Literaturklassiker in der Schule


  • Doch klar, die Schüler brauchen was von Bukowski:), dann lernen sie mal wie der realistische Dialog aussieht und brauchen sich nicht durch jahrhunderte altes realitätsfernes Geschwafel durchzuackern. Hat die Deutsche Charles Bukowski Gesellschaft übrigens mal an einer Schule gemacht, sowohl im Englisch- als auch Deutschunterricht. Die Schüler waren sogar interessiert.
    Was du an Alternativen aufgezeigt hast gefällt mir. Ganz genau. Das Stichwort: Realitätsnähe, vermitteln was heutzutage angesagt ist. Die Medien. Wilhelm Tell finden die wahrscheinlich nur gut, weil da einer mit Waffe auf einen Kopf/Apfel zielt. Kennen die doch von Videospielen.....:);).
    Falls wer an diesen alten Schinken interessiert ist kann er die ja-Empfehlung des Lehrers- zu Hause in der Freizeit lesen.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    2 Mal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

  • Doch klar, die Schüler brauchen was von Bukowski:), dann lernen sie mal wie der realistische Dialog aussieht und brauchen sich nicht durch jahrhunderte altes realitätsfernes Geschwafel durchzuackern. Hat die Deutsche Charles Bukowski Gesellschaft übrigens mal an einer Schule gemacht, sowohl im Englisch- als auch Deutschunterricht. Die Schüler waren sogar interessiert.
    Was du an Alternativen aufgezeigt hast gefällt mir. Ganz genau. Das Stichwort: Realitätsnähe, vermitteln was heutzutage angesagt ist. Die Medien. Wilhelm Tell finden die wahrscheinlich nur gut, weil da einer mit Waffe auf einen Kopf/Apfel zielt. Kennen die doch von Videospielen.....:);).
    Falls wer an diesen alten Schinken interessiert ist kann er die ja-Empfehlung des Lehrers- zu Hause in der Freizeit lesen.



    Jawoll, dann sind wir uns ja einig!:topp::topp::topp:

    Weg mit der Literatur! (Äh: Wozu brauchen Schüler denn Bukowski, wenn in dessen Büchern eh nur die [längst vergangene...] Realität gedoppelt wird???) Weg mit dem Laberfach Deutsch! Weg mit allem Bildungsmüll, der über den Horizont von Schülern hinausweist!

  • Jawoll, dann sind wir uns ja einig!:topp::topp::topp:

    Weg mit der Literatur! (Äh: Wozu brauchen Schüler denn Bukowski, wenn in dessen Büchern eh nur die [längst vergangene...] Realität gedoppelt wird???) Weg mit dem Laberfach Deutsch! Weg mit allem Bildungsmüll, der über den Horizont von Schülern hinausweist!


    Alter Satyriker :). Hatte mich beim Lesen deiner Posts schon gefragt, ob du das alles ernst meinst, wahrscheinlich das Meiste:huhu:. Ich meinte meinen aber auch ernst, na ja, Bukowski in den Schulen...Sollte man aber mal darüber nachdenken. Er beschreibt eben den anderen ¨American Way of Life¨. Sehr genaue Schilderungen von unmenschlichen Arbeitsalltagen, nur um überleben zu können. Normalerweise keinen Ausweg, und deshalb dröhnt man sich zu unter anderem mit Bölkstoff, oder geht auf die Pferderennbahn und wettet, was natürlich normalerweise zum Scheitern verurteilt ist. Mit verrückten Frauen kurz zusammenleben, da sie auch Alkoholikerinnen sind, die Ausweglosikeit erkennen und sich noch mehr zudröhnen. Das aber in einer alltäglichen Sprache, die jeder nachvollziehen kann, nicht dieses Geschwurbel. Zum Glück hatte er dann Erfolg und brauchte diesen Sumpf nicht mehr. 25 Jahre jüngere frau, dieses Ferkel:p, tolles Haus in San Pedro LA.
    Literatur ist gut. Sollte man lesen, aber was? 200 Jahre alte Schinken dessen Inhalt doch keinen mehr interessiert. ¨Meine Liebste, -auch ein Ausdruck den wohl kaum einer benutzt-, du hast jetzt mit Herrn XY gevögelt. Soll ich mich jetzt umbringen oder dieses Arschloch zum Duell herausfordern¨? ¨Nein, denk doch mal an meine und seine Familie...etc¨. Natürlich wird das in einer blumigen und umschreibenden Sprache erzählt wo man sich heute fragt: Was soll das? Können die nicht ¨normal¨reden? Drama wird aufgebaut... etc. Wen interessiert das? Die Schüler jedenfalls nicht, meiner Meinung nach.

