TMB - The Second Final Farewell Tour Diary 2007

  • Hellay!


    So... noch gute 48 Stunden bis zur Premiere in München - wir setzen uns selbst schon morgen in Bewegung und werden zunächst in München, Genf und Saarbrücken dabei sein. Der gewohnte Mix aus Klatsch und Tratsch sollte also erstmal gewährleistet sein. :blah:


    In München ist auch gerade Messe (ist eigentlich irgendwo gerade keine?), was uns in eine Pension ohne Internet verschlägt - somit wird der eigene Premierenbericht mindestens bis Genf warten müssen.


    Dafür können wir etwas vorab ausplaudern - Spoiler! Spoiler! ;)


    So wie es aussieht, wird es auf der Tour eine kleine Palastrevolution geben. Es wurde ja immer mal wieder angeregt, TMB sollten auf ihrer allerletzten Tour mal alle Fünfe gerade sein lassen und von ihrem eisernen Konzept etwas abweichen.


    Zu den umstrittensten Entscheidungen von TMB gehörte immer, daß sie (sofern die visuelle Dramaturgie auf der Bühne nichts anderes erzwingt) weitgehend die Studio-Versionen spielen. Hintergrund dieser Entscheidung war die (in sehr vielen Gesprächen mit Genesis und deren Crew von damals gewonnene) Überzeugung, daß Genesis selbst die Studio-Versionen als "ideale" Fassung empfanden und die Live-Versionen eher als Kompromiß mit dem jeweils technisch, logistisch und spielerisch Machbaren.


    Nun haben uns TMB angekündigt, daß sie zur Feier der letzten "Gabriel Ära" Tour den selbstauferlegten Spieß umdrehen wollen und sich zum großen Finale verstärkt auf und in die Live-Fassungen von 1974 stürzen wollen. Es gäbe in jedem Fall ein paar Überraschungen... und mehr wissen wir jetzt selbst auch noch nicht.


    Die "scharfen" Proben der letzten Wochen mit dem neuen Schlagzeuger Gregg Bendian wären jedenfalls phänomenal gut gelaufen, und wir sollten gespannt sein... sind wir!


    Also - Premiere naht, Spannung steigt, und übermorgen Abend geht es endlich (wieder) los... :rolleyes:

  • :topp: viel Glück ! Erfolg ! und viel Spaß ! :topp:

    ui ui ui ... und ob man nachdem post hier noch vorher was über die Konzerte lesen möchte ??? ;)

  • Na aber logisch!


    Wer in München "vorglühen" oder "nachglühen" möchte: Ich würde da mal den Augustiner-Keller vorschlagen, der keine drei Minuten vom Zirkus Krone (und schon auf dem Weg zum Hauptbahnhof) liegt.


    ob ich zum Vorglühen komme, weiß ich nicht (evtl. auch besser, damit ich nicht dauern ´zum Piss* rennen muß)
    aber nachglühen bei einem gepflegten Augustiner-Weißbier!


    CM

    "Ich glaube, dass sich mein Standpunkt, nachdem ich die Band verlassen habe, nicht dramatisch geändert hat.(...).

    Aber ich bin immer stolz darauf, was ich tat und was sie taten"

    Peter Gabriel

  • Nachglühen klingt gut! Vorglühen wird wohl nix, weil ich nach der Arbeit sozusagen auf heißen Reifen auf meinen Sitzpatz in Reihe Zwo rutschen werde...

    With land in your hand you'll be happy on earth

  • Mit dem schnellen Bericht aus Genf ist es nun doch nichts geworden, dafür sind wir zu lange im Innenstadtchaos von Genf stecken geblieben... das spottet jeder Beschreibung, wie verstopft das in der Rush Hour ist. Inzwischen sind wir heil in Saarbrücken angekommen, waren aber noch nicht in der Halle.


    The story so far...


    Die Trucks waren in München mit zwei Stunden Verspätung angekommen, was schon mal gleich zu Beginn wieder für Streß bei der Crew gesorgt hat, zumal es auch wieder einmal die eine oder andere böse Überraschung beim Ausladen gegeben hat.


