Back To Front Show in Kiew abgesagt.

Kommt nicht überraschend. Ich denke mal man hat ein wenig gehofft, dass die Situation dieser Tage wieder normal ist

So, wie es ist, hat er eine Band, Roadies, Bühnentechniker, Tontechniker, Fahrer und so weiter. Wenn Peter gesagt hätte: "Ich spiele da", dann bedeutet das eben auch: "Ihr kommt mit", und jenseits aller Versicherungskinkerlitzchen ist es dann eben auch so, dass Peter mit seiner Entscheidung alle diese Leute in ein Land führt, das derzeit eher instabil ist, in eine Stadt und Region, in der nicht sicher ist, dass die gesamte Crew dort sicher sein wird. Ich an seiner Stelle würde mich dann auch ganz persönlich verantwortlich dafür fühlen, wenn irgendjemandem aus dem Team deswegen dort etwas passiert.
Dem steht natürlich Peters Engagement für Amnesty International, für Witness, für die Elders (um nur einige zu nennen) entgegen. Muss ein Mann, der mit Biko denen ein Denkmal gesetzt hat, die gegen Unterdrückung kämpfen, nicht gerade in der Ukraine die Stimme erheben? Muss er, der mit Wallflower den politischen Gefangenen Mut macht, nicht gerade in der Ukraine die Stimme in diesem Sinne erheben?
Aber würde das richtig verstanden werden? Und was wäre das, "richtig"? Mut für die aktuelle ukrainische Regierung, sich gegen ein vereinnahmendes Russland zur Wehr zu setzen? Oder Mut für diejenigen Ukrainer, die vielleicht wirklich aufrichtig für eine Abspaltung ihrer Region von der Ukraine und für den Anschluss an Russland sind? Oder vielleicht für beide gleichermaßen, sozusagen als neutral? Würde Gabriel - als Westeuropäer, als jemand aus einem Nato-Staat - denn überhaupt als neutral aufgefasst werden können? (Hand aufs Herz: Wenn in der Tagesschau bei einem Ukraine-Bericht der russische Schriftsteller Sowiesov zu Worte kommt, denkt man da nicht unwillkürlich mindestens einen kurzen Moment "Na, ein Russe... ist ja klar, was der will"?)

Hätte Gabriel in Kiew Biko singen können, ohne so oder so noch Öl ins Feuer zu gießen? Hätte er es auslassen können, ohne seine Integrität als Menschenrechtsaktivist zu verlieren?

Die Entscheidung wäre mir sehr schwer gefallen. Ich hätte mich wohl auch entschlossen, vorerst nicht in Kiew aufzutreten - und im Hintergrund direkt Pläne gemacht, ein Konzert in der Ukraine zu spielen, sobald es die politische Lage wieder erlaubt.