Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten

  • Hallo zusammen!


    Da ich gerne schreibe und Musik höre, ist es für mich nahe liegend, diese beiden Interessen miteinander zu verbinden. Mit Blick auf das Forum trage ich schon seit längerer Zeit den Wunsch in mir, nicht mehr so viele, aber dafür inhaltlich fokussiertere Beiträge zu verfassen. Hieraus ist in den vergangenen Wochen eine Idee gewachsen: Ein Thread mit einer wöchentlichen Abhandlung zum Thema Musik oder auch – um den journalistisch vielleicht zu hohe Erwartungen weckenden Begriff „Kolumne“ zu vermeiden – eine Art Tagebuch im Wochentakt.


    Als „Kind der 80er Jahre“ möchte ich diesem Jahrzehnt, seinen Künstlern und seiner Musik meine Aufmerksamkeit schenken. Keine andere Zeit hat mich musikalisch derart geprägt, und diese Einschätzung gilt sowohl für meine Hörgewohnheiten, als auch insbesondere für die Art, wie ich selbst Musik komponiere und produziere. Vielleicht sogar für den Umstand, dass ich überhaupt aktiv Musik mache.
    Der Plan ist, jeden Sonntag des Jahres 2017 einer Band bzw. einem Solokünstler zu widmen, den ich maßgeblich mit den Achtzigern verbinde. Das macht insgesamt 52 Künstler (exakt sogar 53, da das kommende Jahr die Besonderheit hat, dass sowohl Neujahr als auch Silvester auf einen Sonntag fallen).


    In den vergangenen Tagen habe ich bereits eifrig meine CD-Sammlung (auch die längst auf dem Dachboden verstaubenden Schallplatten und Singles), sowie youtube durchforstet, um eine Auswahl zu treffen. Einige Musiker galten von Anfang an als „gesetzt“, andere längst vergessene entdeckte ich wieder. Natürlich wird es in diesem Rahmen eine Begegnung mit vielen Hits, Klassikern und dem typischen Mainstream dieser Zeit geben, andererseits habe ich aber auch ein paar seltene Exemplare und Raritäten vorgesehen. Für einen Umstand bitte ich bereits jetzt um Nachsicht: Die Auswahl an Musik ist völlig subjektiv, kann auch gar nicht anders sein. Es wird also objektiv betrachtet recht große Lücken geben, aber es macht für mich keinen Sinn, über Musiker zu schreiben, zu denen ich nichts oder nicht viel zu sagen habe. Oder nichts Gutes.
    Um es nicht zu einer bloßen Aneinanderreihung musikgeschichtlicher Fakten verkommen zu lassen, werde ich mich darum bemühen, zu jedem Musiker eine Geschichte zu erzählen. Entweder einen interessanten und für manche vielleicht noch unbekannten Teil seiner Geschichte oder aber auch Verbindungen zu meiner eigenen Biografie.


    Um das Ganze ein wenig spannend zu halten, werde ich vorab nicht umfassend spoilern, welche Musiker in meiner Werkschau auftauchen werden. Ich sollte allerdings erwähnen, dass ich – bis auf eine später zu enthüllende Ausnahme – Genesis und Umfeld komplett ausgeschlossen habe. Warum? Weil es hierüber in diesem Forum bereits hinreichend Darstellungen und Diskussionen gibt. Außen vor gelassen habe ich auch meine absoluten Lieblingskünstler wie Toto oder Joe Jackson, die für mich persönlich „zu groß“ sind, um sie an dieser Stelle zu würdigen. Last but not least habe ich Musiker dann nicht mit einbezogen, wenn sie schon in den Siebzigern große Erfolge hatten. Dies führte zum Ausschluss einer ganzen Reihe von mir geschätzter Bands, eröffnete andererseits aber wieder Raum für die „echten Eighties Acts“. Und wie schon gesagt, es ist und bleibt sehr subjektiv.


    Ich würde mich freuen, wenn ihr euch beim Lesen des einen oder anderen Beitrags ein wenig informiert oder unterhalten fühlt. Und selbstverständlich lebt auch dieser Thread vom Austausch, also eurem Feedback und euren eigenen Gedanken. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele von euch durch die Achtziger ähnlich geprägt wurden wie ich. Daher: Feel free to post!


