Hi!
Eine Konzertkritik der Basler Zeitung zum Genesis-Konzert in Bern, mit besten Grüßen eines Ex-Forum-Mitglieds ;-):
ZitatAlles anzeigen"«Genesis» im Stade de Suisse: Routinierte Show im Dauerregen
Bern. SDA/baz. Die frühere Superband «Genesis» ist auf ihrer Europatournée im Stade de Suisse in Bern aufgetreten. Das Publikum zeigte sich trotz Dauerregen vom über zweieinhalbstündigen Konzert begeistert.
Mit «Bonsoir la Suisse, bonsoir mes amis» begrüsste Leadsänger Phil Collins im ausverkauften Fussballstadion die aus der ganzen Schweiz angereisten rund 40'000 Fans. Mit Ansagen auf Englisch, Französisch und gebrochenem Deutsch sorgte Collins für gute Stimmung bei den Zuschauern.
Die Aufmunterung wurde dankbar aufgenommen, denn schon rund eine Stunde vor Konzertbeginn begann es leicht zu regnen. Die pausenlos gespielte Show fand dann unter immer stärker werdendem Dauerregen statt.
Etwas brav
Collins, der zuerst noch wenig inspiriert und etwas müde wirkte, gab sich alle Mühe, das Publikum für sich zu gewinnen. Das liess sich gerne animieren und klatschte und sang mit, wenn es vom Sänger und Schlagzeuger dazu aufgefordert wurde.
Seine französischen und deutschen Ansagen zwischen den einzelnen Blöcken von Stücken, die manchmal ineinander übergehend als Medley gespielt wurden, las der am Genfersee lebende Brite von einem Blatt ab, das er jeweils wieder ordentlich hinter sich versorgte.
Überhaupt kam die ganze Show etwas brav und vor allem routiniert daher. Der Ablauf war von Anfang bis Ende perfekt getimet; auch die beiden Zugaben, garniert mit einem zur Musik synchronisierten Feuerwerk, folgten ohne Unterbruch.
Alte Hits
Immerhin gab es ein reichhaltiges Programm zu hören. Das Konzert stellte eine Art Werkschau der 40-jährigen Bandgeschichte dar, darunter auch Titel aus der Zeit des charismatischen Leadsängers und «Genesis»-Begründers Peter Gabriel, der die Band 1975 verlassen hatte.
Neben weniger bekannten Stücken und einigen Instrumentaleinlagen gab es zur Freude des Publikums vor allem die alten Hits zu hören, von «Turn it on Again», das der Tournée den Namen gibt, über «No Son of Mine», «In the Cage», «Hold on my Heart» zu «Follow You, Follow Me» und den Superhits «Invisible Touch» und «I Can't Dance».
Die Comeback-Tour aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Band bringt neben Collins zwei weitere legendäre «Genesis»-Mitglieder erstmals seit 15 Jahren wieder zusammen: den Gitarristen Mike Rutherford und den Keyborder Tony Banks. Nur Peter Gabriel war offenbar nicht zur Reunion zu überreden.
In der Auswahl der Stücke blieben also keine Wünsche offen. In der Interpretation jedoch gingen die Impulse selten von den eher lustlos aufspielenden Rutherford und Banks aus, sondern den zwei zugezogenen Sidemen an der Gitarre und am Schlagzeug.
Futuristisches Bühnenbild
Der perfekt abgemischte kraftvolle Sound wird von einer aufwendigen Bühnen- und Lichtshow ergänzt. Das asymmetrisch gebaute futuristische Bühnenbild, das an eine Achterbahn erinnert, wird von einem riesigen wellenförmig im Hintergrund durchlaufenden Bildschirm dominiert.
Die Band selber findet auf kleinem Raum unter einem Glasdach Platz. Auf zwei grossen ovalen Bildschirmen mit gestochen scharfen Bildern sind die Musiker - alle in unscheinbar grauen Alltagskleidern - auch von den entfernteren Rängen aus gut zu sehen.
Eine ausgeklügelte Lichtshow und der unvermeidliche Bühnennebel sorgten beim Eindunkeln für zusätzliche Stimmung. Trotzdem fehlte der entscheidende Funken, um das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
Vielleicht lag es am Dauerregen, vielleicht an den angegrauten Herrn auf der Bühne: «Genesis», eine der erfolgreichsten Gruppen der Rockgeschichte, die fast 160 Millionen Tonträger verkauft hat, gehört trotz aktueller Tournee wohl der Vergangenheit an.
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