Steve bei und von Genesis in all den Jahren benachteiligt?

  • Ich finde es ja löblich, dass endlich mal jemand zur Sprache bringt, wie sehr Steve musikalisch gemobbt wurde, aber es war ja in Wirklichkeit noch viel schlimmer.


    • Er musste sein Gepäck selbst tragen.
    • Sein Instrument hatte Stricke, die viel dünner waren als die von Mikes Strickbrett.
    • Beim Obstteller blieben für ihn stets nur die Äpfel, während die anderen Bananen, Pflaumen und Weintrauben naschten.
    • Bei den Groupies bekam er auch nur Phils Gebrauchtware ab.


    Doch endlich erbarmt sich mal einer, den ollen Steve zu verteidigen, der das natürlich gar nicht nötig hat. Wenn Du es aber dennoch tust und er es weiterhin nicht nötig hat, wie Du so richtig schreibst, ist der Thread dann nicht der Definition nach sinnlos?

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Gibt es denn irgendwo Aussagen von Steve, dass er sich benachteiligt gefühlt hat?

    Ich erinnere mich, dass er extrem angepisst war, als sein Solowerk auf der SUM OF THE PARTS Doku komplett ignoriert wurde.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Ein paar persönliche Beobachtungen: Die Surroundmixe von Nick Davis enthüllen an vielen Stellen die damalige Arrangierkunst, die die Band gemeinschaftlich entwickelt hat. Denn ein bewährtes Stilmittel war, verschiedene Instrumente unisono übereinander zu schichten. Im gewohnten Stereo meint man oft, ausschließlich Keyboards zu hören, dabei ist der Gitarrenanteil des Sounds geradezu ausgeprägt - was in Surround erst auffällt, sobald die Instrumente nicht mehr aus derselben Richtung kommen - da Davis die Klänge gern so aufgefächert hat, findet man dies häufig. Steve hat das in irgendeinem Interview auch mal bestätigt, dass dieses "layering" mit voller Absicht so geschah und ich meine mich zu erinnern, dass er sogar ein wenig stolz auf dieses Zusammenspiel mit Tony Banks war. Wie groß sein tatsächlicher Anteil am Sound war, hat man dann ja spätestens auf dem ATTW3-Album gemerkt, wo seine Gitarren an allen Ecken und Enden schmerzlich fehlen.


    Steves Ausstieg passierte unbestritten während der Studioarbeit beim Abmischen der Aufnahmen für "Seconds Out" - ich fand und finde dieses Album in seiner sterilen Perfektion eher langweilig, daher habe ich keine bleibende Erinnerung daran. Sein Abgang schien mehr oder weniger spontan gewesen zu sein (Phil war überrascht, als er ihn auf dem Weg zum Studio traf und ihn mitnehmen wollte, weil er dachte, sie hätten dieselbe Richtung und Steve ablehnte). Es mag daher gut sein, dass es da zuvor einen Zwischenfall gegeben hatte (an dem Phil offenbar nicht beteiligt war), belegt ist das jedoch nicht und somit alles nur Spekulation.

    Ich glaube jedenfalls nicht, dass eine Auseinandersetzung über die Abmischung der Grund war - ich meine mich zu erinnern, dass der Mix von "Seconds Out" relativ fantasielos den Studioversionen folgt - er da also nicht mehr "untergeht" als auf einem der Studioalben, an denen er beteiligt war. Grundsätzlich, das ist hier auch schon mehrfach genannt worden, hat Steve sich nie in den Vordergrund gespielt, war am Anfang mit seiner dicken Hornbrille, sitzend am Bühnenrand eine sehr angenehme Erscheinung, weit weg von jenem Imponiergehabe, mit dem Rockgitarristen üblicherweise glauben, aufwarten zu müssen. Das hat sich ja bis heute wenig geändert, nur dass er wesentlich souveräner auf der Bühne geworden ist.


    Was die übrigen Live-Mitschnitte angeht - ich habe in der Vergangenheit einige Dutzend offiziell unveröffentlichter Live-Aufnahmen von Genesis relativ intensiv bearbeitet - die meisten davon waren Radio Shows oder Soundboards. Manche Passagen habe ich bestimmt an die 100 Mal gehört. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass mir jemals bewusst aufgefallen wäre, dass irgendwas mit Steves Gitarre nicht OK gewesen wäre. Sicherlich waren diese Mixe oft alles andere als perfekt, insbesondere die unbehandelten Mischpult-Mitschnitte, von denen es ja einige gibt, haben zum Teil haarsträubende Mix-Fehler. Allerdings geben diese Mixe auch nur selten die reale Balance der Halle wieder. Vor allem nicht in den kleineren Locations, denn das Publikum hört da auch direkt die Verstärker von der Bühne. Weil das so war, haben die Techniker vor Ort den PA-Anteil des betreffenden Amps eben reduziert, bis die Balance wieder einigermaßen stimmte. Wegen der nahezu kugelförmigen Ausbreitung der tiefen Frequenzen war der Bassverstärker fast überall in der Halle zu hören, deshalb sind Soundboard-Tapes in der Regel sehr bassschwach, aber auch die Gitarre mag hier und da vom selben Phänomen beeinträchtigt sein.

    Anders sicherlich die Radio-Shows - diese wurden separat gemischt, meist in einem Ü-Wagen vor der Location, hatten also nicht den PA-Mix aus der Halle. Dafür saßen hier fremde Ingenieure, die die Band und ihre Musik meist nicht so gut kannten. Da kam es schon mal vor, dass eine Gitarre stärker in den Vordergrund gestellt wurde als das unbedingt nötig war, weil man das damals eben so machte. Und weil fürs Radio ausschließlich live in Stereo gemixt wurde, ließ sich daran nachträglich nichts mehr ändern.

    Ich würde daher auch zu der Ansicht neigen, dass die Fälle, wo Steve deutlicher nach vorn gemischt ist, eher Resultate solch "fachfremder" Toningenieure waren.