Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • In Deutschland und wahrscheinlich auch in den USA (siehe Umfragendesaster) wurde unterschätzt, wie sehr Hillary Clinton und das bisherige Establishment verabscheut werden.


    Die Konsequenz: Trump wird an seinen vollmundigen Versprechungen gemessen werden. Und jetzt muss er liefern.
    Mal sehen, ob es im realen Leben überhaupt geht. Die Welt ist keine TV-Show - glaube ich zumindest.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    Einmal editiert, zuletzt von pealmu () aus folgendem Grund: Nachsatz

  • Nicht minder als Trumps Wahl hat mich das Abschneiden der Republikaner an sich schockiert. Ausgerechnet die Partei, die in weit aus höherem Maße als die Demokraten die USA moralisch und wirtschaftlich erledigt haben.
    "Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber", dieser Spruch scheint leider ewige Gültigkeit zu haben.


    Freie Bahn für Trump. Mehrheit im Senat und im Kongress. Ich glaube, beim Obersten Gerichtshof scheiden demnächst mindestens 2 Mitglieder aus. Aus persönlichen Gründen. Ich glaube, in den USA bestimmen diese selbst, wann sie in Rente gehen. Die werden dann also ¨entsprechend¨ersetzt werden:(.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Es ist wohl in der Tat so, dass Clinton einfach eine vergleichsweise schwache Kandidatin war. Sie hat nicht das Charisma eines Obama und nicht den Charme ihres Ehemann. Womöglich sind die USA auch noch nicht ganz reif für ein weibliches Staatsoberhaupt. Jedenfalls habe ich zumindest den Eindruck, dass einige der negativen Attribute, mit denen man sie im Wahlkampf in Verbindung gebracht hat ("falsch"/"heuchlerisch") einem männlichen Kandidaten nicht so schnell anhaften würden.


    Zitat von mutzelkönig

    Die größte Niederlage geht in dieser Wahlnacht an die Meinungsforscher, die (wie schon beim Brexit) völlig versagt haben.


    Das halte ich für eine vorschnelle Verurteilung. In allen veröffentlichten Umfragen war stets ein großer Teil dabei, die keine Angaben gemacht hatten oder mit "weiß nicht" geantwortet hatten. Umfragen sind keine exakte Wissenschaft, sie liefern nur eine Basis für Prognosen. Aber genauso wie die Wettervorhersage nicht immer zutreffend ist, gilt das auch für Wahlen. Deswegen sind die Umfragen aber nicht falsch und die Meinungsforscher haben deswegen auch noch lange keinen schlechten Job gemacht.
    1. Bei Umfragen sagt nicht jeder die Wahrheit. Vielen Trump-Wählern ist es womöglich peinlich oder unangenehm, öffentlich zuzugeben, dass sie für diesen Typen stimmen wollen, gerade in den demokratischen Hochburgen.
    2. Der Anteil der Unentschlossenen, die erst in der Wahlkabine ihre Entscheidung fällen, und der Antwortverweigerer sind in jeder Prognose ein großer blinder Fleck.
    3. Die politische Meinung des Wählers ist das eine. Ob er sich dann auch als Wähler hat registrieren lassen (was in den USA bei sehr vielen nicht der Fall ist) und ob er es dann am Wahltag auch tatsächlich geschafft hat, tatsächlich zur Wahl zu gehen, ist wieder was ganz anderes. Auch beim Brexit war es wohl so, dass viele zu hause geblieben waren, weil sie dachten, die mehrheit würde ohnehin dagegen stimmen.
    4. Das Wahlsystem in den USA ist noch ein besonderer Fall. Es ist sehr gut möglich, dass Hillary absolut deutlich mehr Stimmen bekommen hat als Donald und trotzdem als Verliererin hervorgeht. Die absolute Zahl der Stimmen ist unerheblich. Man muss nur mehr Staaten gewinnen. Dafür reicht dann ein knapper Vorsprung. Die verlorenen Staaten kann man dann gerne auch haushoch verlieren, das spielt keine Rolle. Soweit mir bekannt ist, bezogen sich die meisten Umfragen, die Hillary vorn sahen, immer auf die absolute Stimmenanzahl. Und damit mögen sie vielleicht auch richtig gelegen haben. Dass es in den Swing States sehr knapp wird, war immer klar.


