TotW: [03.11.-09.11.2014]: PHIL COLLINS - Find A Way To My Heart

  • Wenn man, was Collins' Solo-Schaffen angeht, eher mit "Face Value" und "Hello…" sozialisiert worden war, empfand man "But Seriously" jetzt weniger als musikalische Offenbarung. Zu glatt und beliebig lullte es da mancherorts vor sich hin, musikalische wie textliche Ebene gleichermaßen flutend.

    Dennoch gab es auf diesem Album deutlich weniger belastendes Material als das vorliegende Beispiel nahelegt. Und immerhin fiel das Lied im Vinyl-Original auf der Hälfte von Seite Eins nicht ganz so auf, und man wurde stattdessen am Ende der Platte halbwegs versöhnlich mit "I Wish…" entlassen. (Gegen dieses wuchtige Schwergewicht wurde das muntere Liebesliedchen gerade im Tipp-Spiel angemessen klar abgestraft, erhielt aber aller Logik zum Trotz noch einen ganzen Punkt mehr als das vergleichsweise schonende "Colours").

    Das ist erstaunlich, denn hier ist eigentlich fast alles verloren. Ein- und ausgangs gibt's ein Human League-Zitat, ohne daß sich dies dunkel dräuende Motiv im sonstigen Verlauf des Songs zu irgendeiner sinnhaften Assoziation aufschwingen würde. Zwar darf man auf der Haben-Seite ansprechendes Schlagwerk notieren, und die Bläser sorgen für gewohnt flotten Groove, aber das war es dann auch schon. Die Komposition bewegt sich auf äußerst lichtem Terrain, das ganze kreiselt wie eine hypnoseverdächtige Endlosschleife vor sich hin, und der repetitive Gitarrenakkord ist eigentlich eine Zumutung.

    Apropos Zumutung: Schon der Titel läßt nichts gutes ahnen. Ich glaube ja, die Lyrics hat damals einer von den WEA-Praktikanten geschrieben. Oder der Gebäudereiniger. (Nichts gegen das Gewerbe). Ich meine, "Finde einen Weg zu meinem Herzen, und ich werde immer bei Dir sein…"??? Und das ist nur der Anfang… Leute, wirklich, es gibt Grenzen. Sollte es zumindest. (Ja, ich weiß, es muß nicht immer "Supper's Ready" sein. Aber textlich ist das ja nicht mal mehr ein Burger).

    Ausreichen kann das also nicht, daher in Würdigung des Umstandes, daß da ein hörbar guter Sänger und Drummer an der Arbeit ist, noch 3 P.

    • Offizieller Beitrag

    Und immerhin fiel das Lied im Vinyl-Original auf der Hälfte von Seite Eins nicht ganz so auf...

    1989 war das Jahr, in dem erstmals mehr CDs als Vinyl-Schallplatten verkauft wurden (obwohl erstere seinerzeit deutlich teurer waren). CDs und LPs erschienen zudem zeitgleich (die CD häufig schon in der Erstauflage mit zusätzlichen Tracks) und das gemeinsame Artwork war in den meisten Fällen bereits auf das kleinere Format hin optimiert.
    Von einem "Vinyl-Original" lässt sich daher bei "...But Seriously" schwerlich sprechen. ;)

  • Ja, eine schlimme Zeit.
    Danke für den berechtigten Hinweis. Vermutlich war damals für den CD-Schmähenden das Vinyl ganz automatisch immer das Original.

    Aber wo wir grad dabei sind: Weiß eigentlich jemand, wieso die Abfolge der Songs bei Vinyl und CD so dermaßen unterschiedlich ist? Abgesehen von den ersten beiden Nummern blieb da ja kein Stein auf dem anderen.

    Im übrigen erhöhe ich auf vier. Frosti hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht, daß da eine ganz schöne Baßlinie am Pluckern (oder - wie er sich noch viel trefflicher ausdrückte - am "Hoppeln") ist, und er hat recht. War mir in dem ganzen Elend gar nicht aufgefallen. Nein, man sollte schon immer genau hinhören. Also, 3+1 Hoppel-Punkt. Leland rules!

    • Offizieller Beitrag

    Aber wo wir grad dabei sind: Weiß eigentlich jemand, wieso die Abfolge der Songs bei Vinyl und CD so dermaßen unterschiedlich ist? Abgesehen von den ersten beiden Nummern blieb da ja kein Stein auf dem anderen.

    Nun, wenn man von der Vermutung ausgeht, dass die CD-Reihenfolge das ursprünglich beabsichtigte Tracklisting darstellt, liegt es auf der Hand, zu folgern, dass die Produzenten des Albums gezwungen waren, die Reihenfolge der Songs an die Besonderheiten des Mediums Vinyl anzupassen. Deutlich zu lang war das Album ohnehin und die beiden Songs, die geopfert werden sollten, lagen zudem im zweiten Teil der CD-Tracklist, da kann man sich auch gleich eine vernünftige Dramaturgie für zwei Plattenseiten überlegen. Another Day in Paradise war sicher der bessere Opener für Seite 2 als I wish it would rain down.
    Außerdem ist die erste LP-Seite mit über 28 min fast 3 min länger als Seite 2, da hat man wohl bewusst das sehr ruhige Father to Son ans Ende gesetzt, wo die Tonqualität immer am schlechtesten ist, insbesondere bei Überlänge.


    Übrigens ist die LP ein schönes Beispiel für ein völlig verhunztes Release, denn die Gesamtlaufzeit beträgt immer noch fast 55 Min, das ist weit jenseits der empfohlenen 18 Min/Seite. Man hätte noch mind. drei weitere Songs weglassen oder gleich alles auf Doppel-LP herausbringen müssen. So dürfte die Platte fast so geklungen haben, wie eine dieser berühmten "20 Power Hits"-Sampler. Die hatten fast 30 min/Seite und die letzten paar Songs jeder Seite waren nicht wesentlich "highfideler" als eine alte Schelllackplatte.

  • FIND A WAY TO MY HEART... Ein absolut genialer Song mit einem sehr markant eindringlichen Gesang.
    Wunderbar instrumentiert, perfekt produziert und immer noch im Gedächtnis haften geblieben.
    FAWTMH ist ein typisches Beispiel, warum um 1990 meine Lieblingszeit von Phil war / ist.
    Genial finde ich den Übergang zu FTS mit den Klatschelementen.
    Klare 15 Punkte und ich wünschte, Phil könnte jetzt noch solche Perlen komponieren.