15 Jahre Calling All Stations - Rückblicke, Ansichten, Das erste Mal...

  • Ich bin auch gespalten, was CAS angeht.

    Auf der einen Seite sehe ich es positiv, das wieder vermehrt längere Stücke auf diesem Album sind. Mike und Tony bringen sich wieder mehr ein, was meiner Meinung nach eben aber auch dazu führt, das es weniger mainstreamtauglich war, was ich neutral sehe.
    Einerseits ist zu exremer Mainstream nich gut aber andererseits ist das andere Extrem ist auch nicht förderlich.
    Songs wie "Dividing Line", "CAS", "No Man´s Fool" oder selbst "Alien Afternoon" finde ich schon stark (vor allem der Instrumentalteil) aber im Grunde kommt dann der wichtigste Punkt für mich, der die andere Seite bei mir öffnet.

    Auf dieser anderen Seite habe ich mir immer vorgestellt, wie es wäre, wenn Phil oder Peter diese Songs gesungen hätten. Vom Stil her sähe ich da lieber Phil am Mikro stehen. Ray ist ein guter Sänger, aber irgendwie werde ich mit ihm als Stimme von Genesis nicht warm. Irgendwann geht sie mir ein wenig auf die Nerven.

    Am ehesten merke ich das bei den Live-Sachen. Peter und Phil waren live der Hammer. Sämtliche Live Alben (auch die Solosachen) kann ich von vorne bis hinten durchhören ohne das mir irgendwann die Stimme aufstößt. "Secret World Live" ist der Wahnsinn. Bei Ray ist das anders. Neulich hab ich mal wieder den Auftritt in Polen angehört und es kam wieder zu dem Punkt, an dem es mich gestört hat. "Land of Confusion" geht zum Beispiel gar nicht. Gleiches gilt für "Mama" oder "Turn it on". Für ältern Sachen aus der "Peter-Ära" hat er zwar grundsätzlich die Stimmlage, aber es fehlt der Schuß "Peter-Extra". Dafür kann er natürlich nichts, das ist klar.

    Letztlich finde ich CAS nicht schlecht. Es ist anders, aber nicht schlecht.
    Vielleicht hätte ein Song wie "Island in the Darkness" dem Album noch gut getan. Ich weiß noch, wie ich mich damals auf das Album gefreut habe. Als ich es dann eingelegt habe und dieser Anfang bei "CAS" kam, dachte ich "WOW Hammer!" Das ebbte dann aber ein wenig ab.

  • Verspätet zum volljährigen CAS-Jubiläum ein paar Eindrücke von mir:


    "Calling All Stations" ist aufgrund der späten Geburt von mir das erste Genesis-Album, das ich leibhaftig miterlebte. Ich wurde zwar schon zu Zeiten, als "No Son Of Mine", "I Can't Dance" und "Jesus He Knows Me" rauf und runter gespielt wurden, auf Genesis aufmerksam, allerdings wurde ich wohl erst im Laufe des Jahres 1993 zum Fan, nachdem ich die drei letzten Alben mit Phil, sowie die beiden TWWW-CDs auf MC überspielt bekam. Auch die Videoclips, die seinerzeit bei einem MTV-Genesis-Weekend liefen, sowie das Konzert in Knebworth hatte mich dann endgültig zur Band genagelt. Danach kam dann Phil's nächstes Album "Both Sides" an den Start und mein Focus war dann mehr auf ihn gerichtet. Der Name Peter Gabriel war mir zu der Zeit ebenfalls durch MTV ein Begriff ("Steam" und "Digging In The Dirt" liefen seinerzeit häufiger), dass er aber auch mal Sänger bei Genesis war, erfuhr ich etliche Zeit später.


