Ich möchte diesen besonderen Tag einmal nutzen, um alle "Össis" ganz herzlich aus Hamburg zu grüßen , wo gerade die Feierlichkeiten zur Einheit in der Elbphilharmonie begonnen haben. Viel wichtiger finde ich jedoch, dass insbesondere dieses Forum über die Jahre ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration von Ost und West geworden ist.
Wo gibt es das eigentlich sonst, dass Menschen aus sämtlichen Bundesländern (aber auch aus Brasilien, Italien, der Schweiz etc.) über die unterschiedlichsten Fragen diskutieren können, und das ursprünglich nur, weil uns die Liebe zu dieser einzigartigen Band verbindet. Man möchte eine Meinung zu einem ganz bestimmten Thema hören, man bekommt sie, wenn auch vielleicht nicht immer ganz repräsentativ und oft nicht das was man unbedingt hören möchte. Und was soll man auch schließlich sonst machen, wenn man so gar keine Freunde hat. Insofern kann man den Wert dieses Forums gar nicht hoch genug schätzen, also auch dafür einmal an dieser Stelle recht herzlichen Dank an alle die daran beteiligt sind.
Ich war selber leider erst einige wenige male auf ostdeutschem Boden. Einmal mit dem Bus durch die DDR, was natürlich nicht vollständig reibungslos ablief. Kurz nach der Wiedervereinigung dann durch einen Betriebsausflug in Schwerin, wo ich wirklich geschockt war, in welch schlechtem Zustand die Häuser waren. Nächster Besuchstermin war dann 1990 in Berlin auf dem Potsdamer Platz, zu Roger Waters und seinem gigantischen Projekt, das bekanntermaßen (zumindest teilweise) ein ziemliches Desaster war.
Und dann noch einmal einige Jahre später zu einem Konzert von Joe Cocker in Rostock, weil ich ihn in Hamburg verpasst hatte. Hätte sehr gerne mehr von dem Ort gesehen, als nur die triste Halle, so z.B. den Hafen, mangels ausreichend Zeit war mir das jedoch leider nicht möglich. Bei dem Konzert hatte ich dann das ganz komische Gefühl, alle dort würden sofort erkennen, dass ich nicht von dort komme. Keine Ahnung woran das gelegen hat, meine Rolex hatte ich an dem Tag extra zu Hause gelassen. Man hatte dafür mit den Jahren wahrscheinlich einfach nur ein besonders feines Näschen entwickelt, auch wenn es früher eher darum ging, einen dieser immer anwesenden und besonders unauffälligen grauen Staatsdiener zu erkennen, was ich aber natürlich überhaupt nicht bin. Aber eigentlich erkennen Einheimische die Touristen ja überall auf der Welt.
Ist natürlich alles schon ziemlich lange her und es sieht im Osten zu großen Teilen inzwischen vollkommen anders aus, trotzdem hat man zumindest einige Eindrücke sammeln können, auch wie bedrückend das Leben in der DDR damals tatsächlich gewesen sein muss.
Insofern heute ein wirklicher Grund zum Feiern. Könnte jetzt natürlich auch in die Stadt fahren, zu den vielen Events rund um die Alster, ist mir dort aber eindeutig zu voll. Stattdessen als Zeichen meiner persönlichen Freundschaft tief empfundene und ganz persönliche Grüße in den Osten, auch nach Thüringen. Der östliche Teil unseres Landes hat mich eigentlich schon immer besonders interessiert, selbst (oder gerade) zu Zeiten des kalten Krieges. Wenn man hier im Westen nicht zum gehobenen Mittelstand gehörte, war der Unterschied wahrscheinlich oft gar nicht mal sooo groß, was den Lebensstandard in den Familien anging. Deswegen gibt es von mir auch kein Mitgefühl, sondern nur Respekt vor der Leistung das alles durchgestanden zu haben und dann auch noch den großen Umbruch nach dem Fall der Mauer gemeistert zu haben, auch wenn das versprochene große Wirtschaftswunder bei manchem vielleicht ausgeblieben ist. Aber möchte irgend jemand von denen wirklich ernsthaft hinter die Mauer zurück ? Etwas fürchte ich jetzt aber doch die Antwort ...
Insofern auf die gelungene Integration beider Seiten hier im Forum. Würde ja lieber mit einem Rotkäppchen-Sekt anstoßen, habe ich aber leider gerade nicht zu Hause.