"Hört auf das Haus zu löschen, weit weg brennt ein ganzer Wald."
Bei 13% brennt höchstens meine Zigarette und eine Kerze, aber doch nicht das ganze Haus....:)
"Hört auf das Haus zu löschen, weit weg brennt ein ganzer Wald."
Bei 13% brennt höchstens meine Zigarette und eine Kerze, aber doch nicht das ganze Haus....:)
Heißt es nicht: wehret den Anfängen? Ich finde die Anfänge schon deutlich überschritten, wenn Aussagen öffentlich gemacht werden wie Alexander Gaulands "haben wir das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen". Waren es nicht die Soldaten der Wehrmacht, die den reibungslosen Ablauf in den KZs gewährleistet haben, die in Polen einmarschiert sind, die begeistert das Horst-Wessel-Lied und anderes gesungen haben usw.?
Oder Frau Storch, die ganz aus Versehen ("auf der Maus ausgerutscht") auf Flüchtlingskinder schießen lassen wollte? Sorry, Herr M. König, dass ich bei dem Thema die Emotionen nicht beiseite schieben kann. Aber mit Sachlichkeit allein ("Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen", um nicht das Dritte Reich zu bemühen) werden wir eines Tages bestürzt feststellen: das haben wir nicht kommen sehen. (s. auch Brexit oder Trump, wo am Ende was ganz anderes bei rausgekommen ist als von den Wählern gewollt.)
Ich räume ein, dass die AfD-Zitate, die du anführst, zu der unerträglichen Rhetorik gehören, die diese Partei momentan hin und wieder absondert.
Nichtsdestotrotz tun wir uns keinen Gefallen damit, wenn wir die AfDler alle zu "echten Nazis" erklären und ihnen nur unseren Stinkefinger zeigen. Das ist eine klar rechts positionierte Partei. Aber es ist eben auch eine legale Partei, eine, die zur Wahl zugelassen wurde und damit im Großen und Ganzen auf dem Boden der Verfassung steht. Sonst würde man sie wohl verbieten, oder?
Ich kenne persönlich einige Menschen, die AfD gewählt haben oder wählen. Und noch mehr, die mit dieser Partei mehr oder weniger offen sympathisieren. Kein einziger davon ist ein Nazi, Rassist oder Ausländerfeind.
Insgesamt wünsche ich mir, dass man dieses Phänomen mit mehr Differenzierung und weniger Emotionen betrachtet.
Ich räume ein, dass die AfD-Zitate, die du anführst, zu der unerträglichen Rhetorik gehören, die diese Partei momentan hin und wieder absondert.
Nichtsdestotrotz tun wir uns keinen Gefallen damit, wenn wir die AfDler alle zu "echten Nazis" erklären und ihnen nur unseren Stinkefinger zeigen.
Ich räume auch ein, dass sehr viele, vielleicht die meisten Deutschen 1933 keine "echten Nazis" gewesen sind und sich von der neuen Regierung die Lösung vieler Probleme erwartet hatten. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her, und leider scheint das für manche ein Wohlgeruch zu sein.
Die momentan stattfindende Dämonisierung der AfD ist übertrieben, weil es in der AfD eben trotz gegenteiliger Feststellungen keine "echten Nazis" gibt. Vielleicht hilft da ein Blick in die Geschichte.
Ja, der würde helfen. Vielleicht auch in die Texte und vor allem in die Wortwahl des Nationalsozialismus. Lies mal "LTI, Lingua Tertii Imperii" von Viktor Klemperer.
Tun wir mal so, als wäre deine ziemlich steile Hypothese wahr. Dann bleibt immer noch eines: Die AfD greift Ausdrücke und Terminologien und Denkungsarten aus dem Nationalsozialismus auf, und sie tut es mit einer Häufigkeit und einer Lust daran, dass dahinter unverkennbar Absicht steht.
Man kann mit äußerst viel Wohlwollen unterstellen, dass sich diese Äußerungen auf dem Niveau eines Vierjährigen bewegen, der gerade entdeckt hat, dass "Pipikacka"-Rufe Erwachsene ganz toll provozieren können.
Man darf aber auf keinen Fall ignorieren, dass die AfD damit das Gedankengut des Nationalsozialismus aktiv wieder in den politischen Diskurs einbringt, dass diese Ausdrucksweise, dieses Denken damit wieder hoffähig gemacht wird. Damit kommt Nazi-Denken 72 Jahre nach dem Ende von Hitler-Deutschland wieder in das deutsche Parlament. Na, Glückwunsch.
