Große Hits, die eigentlich Cover-Versionen sind (was aber kaum jemand weiß)

    • Offizieller Beitrag

    Angeregt durch die Erwähnung von Rod Stewarts großem Hit Sailing in einem anderen Thread bin ich darauf gekommen, dass es noch viele andere mehr oder weniger große Hits gibt, die eigentlich Cover-Versionen von wesentlich unbekannteren Originalen sind, an die sich aber kaum jemand erinnern kann. Heute wird dann meist das Cover für das Original gehalten, was in vielen Fällen nachvollziehbar, oft aber auch schade ist - dann nämlich, wenn das Original eigentlich viel besser war als der spätere Charterfolg.


    Daher werde ich hier in loser Folge einige dieser Hits und ihre eigentlichen Ursprünge vorstellen - derzeit habe ich eine Liste von 16 Songs und das ist nur der Anfang. Natürlich seid ihr gern eingeladen, hier eure Fundstücke beizusteuern!


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    Ich fange mal an mit einem hier gut passenden Song namens A Groovy Kind Of Love.
    Die Version von Phil Collins aus dem "Buster"-Soundtrack kennt hier wahrscheinlich jeder und wahrscheinlich wissen auch die meisten, dass es sich dabei um eine Coverversion handelt. Denn bereits 1966 war der Song Nr.2 in UK und US - HIER zu hören - gespielt von der britischen Band The Mindbenders, ursprünglich die Begleitband von Wayne Fontana, mit dem sie unter dem Namen "Wayne Fontana & The Mindbenders" 1964-65 einige Hits hatten. Als Fontana dann ausstieg, übernahm Gitarrist Eric Stewart den Gesang und er ist es auch, dessen Stimme auf A Groovy Kind Of Love zu hören ist. Dass Eric später dann mit 10cc noch wesentlich erfolgreicher wurde, ist auch eine interessante Fußnote.


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    Was aber nicht jeder weiß: schon der Mindbenders-Hit war eine Coverversion! Das Original stammt aus dem Jahr 1965 von einem charmant-naiv klingenden Gesangsduo namens Diane & Annita, die ihre Karriere in den 1950er Jahren als Background-Sängerinnen in der Big Band von Ray Anthony (Ex-Trompeter in der Big Band von Glenn Miller) starteten. HIER kann man es hören. Und so sahen die Damen aus:


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    Nach dem Mindbenders-Hit gab es noch viele weitere Coverversionen, u.a. von Sonny & Cher und Petula Clark. Geschrieben wurde A Groovy Kind Of Love von dem Autorenteam Toni Wine und Carole Bayer Sager, die beide in späteren Jahren noch weitere Hits landen konnten. Toni Wine schrieb und sang die Hits Candida und Knock Three Times mit der Formation Tony Orlando & Dawn, außerdem sang sie die Zeile "I'm gonna make your life so sweet" im Archies-Hit Sugar Sugar. Carole Bayer Sager schrieb mit Ehemann Burt Bacharach u.a. den Hit That's What Friends Are For, der auch ein Kandidat für diese Rubrik wäre.


    t.b.c.

  • Schöne Threadidee!


    Geschrieben wurde A Groovy Kind Of Love von dem Autorenteam Toni Wine und Carole Bayer Sager, die beide in späteren Jahren noch weitere Hits landen konnten.


    An dieser Stelle zücke ich mal meine "Veto"-Karte, stammt die Melodie doch zu großen Teilen nicht von denen, die vorgeben, hier die Urheberschaft zu besitzen, sondern von einem gewissen Muzio Clementi.


    https://www.youtube.com/watch?v=8Q1qQ7tHSi4


    Ob das Autorenteam Wine/Bayer Sager hiervon Kenntnis hatte, ist mir nicht bekannt.
    Lassen wir ihnen das hiermit verdiente Geld, aber berücksichtigen wir auch die klassische Inspiration. Und seien wir ehrlich: Einen Plagiatsprozess hätte Clementi heute sicher gewonnen.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • ...weiß nicht genau, ob's hierher passt, aber ich hatte mal das zweifelhafte vergnügen eine coverband zu sehen, deren sänger dann mighty quinn von manfred mann ansagte. als ich dann nach dem ende des songs den sänger ansprach um ihm den tatsächlichen komponisten zu nennen, wurde er sehr unfreundlich... naja, man kann nicht alles wissen...

