STEVE HACKETT - The Wheel's Turning (Track-Diskussion)

  • Gerade ist mir aufgefallen, dass THE WHEEL'S TURNING exakt mit der gleichen Melodie beginnt wie LOVE SONG TO A VAMPIRE.


    Da sind also Vampire auf dem Rummelplatz...:schock2:


    Schön gemacht!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Geht Euch das auch so oder bin ich bekloppt? In Track 04 "The Wheel's Turning" hör ich ganz viel "The Electric Light Orchestra". Sowohl der Gesang klingt für mich total nach Jeff Lynne als auch die Melodie. Die Melodie ist doch voll ELO. Und die Streicher sind es sowieso. Und dann - Zufall? - hatten ELO ja sogar auch noch ein Stück, das so ähnlich hieß oder in dem zumindest diese Textzeile vorkam, "Big Wheels Turning".



    Ich hoffe, es gibt einen dritten Weg zwischen für-bekloppt-halten und ganz-viel-ELO-raushören. Ich kann die Assoziation nachvollziehen, wäre aber ohne Hinweis nicht darauf gekommen und halte die Ähnlichkeit für eher zufällig. Nun bin ich aber auch kein ELO-Experte und über die Radio-Hits bei denen nie hinausgekommen.
    [FONT=&quot]Zum allgemeinen Quellen- und Zitate-Colloquium (dafür bietet sich die Platte aber auch wirklich an): Mich erinnert der Anfang der Strophen ziemlich an das tolle [FONT=&quot]"[/FONT]In The Heart Of The City[FONT=&quot]",[/FONT] und der Refrain gemahnt irgendwie an das Muster mancher nicht so toller Alan Parsons-Schlager. Für mich einer der schwächeren Songs auf einem Album, das mich mittlerweile streckenweise doch sehr angenehm beschäftigt.[/FONT]

  • Auf der Suche nach Informationen zum Battersea Fun Fair Vergnügungspark bin ich über eine ziemlich traurige Geschichte gestolpert. Offensichtlich war dieser Park im Jahre 1972 der Schauplatz einer der schlimmsten Unfälle in der Geschichte derartiger Vergnügungsstätten, als ein Wagen der Achterbahn entgleiste und fünf Kinder mit in den Tod riss. Hier auch ein englischsprachiger Link zum Thema:


    https://open.abc.net.au/explore/46025


    In einem anderen Artikel stand, dass dieses Unglück letztlich auch mit entscheidend dafür war, dass der Vergnügungspark kurze Zeit später geschlossen wurde.


    Nun wäre es sicherlich falsch, Hackett hier einen Vorwurf zu machen. Seine ungetrübten Kindheitserinnerungen liegen deutlich vor dem Zeitpunkt dieses Vorfalls, und existieren auch vollkommen unabhängig davon. Ich gehe dennoch davon aus, dass er als Londoner Kenntnis von diesem Ereignis hat und frage mich nun: Hat ihn dies irgendwie bei der Wahl dieses Songthemas beeinflusst? Wie stark wird der heutige Battersea Park noch mit diesem damaligen Unfall assoziiert? Wird dieser Song in England womöglich anders rezipiert als hier bei uns?


    Und was bedeutet diese Textzeile?


    "As the wheels turning a film starts to play of all the ones who just got away"


    Bin auf eure Antworten / Deutungen gespannt.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"


  • In den Interviews auf der Blu-Ray erzählt Steve etwas zu jedem Song ("Wolflight track-by-track"). Dabei erwähnt er zu diesem Song explizit und mit großem Bedauern das Unglück, bei dem nach seinen Worten 8 Kinder zu Tode kamen. Das hat dann wohl das Aus und die Schließung für den Vergnügungspark bedeutet. Antrieb den Song aber überhaupt zu schreiben war, seine schönen, bunten, nostalgischen und sehr emotionalen Erinnerung an seine Kindheit, die natürlich lang vor dem Unfall lag, festzuhalten und mit anderen zu teilen. Er wohnte damals ganz in der Nähe in London auf der anderen Seite der Themse und war dort öfter unterwegs. Er hatte als 12 Jähriger wohl auch einen "Job" dort, auf den er sehr stolz war. Was das genau war, habe ich allerdings nicht ganz verstanden.


    Zu einer Verarbeitung des sehr negativen Ereignisses im Text sagt er aber nichts. Ich glaube nicht, dass es den Unfall im Text mit verarbeitet hat, weil er eher die schöne Kindheitserinnerung beschreiben wollte.


    Er spricht aber auch davon, dass er sich als Kind vor dunklen Ecken, Windgeräuschen etc. gruselte und im Text beschreibt er ja quasi die Fahrt mit der Geisterbahn. Möglicherweise meint er mit "...the ones who just got away", dass er und andere diesen Geistern und Monstern entkommen sind.


    Um es genau zu erfahren, müsste man ihn wahrscheinlich selbst fragen...

  • Danke, das ist sehr aufschlussreich!


    Ich habe die Blu-Ray, aber leider keinen Player, mit dem ich sie abspielen kann.
    Daher kenne ich diese Interviews noch nicht bzw. nur das, was man schon auf youtube schauen kann.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • mutzelkönig, PeterM013: Danke für die tollen Informationen zu diesem vielleicht schwächeren Track, den ich trotzdem sehr mag. Es ist jetzt reine Spekulation und hilft daher nicht wirklich weiter, aber bei der Textzeile "As the wheels turning a film starts to play of all the ones who just got away" hatte ich spontan an Verstorbene und nicht irgendwie Entwischte gedacht - und mich noch gefragt, was in diesem Jahrmarktlied mit der fröhlichen Melodie nun plötzlich Verstorbene zu suchen haben... Mit dem Unglück wird die Sache für mich plausibel. Ich denke: Die Textzeile knüpft hieran an.