    Der Titel meiner wöchentlichen Rubrik lautet:


    Meine Achtziger: Eine wöchentliche Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten


    Start ist am 1. Januar 2017 mit Kapitel 1 und dem Titel Neuigkeiten vom Kumpel von nebenan.


    Ich sage bis dahin schon mal DANKE für die Aufmerksamkeit und wünsche viel Spaß beim Lesen und Eintauchen in das „beste Musikjahrzent aller Zeiten“.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    2 Mal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • (hier werden die einzelnen Kapitel fortlaufend ergänzt)


    1. Januar 2017 - Kapitel 1: Neuigkeiten vom Kumpel von nebenan / Huey Lewis and The News

    8. Januar 2017 - Kapitel 2: Deutsche Wertarbeit in Philadelphia / The Hooters


    15. Januar 2017 - Kapitel 3: Ein Doktortitel für gute Werbung / Propaganda


    22. Januar 2017 - Kapitel 4: Farriss macht nicht blau / INXS


    29. Januar 2017 - Kapitel 5: König, Bube, Joker und Herzdame / Kim Wilde


    5. Februar 2017 - Kapitel 6: Über Jäger und Sammler und eine Band, die keiner kennt / The Outfield


    12. Februar 2017 - Kapitel 7: Tastenphobie und Supergruppenblues / GTR


    19. Februar 2017 - Kapitel 8: Verbotene Leibgerichte im Wasser / Hall & Oates


    26. Februar 2017 - Kapitel 9: Laber Rhabarber mit Mark / Talk Talk


    5. März 2017 - Kapitel 10: Anna, Peter und das Ehegelübde / Cock Robin

    12. März 2017 - Kapitel 11: Scarface und der Schweinerock / Gary Moore

    19. März 2017 - Kapitel 12: Ohne Nachtschicht zum Oscar / Lionel Richie


    26. März 2017 - Kapitel 13: Alleine unter Schwestern /Heart

    2. April 2017 - Kapitel 14: Per Anhalter durch die Funkanstalt /Level 42


    9. April 2017 - Kapitel 15: Der Schatten des Erfolgs / Mike Oldfield


    16. April 2017 - Kapitel 16: Später Treibstoff für die Politik / Midnight Oil


    23. April 2017 - Kapitel 17: Wenn der Gatte zur Gitarre greift /Pat Benatar


    30. April 2017 - Kapitel 18: Ein Beitrag aus der Rätselecke / Nik Kershaw


    7. Mai 2017 - Kapitel 19: Auf Tuchfühlung mit einer Leiche / Cutting Crew


    14. Mai 2017 - Kapitel 20: Ist das Kunst, oder kann das weg? / Talking Heads


    21. Mai 2017 - Kapitel 21: Mr. Movie / Kenny Loggins


    28. Mai 2017 - Kapitel 22: Rockys Rock Show / Survivor


    4. Juni 2017 - Kapitel 23: Von Bath zur Weltherrschaft / Tears for fears


    11. Juni 2017 - Kapitel 24: Ronnies großer Auftritt / Rick Springfield

    18. Juni 2017 - Kapitel 25: Neues Spielzeug made in Germany / The Jeremy Days


    25. Juni 2017 - Kapitel 26: Doppelte Freiheit hält auch nicht besser / Wham


    2. Juli 2017 - Kapitel 27: Vier gewinnt /Foreigner


    9. Juli 2017 - Kapitel 28: Vom Vielbandmusiker zur Einmannband /Steve Winwood


    16. Juli 2017 - Kapitel 29: Covern macht bundlos glücklich / Paul Young


    23. Juli 2017 - Kapitel 30: Wo die Misthaufen qualmen... /Rainbirds


    30. Juli 2017 - Urlaubspause


    6. August 2017 - Kapitel 31: Englishman in New York / Billy Idol


