Faz 28.2.07

  • Als Tony vor CAS sagte, back to the roots, war ich gespannt. Klar, ich will auch keinen zweiten Aufguss von supper´s, cinema, watcher etc..., aber was da an die Stücke von früher erinnern soll kann ich schlecht nachvollziehen. Und ja, was soll dieses Popgesülze hold on, follow, i can´t dance, invisible touch, in too deep, congo, shipwrecked, way of the world, etc....
    Maier hat recht, er ist in der fast alten Zeit Fan geworden, und dieses Popgeseiere geht ihm auf den Geist. Ich kann das nachvollziehen.
    Ach ja, Christian, du hälst ja Abacab für das non plus ultra Werk von Genesis. Dann frage ich mich ständig: Warum haben die eigentlich 2007 nichts von Abacab gespielt? Muss doch einen Grund haben, oder?

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Zitat

    Es waren labyrinthische, verwirrende, skurrile Lieder, sehr englisch, die mit nichts vergleichbar waren, was es sonst auf der Welt gab (das ist bis heute so geblieben). Die Eigenartigkeit der Musik muss damit zu tun gehabt haben, dass die Bandmitglieder musikalisch eigentlich gar nicht zueinander passten und jeder die verschiedensten Dinge beitrug. Diese Musik stand von Anfang an für gar nichts. Ihre Texte handelten von Riesenunkräutern oder Genkontrollfirmen.


    Dieser Abschnitt ist mir am meisten hängen geblieben. Die Aussage dass ihre Musik für gar nichts stand beschäftigte mich. Eine interessante Sichtweise. Solch eine Feststellung verbinde ich mit Fahrstuhlmusik oder Easy listening. Und genau da stolpere ich. Besonders die Frühphase steht doch für sperrige, schwer verdauliche Kost. Aber ich denke der Verfasser spielt auf ein greifbares Image, einen Trend oder eine Haltung an. Welcher Style wird eigentlich durch die frühen Genesis bedient? Vielleicht haben wir es hier auch mit der Nonkonformisten-Uniform zu tun?
    Ja, wir waren schrullige Typen. Eben jene Gesellen die sich im Pausenhof in eine Ecke zurückzogen und sich über die pubertären Profilneurosen der Mitschüler wunderten. Wie schnell war man in einer Schublade gelandet. Hörste dies, biste das. Und was bist Du? Möglicherweise sind es eben jene klar verortbaren Stylonauten die nichts mit hüllenlosem Selbstzweck anfangen können. Genesis Musik stand von Anfang an für sich selbst. Die Darstellung übernimmt die Musik. Diese Musik ist nicht der Ausdruck einer Richtung. Sie ist reiner Selbstzweck und wird so zur Selbstoffenbarung der beteiligten Musiker. Und da höre ich ne Menge uncooler Stockärschigkeit und unsicherer Richtungssuche. Ich höre aber auch Unvoreingenommenheit und Experimentierfreude. Ich höre einen breiten Spannungsbogen zwischen Minderwertigkeit und Überheblichkeit. Und dafür liebe ich sie. Kein Pathos ist zu peinlich und kein Gefühl zu zart. Die frühen Genesis sind die perfekte Abbildung eines Heranwachsenden. Eben jener Typen die ihr Leben nicht als bloße Feierei begreifen und in jugendlichem Überschwang den Kopf ausschalten. Eben jene Typen die offensichtlich auf der Suche sind und sich nicht jeden Trend einverleiben der ihnen vorgekaut wird. Danke für den Soundtrack meiner Jugend.

  • Zitat

    Danke für den Soundtrack meiner Jugend.



    Das ist schön geschrieben! :o

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Danke für den Soundtrack meiner Jugend.


    Das ist schön geschrieben! :o


    Obwohl ich offenbar ein paar Jahre jünger bin als Ihr, hier meine Replik: als ich 1984 auf einer Jugendfreizeit auf den Westfriesischen Inseln von meinen Mitfahrern gefragt wurde welches Lied ich da pfiff (wes Lied ich sang :o) sagte ich "Harold The Barrel". Sie: "Von wem ist das?" ich: "Genesis". Sie:"Was ist das?" Das erinnerte mich an meinen Außenseiterstatus.
    Gegen diese Musik, die ich da einsog (ich hatte leider keine Walkman), war dieses damals gängige Post-Wave-Zeugs reiner Schund. Auf der Rückfahrt wurde im Busradio ein neuer Song angesagt: "I just called to say I love You" von Stevie. Allgemeines andächtiges Schweigen. Eine Art Meditation.


    Einsam wacht(e).


    [über den Maierschen Artikel, der bei mir irgendwo noch in Papierform herumfliegt, möchte ich mich jetzt nicht äußern, geschweige denn mich daran erinnern, daß wäre nicht gut für meinen Kreislauf!]

    We can help You

    3 Mal editiert, zuletzt von Mr. Plod () aus folgendem Grund: Cha Cha Cha!

  • Die Aussage dass ihre Musik für gar nichts stand beschäftigte mich. [...] Danke für den Soundtrack meiner Jugend.


    Ja, da schreibt er jetzt nur noch einen Beitrag pro Jahr, aber der sitzt dann auch.
    Ganz fein!
    In Maiers Aufsatz finde ich ein paar interessante Gedanken, und das ist freilich unterhaltsam zu lesen, aber viele Hörerfahrungen und entsprechende Schlüsse haben mit meiner persönlichen Rezeption dann doch eher wenig zu tun, und die Polemik ruiniert einen Großteil seiner "Analyse".
    Brecher folge ich gern, und er schafft es, in vergleichsweise wenigen Zeilen Erlebniswelt und Lebensgefühl zu skizzieren, in denen ich mich mühelos wiedererkenne.
    Danke dafür.


  • Das ganze ist wohl in etwa so wie eine Sehnsucht nach damals, nach der Musik während der Jugend, oder Sehnsucht nach der Jugend selber zu verstehen...:o


    Ja, so ist es. Der Text ist subjektiv und tendenziös gehalten. So gilt es Aufregung zu vermeiden - zumal jeder Anhänger der GENESIS 1 sich darin wiedererkennen müsste (seien wir doch mal ehrlich!) Mir geht es so. Als ich mit ATTWT 1978 als 16-Jähriger zu Genesis stieß (siehe im Thread dazu), konnte ich es nicht fassen, dass das danach von mir gekaufte fantastische "Foxtrott"-Album von der gleichen Band stammte. Schnell kamen alle GENESIS 1 -Alben dazu und damit natürlich das Bedauern über die Splits in Gesprächen mit Gleichgesinnten. Also, ich finde mich schon in vielen Textpassagen wieder und musste beim lesen schmunzeln.....Sogardie Kritik an Gabriel solo ist durchaus nachvollziehbar. Ich habe dem Autor aber eines voraus: Ich habe im GENESIS 2 - Kosmos immer noch Perlen für mich entdecken können, insbesondere im riesigen Solo-Katalog. Lasst uns doch sagen: GENESIS ist tot - es lebe GENESIS !