT]


    Hat tatsächlich niemand den Hauch einer Ahnung, um welche Band es sich handeln könnte?

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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  • Danke... Ich gebe allerdings zu, dass ich erst bei den Tipps 19-21 einigermaßen sicher war. ;)


    Davor war mir einiges entweder doch zu allgemein oder einfach schlichtweg unbekannt.


    Besonders bei den Tipps mit den Coverversionen stehe ich sogar nach wie vor auf dem Schlauch. :augenrollen:

  • Besonders bei den Tipps mit den Coverversionen stehe ich sogar nach wie vor auf dem Schlauch. :augenrollen:



    [FONT=Arial, sans-serif]14. Die Band hat im Laufe der Zeit mehrfach und auch erfolgreich Songs gecovert.[/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]15. Ein Song der Band wurde wiederum von einer bekannten Sängerin gecovert.[/FONT]


    Von den Stranglers gecovert wurde WALK ON BY (geschrieben von Burt Bacharach, im Original gesungen von Dionne Warwick)


    https://www.youtube.com/watch?v=jqfqVDHNW6c


    und die Kinks-Nummer ALL DAY AND ALL OF THE NIGHT.


    https://www.youtube.com/watch?v=y6k3tNNRS_I


    Tori Amos wiederum coverte (übrigens sehr gelungen, wie ich finde) STRANGE LITTLE GIRL von den Stranglers.


    https://www.youtube.com/watch?v=ghGgycFEg64

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  • Advent, Advent, ein Lichtlein brennt - nein, es sind 68...


    Kapitel 48 Städtebau mit Tanzgarantie

    ODER

    Starship


    Am heutigen Sonntag feiert Mickey Thomas seinen 68. Geburtstag. Thomas ist Leadsänger der Gruppe Starship, welche aus der Band Jefferson Starship hervorgeht und später in Mickey Thomas' Starship mündet. Viele Bands, viel Musik, und über all das könnte man reden, gäbe es da nicht noch ein anderes Thema. Denn wenn Thomas heute in den Spiegel schaut, blickt er in ein Gesicht, welches nicht mehr so wie früher aussieht. Was wie die relativ banale Umschreibung eines natürlichen Alterungsprozesses klingt, hat im Falle von Thomas aber einen deutlich ernsteren Hintergrund.


    24. September 1989. Die Band Starship befindet sich damals auf Tour zu ihrem aktuellen, mäßig erfolgreichen Album LOVE AMONG THE CANNIBALS (1989) und macht an diesem Tag Station in Scranton, Pennsylvania. In zwei Tagen wird Gitarrist Craig Chaquico 35 Jahre alt werden. Die Musiker wollen sich eine kleine Auszeit vom Touralltag nehmen und den Ehrentag in einem nahe gelegenen Club in angemessener Weise zelebrieren. Schon an diesem Abend fließt reichlich Alkohol, und zu später Stunde ist auch Thomas ziemlich betrunken. Irgendwann hört er in seinem Hotelzimmer, wie ein Glas an die Außenseite seiner Tür geworfen wird. Mickey will der Sache auf den Grund gehen und sieht nach.


    Auf dem Flur vor seinem Zimmer gerät er in eine üble Schlägerei. Mehrere harte Schläge und Tritte gegen seinen Kopf und Oberkörper muss er dabei einstecken. Anschließend geht er zurück in sein Zimmer und legt sich ins Bett. Drei Stunden später sind die Schmerzen unerträglich, so dass sich Thomas von seinem Tourmanager in ein Krankenhaus fahren lässt. Die dort gestellte Diagnose ist niederschmetternd: Neben mehreren Rippenbrüchen ist sein gesamtes Gesicht stark geschwollen. Die Gesichtsverletzungen sind derart massiv, dass eine sofortige Operation unumgänglich ist.