Und dann wollen wir auch bedenken: Sprache beschreibt nicht nur unsere Welt - wie wir sprechen, beeinflusst auch unsere Wahrnehmung der Welt. Wenn der Obergauleiter der AfD fröhlich kräht, man werde Merkel jetzt "jagen", dann sollte man sich das Bild vor Augen führen: jagen. Hetzen wie ein Reh (oder einen dunkelhäutigen Menschen in Südostsachsen). Und auch im Blick behalten, wie eine Jagd aus Jägersicht enden soll: Mit dem Tod der Jagdbeute. Neeeeein, natüüüürlich hat der liebe alte Mann derlei überhaupt nicht im Sinn - aber in seiner Wortwahl offenbart sich seine Weltsicht: Die Regierungschefin der Bundesrepublik Deutschland als Karnickel.
ZitatWir alle wissen, was die echten Nazis wollten und dann auch umgesetzt haben (u.a. Einmarschieren in Nachbarländer, Vergasen von Andersgläubigen und Andersdenkenden). Ich kann in der AfD derzeit keinen einzigen Politiker erkennen, der solche Ziele verfolgt.
Nein, die Andersdenkenden werden zurzeit noch niedergebrüllt, mit Schmierereien, mit Drohanrufen, Drohbriefen, wüstesten Beschimpfungen im Internet terrorisiert. Wenn du die Parallele unbedingt ziehen willst, dann musst du sie nicht zu der Zeit nach der Wannseekonferenz 1942 ziehen, sondern zu den letzten Jahren der Weimarer Republik, als die NSDAP noch nicht an der Macht war, aber mit ihren Schlägertrupps alle Andersdenkenden terrorisiert hat und statt "der Ausländer" "die Juden" das Unglück waren. Als es keine große Verschwörung der Medien gegeben haben soll, die "die Wahrheit" verhehlt, sondern es eine große Verschwörung der Juden gewesen sein soll. DA liegt deine Parallele. Öffne deine Augen, wenn du sie sehen willst.
Alles anzeigenRichtiger Gedanke!
Ich möchte es noch ein wenig zuspitzen. Die momentan stattfindende Dämonisierung der AfD ist übertrieben, weil es in der AfD eben trotz gegenteiliger Feststellungen keine "echten Nazis" gibt. Vielleicht hilft da ein Blick in die Geschichte. Wir alle wissen, was die echten Nazis wollten und dann auch umgesetzt haben (u.a. Einmarschieren in Nachbarländer, Vergasen von Andersgläubigen und Andersdenkenden). Ich kann in der AfD derzeit keinen einzigen Politiker erkennen, der solche Ziele verfolgt.
Noch eine Bemerkung zu der hier zu lesenden Feststellung, dass das Abschneiden der AfD schockierend ist.
Nein, ich bin nicht schockiert.
Nein, ich bin sicher auch nicht begeistert.
Ich bin da ziemlich nüchtern. Der Erfolg der AfD entspricht ziemlich genau der Stimmung in unserem Land. Diese Stimmung ist - insbesondere in Ostdeutschland - nicht besonders gut.
Ich habe, so lange ich Politik verfolge (und das mache ich jetzt schon seit gut 30 Jahren), noch nie eine Situation erlebt, in der unsere Gesellschaft so gespalten war.
Ich habe auch noch nie so viel Diskursunfähigkeit erlebt. Besonders der AfD wird ja immer vorgeworfen, sie würde sich im Ton vergreifen, und das tut sie sicher auch gelegentlich.
Aber ist es klug, wenn diejenigen, die sich auf der "richtigen" Seite wähnen, "Fuck AfD"-Plakate oder Stinkefinger in die Höhe halten? Was soll denn das für ein substantielles Statement sein? Wollen wir nicht endlich mal anfangen, die Gräben zuzuschütten? Wäre es nicht an der Zeit, zumindest darüber nachzudenken, ob derjenige, der die entgegengesetzte Meinung vertritt, dafür vielleicht auch gute Gründe hat?
Um es noch einmal klar zu sagen: Die AfD ist nicht das eigentliche Problem. Die AfD und ihr jetziger Erfolg ist vielmehr ein Symptom. Es gibt Gründe für diesen Erfolg, und es ist an der Zeit, genau zu analysieren, worin diese Gründe bestehen. Wenn die neue Regierung diese Analyse nicht vornimmt und anschließend politisch die richtigen Schlüsse zieht, wird man diese Protestwähler nicht erreichen.
Selten habe ich soviel lesen müssen, was ich ob der Forumsregeln nicht so beantworten darf, wie ich gern möchte. „Keine echten Nazis“? Was denn dann, besorgte Bürger?