    Aber ich will jetzt nicht allzusehr abschweifen, es soll ja um CAS gehen: Den Ausstieg von Phil hatte ich seinerzeit gar nicht wirklich mitbekommen, gut möglich, dass diese Nachricht wegen der gleichzeitig stattgefundenen ersten Trennung von "Take That" etwas untergegangen ist (war ja ebenfalls im Frühjahr 1996). Auch die Britpop-Battle um Bands wie Oasis, Blur, Suede, Pulp oder Kula Shaker ließen der Musikpresse wohl nur wenig Platz auf ihren Blättern für eine solche Meldung. Überhaupt waren die einzigen dienstälteren Bands, die zu der Zeit größer von sich reden machten (und was ich davon so mitbekommen habe), die Stones, Queen und Pink Floyd. Da konnten Genesis natürlich schon mal leicht in Vergessenheit geraten, "We Can't Dance" war ja nun auch schon einige Jahre her. Auch als Phil "Dance Into The Light" im Herbst 1996 veröffentlichte, wurde sein Ausstieg wohl nur beiläufig erwähnt, teilweise wurde wohl auch gesagt, Genesis hätten sich komplett aufgelöst.
    Umso überraschter war ich dann im Sommer 1997, als es hieß: Genesis wollen es mit einem neuen Album und einem neuen, dem inzwischen dritten Sänger, noch einmal wissen. Der Name Ray Wilson sagte mir ebenso wie der Name seiner früheren Band Stiltskin überhaupt nichts, obwohl ich "Inside" zu der Zeit wohl schon kannte. Das erste, was ich von den neuformierten Genesis zu hören bekam, war natürlich "Congo", welches seinerzeit auch die "Kraftrille" beim schleswig-holsteinischen Privatsender R.SH war (die "Kraftrille" war damals so eine Art "Hit-Tip der Woche"). Natürlich klang es zunächst etwas ungewohnt mit dem neuen Sänger, aber musikalisch und vom Songaufbau her war das schon durch und durch Genesis (remember "Just A Job To Do"? "Land Of Confusion"? "Tell Me Why"?). Je öfter der Song im Radio lief, umso mehr wurde ich mit Ray's Stimme vertraut und freute mich immer mehr auf das Comeback-Album. Als "Calling All Stations" dann schließlich im September 1997 erschien, bin ich gleich in der ersten Woche in eine inzwischen nicht mehr existierende WOM-Filiale gegangen und hab mir die CD mit meinem mühsam ersparten Taschengeld gekauft. Bereits durch die 3 Genesis-Alben davor wusste ich, dass die Singlehits bei Genesis nur der halbe Spaß sind und die echten Knaller einem dann erst auf dem Album begegnen sollten (siehe "Home By The Sea", "Domino", "Driving The Last Spike", "Dreaming While You Sleep", "Fading Lights"). Und schon damals gehörten der CAS-Titelsong, "Alien Afternoon", "Not About Us" und "The Dividing Line" zu meinen Favoriten, was sich bis heute nicht geändert hat. Andere wiederum brauchten ein wenig, bis sie gefallen konnten ("Uncertain Weather", "Small Talk", "One Man's Fool") und dann gab es Songs, die ich damals gut fand, inzwischen aber nicht mehr so ("There Must Be Some Other Way", "Shipwrecked", "If That's What You Need"). Insgesamt war und bin ich zufrieden mit dem Album. Auch auf Stiltskin, Cut und das eine oder andere Soloalbum von Ray Wilson wäre ich ohne die CAS-Phase sicherlich nicht aufmerksam geworden. Und dafür bin ich genesis im Rückblick noch einmal dankbar.