    Noch am harmlosesten ist ein Riß in der weißen Holzscheibe, die hinten in der Bühnenmitte steht. Und auch am Keyboard wurde wieder bis kurz vor sieben herumgeschraubt, da hatten wir ja schon im Frühjahr einen faszinierten Blick in das Innenleben geworfen...


    Am unangenehmsten sind aber Probleme mit den Dias, die sowohl in München als auch in Genf jeweils einmal geklemmt haben - Jean Marc bastelt bereits kräftig daran herum, und wir hoffen natürlich, daß es so schnell wie möglich behoben werden kann.


    Pyro ist immer wieder schwierig, und in München war es schlichtweg unmöglich. Wir dachten zuerst, daß es wegen der Holzdecke nicht geht, aber die Wahrheit ist viel schrulliger: Die Krone ist nun mal ein Circus mit Tieren, Tiere brauchen Stroh in der Manege, und das Stroh lagert ausgerechnet *unter* der Bühne... samt Feinstrohstaub in der Luft und die sehr realistische Gefahr, am Ende von Supper's Ready gleich die ganze Bude in die Luft zu jagen... :augenrollen:


    Ob es heute Abend in Saarbrücken geht, steht auf der Kippe, aber in Frankfurt, Stuttgart und Duisburg sollte es klappen.


    Das Konzert wurde ja schon im separaten Thread ausführlich beschrieben, deshalb können wir nur hinzufügen, daß Genf einen phänomenalen Sound hatte und die Kinderkrankheiten im Mix behoben sind. Denis hat keine Erkältung, das waren in München wohl tatsächlich Mischpultprobleme - in Genf hat er dafür gleich zweimal wie ein Löwe gebrüllt... :eek:


    Die Show unterscheidet sich deutlich von der Augsburg Show 2004 (Serge hat seitdem wieder viele neue Informationen ausgegraben) und klingt absolut phantastisch - TMB haben auch eine unglaubliche Spielfreude mitgebracht.


    Wir gehen jetzt zur Halle hoch und berichten dann am Wochenende nochmal weiter.

  • Hellay,


    wieder zu Hause nach unserer längsten einzelnen 3-Konzerte Tour, seit TMB nach Europa kommen, und entsprechend müde... aber glücklich!


    Die ersten beiden Konzerte waren ein interessanter Kontrast, was das lokale Publikum anging, denn in München gab es die Eigenheit, die hier auch schon früher bei ein paar Städten angesprochen wurde: Im 10-Minuten Takt gingen die Leute abwechseln Bier holen und Bier abliefern, allein die Reihe hinter uns Mann für Mann (je) dreimal während der kompletten Show. Natürlich muß nicht jeder in gebannter Andacht über volle zwei Stunden dem Geschehen folgen, aber ein bißchen befremdlich ist das Verhalten dann schon. :mad:


    In Genf dagegen ein Publikum wie aus dem Bilderbuch des sensiblen Künstlers - absolute und totale Stille im stockdunklen Theater (das alte Casino ist neben Frankfurt wirklich die dunkelste Halle Europas, wenn das Bühnenlicht aus ist, sieht man nichts mehr außer Schwärze), alle bleiben mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen sitzen, und bei den leisen Passagen konnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Aber sobald die Stücke rum waren, brauste ein Jubel auf, daß einem richtig warm ums Herz werden konnte...


    Das Konzert selbst war phänomenal gut, absolut perfekter Sound, TMB in wundervoller Spiellaune und speziell (für uns) das beste "Firth" aller Zeiten!


    Entsprechend gut gelaunt kommen wir tags drauf in Saarbrücken an und freuen uns, daß kurz nach dem Soundcheck sogar Pyro genehmigt wurde - zwei freundliche Feuerwehrleute begutachteten wohlwollend die Apparatur und erzählten danach (mit der für Feuerwehrleute typischen und unangemessen fröhlichen Begeisterung) diverse Räuberpistolen aus ihren langen Berufsjahren, zum Beispiel wie mal bei der Aufzeichnung zur "Goldenen Europa" die komplette hölzerne Showtreppe abgefackelt ist... :schock2:


    Und dann kurz danach der Schock: Wie schon berichtet, gab es zuvor kleinere Probleme mit den Dias, aber von einem Moment zum anderen schrottete - zwei Stunden vor der Show - die komplette elektronische Diasteuerung: Totalschaden!


