Altersbilder/Altersrollen

  • "Man ist so alt, wie man sich fühlt"


    Ich weiß, es ist ein oft strapazierter Satz, er trifft es aber auf den Punkt.


    Es ist doch in Ordnung, wenn sich Menschen so geben (oder anziehen),
    wie es ihrem aktuellen Lebensgefühl entspricht.


    Mich stört nicht, dass Madonna oder Mick Jagger auf jugendlich machen.
    (Ich muss mir das ja nicht ansehen), umgekehrt gibt es ja auch das Phänomen der
    jungen Vergreisung: Menschen, die glauben, sie dürfen dies oder jenes nicht mehr tun,
    weil sie zu alt dafür wären.


    Hier fällt mir übrigens dieses Lied mit einem, zum Thema passenden Text ein:


    50! Was, jetzt schon? | Reinhard Mey | Liedermacher


    Ich glaube, wichtig ist, dass man sich nicht verbiegen lässt.
    Man sollte versuchen, sich treu zu bleiben.
    Der "Betroffene" merkt meist zunächst selbst, ob er in eine Rolle passt oder nicht
    (und daraufhin dann erst seine Umwelt),
    das hat auch nur bedingt etwas mit dem Alter zu tun.

  • Ziemlich schwierig zu sagen.
    Fühlen tue ich mich deutlich weniger erwachsen und alt als ich bin. Sagen tun das auch alle, schätzen mich auch meist 8-10 Jahre junger.
    Parallel dazu fühle ich mich seit ein paar Jahren getrieben und traurig/ängstlich ob es das nun schon war. Ob es sich noch rentiert was neues zu machen, Sport oder Haus bauen, neuen PC oder anderen Job.
    Klamotten habe ich gefunden was ich mag und tue das recht konsequent. Anzug selten und Krawatte kann ich nicht, Erlebnis in junger Kindheit.


    Es ist nur vom Eindruck her so dass es immer mehr altere Menschen gibt aber nur dynamische, fitte, schlanke und erfolgreiche Menschen akzeptiert werden.
    Irgendwie scheint es als soll eine Gesellschaft von konformen und gleichen Menschen erreicht werden.


    ME

  • [....]ob es das nun schon war. Ob es sich noch rentiert was neues zu machen, Sport oder Haus bauen, neuen PC oder anderen Job.



    ME


    Ja! Ja! und nochmals Ja!


    Junge,du bist noch nicht hundert!!


    Ich kenne viele 95jährige,die ernsthaft überlegen,ob es sich noch lohnt,neue Hausschuhe zu kaufen. Die sitzen dann lieber mit kalten Füssen da, leben aber noch sechs Jahre damit.:augenrollen:.


    Ich bin zwar selbst nicht das beste Vorbild in Sachen "Jetzt ändere ich `mal was", und kann auch diese "ängstliche" Sichtweise nachvollziehen,die du beschreibst, aber alles,was dein Leben bereichert und wieder Schwung in die Bude bringt, macht dich unmittelbar lebendig.


    Gerade die Flexibilität des Denkens und des Handelns (um wieder auf die Rollen zu kommen) weiter Teile der heutigen 65+ Generation erhält meiner Wahrnehmung nach sowohl eine positivere Einstellung zum Leben als auch zu sich selbst und kann als Vorbildhaft für jüngere Generationen gelten, die sich schon ab dreißig in die Frühvergreisung flüchten.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • Parallel dazu fühle ich mich seit ein paar Jahren getrieben und traurig/ängstlich ob es das nun schon war. Ob es sich noch rentiert was neues zu machen, Sport oder Haus bauen, neuen PC oder anderen Job.

    ME



    Ernsthaft? Laut Profil bist du kaum älter als ich. Die Frage, ob es sich noch lohnt dieses oder jenes anzufangen habe ich mir z.B. noch nie gestellt. Ich gehe einfach ganz selbstverständlich davon aus, dass ich noch viele viele Jahre Leben vor mir habe, dass ich genießen kann. :)

    Ich glaube, wenn solche Überlegungen anfängt, altert man schneller...irgendwie.
    Es lohnt sich doch immer etwas Neues anzufangen, nochmal was zu wagen, auszuprobieren, kennen zu lernen. Unser Kopf braucht doch Abwechslung und Anregung um fit zu bleiben!


  • Parallel dazu fühle ich mich seit ein paar Jahren getrieben und traurig/ängstlich ob es das nun schon war. Ob es sich noch rentiert was neues zu machen, Sport oder Haus bauen, neuen PC oder anderen Job.


    Wenn man das will, dann lohnt sich das immer.


    Ich bin jetzt 51 1/2, habe im letzten Jahr mit meiner zweiten Frau noch einmal (wir hatten beide je schon einmal eins) ein sehr schönes Haus gekauft, in dem sich auch ein kleines Studio befindet.


