Alles anzeigenNein, das hast du schon richtig verstanden. Zumindest ist es das, was er offiziell in Interviews dazu sagt.
Andererseits: Was soll er auch sonst sagen?
"Eigentlich finde ich dieses Tingeln von einem Kaff zum anderen total nervig. Und dann immer diese blöden Lieder von Collins und so. Aber ich muss ja Geld verdienen..."
Nur sehr wenige Künstler können es sich leisten (und damit meine ich "leisten" wortwörtlich im Sinne von finanzieller Unabhängigkeit), derart ehrlich zu sein. Das Publikum ist in den meisten Fällen nicht an den Befindlichkeiten und Nöten der auftretenden Künstler interessiert. Es will einen schönen Abend mit netter Musik verbringen, dafür hat es bezahlt. Da ist es egal, wie es dem Typen auf der Bühne gerade geht, ob er Liebeskummer, Kopfschmerzen oder Depressionen hat. Es heißt ja nicht umsonst: The show must go on!
Ich glaube, dass das Konzert-Business auf dem Level, auf dem Ray es praktiziert, oft härter ist, als wir uns das vorstellen können.
Ich habe selbst ca. 3 Jahre intensiv (aber lange nicht so intensiv wie Ray) mit meiner damaligen Band live gespielt. Damals fand ich das toll, aber die Vorstellung, dies ein Leben lang machen zu MÜSSEN, inklusive Verstärker schleppen, alles selbst auf- und abbauen, elend lange Fahrten durch die Provinz, Gigs vor 10 Zuschauern (ein Drittel davon desinteressiert, ein weiteres Drittel betrunken), erst nachts um 3 wieder im Bett sein undsoweiterundsofort ... diese Vorstellung ist für mich heute der reinste Horror.
Wie gesagt, ich liebe Musik, aber ich bin froh, dass ich nicht mir ihr mein Geld verdienen muss!
Zum einen glaube ich, dass Ray dann wohl deutlich bessere Gigs hat als ihr damals: Größer, stimmungsvoller, gefeierter, besser, professioneller und komfortabler organisiert. Das hält man dann auch deutlich besser aus.
Zum anderen sehe ich kaum Anhaltspunkte dafür, dass Ray nicht insgesamt sehr motiviert ist zu touren. Dauernd wird hervorgehoben, wie zugänglich, gut gelaunt und energiegeladen er wirkt. Dass er das nur vorspielen sollte, halte ich für eine unbegründete Spekulation.
Es gibt Leute, die sich ihr Leben unterwegs einfach gut einrichten können und sich in dieser Dauerbewegung von A nach B auch wohlfühlen. Das kann sich unsereins, der mit dem Arsch ja auf dem Stuhl schon festgewachsen ist, allerdings kaum vorstellen.