    Jean Marc war am Boden und für den Moment ratlos - er würde versuchen, die Projektoren in der Eile der Zeit auf manuellen Betrieb umzubasteln und irgendwie versuchen, alles per Hand zu improvisieren - aber ob während der Show auch nur ein einziges Dia zu sehen wäre, könnte niemand garantieren. Au Backe.


    Und wie das Leben so spielt, kam es, wie es kommen mußte, nämlich so, wie es keiner erwartete... Die Diashow lief so gut wie perfekt, alle Bilder auf die Sekunde präzise, nur einmal blieb ein Dia kurz hängen. Aber sonst ging so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte...


    Vielleicht war es die Nervosität nach dem Dia-Schock, aber wahrscheinlich eher Murphy's Law. Die dicksten Patzer waren die Baßpedale, die fröhlich brummten und krachten, wann immer sie wollten (und es gerade nicht paßte) und dann natürlich die Jahrhundert-Verspieler von Denis.


    Wobei ich sagen muß, daß wir gar nicht sicher sind, ob es Verspieler waren. Er traf 3-4 Mal einen ganz bestimmten Ton nicht, und zwar exakt den gleichen, der immer identisch falsch kam. Schon beim ersten Mal blickte er nicht ärgerlich (wie bei einem Fehler), sondern völlig geschockt und ratlos, als könne er selbst nicht verstehen, was da passiert. :augenrollen:


    Eigentlich wirkte das nicht wie ein Spielfehler, sondern eher wie ein technischer Defekt an der Querflöte - wie gesagt, es war mehrfach exakt derselbe Ton, der bei dem Solo tatsächlich kein einziges Mal korrekt kam. Wir haben ihn nach der Show nicht mehr gesprochen, werden das aber noch nachholen.


    Das war also die Aufregung in Saarbrücken - in Holland setzen wir heute Abend bei der "Foxtrot" aus, ebenso wie bei den drei englischen Terminen, aber in Frankfurt sind wir natürlich in alter Frische wieder vor Ort. :blah:


    Es gibt noch zwei weitere Dinge zu erzählen, über Gregg und Francois - aber das würde den Einzeltext jetzt noch weiter über Gebühr langziehen, deshalb posten wir es als separate Texte hinterher - here it comes:

  • Nach den drei ersten Shows wollen wir jetzt auch einmal über das im Vorfeld am heftigsten diskutierte Thema sprechen und versuchen da jetzt einmal, so objektiv wie möglich zu sein.


    Daß Martin Levac in vielerlei Hinsicht die Idealbesetzung auf dem Stuhl war, ist klar, besonders in einer Produktion, in der es in so einem hohen Maß um den visuellen Eindruck geht. Und damit hat Gregg Bendian eine erhebliche Bürde auf den Schultern, denn natürlich hat er keine Chance, exakt so auszusehen und (bei den Backing Vocals) so zu klingen wie Levac bzw. Collins.


    Aber nach drei Konzerten und zwei Soundchecks (beim Soundcheck in Genf steckten wir noch knietief im innerstädtischen Nahkampf zwischen Autos und Trams... den die Trams auf ganzer Linie gewonnen haben...) hat sich uns aber doch ein gewisses Bild ergeben.


    Martin Levac hat sich nach seiner ersten Tour 2003 von Jahr zu Jahr lockerer und stärker getrommelt, sein ungeheures Showtalent immer effektiver eingesetzt und sein Spiel auch immer frecher und dreister gestaltet.


    Gregg Bendian spielte nach unserer Einschätzung auf allen drei Shows wirklich so gut wie Levac auf der ersten Tour 2003, aber bei den Soundchecks in München und Saarbrücken spielte er noch dramatisch kraftvoller, dynamischer und qualitativ absolut auf Augenhöhe mit Martin Levac auf der Frühjahrstour 2007!


    Es ist nicht zu übersehen, daß er diese ganze (kurze) Woche jeweils beim Konzert sehr konzentriert, sorgfältig und wahrscheinlich einfach übervorsichtig agierte - so als wollte er nur um Himmels Willen keine Fehler machen.


