Wie sehr ging Phil in der alten Genesismusik auf?

  • (...) als Zuhörer merkt man schon, ob ein Musiker mit dem Herzen (oder zumindest mit Begeisterung) bei der Sache ist.


    Ich würde es fast schon andersherum ausdrücken: Je professioneller ein Musiker, desto mehr Möglichkeiten stehen ihm zur Verfügung, den Zuhörer glauben zu machen, er sei "mit dem Herzen" dabei. Ich glaube, dass man unwahrscheinlich viel in Künstler hineinprojiziert.

  • Je professioneller ein Musiker, desto mehr Möglichkeiten stehen ihm zur Verfügung, den Zuhörer glauben zu machen, er sei "mit dem Herzen" dabei.


    Ich möchte behaupten, dass ein Auftrags-Studiomusiker keinerlei Fähigkeiten in dieser Richtung besitzt...und dass die "heutigen" Sars in der Lage sind zu blenden möchte ich auch nicht bezweifeln...dass aber der wesentliche, kreative Output der Musikgeschichte von berechnenden Profi-Musikern erzeugt wurde ist hanebüchener Unsinn!!!

  • Ich möchte behaupten, dass ein Auftrags-Studiomusiker keinerlei Fähigkeiten in dieser Richtung besitzt...


    Hast recht. Der kann sich ganz auf das zu hörende Ergebnis fokussieren und muss nicht noch so tun, als ob et von Herze kütt.
    Aber Musiker, die primär von "Live" leben, entwickeln natürlich professionelle Strategien, wie sie vom Auftreten/der Performance her überzeugend rüberkommen, auch wenn sie mal scheiße drauf sind und keinen Bock haben. Oder wenn sie - wie offenbar Phil über weite Strecken der ollen Genesis-Kamellen - keinen tieferen Bezug zu der Musik, die sie interpretieren, aufbauen.

  • Hast recht. Der kann sich ganz auf das zu hörende Ergebnis fokussieren und muss nicht noch so tun, als ob et von Herze kütt.
    Aber Musiker, die primär von "Live" leben, entwickeln natürlich professionelle Strategien, wie sie vom Auftreten/der Performance her überzeugend rüberkommen, auch wenn sie mal scheiße drauf sind und keinen Bock haben. Oder wenn sie - wie offenbar Phil über weite Strecken der ollen Genesis-Kamellen - keinen tieferen Bezug zu der Musik, die sie interpretieren, aufbauen.


    ...das mag ja sein...dabei geht es aber auch nicht mehr um die ursprüngliche Kreation...und die lässt sich nicht so einfach professionell berechnend herbeiführen...

  • dass aber der wesentliche, kreative Output der Musikgeschichte von berechnenden Profi-Musikern erzeugt wurde ist hanebüchener Unsinn!!!


    Ich denke, dass es da die komplette Bandbreite gibt vom idealistischen Puristen, der seine künstlerische Vision oder Berufung gegen alle äußeren Widerstände und Widrigkeiten um jeden Preis durchsetzt, bis zum kühl die Situation des Kunstmarktes berechnenden Abräumer, der dennoch bleibende Maßstäbe setzt. Und meistens wird das irgendwie eine ganz individuelle Mischung zwischen diesen und noch anderen Polen sein.


    Miles Davis fällt mir ein. Der hat mit seinem berühmten "Second Great Quintet" seinerzeit nicht gerade "abgeräumt". Und dann ist er recht kühl "berechnend" auf den elektrischen Zug aufgesprungen und wollte damit definitiv auch sein Publikum und damit sein Bankkonto vergrößern, wollte zu den angesagtesten Musikern seiner Zeit gehören. "Bitches brew" war 1969 dann auch der für Jazz-Verhältnisse absolute Megaseller, der ihn auch erfolgstechnisch wieder ganz nach oben brachte. Aber es war und ist trotzdem eines der großen, bahnbrechenden Fusion-Alben. Künstlerisch allererste Sahne, ein Monument der Musikgeschichte. Erfolgsdenken und Kreativität/künstlerische Relevanz schließen sich definitiv nicht aus.


    Auch Roger Waters gibt ja offen zu, dass Rockmusiker schlicht reich und berühmt werden wollen - sonst würden sie keine Rockmusiker werden. Das bedeutet aber ja nicht, dass er mit PF nichts Tolles zustandegebracht hätte. Einige Alben haben den "Test of time" jedenfalls bis auf Weiteres sehr gut überstanden.

  • Vor Jahren gab es mal einen Bericht in einem Drummer-Magazin, da erzählte er allerdings mit viel Stolz von Stücken wie Apocalypse in 9/8 oder Wot Gorilla.

    Bin zufällig auf diesen Artikel gestoßen, da ist von dem besagten Interview die Rede. Ich wusste nicht, dass die beiden Tracks aus Schlagzeuger-Sicht seine Favoriten sind. Ein guter Anlass für mich, mal wieder ins WW-Album reinzuhören, denn "Wot Gorilla?" ist mir nicht mehr so präsent.