    13. August 2017 - Kapitel 32: Leslie ist nah am Wasser gebaut / Billy Ocean


    20. August 2017 - Kapitel 33: Rudolf Steiners Vorzeigeschüler /Eurythmics


    27. August 2017 - Kapitel 34: Blitzgerichte aus der Pfanne / Flash and the Pan


    3. September 2017 - Kapitel 35: Berliner Tanzschule /Spandau Ballet


    10. September 2017 - Kapitel 36: Herr, erbarme dich /Mr.Mister

    17. September 2017 - Kapitel 37: Versteckspiel vor einem Millionenpublikum /Howard Jones


    24. September 2017 - Kapitel 38: Das Gift der Schlange /Whitesnake


    1. Oktober 2017 - Kapitel 39: Mit Tanz und Gloria /Gloria Estefan and Miami Sound Machine


    8. Oktober 2017 - Kapitel 40: Leitkultur meets Liedkultur /John Cougar Mellencamp


    15. Oktober 2017 - Kapitel 41: Hinespiel für Irland /Chris de Burgh


    22. Oktober 2017 - Kapitel 42: Gute Aussichten in der Glotze /a-ha


    29. Oktober 2017 - Kapitel 43: Münster und der Summer of 69 / Tanita Tikaram


    5. November 2017 - Kapitel 44: Leichtsinnige Akkordarbeit / Bryan Adams


    12. November 2017 - Kapitel 45: Fred mal nicht vom Jupiter /The B-52s


    19. November 2017 - Kapitel 46: Zwischen Heu und Schinken /Men at Work


    26. November 2017 - Kapitel 47: Mit 45 auf die 1 /Tina Turner


    1. Dezember 2017 -Extraausgabe: Musikalischer Adventskalender / 24 Törchen für böse Buben

    3. Dezember 2017 - Kapitel 48: Städtebau mit Tanzgarantie /Starship


    10. Dezember 2017 - Kapitel 49: Frierfüße im Outback /Icehouse


    17. Dezember 2017 - Kapitel 50: Ein dickes Dankeschön an Christopher /The Bangles

    24. Dezember 2017 - Kapitel 51: Eine Hymne für Weihnachten /Ultravox


    31. Dezember 2017 - Kapitel 52: Das beste Exempel für das Band einer Band /Def Leppard


    6. Januar 2018 - Zugabe: Die verlorenen Millionen des Mr. Robertson / Thomas Dolby


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    unregelmäßige Nachzügler


    1. April 2018 - Extraausgabe Nr. 2: Der Thron vom Lügenbaron / Lach- und Sachgeschichten ohne Maus


    21. April 2018 - Kapitel 21-04-2018: Alles eine Frage der Revolution / Wendy & Lisa


    15. Juni 2018 - Kapitel 53: Deine Welt sind die Berge / The Nits


    22. August 2018 - Kapitel 54: Neger, Neger, Saitenfeger / Living Colour


    10. September 2018 - Kapitel 55: Die kleine Hexe / Siobhan Fahey


    26. September 2018 - Kapitel 56: Johnny, be good! / Johnny Clegg & Savuka


    8. November 2018 - Kapitel 57: Stimmt's? / Ist Mr. Ready Freddie Mercury ein Bad Guy?


    25. Mai 2019 - Kapitel 58: Von Insekten und ekelhaften Angewohnheiten / Oingo Boingo


    15. Juli 2019 - Kapitel 59: Der Mann, der die 80er erfand / Trevor Horn


    26. September 2019 - Kapitel 60: Der Tag wird schön / Olivia Newton-John


    26. Oktober 2019 - Kapitel 61: Freaks auf dem Tanzflur / Was Not Was


    4./5./6. Januar 2020 - Kapitel 62: Leg dich nicht mit dem Tiger an /

    Glass Tiger


    27. März 2020 - Kapitel 63: Banks Statement zu Bankstatement (und anderem Kram) / DInge, die unbedingt mal gefragt werden mussten...