    Die Ärzte müssen sein entstelltes Antlitz völlig neu rekonstruieren. Thomas werden zur Stabilisierung der Schädelknochen drei Platten aus Titan eingesetzt. Auch wenn er keinen bleibenden körperlichen Schaden davon trägt, ist der Sänger nun zeit seines Lebens ein Gezeichneter:


    From that day on, whenever I look in the mirror it's a different face looking back at me than the face I previously knew. So it's pretty hard to forget.“


    Über den Täter gibt es anfangs widersprüchliche Informationen. Zunächst heißt es, der eifersüchtige Freund eines weiblichen Fans habe Thomas aufgelauert. Dann kursiert eine Geschichte, nach der er in eine Auseinandersetzung geraten sei, weil er versucht habe, die Ehre einer Backgroundsängerin zu verteidigen. Thomas selbst äußert, er könne sich infolge seines Rausches an nichts erinnern. Doch das ist nicht die Wahrheit. Denn wenige Tage später wird offenkundig, dass ausgerechnet einer seiner besten Freunde hinter der brutalen Attacke steckt. Es ist Donny Baldwin, der Drummer der Band.


    Die Plattenfirma veröffentlicht ein Statement, in dem wegen „kreativer Differenzen“ die Trennung Baldwins von der Band vollzogen wird. Ein juristisches Nachspiel gibt es nicht. Die genauen Hintergründe für den Gewaltausbruch liegen bis heute im Dunkeln.

    Vier Jahre vor diesem traurigen Abend erreichen Starship den Gipfel des Pophimmels.

    Gleich mit ihrem Debut KNEE DEEP IN THE HOOPLA (1985) schieben sie sich an die Spitze der amerikanischen Charts. Spitzenplätze können sich auch die Singles WE BUILT THIS CITY (1985), SARAH (1985) und NOTHING'S GONNA STOP ME NOW (1987) sichern. Unter Produzent Peter Wolf wird mit Hilfe externer Songwriter eine Popmixtur angerührt, die zeitgemäß und radiofreundlich klingt.


    Das ehemals für einen Grammy nominierte WE BUILT THIS CITY räumt übrigens besonders in jüngster Zeit zahlreiche Auszeichnungen ab: Schlechtester Song der Achtziger, schlechtester Song aller Zeiten ... puh ...

    Derartige Gehässigkeit ist natürlich völlig unangebracht, scheint aber gerade wieder en vogue zu sein. Da wird in bestimmten Kreisen besonders gerne auf die Achtziger eingedroschen. Na ja, lassen wir die Unkundigen gewähren. Vielleicht dient es ja dem Aggressionsabbau. Und erspart dadurch manchem Musiker einen Schlag in die Fresse.

    In diesem Sinne, happy birthday, Mickey!


    Definitives Lineup

    Mickey Thomas – vocals

    Grace Slick – vocals

    Donny Baldwin – drums

    Craig Chaquico – guitars

    Pete Sears – bass


    Gegenwart

    Die Band heißt heute Starship featuring Mickey Thomas. Thomas ist auch als einziger der damaligen Besetzung noch mit dabei


    Weiterhören und Ansehen

    We built this city

    https://www.youtube.com/watch?v=K1b8AhIsSYQ

    Sarah

    https://www.youtube.com/watch?v=32ScTb6_KHg

    Tomorrow doesn't matter tonight

    https://www.youtube.com/watch?v=Udglbs-G7WE


    Lieblingsalbum

    Knee Deep in the Hoopla


    Demnächst

    In Kapitel 49 von „Meine Achtziger“ bekommen wir Frierfüße im Outback

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  • An diesem Winter-Wochenende machen wir einen Abstecher dahin, wo es warm ist.


    Kapitel 49 Frierfüße im Outback

    ODER

    Icehouse


    Heute geht es ein weiteres Mal nach Australien. Australien ist damit nach Großbritannien und den USA das am stärksten repräsentierte Land in dieser Kolumne. Das geht völlig in Ordnung, da die australische Musiklandschaft in den Achtzigern eine äußerst reizvolle ist. Und da habe ich damalige Plattenkäufe wie die von John Farnham oder Real Life nicht einmal eingerechnet. Einzig das Übergehen von Crowded House bereitet mir gewisse Gewissenskonflikte. Großartige Band, aber irgendwie nicht mit dabei. Schande über mein Haupt!