    Leider wurde es mit einem Besuch der CAS-Tournee nichts, obwohl es sicherlich kein Problem gewesen wäre, nach Hamburg zu fahren. Da meine Eltern mich allerdings kurze Zeit früher schon auf der Konzert-Bus-Reise zu Phil nach Hannover begleitet haben, die auf der Rückfahrt vor Staus auf der Autobahn nicht verschont blieb, wollten sie sich das nicht noch einmal antun müssen. Somit ist die CAS-Tour für mich leider ausgefallen. Immerhin konnte ich Genesis ja dann 2007 noch einmal erleben, aber ein CAS-Konzert hätte auch was für sich gehabt. Ich weiß auch gar nicht, warum diese Tour immer so schlecht geredet oder Genesis, nur weil sie mal wieder einen anderen Sänger hatten, als Coverband bezeichnet wird.
    Was hatte diese Tournee nicht alles für Highlights zu bieten: "No Son Of Mine" (bis heute DIE ultimative Liveversion), "Calling All Stations" (mit athmosphärischer Light- und Videoshow), "The Lamb Lies Down On Broadway" (immerhin 1981 das letzte Mal komplett gespielt), "Carpet Crawlers" (durch Aufnahmen dieser Tour habe ich den Song erst kennengelernt), "The Dividing Line" (mit der Gitarrenbattle von Mike und Anthony Drennan am Anfang und einem tollen Drumsolo von Nir Z.) und last, but not least, das Lagerfeuer-Akustik-Medley der "Genesis Brothers", bei dem auch "Dancing With The Moonlit Knight" und "Lovers Leap" mal wieder vorbeischauen durften. Überhaupt hat Ray, abgesehen von den CAS-Songs, vor allem bei den Songs aus der Gabriel-Ära gesanglich eine sehr gute Figur gemacht.
    Tiefpunkte gab es nur in Form der letzten vier Songs der Konzerte: "Invisible Touch", "Throwing It All Away" und "I Can't Dance" sind dann doch deutlich zu Collins-Ära-typisch, als dass Rays den Songs irgendwelche neuen Seiten abgewinnen konnte. Immerhin war bei ICD Ray's Mundharmonikaeinlage (mit echter Bluesharp, die Phil bei den Tourneen 1992 und 2007 ja nur imitiert und simuliert hatte) ganz witzig und wann gab es bei Genesis jemals soviel Fannähe, wie als sich Ray eine beliebig ausgewählte "Tanzpartnerin" aus den ersten Reihen des Publikums auf die Bühne holte? Zudem hatte man "Turn It On Again" wohl spätestens seit der IT-Tour 1986/87 ein wenig satt. Da wären vielleicht noch Songs von "Trick" oder "Wind" besser gewesen. Speziell "Squonk", "Entangled", "Ripples", "11th Earl of Mar" oder "Afterglow" hätte man sich mit Ray gut vorstellen können.


    Fazit: Ich bin wie gesagt froh, dass es diese Ära gegeben hat, auch wenn sie durch ihre Kurzlebigkeit und ihr plötzliches Einschlafen viele Fragen offen ließ. Ein Nachfolgealbum mit einem mehr ins Songwriting eingebundenen Ray Wilson (und Nir Z.) hätte ich sehr begrüßt. Klar, an die Zeiten zu IT und WCD hätten sie nicht anknüpfen können, mit Phil wäre ihnen dies aber auch nicht mehr gelungen.


    Kurioserweise spielten Genesis nämlich - ich meine, das erste Mal in ihrer Karriere - im April 1998 in Helsinki ein Konzert


    In Helsinki waren Genesis bereits zu ATTWT-Zeiten (09. Juni 1978).


    EDITH: Übrigens hier noch ein kleines VH1-Doku-Schmankerl aus der CAS-Ära:


    https://www.youtube.com/watch?v=lWT7AB9EEu8

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • 1997 war ich betreffend Genesis gar nicht mehr auf dem Laufenden. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, Musikzeitschriften las ich keine mehr, ich wusste nicht mal, dass Phil ausgestiegen und ein neuer Sänger dazugestossen war.
    Zu jener Zeit hatte ich auch mit der Post-Hackett Aera der Band noch nicht meinen Frieden gemacht und fand das meiste, was man von der Band so hörte (Radio und MTV), nicht so toll - Pop halt, wenn auch von der besseren Sorte. Ich wusste auch, dass es auf jedem Album noch ein paar bessere Songs gab, die aber nicht so radiotauglich waren.


    Genesis und ich - wir hatten uns ausseinandergelebt.


    Ich hörte die alten Songs und hoffte und wartete auf eine Reunion. Die Vorstellung, dass die drei Herren plötzlich anfangen, wieder Musik im Stil der Hackett/Gabriel Zeit zu spielen, hatte ich aufgegeben, naja, fast aufgegeben. Ein kleiner Funken war immer noch da.