    TPT:

    2010: Hamburg

    2014: Hannover, Hamburg

    2017: Hamburg, Dresden, München, Stuttgart

    2018: Bremen, Hannover, Berlin, München, Aschaffenburg, Köln

    2019: Pratteln, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg

    2021: Amsterdam, München, Pratteln, Stuttgart, Köln

    2022: Aarau, Zoetermeer, Hamburg, Berlin

    2024: Amsterdam, Zürich, Berlin, Köln

    BS:

    2020: Helmond

    2023: Helmond, Paris, Madrid, Barcelona, Bolognia, Milano, Rom, Aschaffenburg, Köln, London

  • Als ich begann, mich für Musik zu interessieren,
    lief gerade ziemlich häufig Always On My Mind von den Pet Shop Boys.
    Erst viel später habe ich erfahren, dass Elvis dieses Lied schon gut 15 Jahre früher gecovert hat.


    Ähnlich erging es mir mit Can't Help Falling in Love von UB40
    und mit Everlasting Love und Hiroshima von Sandra.


    Dann muss ich noch gestehen, dass ich erst vor etwa zwei Jahren erfahren habe,
    dass Genesis in The Lamb Lies Down On Broadway
    mit dem Drifters-Song On Broadway ein Zitat eingebaut haben.
    Das wurde hier im Forum an anderer Stelle auch diskutiert.
    Für mich war die Passage immer Original-Genesis, da ich das Drifters-Lied nicht kannte
    und als ich es das erste Mal hörte, dachte ich, da hat jemand Genesis gecovert.

  • Hätte schwören können, das ich auf absenden klickte, aber man wird halt alt: Wie auch immer, Sinatras Hit "My way" war ebenfalls ein Cover. Das Original ist ein französischer Chanson namens: "Comme d' habitude".


    Und wo wir gerade bei Sinatra sind. Auch I've got you under my skin ist natürlich ein Cover. Das Original von Cole Porter sang Virginia Bruce.


    Und ich dachte immer Elvis wäre schlimm... ;)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herma ()

  • An dieser Stelle zücke ich mal meine "Veto"-Karte, stammt die Melodie doch zu großen Teilen nicht von denen, die vorgeben, hier die Urheberschaft zu besitzen, sondern von einem gewissen Muzio Clementi.


    ... der übrigens von 1752 bis 1832 lebte. Damals gab es noch nicht mal E-Gitarren.


    B.t.w. Haben wir eigentlich schon einen Thread mit klassischen Zitaten in der Rockmusik?

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • So war es: Es war einmal vor langer Zeit eine kleine Melodie. Man spielte sie auf der Isle of Mull, einer Insel der Inneren Hebriden, an der Nordwestküste Schottland. Die Melodie hieß Bunessan, nach einem kleinen Dorf auf dieser Insel. Ungefähr in der Mitte des 19. Jh. wurde sie mit einem gälischen Text als Weihnachtslied gesungen. Als »Child in a Manger« wurde es dann zu einem Weihnachtslied ins Englische übertragen. 1931 schrieb die britische Kinderbuchautorin Eleanor Farjeon als Auftragsarbeit ihres Verlegers den uns bekannten Text: »Morning has broken«. Vielleicht sang seine schwedische Mutter dem kleinen Steven Demetre Georgiou, der sich später Cat Stevens und noch später Yusuf Islam nennen wird, dieses Lied zum Einschlafen vor. Wie auch immer… Irgendwann im Jahre 1971 saß Cat Stevens mit dem Keyborder Rick Wakeman im Studio. Drei der ursprünglich vier Strophen des Liedes hatte Stevens übernommen. Es fehlte ihm noch ein gutes Riff für den Anfang. Wakeman, der gerade an einer Komposition über die Frauen von Heinrich, dem Achten nachdachte, stellte einen Auszug seiner Arbeit über Catherine Howard zur Verfügung. Tantiemen hat er dafür nie bekommen. Sogar das Studiohonorar von 9 Pfund und 10 Schilling ging auf dem Postweg verloren, amüsierte sich Wakeman später in einem Interview. Herausgekommen ist ein Welthit.