    Seit ein paar Jahren mache ich wieder richtig Musik (Chor, a-capella, Unplugged und Rockband), reise so oft es geht und habe wieder mit dem Fotografieren angefangen.


    Vielleicht schreibe ich auch noch mal ein Buch, eine CD soll irgendwann auch mal erscheinen (Alles just for fun, ich muss damit kein Geld verdienen)


    Von Zeit zu Zeit habe ich Gesangsunterricht und über Klavierunterricht denke ich auch gerade nach. Mit dem Abnehmen habe ich gerade begonnen (siehe Thread im Forum)


    Und das alles macht mir Spaß, sonst würde ich es nicht tun.


    Allerdings läuft der Fernseher nur noch sehr selten und großen Volksfesten mit Besäufnis kann ich auch nix mehr abgewinnen. Da bin ich doch irgendwie reifer geworden.


    Ich kann all das jetzt machen, weil ich mich von vielem Ballast befreit habe, der mir nix gebracht hat.


    Ich habe lange Zeit Tenorhorn im örtlichen Musikverein meines Heimatortes gespielt. -> Aufgegeben


    Ich war eine Weile Schriftführer im Museumsverein meiner Heimatstadt -> Aufgegeben


    Ich habe etliche Jahre in einem akademisch angehauchten Chor Mozart und Bach, dann wieder Bach und Mozart gesungen. Andere Musikrichtungen waren gar nicht erwünscht - > Aufgegeben


    Damit habe ich mir sicher nicht nur Freunde gemacht, aber ich habe lieber wenige gute Freunde als viele Schulterklopfer.


    Da ist sicher eine lange Entwicklung bei mir, die auch nicht immer schmerzfrei war.


    Aber ich finde es gut so wie es ist!

    Can you tell me where my country lies
    said the unifaun to her true love's eyes

  • Yo keine echte Ahnung wann und wo ich mich verloren habe.
    Ist wohl eher ein schleichender Prozess gewesen, zermürbt durch die Umgebung.
    Und irgendwann hat es dann wohl mit der neuen Zehnerzahl etwas zerstört.


    Ob und wie ich da rausfinde weiß ich ehrlich gesagt nicht.
    es gibt zumindest wenig Interesse vom Umfeld solange nach außen alles funktioniert und der Kerl brav und ruhig sein Leben abdient.
    Ich habe mir mal irgendwann "unabhängigen" Rat von einem "Profi" geholt. Oder holen wollen und as war ziemlich heftig und verstörend.. Sein Ratschlag mit den 2 Optionen fand ich irritierend.


    Aber soll ja kein who_dunnit jammerthread werden


    ME


  • Eine sehr schöne Einstellung. Ich freue mich immer, wenn ich so etwas höre oder lese. Wenn man mit 30 Jahren etwas gerne gemacht hat, bedeutet das ja nicht, dass es mit 50 oder 60 Jahren immer noch Spaß machen muss. Offen zu sein für Neues ist eine gute Grundlage trotz des Alterungsprozesses nicht wirklich "alt" zu werden. Alt wirst Du, wenn Dich keine Anregung mehr erreicht, wenn Du fett und faul geworden bist und Dich anfängst zu fragen "Lohnt das denn überhaupt noch?". (s. auch einige vorherige Posts.) Mutter Aprilfrost hat mit 72 angefangen sich für das Internet zu interessieren. Heute, mit 79 pflegt sie die Website ihres Vereins, und die Söhne staunen. Wir hatten das Thema auch beim Besuch von David Myers in Lübeck. Als ich ihm erzählte, dass ich mit 40 feststellen musste, dass ich zu alt war um noch Klavier spielen zu lernen, guckte er mich ungläubig an und stellte mir ein deutliches "NO" entgegen. Er selbst hat viele Dinge erst spät angefangen, z. B. surfen mit über 40 (wenn ich mich richtig erinnere).
    Sich mit 50 oder noch früher zurück zu lehnen und zu sagen: So, das war's! bietet auch keine günstige Prognose für ein langes, gesundes, zufriedenes Leben. Eigentlich sind solche Leute schon ziemlich tot, haben es nur noch nicht gemerkt.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Na prima :hilfe:
    ME


    Okay, fangen wir an!

    1. Motivation klären: was will ich überhaupt?
    2. Situation klären: was macht mich so alt?
    3. Möglichkeiten klären: was fehlt mir? (z. B. Geld, Freunde, Interessen, Mobilität ...)
    4. Ausgangslage klären: wo fange ich an?
    5. Richtung festlegen: wenn ich x verändere, ändert sich y. Von dort sehe ich dann weiter.
    6. Ziel festlegen: wenn ich [...] erreiche, bin ich (fühle ich mich) [...] oder nicht mehr so [...]


    (Hey, ich sollte einen Ratgeber schreiben ...)

    who-di, anscheinend bist Du nicht bereit Dich mit Deiner momentanen Lage und Verfassung abzufinden. Gut so!

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")