    CAS war erst wenige Wochen erschienen, als ich herausfand, dass ein Arbeitskollege ebenfalls ein Genesis-Fan war - er mochte eigentlich alle Alben (Wie geht denn das? fragte ich mich damals) - und eben dieser fragte mich plötzlich: "Und wie findest Du das neue Album?"
    Meine Kinnlade klappte runter, löste sich und erwischte mich voll auf dem falschen Fuss. Neues Album?
    Neuer Sänger? Phil nicht mehr dabei? Wer trommelt dann? Wer ist Ray Wilson? Wer is Nir Z?
    Und da war er plötzlich wieder dieser kleine Funken und er begann zu leuchten, heller und heller. (Sarkasmus ein) Ich meine, Phil war ja der 'Bösewicht' der 'Schuld' war, dass meine Überband plötzlich nur noch Hitparaden-Schmuus spielte - und Phil war ja weg. (/Sarkasmus aus) Das müsst ihr verstehen.


    Ich lieh mir die CD aus, hörte sie an, und fand sie gar nicht so übel. Es war nicht wie WCD und die vorhergehenden Alben. Aber es hatte auch nichts von den alten Scheiben. Es war etwas Neues. Aus einigen Songs hörte man Mechanics-Einflüsse heraus, es gab so manche Passagen, die von Banks Solo Alben hätten stammen können. Ich fand es grösstenteils besser als die letzten Alben mit Phil (mal abgesehen von ein paar speziellen Tracks). Was mir aber auf CAS fehlte, waren spezielle Songs, die hervorstachen. Die gab es nicht.
    Sie wirkte auf mich auch etwas unfertig, wie ein guter erster Wurf dem der letzte Schliff fehlte. Aber es war auf jeden Fall ein gelungener erster Schritt in eine neue Richtung und man durfte auf die nächsten Schritte gespannt sein. Als ich dann deutlich später erfuhr, dass da nichts kommen würde, war ich wirklich enttäuscht.


    Heute höre ich gewisse Stücke immer noch gern. Das Album ist keines meiner Lieblinge, es liegt eher im hinteren Mittelfeld.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett


  • Das erste, was ich von den neuformierten Genesis zu hören bekam, war natürlich "Congo", welches seinerzeit auch die "Kraftrille" beim schleswig-holsteinischen Privatsender R.SH war (die "Kraftrille" war damals so eine Art "Hit-Tip der Woche"). Natürlich klang es zunächst etwas ungewohnt mit dem neuen Sänger, aber musikalisch und vom Songaufbau her war das schon durch und durch Genesis (remember "Just A Job To Do"? "Land Of Confusion"?


    Entschuldige, wenn ich da widerspreche:), Congo ist durch und durch Genesis.....?:eek:
    Durch und durch Genesis sind die, die Gitarrenakustik mit untermalender Steve Gitarrenarbeit haben, und alles mit der damals noch fitten Keyboard-Arbeit von Tony, verbinden.
    Sorry, aber Congo ist musikalisch nun wirklich keine Offenbarung. Einmal gehört, reicht dann schon.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Entschuldige, wenn ich da widerspreche:), Congo ist durch und durch Genesis.....?:eek:
    Durch und durch Genesis sind die, die Gitarrenakustik mit untermalender Steve Gitarrenarbeit haben, und alles mit der damals noch fitten Keyboard-Arbeit von Tony, verbinden.


    Auch, aber nicht nur.
    Mir ging es hauptsächlich auch nicht um den Sound, sondern um den Aufbau des Songs und da "Congo" nun wirklich ähnlich strukturiert ist wie z.B. "Land Of Confusion", "On The Shoreline", "Just A Job To Do" oder "Tell Me Why", kann man ihn trotz einer anderen Gesangsstimme durchaus als Genesis-Song identifizieren. Wieviele Gitarren oder Keyboards dabei letztendlich zu hören sind, ob Steve mitspielt oder nicht oder ob das nun Prog ist oder nicht, ist dabei so wurscht wie nur was.


    Sorry, aber Congo ist musikalisch nun wirklich keine Offenbarung. Einmal gehört, reicht dann schon.


    Habe ich auch nicht behauptet und ich habe ja geschrieben, welche der Songs auf CAS noch heute zu meinen Favoriten gehören.

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)