    26. April 2020 - Kapitel 64: Eine goldene Schallplatte, preitambel! / Giorgio Moroder


    2. Juli 2020 - Kapitel 65: Songs from the Attic / Impressionen aus einem Single-Leben


    10. Oktober 2020 - Kapitel 66: 1984 / Nachruf auf Eddie van Halen


    28. Oktober 2020 - Kapitel 67: Mein wahres Ich ist schwer durchtrieben / Ideal


    5. März 2021 - Kapitel 68: Spiel der Könige / Das Musical Chess


    12. Mai 2021 - Kapitel 69: Es gibt immer Hoffnung / Sade


    30. Juni 2021 - Kapitel 70: Tierisch guter Groove / Animal Logic


    22. Dezember 2021 - Kapitel 71: Sonne, Mond und Sterne / Hubert Kah


    9. Mai 2022 - Kapitel 72: Whitakers großer Abgang / The Housemartins


    4. August 2022 - Kapitel 73: Songs aus der Hängematte / Laid Back


    20. Dezember 2022 - Kapitel 74: A blast from the past / 2022 - das Comeback-Jahr der 80er


    5. Februar 2023 - Kapitel 75: Have a good time all the time / This is Spinal Tap


    1. Mai 2023 - Kapitel 76: Stop! - Fast Forward - Play (again) / Sam Brown


    24. August 2023 - Kapitel 77: Eine runde Sache / Die Knibbelbilder Pop Star Gallery


    10. Dezember 2023 - Kapitel 78: More blast from the past / Sie können es immer noch

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    100 Mal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Hallo Mutzel,
    das ist eine tolle Idee. Am besten auch mit Benotung wie hier bei den GENESIS Polls.
    Ich bin gespannt.

  • Super Idee, da bin als Kind der 80er aber mal gespannt was Du da alles am Start hast!
    Viel Erfolg und Spaß beim schreiben wünsche ich Dir!


    Gruß
    Didi

  • Schade ohne Genesis und Phil :( .


    Nun ja, gerade heute haben mich Recherchen über einen Künstler auf einen Namen stoßen lassen, der jedem Genesis-Fan geläufig sein dürfte. So etwas arbeite ich dann natürlich gerne ein.:)

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  • Oha, da hast du dir aber was vorgenommen. Die 80er sind nicht unbedingt mein liebstes Jahrzehnt, den Sound finde ich oftmals recht schlimm und geschmacklich gab es da generell... naja, reden wir nicht drüber ;). Aber natürlich gab es da auch viel Großartiges und Geniales; ich freu mich auf die Schätze, die du für uns ausgraben wirst :huhu:.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Oha, da hast du dir aber was vorgenommen. Die 80er sind nicht unbedingt mein liebstes Jahrzehnt, den Sound finde ich oftmals recht schlimm und geschmacklich gab es da generell... naja, reden wir nicht drüber ;). Aber natürlich gab es da auch viel Großartiges und Geniales; ich freu mich auf die Schätze, die du für uns ausgraben wirst :huhu:.


    Genau!


    z.B. Modern Talking

  • Auf ein gutes neues Jahr mit viel Musik!


    Und los geht's


    Kapitel 1: Neuigkeiten vom Kumpel von nebenan

    ODER

    Huey Lewis and The News


    Gut gelaunt sieht der Chef in die Kamera. Den Sakko hat er sich lässig über die Schulter geworfen. Am linken unteren Bildrand ist ein Billardtisch zu sehen. Man befindet sich offensichtlich in einer Kneipe. Derweil sitzen seine Freunde am Tresen, hinter dem ein Barkeeper cool in einen Spiegel blickt.


    Ja, das hier beschriebene Cover von SPORTS (1983), dem Durchbruchsalbum und ersten Megaseller von Huey Lewis & The News, zeigt uns den Frontmann als sympathischen Normalo und Kumpel von nebenan. Die zugehörige Musik klingt flott, frisch und eingängig, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Mit dem Opener THE HEART OF ROCK & ROLL liefert die Band gleich ein Manifest ab, dem sie über die Jahre mehr oder weniger treu bleibt. Dieses lautet: Hey, wir sind in den Achtzigern angekommen, aber wir werden unsere wahren Wurzeln nicht verleugnen. Diese Wurzeln liegen für Lewis und seine Mitstreiter hörbar im Rock'n Roll und Rhythm and Blues der 50er/60er Jahre.


    So finden sich auf SPORTS und dem fast ebenso erfolgreichen Nachfolger FORE! (1986) neben harten Gitarren und zeitgemäßen Synthis auch immer wieder Saxophon, komplette Bläsersätze und Accapellagesänge. Das macht die Musik spannend und verrät Klasse.