    Zitat von mutzelkönig

    3. Bei aller berechtigten Skepsis gegenüber Trump finde ich einige Kommentare in der Presse ein wenig überzogen. Für mich steht Trump eben (noch?) nicht auf einer Stufe mit Leuten wie Erdogan oder Putin. Er mag zwar ein unerträglicher Provokateur sein, aber die Demokratie in den USA scheint mir doch um einiges gefestiger zu sein als z.B. in der Türkei oder in Russland. Die wird auch ein Trump nicht mal eben so auf den Kopf stellen können. Also erst einmal abwarten und schauen, ob dieser Hund auch wirklich in dem Maße zubeißt, wie er gebellt hat.


    Dass die Demokratie in den USA stabiler ist als in der Türkei oder in Russland, ist sicherlich richtig, sagt aber nichts über Trump selbst aus. Ein Putin ist zumindest deutlich intelligenter. Trump hingegen halte ich für völlig unberechenbar. Auch wenn die demokratischen Strukturen der USA eine Entwicklung wie z.B. in der Türkei sicherlich verhindern können, gehe ich von einem deutlichen gesellschaftlichen Rollback in den USA aus (Rücknahme Obama-Care, Verschärfung des Rassismus und Einschränkung von Minderheitenrechten etc.). Was der Mann außen- und weltpolitisch anrichten kann, mag ich mir nicht ausmalen.


    Zitat

    . Ich sehe keinen Automatismus zwischen der Wahl in den USA und Wahlen in Europa.
    Ich glaube nicht, dass Le Pen in Frankreich Präsidentin werden wird. Und die Bundestagswahl wird nach meiner derzeitigen Einschätzung auch keine allzu große Überraschung bieten. Merkel wird eine Koalition unter ihrer Führung bilden können.


    Nein, einen Automatismus gibt es nicht. Das ist aber auch weniger eine Frage der Kausalität als vielmehr der eines Indikators für eine größere Rolle des (Rechts-)Populismus in der gesamten westlichen Welt. In den meisten europäischen Ländern hat der Einfluss rechtspopulistischer Parteien immens zugenommen, zwingt die etablierten Parteien in große Koalitionen (was die rechten Ränder zusätzlich stärkt). Die Entwicklung ist schon bedrohlich und hat nun in der Wahl Trumps ihren (vorläufigen) Höhepunkt gefunden.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Umfragen sind keine exakte Wissenschaft, sie liefern nur eine Basis für Prognosen. Aber genauso wie die Wettervorhersage nicht immer zutreffend ist, gilt das auch für Wahlen. Deswegen sind die Umfragen aber nicht falsch und die Meinungsforscher haben deswegen auch noch lange keinen schlechten Job gemacht.


    Ich kann mich aber an keine Wettervorhersage erinnern, die derart daneben lag.
    Klar gibt es mal ein paar Grad Abweichungen bei der Temperatur, aber wenn 30°C vorausgesagt werden, wird es kaum schneien.


    Es sind ja auch nicht nur die Demoskopen, sondern auch die Leitmedien, die quasi bis zum Schluss daran geglaubt haben, dass Clinton das Ding schon schaukeln wird.


    Heute morgen fiel mir die aktuelle ZEIT in die Hände, die ich aus Zeitmangel noch nicht gelesen habe. Dort schreibt Heinrich Wefing am 3.11.2016:


    "Kann Donald Trump noch Präsident werden? Kann er, ja. Aber es ist ziemlich unwahrscheinlich. ... Sehr viel mehr spricht dafür, dass Hillary Clinton die Wahl am kommenden Dienstag mit einem komfortablen, aber nicht überwältigenden Vorsprung gewinnt."