Solange auf diese Weise menschenverachtender Gedankenmüll verharmlost wird, werden sich die Wortführer in ihrer verlogenen Man-darf-nichts-sagen-Opferrolle nur mehr und mehr bestärkt fühlen. Ich wünsche mir mehr Verständnis für die Sorgen und Ängste von bekennenden Antifaschisten und weniger Nachsicht für die hässliche Fratze des Nationalismus und Protektionismus.
Aber es ist eben auch eine legale Partei, eine, die zur Wahl zugelassen wurde und damit im Großen und Ganzen auf dem Boden der Verfassung steht. Sonst würde man sie wohl verbieten, oder?
Du hast offenkundig schon wieder vergessen, warum die NPD kürzlich nicht verboten wurde: Nicht weil sie eine legale Partei ist (das ist sie offenbar), die auf dem Boden der Verfassung steht (das ist sie laut höchstrichterlichem Urteil gerade eben ganz genau nicht), sondern weil sie bedeutungslos war - weil keine Gefahr bestand, dass sie ihr Ziel verwirklichen kann. Das hätte bis zum 24.9. wohl auch für die AfD gegolten.
Ob das so bleibt? Der bayrische AfD-Vorsitzende Bystron wird vom Verfassungsschutz beobachtet, eine Teilgruppe der AfD ebenfalls, weitere AfD-Mitglieder gewiss auch. Der Staat tut gut daran, auch (!) nach rechts zu schauen und sich zu rüsten.
Wer nicht möchte, dass die AfD stark bleibt und Themen in einer Weise besetzt, die man als aggressiv oder unangemessen betrachtet, muss diese Themen selbst besetzen.
Das ist ein klarer Auftrag an die neue Regierung, wie auch immer diese aussehen mag.
Ich wünsche mir mehr Verständnis für die Sorgen und Ängste von bekennenden Antifaschisten und weniger Nachsicht für die hässliche Fratze des Nationalismus und Protektionismus.
Und ich wünschte mir, dass du mir sagst, wie man denn aus deiner Sicht das Problem AfD lösen soll. Verbieten? Anfeinden? Ausgrenzen?
Glaubst du, dass dieses Gedankengut wieder verschwindet, nur weil du es für so "hässlich" hältst?
Auch wenn ich langsam einen Sprung in meiner Argumentationsplatte bekomme, hier noch einmal für dich: Die Stärke der AfD resultiert vor allem aus dem Unvermögen der etablierten Parteien, die Probleme der Menschen (echte wie gefühlte) ernst zu nehmen und zu lösen. Da liegt der Ansatz für eine erfolgreiche Anti-AfD-Politik.
Ob das so bleibt? Der bayrische AfD-Vorsitzende Bystron wird vom Verfassungsschutz beobachtet, eine Teilgruppe der AfD ebenfalls, weitere AfD-Mitglieder gewiss auch. Der Staat tut gut daran, auch (!) nach rechts zu schauen und sich zu rüsten.
Aber natürlich muss der Staat genauestens überwachen, ob sich da in der AfD offen verfassungsfeindliche Tendenzen entwickeln. Und dann auch entsprechend reagieren.
Wer nicht möchte, dass die AfD stark bleibt und Themen in einer Weise besetzt, die man als aggressiv oder unangemessen betrachtet, muss diese Themen selbst besetzen.
Das ist ein klarer Auftrag an die neue Regierung, wie auch immer diese aussehen mag.
Soll also bedeuten: Wäre Gauland einfach in der CDU geblieben und würde dort nun im Bundestag sitzen und genau das gleiche erzählen wie jetzt bei der AfD, wäre die Welt auf einmal in Ordnung?
Ich habe nie verstanden, dass man die Union jetzt dafür kritisiert, dass sie weiter in die Mitte gerückt ist und bestimmte extrem rechte Positionen nicht mehr bedient. Klar entsteht so rechts von der Union eine Lücke und der extrem rechte Teil der Wählerschaft fühlt sich nicht mehr vertreten. Aber will man der Union allen ernstes vorwerfen, dass sich die Gaulands und Steinbachs sowie ihre Anhänger in CDU und CSU nicht mehr zuhause fühlen?
Weil ich es gerade gefunden habe und für lesenswert halte, reiche ich noch diesen Link nach.
AfD im Bundestag: Soll man sie eine Nazipartei nennen? - taz.de
Es geht genau um die Frage, die hier gerade kontrovers diskutiert wird. Ist die AfD eine Nazi-Partei? Und was bringt die Etikettierung als "Nazis"?
Ein interessantes Pro & Contra.
Mich überzeugt der Kommentar von Frau Roth mehr.