Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten


  • Bolton ... da teile ich dein Schütteln. So sehr ich hin und wieder Schmalz mag, ist mir das zu cheesy. Immerhin: Frisurentechnisch hat er sich von damals bis heute sehr positiv entwickelt...;)


    Seine Musik mag ich auch nicht unbedingt, aber die Selbstironie die Michael Bolton in den letzten Jahren an den Tag legt ist großartig.


    Interview mit Stephen Colbert vom 02.02.2017 über "Michael Bolton's Big Sexy Valentine's Day Special", allein schon der Ausschnitt zu Beginn ("so you want me to kill the elvess?"), klasse!
    https://www.youtube.com/watch?v=D1kVwUJLeGo


    The Lonely Island feat. Michael Bolton: Jack Sparrow
    http://www.youtube.com/watch?v=GI6CfKcMhjY

  • Die heutige Ausgabe widme ich dem leider viel zu früh verstorbenen Bassisten Tom "T-Bone" Wolk.


    Kapitel 8 Verbotene Leibgerichte im Wasser

    ODER

    Hall & Oates


    Schubladen sind etwas Feines, da sie beim Ordnen und Sortieren helfen. Gleiches gilt auch für Popschubladen, die den Gesamtpop in übersichtlichere, klanglich relativ homogene Häppchen unterteilen. Heute ziehen wir mal eine der etwas weniger bekannten Schubladen auf: WEST COAST steht da drauf. Westküstenmusik? Was soll denn das sein? Was spontan nach friesischer Folklore klingt, meint eine dem AOR verwandte Stilrichtung (möglicherweise auch eine Unterart dieser Gattung, aber darüber sollen andere streiten), allerdings mit nicht so dominanten Gitarren und einer stärkeren Ausrichtung der Harmonik an Soul und Jazz. Auch komplexer, mehrstimmiger Gesang ist ein Trademark dieser Musik.


    In der Schublade findet man viele (übrigens fast ausschließlich amerikanische) erfolgreiche Bands wie Chicago, Eagles und Steely Dan. Und auch Hall & Oates.

    Dieses aus den beiden Musikern Daryl Hall und John Oates bestehende Songwriterduo mag in Deutschland nicht ganz so bekannt sein. Jenseits des großen Teiches hingegen sind die beiden vor allem ab 1980 eine richtig große Nummer. Fünf Mal erklimmen sie dort die Pole Position in den Singlecharts. MANEATER (1982) ist ein wahres Fest. Ach was, ein 80er-Manifest. Der Groove, der Swing, das Saxophon – herrlich! Oder OUT OF TOUCH (1984), ein zuckersüßer Ohrwurm, der wirklich jedem im Ohr kleben bleiben dürfte. I CAN'T GO FOR THAT (NO CAN DO) (1981) besticht durch eine Bassfigur, die der King of Pop so unwiderstehlich findet, dass er sie als Inspiration für BILLY JEAN (1982) verwendet. Viele Jahre später nutzen Simply Red hiervon für ihren Song SUNRISE (2003) ein komplettes Sample. Außerhalb Amerikas bleibt die Musik von Hall & Oates vor allem auch durch eine Coverversion in Erinnerung: EVERYTIME YOU GO AWAY (1985) von Paul Young (Das Original stammt von 1980).


    Aber Daryl und John lassen sich nicht nur gerne covern, sie covern auch selbst. Auf dem „Wasseralbum“ H2O (1982) versuchen sie sich an Mike Oldfields FAMILY MAN und werden damit erfolgreicher als sein Schöpfer. Ja, es läuft rund für die beiden Amis. Sie hangeln sich von Erfolg zu Erfolg und liefern dabei stets eine gute Performance ab.

    Wäre da nur nicht diese andere Sache. Stichwort: Musikvideos. Wie wir wissen sind die Achtziger nämlich auch das Jahrzehnt, in dem die visuelle Vermarktung von Popmusik ihren Durchbruch feiert. Oder drastischer formuliert: Video killed the radio star.


    Was aber tun, wenn man sich als Musiker vor der Kamera nicht so wohl fühlt?

    Vor genau diesem Problem steht Bassist Tom „T-Bone“ Wolk, welchen Hall & Oates 1981 für ihre Band rekrutieren. Wolk schafft das Vorspielen mit Bravour, blickt aber einem geplanten Videodreh (zu PRIVATE EYES) mit großer Skepsis entgegen.

    John Oates erinnert sich: „Tom hatte noch nie vor einer Kamera gestanden und fragte mich, was er nun machen sollte. Also sagten wir ihm, er sei in diesem Video der Typ, der rein gar nichts mache. Er solle einfach nur dastehen und ab und zu den Kopf hin und her bewegen.“


    Diese spartanische Choreographie verschmilzt mit der Garderobe der Musiker (so stellt sich der durchschnittliche Fernsehzuschauer offenbar einen Privatdetektiv vor) zu einem komischen und leicht trashigen Gesamtbild, welches viele Videoclips der ersten Stunde prägt. Auch in späteren Videowerken bedient sich die Band unkonventioneller Ideen und ersetzt allzu große Rockstarposen durch Selbstironie und Quatsch. Im Video zu OUT OF TOUCH finden sich die Protagonisten zu Beginn eingeschlossen im Inneren einer gigantischen Bassdrum. Als sie kurz darauf entkommen können, werden sie von eben diesem Instrument überrollt und plattgewalzt. Bei METHOD OF MODERN LOVE (1985) bearbeitet der Drummer sein Set anstelle von Sticks mit einer Klobürste und einem Pümpel. Und ADULT EDUCATION (1984) zeigt uns John Oates als tanzenden Brummkreisel mit Brustbehaarung und einem abgebrochenen Gitarrenhals in der Hand.