    Der hierdurch entstehende, dekadenübergreifende Stilmix der Band findet 1985 in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT (übrigens einer der besten Filme seiner Zeit) seine Vollendung. In diesem Film unternimmt die Hauptfigur eine Zeitreise vom Jahr 1985 ins Jahr 1955. Dass Huey Lewis & The News hierfür Musik zum Soundtrack beisteuern und mit THE POWER OF LOVE ihren größten Hit feiern können, erscheint da nicht nur folgerichtig, sondern fast schon unvermeidbar. Damit nicht genug: Lewis selbst ist gleich zu Beginn des Films in einer kleinen Nebenrolle zu sehen und weist die eifrig auf einer Gitarre losrockende Hauptfigur Marty McFly mit folgenden Worten zurecht: „Ich fürchte, Sie sind zu laut meine Herren!“ Womit einmal mehr die musikalische Formel der Band präzisiert wird: Ja, es darf gerockt werden, aber bitte nicht zu doll!


    Die Band scheint kein Problem damit zu haben, dass sie sich optisch und klanglich von „echten Rockern“ abhebt. Sie kokettiert sogar mit der eigenen Spießigkeit, beispielsweise im wunderbaren HIP TO BE SQUARE. Deshalb wird es ihr auch egal sein, dass ausgerechnet der Psychopath Patrick Batemann (American Psycho) sie für ihre Konformität (oder je nach Sichtweise auch Nonkonformität) abfeiert.

    Huey Lewis & The News stehen mit ihrer Musik für eine Art „Antistarhaftigkeit“. Musikalisches Können ist mehr wert als künstlerische Affektiertheit. Aussehen ist (zumindest für Männer) zweitrangig, Hauptsache man kommt nett rüber. Drogen werden nicht verherrlicht, und alles Kaputtmachende gilt ohnehin als verpönt. Im Song I WANT A NEW DRUG (1983) macht die Band unmissverständlich klar, dass die schönste Droge für einen Kerl die richtige Frau an seiner Seite ist. Wer will da widersprechen?


    Bleibt die Frage, ob auch ein netter Kumpel von nebenan mal richtig angepisst sein kann. Kann er. Bei Huey Lewis ist das Maß voll, als Ray Parker, Jr. sich 1984 für seinen Nr. 1-Hit GHOSTBUSTERS ungefragt bei der Hookline von I WANT A NEW DRUG bedient. Es wird geklagt, man einigt sich außergerichtlich. Vergleicht man beide Songs, kann man Lewis' Unmut verstehen.

    Mit SMALL WORLD (1988) liefert die Band dann noch ein weiteres Werk ab, das sie gereifter, experimentierfreudiger und deutlich jazziger zeigt. Schöne Scheibe! Die Fans folgen diesem Stilwechsel allerdings nur bedingt. Offenbar wollen sie ihren alten Kumpel zurück. Den legt Huey Lewis spätestens 1993 in Robert Altmans großartigem Filmdrama SHORT CUTS ad acta. Dort erlebt man ihn in einer Rolle als leicht sexistischen Frauenarschgucker und Stehendpinkler, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Immerhin: Die Achtziger sind da auch schon lange vorbei.


    Definitives Lineup:

    Huey Lewis – vocals and harp

    Johnny Colla – sax, guitar and vocals

    Chris Hayes – guitars and vocals

    Sean Hopper – keyboards and vocals

    Mario Cippolini – bass

    Bill Gibbons – drums and vocals


    Gegenwart: Huey Lewis wird in diesem Jahr 67 und macht immer noch Musik. Von seiner alten Begleitband sind bis auf Leadgitarrist Chris Hayes und Bassist Mario Cippolini noch alle Mann an Bord.


    Weiterhören und Ansehen:

    The heart of Rock & Roll

    https://www.youtube.com/watch?v=M7JVlpm0eRs

    Hip to be square (coole Kameraperspektiven!)

    https://www.youtube.com/watch?v=LB5YkmjalDg

    Doing it all for my baby (hier wegen des aufwändigen Clips)

    https://www.youtube.com/watch?v=lpdZvewjwJs


    Für Plagiatsjäger:

    I want a new drug

    https://www.youtube.com/watch?v=N6uEMOeDZsA

    Ghostbusters

    https://www.youtube.com/watch?v=Fe93CLbHjxQ


    Lieblingsalbum:

    Fore! (aber Sports und Small World sind auch toll)


    Demnächst:

    In Kapitel 2 von „Meine Achtziger“ geht es um Deutsche Wertarbeit in Philadelphia.

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    Was ich nicht vergesse

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