it VERSCHENKT ein Ticket für PHIL COLLINS in Hannover am 15.06.2019

  • Dann will ich mich nun mal als derjenige outen, der das Glück hatte, das wertvolle Ticket zu ergattern. Sorry für den späten Bericht, ich hatte zwischen Konzert und jetzt noch einige prüfungstechnische Hürden…

    Auch wenn sich das in vielen Punkten nicht deutlich von vielen anderen hier geposteten Berichten unterscheiden wird, nochmal alles etwas ausführlicher:

    Erst einmal auch von mir nochmal den besten Dank an den Fanclub und alle Beteiligten, die solche Events möglich machen – ich denke mal, sowas zündet unheimlich gut :thumbup:

    Als Christians Meldung am Mittwoch Abend online ging, wurde ich direkt hellhörig…Samstag? Wie in den mid-20ern üblich, noch nichts vor. Hannover? Eigentlich um die Ecke und von Collins' Besuchen dieses Jahr am nächsten dran.

    Angehörigkeit zur Zielgruppe? Durchaus gegeben. Am Donnerstag vor dem Konzert hab ich die Abschlussprüfung erfolgreich begangen; die Jahre davor natürlich entsprechend mich von Konzerten dieser Preiskategorie ferngehalten – überhaupt war dies mein erstes Stadionkonzert. Phil Collins live zu sehen, lag für mich eigentlich nie in unmittelbarer Erreichbarkeit, das war irgendwie doch eine halbe Welt zu hoch. Dann realisierte sich der Gedanke langsam, dass es ja tatsächlich jetzt eine realistische Chance dazu gab.

    Und als am Freitag tatsächlich die Meldung kam, dass ich hinfahren dürfte, schlug ich die Hände zusammen und dachte mir wieder einmal, was für ein geiler Fanclub. ^^Ich nun wirklich?! Innerhalb von nicht mal 48 Stunden wurde aus Collins ganz weit weg: ich bei Collins. Und das wiederum nur einen Tag später. Es passte für mich alles irgendwie zusammen…

    In Hannover angekommen, war es nicht schwer, Peter und Bernd zu finden – welch hoch angenehmen und sympathische Gesellschaft, muss bestimmt nicht erwähnt werden :) Deutlich schwieriger war das Herankommen an die hinterlegten Karten, was aus sicherlich einer halben Stunde Warten vor dem geschlossenen Schalter bestand, obwohl die Abendkasse bereits offen war – als wir die Tickets dann hatten, waren alle H96-Zweitklassigkeits-Witze schon ausgereizt.

    Dafür hätte man am Wetter nicht viel ins Positive verändern können; Sonne, wenig Wind, angenehme Temperaturen bei ca. 23 Grad. Im Grunde also optimale Stadion-Bedingungen. Wir saßen relativ am Rand, die Bühne in schmalem Winkel vor uns, aber die Plätze gefielen. Zum Klientel allgemein (abgesehen davon, dass ich wie fast immer bei Konzerten weit unterm Alters-Durchschnitt lag): so viel Elitär-Volk hab ich nicht wahrgenommen, allerdings verstehe ich die Konzertgänger nicht, die dreistellige Beträge für ein Konzert ausgeben und dann scheinbar nochmal den gleichen Betrag für Bier und dann noch meinen, vor der Tribüne rumhampelnd die Leute unterhalten zu müssen:D in Endeffekt deren Sache, denn gegen die Wucht, die Phil immer noch auf die Bühne bringt, kommen solche Komiker nicht an...unterm Strich hatte ich aber das Gefühl, dass in dort schon mehr schrägere Typen rumliefern, als etwa bei Wilson oder Hackett...es mag aber auch dem Umstand "Stadion-Konzert" geschuldet sein.

    Von Sheryl Crow kannte ich nicht viel, aber die Show fand ich sehr gelungen...Power, Dynamik, von Sound her nicht viel auszusetzen. Dass die Frau nur 11 Jahre jünger ist als der Hauptact des Abends ist, fiel nicht weiter auf ^^ schade ein wenig, dass es relativ unruhig war, während Sheryl spielte; auch dann noch strömten Massen durch die Tore...viele tauchten wohl bewusst erst zum Collins-Teil auf.

    Und als der anfing, kam natürlich der erste große Moment des Abends. Die Foto-Show am Anfang für den Nostalgie-Faktor ist sicher eine muntere Maßnahme, aber was dann - wie auch bei allen anderen Gigs dieser Tour - kam, fand ich schon bemerkenswert: Kein unmittelbarer Start, kein weiteres, überleitendes Intro, kein Grollen oder Dröhnen aus den Boxen, das Spannung erzeugen soll, kein Firlefanz. Stattdessen einfach die Band, die die Bühne betritt und Phil, der hinterher schleicht. Ich zumindest kann mich an kein Konzert erinnern, das nicht mit einem Song, sondern mit der ersten Ansage begann. Das reicht schon, um die Menschen zu fassen und für sich zu gewinnen.