    Nun also zu Iva Davies und seinem (mehr oder minder) Einmannprojekt Icehouse. In seinem Heimatland ist der Bursche eine richtig große Nummer. Beginnen wir zur Auflockerung mit einer kleinen Übung, mit der ihr alle selbsternannten Achtziger-Experten vorführen könnt. Legt ihnen dafür einfach ein Coverfoto des ersten Albums vor, welches Davies mit seiner Band veröffentlicht hat. Zu sehen sind auf dem Cover die beiden Wörter „Flowers“ und „Icehouse“. Fragt den Schlaumeier nun, wie denn die Band von Davies eigentlich heißt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er auf „Icehouse“ tippen und sich dabei auch noch als Insider fühlen. Denn wer zum Teufel außer einem echten Achtziger-Experten kennt heute noch diese Band?


    Jetzt dürft ihr dem armen Tölpel eröffnen, dass er gerade grandios gescheitert hat. Die Band auf dem Album heißt nämlich Flowers, und das Album heißt ICEHOUSE (1980).

    Erst 1981 erfolgt im Zuge eines weltweiten Plattendeals aus rechtlichen Gründen die Umbenennung der Truppe in Icehouse. Wer die Klugscheißerei auf die Spitze treiben möchte, kann übrigens noch anmerken, dass es da auch noch einen Song mit dem Titel ICEHOUSE (1980) gibt. Auf dem gleichnamigen Album. Der später gleichnamigen Band.

    Offenbar ist es in Australien derart heiß, dass es Frontmann Davies nach steter semantischer Abkühlung verlangt.


    Bereits ein Jahr später erreicht die Band einen künstlerischen Höhepunkt. Mit dem Longplayer PRIMITIVE MAN (1982) und den zugehörigen Hits STREET CAFE (einfach super!), GREAT SOUTHERN LAND und vor allem HEY LITTLE GIRL erwirbt man auch außerhalb der Heimat eine gewisse Bekanntheit. Davies agiert hier als Einmannkapelle, der das Album fast komplett im Alleingang einspielt. Lediglich Produzent Keith Forsey steuert ein wenig Percussion bei. Stilistisch bewegt sich die Musik weg vom wavigen Rock der Anfangsphase hin zu deutlich elektronischerem Synthpop. Mein Lieblingssong von diesem Album ist TROJAN BLUE (1982). Hätte sicher auch eine hervorragende Single abgegeben.

    Das nächste Album SIDEWALK (1984) ist als Bandalbum angelegt. Davies versammelt eine Reihe von Musikern um sich, darunter auch Bassist Guy Pratt, welcher sich später noch als Studio- und Livebassist für Acts wie Madonna, Michael Jackson und Pink Floyd einen herausragenden Namen machen wird. Pratt ist damit wieder einmal der lebende Beweis für die hochkarätige musikalische Substanz von 80er Popbands. Und er ist heute seit vielen Jahren mit der Tochter des verstorbenen Keyboarders Richard Wright verheiratet.


    1985 erscheint die Icehouse-Single NO PROMISES. Für mich ist das ihr bester Song, sozusagen Icehouse-Essenz. Diese dichte Melancholie und der großartige Gesang von Davies, der mich hier ein wenig an David Bowie erinnert. Abwegig? Vergleicht es mal mit THIS IS NOT AMERICA von Bowie und Pat Metheny. Da gibt es deutliche Parallen bei Klang und Atmosphäre. Sollte Davies, der kurze Zeit vorher mit Bowie auf Tour unterwegs war, hier ein wenig Inspiration getankt haben, so hat er diese in bestmöglicher Weise genutzt.

    Mit dem Album MAN OF COLOURS (1987) und den Hitsingles ELECTRIC BLUE (eine Zusammenarbeit mit John Oates) und CRAZY erklimmt Davies dann kommerziell den Gipfel. Die Band erobert jetzt auch den amerikanischen Markt. Musik und Videos geraten noch eine Spur direkter und zugänglicher. Die etwas sperrigen und experimentelleren Farbtupfer der ersten Alben sind hier leider kaum noch auszumachen.


