Dune (David Lynch Film)

  • Letzter Akt, nach Toto nun Sting:


    VII - DER POPSTAR IM VORDERGRUND


    Dass Sting überhaupt in DUNE mitspielt, ist keine Selbstverständlichkeit. Anfangs gab es vor allem bei Lynch Vorbehalte gegenüber ihm, er wollte keinen Rockstar in seinem Film. Sting selbst hatte Bedenken, an einem so großen Film mitzuwirken, da er fürchtete, dies könne zu viel Zeit binden und seine Karriere als Musiker behindern. Ein Treffen der beiden beseitigte schließlich die Animositäten. Zwischenzeitlich hatte Lynch außerdem Stings Performance in BRIMSTONE AND TREACLE gesehen und war sich nun sicher: Dieser Popstar kann auch schauspielern!


    Als Sting für die Rolle des Feyd-Rautha gecastet wurde, war er schon ein ziemlich bekanntes Gesicht in der Musikszene. Mit Drehstart des Films, spätestens aber mit seiner Veröffentlichung war er dann zum Megastar gereift, denn THE POLICE waren wegen ihres finalen Albums und EVERY BREATH YOU TAKE eine der angesagtesten Kapellen auf diesem Planeten. Man lehnt sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, Sting sei international betrachtet das populärste Mitglied im gesamten Cast überhaupt gewesen. Man muss hierbei bedenken, dass der Ruhm vieler seiner Schauspielkollegen schon etwas am Verblassen war (Jose Ferrer, Max von Sydow) oder erst noch bevorstand (Kyle MacLachlan, Patrick Stewart). In jedem Fall war Stings Beteiligung an DUNE ein wichtiger Coup der Produzenten, um Aufmerksamkeit beim jugendlichen Publikum zu bekommen. So erinnert sich Journalist Jordan Hoffmann (Vanity Fair), dass er später den Film auf dem damals einzigen Fernseher der Wohnung nur deshalb sehen konnte, weil seine ältere Schwester erfahren hatte, dass Sting darin mitspielte, und er im Film wohl auch halbnackt zu sehen wäre.


    Mit einem Popstar am Filmset wurde die Crew alsbald mit teilweise absonderlichen Fanwünschen konfrontiert. Terri Hardin, die zustândig für die Gipsabdrucke von Schauspielern war, um z.B. Kostüme und Requisiten passgenau herzustellen, erinnert sich an besonders delikate Anfragen im Fall von Sting: Da wollte doch tatsächlich jemand ein Duplikat des Gipsabdrucks seiner Weichteile haben...


    Vergleicht man die Rolle von Feyd in Lynchs Film und Frank Herberts Buch, so muss man feststellen, dass Stings Leinwandzeit vergleichsweise marginal ausfällt. Zwar taucht er als zentraler Antipode im Endkampf mit Paul Atreides auf, wird aber als Figur vorher kaum eingeführt bzw. entwickelt. Dies steht im Widerspruch zu seiner sehr präsenten Sichtbarkeit bei der Vermarktung des Films. Letztlich war es aber wohl Stings eigener Wunsch, nur eine kleine Rolle zu übernehmen. Sein Fokus lag damals klar auf der Musik, und seine Solokarriere stand in den Startlöchern. Dass Sting einen Song für den Film aufnimmt, stand wohl nie zur Debatte, obwohl TOTO Keyboarder David Paich Sympathien dafür bekundet: “That would have been a great idea ... they should have included a Sting track on the record somehow”.


    Die besondere Stellung innerhalb von Cast und Crew wird auch deutlich, wenn man an die Abschiedszeremonie an Stings letztem Drehtag denkt. Da formten nämlich alle Anwesenden ein menschliches Trampolin, um ihren Star in die Luft zu werfen und hochleben zu lassen.


    Mit Abstand betrachtet zählt Stings Auftritt in Lynchs Film sicher nicht zu den Karriere-Highlights des Engländers, bleibt aber alleine aus visuellen Gründen so manchem nachhaltig in Erinnerung. So berichtet Steve Lukather von einer lustigen Begegnung der beiden bei Rock am Ring im Jahr 1990. Sting und TOTO waren damals beide Festival Headliner. Lukather war Sting zuvor noch nie begegnet, aber ein großer Fan. Er hatte an diesem Abend wohl ein wenig zu viel billigen deutschen Schnaps intus, als er Sting hinter der Bühne entdeckte, auf ihn zuging, einen Arm um ihn legte, die Schnapsflasche hochhielt um dann in herumalbernder Pose das Wort “DUNE” zu grölen. Sting konterte schlagfertig und maximal cool: “Hey Mann, zumindest musstest du diesen blauen Fummel nicht tragen”.


    Die schönste Anekdote über Sting und Dune stammt aber sicher von Patrick Stewart. Sie muss hier im Original wiedergegeben werden, damit der Wortwitz voll zur Entfaltung kommen kann:

    “I had never heard of Sting; that’s how isolated I was from the music world ...The second or third day we’re just hanging out on set, him and me, and I say, “so you’re a musician?” He said, “Yeah.” I said, “What do you play?” I swear, I cross my heart, he said “Bass”, and I said, “You know, I often wondered what it is like carrying that huge thing around everywhere you go?” God bless him, Sting said, “No, bass guitar, that’s what I play,” and I said, “Oh great, that’s fantastic, beautiful instrument, and are you a solo artist?” and he said, “No, no, I’m in a band,” and I said, “Oh, what kind of band?” He said, “The Police.” Folks, I said, “You play in a police band?”


    ENDE

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"