    Die Setlist wurde ja schon viel diskutiert. Ich halte sie für gelungen und ganz gut ausbalanciert, auch wenn ich "Wake up Call" oder "I dont care anymore" durchaus gern gehört hätte. Aber auch so sind wir ja bei einer 2-Stunden-Show gelandet und damit war das körperlich mögliche Pensum für ihn wohl auch ausgeschöpft.

    Die ruhigen Kontrapunkte wie "You know…" oder "Seperate Lives" fand ich tatsächlich ergreifend. Und das zeigt wiederum die Vielseitigkeit von Phil, der die Arena später wieder in eine Party verwandelt hat. Persönlich sehr gefreut habe ich mich auch über "Dance into the light"...der Song hat bei mir wohl noch ein paar Nostalgie-Punkte extra gut, da das erste damals aktuelle Phil-Airplay, das ich bewusst mitbekommen habe. Und "Take me home" am Ende ist irgendwie auch ein Klassiker, der wohl nie müde wird.

    Interessant fand ich Phils Bemerkung vor den Genesis-Songs, sinngemäß etwa: "ich war mal in dieser Band. Würde gerne ein paar Sachen von denen spielen, auch wenn es wohl nicht die Sachen sind, die ihr hören wollt" Das könnte natürlich mit einem Augenzwinkern an jede Fans gegangen sein, die tatsächlich lieber "Watcher of the Skies" als "FYFM" hören...aber wer weiß, wie viele von denen dort waren. Hier konnte man ja auch schon öfter lesen, dass der Name "Collins" eben zieht, und dass der überwiegende Teil eben nur die Hits kennt, aber nicht die Frühphase dieser ominösen Band, in der er scheinbar mal gewesen ist. Ist ja auch nicht weiter wild, das Recht auf Konzerte zu gehen hat jeder, egal wie gut oder eben nicht er den Künstler oder dessen Output kennt...und solange er zuhört ;) dennoch hab ich mich irgendwann gefragt, wie viele der 40.000 wohl "The Roof is leaking" hätten identifizieren können, wäre es gespielt worden.

    Zur Band: die ist einfach völlig eingespielt und funktioniert. Die Chemie zwischen allen stimmt, keiner erscheint irgendwie außenvor oder weniger beteiligt als die anderen. Und das ist ein wichtiger Punkt; dass man es hinbekommt, auch wenn sein eigener Name groß auf allen Plakaten steht, nicht alleine im Mittelpunkt zu stehen, sondern zusammen mit den Leute um einen herum, die dies in diesem Moment auch möglich machen. Und das führe ich nicht darauf zurück, das Phil gesessen hat oder etwa seitens der Backgrounds mehr Unterstützung beansprucht hat als sonst...ich hatte den Eindruck, das war bei Phil schon immer so, dass er es verstand, die Band optimal und authentisch einzubinden, auch wenn ich zugegeben nur Mitschnitte als Referenz habe. Kurzes Wort zu Nic: ich hatte im Voraus keine besonderen Erwartungen an ihn, aber was er dargeboten hat, war schlicht grandios. Auch er war ein wesentlicher Faktor, der die Show getragen hat, und das mit einer mindestens sehr bemerkenswerten Präsenz.


    Die Zeit war Phil gegenüber nicht allzu gütig im Hinblick auf all seine Einschränkungen. Wenn man auf die anderen "Serious guys" schaut, die ja auch seiner Altersklasse angehören (von Nic abgesehen), machen die alle einen deutlich fitteren Eindruck. Phil wirkt gebrechlich, stimmlich teilweise...nicht direkt überfordert aber herausgefordert und wer weiß, wie viel ihm so ein Konzertabend abverlangt.

    Gerade deshalb hat er meine Hochachtung, trotz dieser Einschränkungen das beste draus zu machen - so unvernünftig dies aus körperlicher Sicht vielleicht auch sein mag. Er trifft Maßnahmen, die ihm und uns diese Tour ermöglichen, spielt zeitlich nicht mehr über's Maß, hält sich stimmlich zurück, wenn er es für richtig hält. Er macht das, was möglich ist und darum ging es mir. Nicht darum, wie viele Höhen er noch erwischt, für wie viele Songs er Luft hat oder ob er mal einen Chorus mehr dem Publikum überlässt. Es ging für mich um einen stimmigen Abend und hier hat für mich alles gestimmt. Phil (und Band) hat es hinbekommen, diese einzigartige Atmosphäre zu erzeugen, ohne auch nur einmal frustriert zu wirken, weil ein paar Sachen nicht mehr klappen. Er nimmt die Veränderungen an, weiß, dass er nie wieder singen (oder trommeln) wird wie in den 80ern...also singt er eben so gut es geht 8) und das ist technisch, zumindest für meinen Eindruck, immer noch auf hohem Niveau.


    Meinen verbindlichsten Dank an it und an Phil, diesen Abend ermöglicht zu haben...ihr seid ein gutes Team ;)