    MAN OF COLOURS gilt heute als eines der erfolgreichsten australischen Alben aller Zeiten. Es bildet auch die wirtschaftliche Grundlage für Davies' späteren, weitgehenden Rückzug aus dem Musikgeschäft. Seitdem zieht er nach eigenem Bekunden eine größere Befriedigung aus dem Beobachten von Walen an der australischen Ostküste. Es sei ihm gegönnt.


    Definitives Lineup

    Iva Davies – vocals, guitars, synthesizers & oboe


    Gegenwart

    Das letzte Studioalbum liegt schon lange zurück, aber hin und wieder gibt es zumindest ein kleines Live-Lebenszeichen von Davies und seiner Band


    Weiterhören und Ansehen

    Great Southern Land

    https://www.youtube.com/watch?v=3mkidP2OUCk

    Street Cafe

    https://www.youtube.com/watch?v=qJL7nF_1Okw

    No promises

    https://www.youtube.com/watch?v=-o9BCQP0cns

    Cross the border

    https://www.youtube.com/watch?v=O94QL14ZKuA


    Lieblingsalbum

    Primitive Man


    Demnächst

    In Kapitel 50 von „Meine Achtziger“ schicken wir Ein dickes Dankeschön an Christopher

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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  • Heute ist Mädelsabend...;)


    Kapitel 50 Ein dickes Dankeschön an Christopher

    ODER

    The Bangles


    Liebe Susanna,


    vor kurzem habe ich ein paar aktuelle Aufnahmen deiner Band gesehen. Mein erster Gedanke war: Unglaublich, da ist diese Frau jetzt fast 60 und sieht noch genau so umwerfend aus wie vor 30 Jahren. Ja, ich ahne, dass dies ein Gedanke ist, den du nicht so magst. Zum einen weil er mit Musik nichts zu tun hat, und du natürlich in erster Linie als Sängerin und Künstlerin wahrgenommen werden möchtest. Verzeihe mir also meine Oberflächlichkeit. Natürlich hast du auch eine einzigartige Stimme, und viele eurer Songs sind klasse. Aber als wir uns zum ersten Mal begegnen, bin ich ein pubertierender Teenager, dem es unmöglich ist, diese wahnsinnig attraktive Frau auf ihre Musik zu reduzieren. Das soll keine chauvinistische Umdeutung sein. Aber schließlich „isst das Auge mit“, wenn du weißt, wie das gemeint ist.


    Nerven könnte dich, vor allem aber Vicki und Debbie auch der Umstand, dass ich mich ganz explizit an die Frontfrau wende, obwohl ich weiß, dass ihr eine Band seid. Und vermutlich betrachtet ihr euch als Einheit und gleichberechtigt blablabla. Aber so ist das nun einmal. Das war schon vor dreißig Jahren nicht anders. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Ich will es dir verraten. Alle meine Kumpels und ich finden, dass Susanna die heißeste Braut ist. Ja, du bist der imaginäre Wanderpokal, an den wir unsere jugendlichen Träume verschwenden. Nun gut, ich wäre damals eventuell noch auf Michael Steele ausgewichen. Weil sie Bass spielt. Und weil sie sonst keiner wollte. Aber die ist ja heute gar nicht mehr mit dabei. Wieso eigentlich nicht? Ach, egal...


    Jetzt habe ich glatt schon eine halbe Seite getippt und noch fast nichts zur Musik geschrieben. Du würdest dies sicher als ziemlich unfair bezeichnen, solltest du diesen Brief jemals lesen. Was selbstverständlich nie geschehen wird. Liegt an der asymmetrischen Beziehung von Künstler und Fan.

    Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass du mal in einer schlaflosen Nacht im Internet über ein deutsches Genesis-Forum stolperst, an diesem Faden und Beitrag hängen bleibst und mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms meine Ausführungen entschlüsselst, möchte ich dir hiermit sagen: Das habt ihr euch ein Stück weit selbst eingebrockt!