    (Quelle (Auszug): Deutsches Pfarrerblatt 6 / 2013: »Morning has broken« – vom Kirchenlied zum Popsong)

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt Leute, die halten Status Quo für eine unsäglich langweilige, weil höchst repetitive Schlagerkapelle - was ihr Spätwerk angeht, würde ich ihnen da durchaus zustimmen. Es gab für mich aber eine Phase, wo ich diesen Boogie-Power-Rock mal ganz gern gehört habe, das war so zwischen 1973-76, als sie mit Down Down einen ordentlichen Hit hatten (#1 UK, Holland und Belgien, #3 in Deutschland). Später hab ich dann auch gemerkt, dass es immer dieselbe Formel war. Aber immerhin schrieben sie ihre Songs meist selbst, bis auf:


    Rockin' All Over The World
    war 1977 der nächste größere Hit der Band (#3 in UK, Schweiz und Schweden, #1 in Irland, #7 in Deutschland). Wer den Song ganz unbefangen hört, kommt wahrscheinlich nicht auf die Idee, hier eine Coverversion zu vermuten, denn im Prinzip klingt er genauso wie die selbstgeschriebenen Singles von Status Quo. Er war zudem auch noch der Titelsong des Albums. https://www.youtube.com/watch?v=jbhqaqAk7N8


    [Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/b/bb/Rockin%27_all_over_the_world.jpg]


    Das Original dieses Songs ist jedoch zwei Jahre älter, geschrieben von keinem geringeren als John Fogerty, bekannt geworden als Sänger, Gitarrist und Songwriter der legendären US-Band Creedence Clearwater Revival. Seine Version (von seinem zweiten Soloalbum) entspricht in Sound und Stil ziemlich exakt dem seiner alten Band: https://www.youtube.com/watch?v=DFs9YAH9Q_c


    [Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/6/6e/Rockin%27_All_Over_the_World_cover.jpg/220px-Rockin%27_All_Over_the_World_cover.jpg]


    Deutlich rauher und typischerweise näher am Country, war das Original jedoch ein ziemlicher Flop (#27 USA, keine Platzierung in Europa) und so führen bei einer Suche nach dem Titel bei YT alle Links automatisch zur Status Quo-Version.

    • Offizieller Beitrag

    An dieser Stelle zücke ich mal meine "Veto"-Karte, stammt die Melodie doch zu großen Teilen nicht von denen, die vorgeben, hier die Urheberschaft zu besitzen, sondern von einem gewissen Muzio Clementi.
    https://www.youtube.com/watch?v=8Q1qQ7tHSi4

    Hi hi, stimmt! - Das wusste ich auch noch nicht. Ich vermute mal die Urheberrechte waren ausgelaufen... ;)
    Interessant aber auch der bei YT eingestellte Kommentar des Uploaders:

    Zitat

    Original theme of the song "A Groovy Kind of Love" written by Clementi for piano learners in 1797 and revised in 1820. The British band The Mindbenders covered this tune in 1965 and slowed down the tempo.

    Natürlich keine Erwähnung von Diane & Annita, bei denen die Tempoverlangsamung erstmals auftrat, die Mindbenders-Version ist ja eher einen Tick schneller sogar.

    ...ähnelt zwar in gewisser Weise dem "...beste Coverversioen"-Faden, aber auch ich "stolperte" erst gestern noch über einen solchen "Fall":
    Ein ürsprünglicher Dylan-Song (der wahrscheinlich am häufigsten gecoverte musician-ever :cool:), welcher wohl erst in dieser Version zum "Hitlisten-Schlager" wurde...? :augenrollen:

    ...weiß nicht genau, ob's hierher passt, aber ich hatte mal das zweifelhafte vergnügen eine coverband zu sehen, deren sänger dann mighty quinn von manfred mann ansagte. als ich dann nach dem ende des songs den sänger ansprach um ihm den tatsächlichen komponisten zu nennen, wurde er sehr unfreundlich... naja, man kann nicht alles wissen...

    Naja, so ganz daneben hat er in diesem Fall gar nicht mal gelegen, denn die Version von Manfred Mann kann man tatsächlich als die Originalversion betrachten!
    Bob Dylan veröffentlichte nämlich seine eigene Version offiziell erst zwei Jahre nach Manfred Mann, interessanterweise auch noch in einer Live-Version auf seinem Doppelalbum "Self Portrait", das zur Hälfte aus Coverversionen bestand. Vorher kannte man den Song von ihm bestenfalls von Konzerten und dem berühmten "Basement Tapes"-Bootleg - da hatten sich die Manfreds natürlich auch bedient. ;)


    Von daher passt Mighty Quinn leider nicht wirklich in diesen Thread!