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    Charles Bukowski

    2 Mal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

    • Offizieller Beitrag

    Wen interessiert das? Die Schüler jedenfalls nicht, meiner Meinung nach.


    Wenn man danach gehen wollte, könnte man die Schule zusperren. Rechnen und Vorlesen macht die Smartphone-App, Chemie, Physik interessiert niemand, Rolle vorwärts macht man mit der richtigen Kombination auf der Playstation-Konsole und das wichtigste von der Biologie lernen die Kinder bei Youporn...


    Mit der Einstellung geht's wieder Richtung Mittelalter, wo Bildung nur was für Mönche war - und wenn die ein bissel mehr wussten als jemand anderes wollte, dass sie wissen dürfen, wurden die verbrannt. Reicht ja, wenn die Kinder wissen, dass das Kreuz in die Kirche und auf dem Wahlzettel neben die CSU gehört.

  • Wenn man danach gehen wollte, könnte man die Schule zusperren. .


    Nein, eben nicht. Es geht darum aktuelles und zeitgemässes Wissen zu vermitteln und nicht darum irgendwelches Geschwurbel nachzulesen, was vor 200 bis 500 Jahren vielleicht aktuell war. Wem hilft das? Was hat man davon? Mathe, Physik und Chemie sehr wohl. Kann man damit anfangen, dass es ohne diese Fächer keine Computer, keine Handys und keine Videospiele geben würde.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Nein, eben nicht. Es geht darum aktuelles und zeitgemässes Wissen zu vermitteln und nicht darum irgendwelches Geschwurbel nachzulesen, was vor 200 bis 500 Jahren vielleicht aktuell war. Wem hilft das? Was hat man davon? Mathe, Physik und Chemie sehr wohl. Kann man damit anfangen, dass es ohne diese Fächer keine Computer, keine Handys und keine Videospiele geben würde.


    Hatte bei ¨Wer ist online¨ gesehen, dass Martinus und Mutzelkönig dazu was schreiben wollten, oder damit angefangen haben. Schade, nichts. Ein feed-back wäre interessant gewesen.

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    Charles Bukowski

    • Offizieller Beitrag

    Es geht darum aktuelles und zeitgemässes Wissen zu vermitteln und nicht darum irgendwelches Geschwurbel nachzulesen, was vor 200 bis 500 Jahren vielleicht aktuell war.


    Nein, eben nicht (um dich zu zitieren). Im Deutschunterricht geht es (neben der sprachlichen (Aus)Bildung) darum, die Schüler mit verschiedenen Textsorten bekanntzumachen - dafür werden verschiedene Textsorten gebraucht: Kurzgeschichten. Gedichte. Lieder. Dramatische Texte. Da kann man natürlich mit Poetry Slam-Texten, Sido und Anke Engelke-Sketchen arbeiten, warum auch nicht, das könnte sogar ganz gut funktionieren.
    Es geht aber genauso darum, die Schüler mit Texten bekanntzumachen, die die deutsche Kultur geprägt haben, und in dieser Beziehung sind Lydia Daher, Sido und Frau Engelke nicht so tonangebend wie Luther, Schiller, Goethe, Storm, Grass, Dürrenmatt, Rückert, Kästner ...
    Was dabei gerne außer Acht gelassen wird, ist dies: Die Klassiker sind ja nicht nur formal oder sprachlich besonders, sie setzen sich ja auch mit Themen auseinander, die zu jeder Zeit aktuell und zeitgemäß waren, damals wie heute:
    - Wie soll man mit Tyrannen umgehen? Darf man sie ermorden? Muss man es vielleicht sogar? (von Wilhelm Tell zu Hitler, Kim Yong-il und Gaddhafi)
    - Ist im Namen der Wissenschaft alles erlaubt oder muss es Grenzen geben? (von Faust und den Physikern zur Atomspaltung und Gentechnik)
    - Wie kann man mit dem Tod und dem Verlust geliebter Menschen umgehen? (von Rückerts Kindertotenliedern zu Oma und Opa)
    - Ist ein Staat, der über alles Bescheid weiß, wünschenswert (von Fahrenheit 451 und 1984 zur DDR, zur Vorratsdatenspeicherung und sogenannten Anti-Terror-Gesetzen)


    Das jüngste Werk, das ich hier genannt habe, ist bereits 51 Jahre alt (Ray Bradburys Kurzgeschichte). Aber die Themen sind verflixt aktuell.