    Was ich damit meine? Na ja, fast alle eurer bekannten Hits sind nicht auf eurem Mist gewachsen. MANIC MONDAY (1986), IF SHE KNEW WHAT SHE WANTS (1986), WALK LIKE AN EGYPTIAN (1986), HAZY SHADE OF WINTER (1987), ETERNAL FLAME (1989) – alles hervorragendes Songwriting. Nur eben nicht von euch.

    Sicher, diese Form der Arbeitsteilung wird im Pop häufig praktiziert. Aber als ich dann tiefer grabe, um hinter der Fassade der gut aussehenden Mädelsband euer musikalisches Können genauer unter die Lupe zu nehmen, kommen harte Fakten ans Licht. Auf eurem Erfolgsalbum DIFFERENT LIGHT (1986) seid ihr mit Ausnahme des Gesangs nämlich kaum zu hören. Viele Gitarren und Drumparts werden auf Wunsch von Produzent David Kahne von Sessionmusikern eingespielt. Lediglich Bassistin Michael Steele darf ihren Bass komplett selbst beisteuern. Warum eigentlich nur die? Ach egal...


    Es ist nur so, Susanna, dass unter solchen Infos die musikalische Reputation ein wenig leidet. Ich meine, die Popmusik ist ja dort, wo sie einen gewissen Anspruch hat, ohnehin oft männlich dominiert. Und dann hat man mal eine Frauenband, und die kriegen es ohne substantielle männliche Hilfe auch nicht gebacken. Aua!

    Sorry, das war jetzt arg unfair. Denn wenn ich mir Songs wie REAL WORLD (1982) oder I'M IN LINE (1982, inklusive TAXMAN-Basslinie) von eurer selbstbetitelten EP anhöre, die deutlich ungeschliffener und bissiger produziert wurden als die späteren kommerziellen Höhepunkte, dann wird deutlich, dass ihr euer Handwerk beherrscht. Das klingt teilweise wie eine weibliche Ausgabe der frühen Beatles. Super Satzgesang. Und selbst die kurzen Haare, Susanna, stehen dir ganz ausgezeichnet.


    Nein, lassen wir die Meckerei. Ihr habt ansprechende Songs. Ohrwürmer, die drei Jahrzehnte überdauern. Tolle unbekannte (und selbstgeschriebene!) Perlen wie RETURN POST (1986), welches ich Ende der Neunziger mit meinem Jazzchor interpretieren darf. Auch das Spätwerk hat schöne Momente, ich sage nur SOMETHING THAT YOU SAID (2003). Ihr bringt die Stücke live gut rüber. Und in puncto Ausstrahlung können euch viele Männerbands nicht das Wasser reichen.

    Und dass du Vicki und Debbie nicht unbedingt brauchst, hast du mit MY SIDE OF THE BED (1991) bereits unter Beweis gestellt. By the way, was für ein schönes Musikvideo. Muss ich mir gleich mal wieder ansehen. Mach's gut Susanna. Und grüß den Christopher ganz lieb von mir. Hoppla, geht ja nicht mehr. Ach egal...


    Definitives Lineup

    Susanna Hoffs – vocals and guitar

    Vicki Peterson – vocals and lead guitar

    Debbi Peterson – vocals and drums

    Michael Steele – vocals and bass


    Gegenwart

    Die Band ist immer noch aktiv und tourt heute als Trio mit einem männlichen Tourmusiker am Bass


    Weiterhören und Ansehen

    Manic Monday

    https://www.youtube.com/watch?v=SsmVgoXDq2w

    Walk like an Egyptian

    https://www.youtube.com/watch?v=Cv6tuzHUuuk

    In your room

    https://www.youtube.com/watch?v=04HSg0YZi9E

    Something that you said

    https://www.youtube.com/watch?v=eHU28UKKm6M


    Lieblingsalbum

    Different Light


    Demnächst

    In Kapitel 51 von „Meine Achtziger“ hören wir Eine Hymne für Weihnachten

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

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