    Die ersten beiden Tage war soviel Chaos im Trupp, daß wir kaum Zeit hatten, ihn mal in einer ruhigen Minute zu erwischen, aber in Saarbrücken haben wir jetzt etwas länger mit ihm geplaudert. Er gestand ohne große falsche Bescheidenheit ein, daß er einen besonderen Bammel vor den deutschen Konzerten gehabt hatte - da er natürlich wußte, wie beliebt sein Vorgänger war und wie stark dieser in den letzten Jahren immer gespielt hat. Dazu paßt auch, daß Gregg in Genf am stärksten war, nicht so locker wie bei den Soundchecks, aber kraftvoller als in München und Saarbrücken.


    Als wir ihm - wahrheitsgemäß - berichteten, daß er hier im Forum im "München" Thread insgesamt sehr freundliche und faire Kommentare bekommen hat, war er richtig baff und dann regelrecht etwas enttäuscht, daß das Forum in Deutsch ist und er die Reviews nicht selbst lesen kann...


    Nachdem der erste Schrecken aber nun mal überstanden ist (und er nicht mit Tomatenwürfen von der Bühne gejagt wurde), hoffen wir mal, daß er sich heute Abend in Holland und die Woche in England richtig freiklopft und es ab nächster Woche dann ordentlich krachen läßt...


    Laßt Euch auch nicht so sehr von der Optik in die Irre führen - seine Körpersprache ist beim Spielen nie so, als würde er am Limit agieren, es sieht sehr ruhig und souverän aus. Aber wenn Ihr mal richtig zuhört, was er in "Cinema Show" und ähnlichen Strecken an komplexen Feinheiten klopft, das ist wirklich allererste Sahne!


    Für die "Trick" Tour ist er wohl als Bruford gesetzt, und (auch) darauf können wir uns jetzt schon freuen.

  • Es gibt eine Riesenüberraschung von Francois, dazu muß ich kurz noch einmal ausholen. Wer den Tourbericht vom Frühjahr gelesen hat, erinnert sich vielleicht an den Schock von Liege, als Francois den E-Bow in der Garderobe vergessen hatte und die Roadies in einer Buster Keaton-würdigen Slapstickjagd durch das Haus am Ende 5 Sekunden zu spät mit dem Teil auf die Bühne kamen...


    Francois hatte das Solo grandios ohne den E-Bow gespielt, und später gab es ja sogar einen eigenen Thread zum Thema "Wie spielt man Firth ohne Hilfsmittel, und geht das überhaupt?". Einige Gitarristen meinten, das ginge überhaupt nicht und man bräuchte in jedem Fall ein Sustain-Pedal bzw. Effektgerät.


    Wir sitzen in München also beim Soundcheck, Francois spielt "Firth", und plötzlich dreht er sich nach rechts und macht seltsame Bewegungen mit der Gitarre - wir trauen unseren Augen nicht! :eek:


    Danach haben wir ihn uns gleich geschnappt und ausführlich über das Thema befragt. Er hat beschlossen, auf dieser Tour (wann immer es möglich ist) das Solo "natur" ohne E-Bow zu spielen. Dazu testet er bei jedem Soundcheck die Akustik und wägt ab, wie groß das Risiko ist. Wenn es ihm zu brenzlig erscheint, wird er auch weiterhin mit E-Bow spielen, aber wann immer es einigermaßen geht, will er auf volles Risiko setzen.


    Er benutzt absolut kein künstliches Sustain, sondern es ist wirklich ein reines Luft-Feedback. Dabei käme es auf jeden Millimeter und sogar den Winkel an, und beim geringsten Fehler würde es gnadenlos abschmieren.


    Das erste (längere) Feedback wäre dabei gar nicht das Problem, sondern der Übergang in den zweiten Ton, bei dem er die Gitarre hochdrehen und gleichzeitig den Abstand zum Lautsprecher exakt treffen muß.


    Bei den ersten drei Konzerten war es offensichtlich machbar, und wir hörten drei perfekte Soli - da war es fast schade, daß die meisten Zuschauer es wahrscheinlich kaum mitbekommen haben, was und wie er da zaubert...


    Also achtet mal drauf, wie er es auf den folgenden Shows spielt (und seid nicht enttäuscht, wenn er dann doch einmal zum E-Bow greift) - wir sind jedenfalls schwer beeindruckt... :rolleyes: