• Zum neuen Album "We're not in Kansas anymore" von Bobby Kimball


    Seit seinem Rauswurf bei Toto im Jahre 2008 (die Band löste sich damals auf und bei ihrer Reunion zwei Jahre später wurde er nicht mehr berücksichtigt) hat Gründungsmitglied und "Original-Toto-Stimme" Bobby Kimball eine Zeit von Pleiten, Pech und Pannen hinter sich.
    Zunächst 2009 das kurze Kapitel "Yoso" mit Billy Sherwood und einem einzigen, wenig überzeugenden Album (irgendwie typisch Sherwood...) voller altbackener Songs, stilistisch irgendwo angesiedelt zwischen den beiden Bands, die bei der Namensgebung offenbar Pate standen. Schwamm drüber!
    Dann - ebenfalls beim AOR-Königslabel Frontiers - 2011 das Kimball & Jamison Album mit maximal klischeehaftem MelodicRock, dem selbst ich als erklärter Fan dieser Musikrichtung nur wenig abgewinnen konnte. Problem: Kimball (und Jamison) hatten hier null kreativen Input, sondern sollten ihre Stimmen (und Namen) lediglich für Material zur Verfügung stellen, das wahrscheinlich schon länger bei Frontiers im Keller lagerte. Sehr sehr halbgar, das Ganze.
    Waren Kimballs Ausflüge ins Studio schon ernüchternd, so gerieten seine Live-Auftritte dann zum vollendeten Debakel. Haufenweise schlechte Konzerte mit enormem Fremdschämpotential infolge massiver Intonationsprobleme und schlimmstmöglich verpatzter Einsätze. Da half es dann auch wenig, dass Kimball live fast ausschließlich Hits von Toto servierte. Im Gegenteil! Die Verhunzung der Fan-Favoriten trug ihm nicht nur Anfeindungen von Lukather & Co ein (inklusive öffentlicher Facebook Fehden und Abrechnungen in Songtexten), sondern förderte auch den Liebesentzug der Toto-Fans.
    Kimball (ganz der Profi) versuchte sich in Schadensbegrenzungen durch Erklärungen (schlechtes Monitoring auf der Bühne), die immer weniger überzeugend klangen.
    Letztlich schien es aber auch egal, ob es nun eine kaputte Stimme oder ein kaputtes Gehör waren. Der Eindruck, der sich bei mir verfestigte, lautete: Dieser Mann hat fertig und sollte sich besser in den Ruhestand verabschieden.


    In den letzten Jahren hatte Kimball immer wieder ein neues Solo-Album angekündigt.
    Letztlich war es mir schon fast egal, ob es wirklich dazu kommen würde, denn seine letzten beiden Veröffentlichungen gaben nicht gerade Anlass zur Hoffnung.


    Und nun das unglaubliche Ende dieser Geschichte: Ich sitze hier und lausche nun zum wiederholten Male einem Album, das mich deutlich mehr verzückt als schaudern lässt.
    Im Grunde gibt es gar keinen Grund zum Schauern.
    Das Wichtigste zuerst: Kimballs Gesang ist stark. Nun gut, es gibt ein paar (auch gute) Gastsänger, die sich hier und da den Leadgesang mit ihm teilen. Es gibt auch ein paar vereinzelte Autotunereien. Aber alles in allem singt Kimball technisch so gut wie seit Jahren nicht mehr. Intonation und Ausdruck sind gelungen, und seine Klangfarbe ist ohnehin unverwechselbar. Im Gegensatz zum letzten Album bei Frontiers haben Kimball und seine Ko-Autoren und Produzenten für dieses Album auch den m.E. richtigen Ansatz gefunden. Und der lautet nicht "zweitklassiger Toto-Verschnitt", sondern SOUL!
    Das Album teilt sich etwa zur Hälfte in groovebetonte Funk-Rocker und Balladen. Wollte man stilistisch Vorbilder benennen, dürfte man eher bei Bands wie Chicago fündig werden als bei Toto. Das Songmaterial ist insgesamt solide, einen wirklich herausragenden Titel gibt es aber nicht. ON MY FEET und SOME THEY DO haben wunderschönes Gebläse und eine sehr funkige Rhythmusgruppe. MET HER FOR hat einen Hauch von den Beatles und YOU'LL BE WITH ME ist vielleicht die beste Ballade, die Kimball je gesungen hat.
    Die Produktion ist im Vergleich zu Totos XIV deutlich schlanker und - ich wage es kaum zu sagen - sogar teilweise besser. Insbesondere Schlagzeug und Bass klingen für mich hier differenzierter als auf dem Soundmatsch, den CJ Vanston produzierte.
    Die Musiker auf Kimballs Album sagen mir namentlich (bis auf Derek Sherinian und Mitchel Forman) alle nichts, aber sie spielen alle auf einem hohen Niveau, welches sich nicht hinter Toto verstecken muss.
    Insgesamt kann ich nicht anders, als den Daumen in die Höhe zu recken. Das Album mag kein Meilenstein sein, aber es macht mir Spaß.


    Bei anderen Musikern würde sich jetzt hier der Wunsch anschließen, diese Songs doch einmal live hören zu können. Vielleicht ist dies aber nicht ratsam...?!:rolleyes:
    Weitere Studioergebnisse auf diesem Niveau werde ich aber sicher würdigen.
    Andererseits wäre dieser Höhepunkt auch ein guter Zeitpunkt für einen Rücktritt.
    Schließlich wird der Mann im März 70.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Meine Fresse, schon fast 1 Million Views!


    https://www.youtube.com/watch?v=U_dptcCHkcw


    35 Jahre nach Veröffentlichung wird AFRICA den heutigen Hörgewohnheiten entsprechend aufbereitet. Kimball darf dazu immerhin den Mund bewegen. Nun gut, wem's gefällt...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

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  • MELODYNE MELODYNE AUTO-TUNE AUTO-TUNE PRO-TOOLS


    Kimball ist im Arsch. Er soll in Rente gehen. Er kann überhaupt nichts mehr

  • Hat das im Original nicht David Paich gesungen?
    Mir ist so , als wäre das eins von wenigen Toto-Stücken (wenn nicht sogar das einzige),
    wo er den Lead-Gesang übernommen hat, oder irre ich mich?
    Im Original-Video singt doch auch Paich, oder?
    Ich habe Toto 1999 live gesehen
    und da hat er meiner Meinung nach das Lied auch selbst gesungen

  • Die Strphe ja, im Refrain singt Kimball zumindestens mit, wenn ich mich nicht täusche:


    Africa — Songlexikon


    Rock on


    Kabuki




    Hat das im Original nicht David Paich gesungen?
    Mir ist so , als wäre das eins von wenigen Toto-Stücken (wenn nicht sogar das einzige),
    wo er den Lead-Gesang übernommen hat, oder irre ich mich?
    Im Original-Video singt doch auch Paich, oder?
    Ich habe Toto 1999 live gesehen
    und da hat er meiner Meinung nach das Lied auch selbst gesungen

  • rivanov: Ein wenig mehr Differenzierung in der Bewertung täte gut. Das Album hat (trotz gelegentlicher technischer Stimmkorrektur) durchaus gute Momente, auch gesangliche.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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  • Gucken wir mal, wie sich deine musikalische Performance mit fast 70 anhört...;)

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