    Keine Frage: Ich wünsche den heutigen Schülern, dass manchmal auch neue und neueste Texte im Unterricht besprochen werden und den Reigen der Klassiker ergänzen, weil Kontraste die älteren wie die neueren Texte besser beleuchten. Gute Lehrer schaffen es, die Texte nicht nur zur formalen, sondern zur Herzens-Bildung ihrer Schüler zu verwenden, sie schaffen es, ihren Schülern verständlich zu machen, dass die Menschen vor 50, vor 150, vor 500 Jahren genau dieselben Probleme hatten, sie schaffen es sogar, dass das "Textfressen" in "Lesestoff verschlingen" übergeht. Das Ergebnis: Schüler, nein: Menschen mit mehr Licht im Oberstübchen. Und die brauchen wir dringend!

  • Was mich bei der Diskussion irritiert: es wird so getan, als würden die armen Schüler
    ewig 13 oder 15 oder 18 Jahre alt sein. Die sollen sich um ihren Lebensbereich kümmern?
    Ja, natürlich! Aber in der Schule? Irgendwann sind sie "groß", und wenn dann ein
    Chinese oder Amerikaner fragt: "Sag mal, wer war denn eigentlich der Friedrich Schiller?,
    und der 35jährige antwortet: "Ich glaub, so'n Comedian.", dann kann man sich doch nur
    noch fremdschämen. Die meisten Klassiker habe ich in der Schule auch für rückständig
    und irrelevant gehalten. Aber Schule ist nicht nur doof. Immerhin weiß ich heute, wie
    man "irrelevant" schreibt. Und ich weiß auch, dass Friedrich Schiller nicht der Wirtschafts-
    minister der späten 1960er Jahre gewesen ist. (Der hieß Karl.) Und jetzt bitte keine
    unqualifizierten Fragen, was ein Wirschaftsminister ist.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Spannende Debatte!


    Um die Beiträge vom lieben townman als zutiefst ironisch/sarkastisch zu entlarven, ist es natürlich hilfreich, wenn man etwas über seinen Beruf/seine Berufung weiß. Ich habe da eine Vermutung, will jetzt aber nichts verraten. Vielleicht nur so viel: Im Grunde sind wir wohl Kollegen, die an unterschiedlichen Enden des gleichen Systems arbeiten;).


    Ich möchte aber auch grundsätzlich Stellung zur laufenden Diskussion beziehen. Natürlich hat die Schule - gerade auch das Gymnasium - den Auftrag, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Es kann also nicht darum gehen, alle Inhalte aus dem Unterricht zu verbannen, die nicht unmittelbarer Bestandteil der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen sind.


    Nichtsdestotrotz sind Lehrpläne immer sehr schwerfällig und oftmals auch etwas realitätsfremd. Was den Deutschunterricht angeht, so kann eine Beschäftigung mit Klassikern der Literatur eine fruchtbare Sache sein, denn der Blick in die Geschichte (insbesondere auch die Literaturgeschichte) kann vielfach Entwicklungen darstellen und erklären, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Entscheidend ist, dass der Lehrer sich die Mühe macht, diesen alten Stoff für die Schüler so aufzubereiten, so dass diese einen Zugang zu ihm finden. Hier braucht es frische und auch unkonventionelle Ideen. Die immer noch übliche Praxis, dass das Lesen der Texte nur als Vorbereitung auf eine langwierige Interpretation dient, die sich dann auch noch gefälligst einer herrschenden Meinung anzuschließen hat, ist oft ziemlich ermüdend.


    Wenn das Gymnasium als höchste Bildungsanstalt Anerkennung finden soll, dann muss es auch darum gehen, kritisches Bewusstsein zu fordern und zu fördern. Dies gilt für Schüler und Lehrer. Und da würde ich mir schon wünschen, dass ähnlich wie im Film "Club der toten Dichter" mal ein Lehrer auf das Pult steigt und den ganzen Literaturkanon hinterfragt und teilweise vielleicht sogar revidiert. Leider kommt das in der Praxis so gut wie nie vor, denn Beamtenstatus, Lehrplandruck und allgemeine berufliche Desillusionierung wirken dem erfolgreich entgegen. Als Lehrer begehrt man nicht offen auf, man flucht leise, schweigt - oder wird krank.