    Für die Tatsache, dass Hackett den schlimmen Unfall nicht völlig ausgeblendet hat, spricht auch sein seltsamer Eingangssatz "There is no Schadenfreude here", der für mich bis eben noch keinen Sinn ergab. Schadenfreude - bzw. das Fehlen derselben - in Verbindung mit einem so schrecklichen Unglück anzuführen, ist zwar einerseits unpassend, da eh klar. Welches abgründige Ungetüm sollte das sein, der beim Tod von Kindern auf einem Jahrmarkt noch lüsterne Schadenfreude empfindet? Andererseits kennt Hackett ja die Feinheiten, wann und wie der Begriff wirklich passend anzuführen ist, nicht. Möglicherweise setzt er also Schadenfreude auch ein bisschen mit Sensationsfreude gleich.


    Und so könnte Steves Satz "There is no Schadenfreude here" eine vorweggenommene Erklärung - bzw. eine Art entschuldigende Rechtfertigung - dafür sein, dass er diesen Vergnügungspark dennoch so fröhlich thematisiert.


    By the way: Es gab doch in den 70ern auch einen eindrucksvollen Film, der ein solches Achterbahnunglück thematisierte... Ob das in Anknüpfung an DIESEN Unfall war...?


    littlewood: Danke, dass du meine ELO-Gedanken hier nochmal aufgeführt hast. Und schön, dass Du es ansatzweise ein bisschen nachvollziehen kannst. Die ELO-Parallele erschließt sich tatsächlich nicht so sehr über die ELO-Hits, sondern mehr aus anderen und früheren Stücken. Ich such mal bei Gelegenheit eins raus... Geht nur jetzt gerade nicht, bin praktisch musiklos im Familienosterurlaub.

    Einmal editiert, zuletzt von svenchris () aus folgendem Grund: Touchscreenvertippernerv

  • Zwischen bekloppt und voll ELO


    Ich hoffe, es gibt einen dritten Weg zwischen für-bekloppt-halten und ganz-viel-ELO-raushören. Ich kann die Assoziation nachvollziehen, wäre aber ohne Hinweis nicht darauf gekommen und halte die Ähnlichkeit für eher zufällig.[/FONT]


    Gut, okay, nachdem ich inzwischen in die Tiefen meiner Kinderteenager-ELO-Vergangenheit abgetaucht bin und noch einmal alte Stücke ausgekramt habe, wische ich meine Anfangseuphorie beiseite und konstatiere nüchtern: Ja, es ist wohl der dritte Weg. Der Anfangspart von „The Wheel`s Turning“ bis zu Minute 2.50 ist nicht „voll ELO“, aber ich bin auch nicht bekloppt, denn: Die Atmosphäre, die Wheel`s in den Anfangsminuten transportiert, erinnert an das Feeling der ELO-Lieder.


    Die Fröhlichkeit, das Heiter-Beschwingte, das treibende Gedudel, die mehrstimmigen Vocals, die ein bisschen kitschig klingen, das Sommerfeeling – das hat Wheel`s und das haben viele ElO-Songs wie etwa „Sweet Talking Woman“, „Calling America“, „Twilight“ und auch dieser hier:


    Across The Border
    https://www.youtube.com/watch?v=BYga0A_jCfE


    Bei Across The Border finde ich sogar, dass die Melodie Ähnlichkeit zu Wheel`s hat. Man darf sich nur nicht von dem anderen Rhythmus irritieren lassen (der bei Across The Border ja irgendwie "voll „Status Quo“ ist"...;)).


    ...Und hier vielleicht wirklich noch etwas Durchgeknalltes. Von Anfang an hatte mich dieses eine kleine Sandkorn gepikt und umgetrieben: die Sekunden 56 bis 59 bei Wheel`s.


    Diese kleine Sequenz ist für mich eine typische ELO-Sequenz. Die gibt`s – oder täusche ich mich? – zum Beispiel bei diesem alten ELO-Stück von 1972: in der 10538 Ouverture, Sekunden 54 bis 57.


    The Wheel's Turning – 56 bis 59
    https://www.youtube.com/watch?v=DMzmV88O-UM


    10538 Ouverture – 54 bis 57
    https://www.youtube.com/watch?v=6-RFwFjaVAk

    3 Mal editiert, zuletzt von svenchris () aus folgendem Grund: 1972 statt 1971

  • Ja, ist jetzt klarer, was Du meinst. Die Drei-Sekunden-Sequenz ist in der Tat nahezu deckungsgleich. Allerdings würde ich das angesichts dieser Kürze eher für einen Zufall halten. (Offenbar sind Hackett ja nicht mal die erheblicheren Zitate aus seinen eigenen Songs bewußt).
    Was das ELO-Flair generell angeht: Lynns Musik hat ja gerne so ein sinfonisches Element, wie ich das mal etwas laienhaft beschreiben würde. Das höre ich, tendenziell weniger ausgelassen, auch auf Hacketts neuem Album. Aber da endet dann auch mein Assoziationsradius.