    Muss man sich da noch wundern, wenn man heute als Liebhaber der Achtziger von vielen schräg angeguckt wird? Nein, aber wer mit solchen Bildern aufwächst, dem kann der Irrsinn unserer Gegenwart nicht mehr viel anhaben. Manchmal ist es für den eigenen Seelenfrieden besser, nicht alles zu ernst zu nehmen. Hall & Oates haben es vorgemacht. Machen wir es ihnen nach.


    Definitives Lineup

    Daryl Hall – Lead vocals, keyboards and guitar

    John Oates – guitar and vocals

    plus: Tom „T-Bone“ Wolk – bass and guitar


    Gegenwart

    Hall and Oates sind nach wie vor aktiv und mittlerweile sowohl in der Rock and Roll Hall of Fame (2014), als auch auf dem Hollywood Walk of Fame (2016) verewigt. In Europa lassen sie sich allerdings so gut wie gar nicht blicken.


    Weiterhören und Ansehen

    Maneater

    https://www.youtube.com/watch?v=yRYFKcMa_Ek

    Private Eyes

    https://www.youtube.com/watch?v=JsntlJZ9h1U

    Out of Touch

    https://www.youtube.com/watch?v=D00M2KZH1J0

    Adult Education

    https://www.youtube.com/watch?v=XLYqTZKEpvs


    Lieblingsalbum

    H2O


    Demnächst

    In Kapitel 9 von „Meine Achtziger“ kommt es zu Laber Rhabarber mit Mark.



    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    Einmal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Kleine Ergänzung für die Hörabteilung:


    Das Original: I can't go for that (no can do)


    https://www.youtube.com/watch?v=cGZwPGsfcwM


    von Herrn Jackson als Inspiration hierfür genutzt
    https://www.youtube.com/watch?v=Zi_XLOBDo_Y

    und später von Mick Hucknall & Co gesampelt
    https://www.youtube.com/watch?v=a3S9uy1y8w4

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Gestern abend lief auf VOX die mehr als vierstündige Dokumentation über Österreichs größten Star und Exportschlager (nach WOLFGANG AMADEUS MOZART) -- okay... NETTO-Zeit weniger... da durch häufige NERVIGE Werbeblöcke unterbrochen!


    FALCO... zum 60. Geburtstag !


    Die Sendung an sich fand ich aber SCHWERST INTERESSANT und hat mir noch viele unbekannte Seiten und Infos zum großen HANS HÖLZEL aufgezeigt.


    Zudem hat mich seine Musik noch ein großes Stück mehr begeistert und ich werde mir das neue 3-CD-Set FALCO 60 zulegen... da es seine besten Stücke sowie tolles Bonusmaterial beinhaltet.


    Was haltet Ihr vom Falken? Wie habt Ihr ihn in den 80ern wahrgenommen? Fans?

  • Ich habe vor einigen Jahren mal einen Spielfilm über sein Leben gesehen.
    Fazit: Eine sehr interessante Biografie mit vielen Höhen und Tiefen, aber auch ein vermutlich eher schwieriger Mensch.


    In den Achtzigern fand ich seine Musik ganz okay, habe sogar zwei Singles (Der Kommissar, Maschine brennt) von ihm gekauft. Seinen größten Hit (Amadeus) fand ich schon immer nervig, aber die Jeanny-Songs kann ich mir auch heute noch gut anhören.


    Insgesamt ist Falco aber kein Musiker, der mich so stark reizt, um mich näher mit ihm zu befassen. Ich sehe da tendenziell viel Verpackung und etwas wenig Inhalt.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Falco fand ich schon immer interessant. Als Nicht-Ösi kenne ich Drahdiwaberl nicht wirklich. Die ersten beiden Falco Alben waren noch New Wave, eher reduzierter Pop, drittes bis fünftes Album dann Mainstream Pop mit Rap und Denglisch-Kauderwelsch, dann in den '90ern Techno-beeinflusst (und nicht mehr so besonders erfolgreich), und mit dem letzten Album "Out of the Dark" wieder ziemlich klasse zwischen Rock und Pop. "Out of the Dark" ist für mich einer der besten Pop-Songs der '90er, wurde bei der Veröffentlichung naheliegenderweise eher missverstanden, das Lied war schon ein paar Jahre älter, über Falco's Weg aus der Drogensucht.