    Der an Gymnasien heute vielfach vorgegebene Literaturkanon ist - und da stimme ich Herrn Bukowski zu - leider viel zu klassiklastig. Warum neuere und neueste Literatur dort so wenig Platz hat, ist mir auch ein Rätsel. Romane von Juli Zeh oder Dirk Kurbjuweit sind mit Sicherheit nicht schlechter als die Qualverwandtschaften - und deutlich spannender. Teilweise erscheint mir die Fixierung auf Goethe und Co wie eine bewusst vollzogene Abgrenzung, durch den das Bildungsbürgertum (oder diejenigen, die sich dafür halten) sicher stellen will, dass es möglichst unter sich bleibt.


    Viele Deutschlehrer haben anscheinend auch noch nicht begriffen, dass es heute mehr denn je ihre vorrangige Aufgabe ist, die Schüler überhaupt zum Lesen zu verführen. Wir leben in einer Welt, in der viele Kinder keine originären Erfahrungen mehr mit Büchern machen. Wenn Lesen überhaupt noch stattfindet, dann auf irgend welchen Displays (selbst Erwachsene erliegen ja mitunter schon dem Irrtum, dass einige dieser Kästen mit Display ein Buch sind...).
    Diese Schüler nun mit Schiller, Brecht oder Mann zu konfrontieren, ist so, als würde man einen Nichtschwimmer vom 10-Meter-Brett springen lassen. Das kann nicht funktionieren. Mag sein, dass die eifrigen unter ihnen dann noch für die nächste gute Zensur büffeln, die Mehrheit aber wird man mit einem solchen Unterricht niemals erreichen. Wer Kinder und Jugendliche langfristig als Leser gewinnen will, muss ihnen eine Lektüre geben, die ihnen Spaß macht und sie nicht überfordert. Nach und nach kann man dann Umfang und Anspruch von Texten erhöhen. Auch Klassiker sind dann irgendwann sicher möglich, wobei sicher auch nicht jedes Buch taugt, nur weil es den Namen eines renommierten Autors trägt.


    Ich selbst fand viele der im Schulunterricht gelesenen Bücher schrecklich langweilig, aber glücklicherweise habe ich mit ca. 14 Jahren die Bücher von Stephen King entdeckt.
    Auf Goethe kann ich gut verzichten, aber ob ich ohne King oder z.B. Walter Moers zu der Leseratte geworden wäre, die ich heute bin, weiß ich nicht.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"


  • Danke, deine Einstellung kann ich nachvollziehen, bin aber anderer Meinung. Warum soll man die Schüler mit Goethe, Schiller, Lessing, Thomas Mann, Dürrenmatt etc ¨traktieren¨, bloss weil sie ¨tonangebend¨ in der deutschen Literatur waren oder sind? Kann man von denen sprachlich was lernen, ich meine, wie man heutzutage redet. Klar, man kann vielleicht einige Vokabeln neu lernen. Muss man Shakespeare lesen? Warum? Muss man Goethes Faust lesen?
    Wie du schon richtig bemerktest kann es manchmal in alten Schinken um Themen gehen, die eventuell heute noch aktuell sind. Muss ich mir aber diese umständliche, blumige, ausschweifende und daher ermüdende Sprache antun? Nur ein Beispiel: Wenn ich was über Diktatoren wie Adolf lesen will, dann lese ich ¨Hitlers Helfer¨von Guido Knopp, aber doch nicht Wilhelm Tell.... Wenn ich was über eventuelle ethische Bedenken über Wissenschaft lesen will, sollte man alles machen was möglich zu sein scheint, dann suche ich mir was beim Spiegel raus, aber ich lese dazu doch nicht Faust von Goethe.
    Wie ich erwähnte: Mathe, Physik und Chemie an den Schulen ja, alte Literatur nicht, aber da bist du gar nicht drauf eingegangen und hast behauptet: Wenn es nach mir ginge müsste man die Schulen schliessen. Nein, Herr Reich-Ranicki:);), so ist es nun nicht.
    Aprilfrost: Ein Wirtschaftsminister ist glaube ich der Chef einer Kneipe. Hätte ich Goethe, Schiller, Lessing etc. gelesen wäre die Antwort wohl anders ausgefallen....:);). Ach so, ich habe das ja gelesen, habe ich wohl nicht aufgepasst.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    2 Mal editiert, zuletzt von charles bukowski ()