    Da sieht man mal wieder, wie schnell Gedachtes und Geschriebenes von der Realität eingeholt und widerlegt werden.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Heute morgen fiel mir die aktuelle ZEIT in die Hände, die ich aus Zeitmangel noch nicht gelesen habe. Dort schreibt Heinrich Wefing am 3.11.2016:


    "Kann Donald Trump noch Präsident werden? Kann er, ja. Aber es ist ziemlich unwahrscheinlich. ... Sehr viel mehr spricht dafür, dass Hillary Clinton die Wahl am kommenden Dienstag mit einem komfortablen, aber nicht überwältigenden Vorsprung gewinnt."


    Wie kannst du aus der ZEIT zitieren, ohne sie gelesen zu haben......:teufelgrins:?
    Auch falsch mit deiner Aussage über Wetterberichte. Ich erinnere mich an einen Leserbrief an das ZDF, etwa:
    Liebe Wetterredaktion. Danke für die 100 Lliter heiter bis wolkig, die wir aus unserem Keller pumpen mussten:).

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    Charles Bukowski

  • Ich kann mich aber an keine Wettervorhersage erinnern, die derart daneben lag.
    Klar gibt es mal ein paar Grad Abweichungen bei der Temperatur, aber wenn 30°C vorausgesagt werden, wird es kaum schneien.


    Du hast entweder ein sehr schlechtes oder ein äußerst selektives Gedächtnis. :ratlos:
    Wettervorhersagen liegen mit schöner Regelmäßigkeit ziemlich daneben, nicht nur um "ein paar Grad". Charles hat schon darauf hingewiesen. Abgesehen davon stellst du es gerade so dar, als hätten die Prognosen einen Erdrutschsieg von Hillary vorausgesagt. Davon kann aber überhaupt keine Rede sein. Es ging nur um ein paar Prozentpunkte Vorsprung in den Umfragen. Und die haben sich tatsächlich auch fast bewahrheitet: Hillary hat nach aktuellem Stand ca. 200.000 Stimmen mehr als Trump geholt, nur leider auf die falschen Staaten verteilt.
    Clinton holt mehr Wählerstimmen als Trump | STERN.de



    Sorry, aber es wird albern. Die Realität widerspricht der Aussage nicht im Geringsten. Die Zeit hat nicht geschrieben, dass Clinton gewinnt, sondern dass das das wahrscheinlichere Ergbnis wäre. Dass nun der unwahrscheinlichere Fall eingetreten ist, steht zu der Aussage nicht im Widerspruch und macht die Aussage auch nicht falsch.

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    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Und wie geht es jetzt weiter? Mir ist heute abend entweder nach:


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    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • ...Und die haben sich tatsächlich auch fast bewahrheitet: Hillary hat nach aktuellem Stand ca. 200.000 Stimmen mehr als Trump geholt, nur leider auf die falschen Staaten verteilt.
    Clinton holt mehr Wählerstimmen als Trump | STERN.de


    Es hat mich schon gewundert dass damals (Bush/Gore) nichts am US-Wahlsystem geändert wurde dass m. E. ungerecht ist. Wenn's jetzt ähnlich ausgeht (mal abgesehen von der Florida-Problematik damals) wäre das schon bitter, wieder ein US-Präsident den das Volk nicht gewählt hätte.

  • Es hat mich schon gewundert dass damals (Bush/Gore) nichts am US-Wahlsystem geändert wurde dass m. E. ungerecht ist. Wenn's jetzt ähnlich ausgeht (mal abgesehen von der Florida-Problematik damals) wäre das schon bitter, wieder ein US-Präsident den das Volk nicht gewählt hätte.



    Nunja, in der Regel gewinnt ja auch der Kandidat, der mehr Stimmen bekommen hat. Und weder bei Al Gore (von den tatsächlichen oder angeblichen Wahlmanipulationen und Unregelmäßigkeiten mal abgesehen) noch Hillary Clinton haben einen wirklich signifikant höheren Anteil an Stimmen bekommen. Insoern ist dieses System zwar in der Tat ungerecht, nur ist dies wohl insgesamt zu verschmerzen. Ein Wahlsystem ändert man nicht so nebenbei auf die Schnelle, "nur" weil es an einigen Enden und Ecken hakt. Die AMis sind sehr stolz auf ihre "älteste Demokratie der Welt". Kritik am Wahlsystem wird da gerne ausgeblendet.

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