    Schade finde ich dass es die meisten Alben nicht in würdigen Deluxe Neuauflagen gibt. Ich vermisse insbesondere eine vollständige "Falco 3" Ausgabe (mit dem schönen Original Cover statt dem billig-hässlichen US-Cover das man für die 25th Anniversary Edition verwendet hat - und allen Maxis etc. auf einer zweiten CD), auch von "Emotional" und "Wiener Blut" wäre jeweils eine Deluxe Ausgabe schön, bei "Wiener Blut" würde es sich ja anbieten "Aya" als zweite CD zu rekonstruieren (siehe "The Spirit Never Dies").


    Die beiden neuen Dokus habe ich nicht gesehen. "Falco 60" ist in der 3CD Version interessant, die dritte CD eine gute Ergänzung zur "so80s presents Falco" Maxi-Kompilation, mit (vermutlich) überflüssigen neuen Remixen. Mit "Hoch wie nie" gab's ja schon eine ziemlich gute 2 CD "Best of".

  • Neue Folge, heute der "Jahreszeit" angemessen...


    Kapitel 9 Laber Rhabarber mit Mark

    oder

    Talk Talk


    In jedem Jahr ist Karneval

    für mich mal wieder eine Qual

    denn Späße machen auf Kommando

    ist für mich immer schon ein „No go“

    Einzig den narrenhaften Reim

    mag ich, drum sag ich ohne Schleim:

    „Schmeißt weg Kostüme, Bonbons, Lollis

    wir reden jetzt über Mark Hollis“


    Der Mark gründet vor langer Zeit

    mit Kumpels eine Klangeinheit

    im Nacken sitzt ihm wohl der Schalk

    die Gruppe, er nennt sie TALK TALK

    das klingt ein bisschen redundant

    doch Hollis hatte gut erkannt

    dass Popmusik im Wiederholen

    Meister ist – sieh' Dieter Bohlen -

    und schließlich gibt's Duran Duran

    vielleicht ist Hollis davon Fan?!


    Im Jahre neuzehneinundachtzig

    beginnt es, und die Band, sie macht sich

    anfangs in den Charts nicht gut

    da packt den Hollis' Mark die Wut

    er nennt die Single Nummer Zwei

    so wie die Band – Oh weh, au wei

    der TALK erscheint hier gleich zu viert

    auf dass es jeder Depp kapiert


    Zu diesem Zeitpunkt immerhin

    bekommt die Gruppe für uns Sinn

    denn diese spielt mit viel Tam Tam

    bei Genesis im Vorprogramm

    „Six of the best“ - so heißt das Fest

    und Mark steigt erstmals auf's Podest


    Zwei Jahre später offiziell

    kommt dann der Durchbruch kommerziell

    mit IT'S MY LIFE und SUCH A SHAME

    macht man sich's in den Charts bequem

    und beide Lieder sind noch heute

    beste Achtziger-Ausbeute


    Vom Album THE COLOUR OF SPRING

    kommt anschließend das nächste Ding

    LIFE'S WHAT YOU MAKE IT – Hammertrack!

    Beim Hören bin ich hin und weg

    Die Kritik lobt, den Fans gefällt

    auch LEBEN IN 'NER ANDERN WELT

    nur Hollis fängt zu grübeln an

    Wo will ich hin? Wo komm ich an?


    Die Antwort gibt SPIRIT OF EDEN

    doch Achtung: Dies ist nichts für jeden!

    dem Mainstream wird hier abgeschworen

    sehr schwer verdaulich für die Ohren

    ein Teil der Fans zeigt sich confused

    und EMI ist not amused


    Es zeigt sich bald: Mr. Post-Rock

    hat auf das Popstarsein null Bock

    Schließlich vom Label fortgejagt

    verklagt und letztlich auch verzagt

    wirft Hollis ganz die Brocken hin

    sieht nur noch im Privaten Sinn

    zumindest bleiben uns ein paar

    von seinen Songs – wie wunderbar!


    Definitives Lineup

    Mark Hollis – vocals, keyboards, guitar

    Paul Webb – bass, backing vocals

    Lee Harris – drums, percussion

    Tim Friese-Greene – keyboards


    Gegenwart

    Seit der Auflösung 1992 war die Band nicht mehr aktiv.


    Weiterhören und Ansehen

    It's my life

    https://www.youtube.com/watch?v=5ixRWvrkUHo

    Such a shame

    https://www.youtube.com/watch?v=KxwXNICZ5DI

    Life's what you make it

    https://www.youtube.com/watch?v=upyrWwstEMY

    Living in another world

    https://www.youtube.com/watch?v=9cel9y9Td-s


    Lieblingsalbum

    The colour of spring


    Demnächst

    In Kapitel 10 von „Meine Achtziger“ geht es um Anna, Peter und das Ehegelübde

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    Einmal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Mit den letzten beiden Alben kann ich leider nur wenig anfangen. Und da LAUGHING STOCK sich nicht nur abseits meines Geschmacks, sondern auch außerhalb der Achtziger aufhält, habe ich es mit gutem Gewissen ignoriert.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bei mir ist es umgekehrt: Die TT-Alben vor "Spirit of Eden" befinden sich völlig außerhalb meines musikalischen Interesses, dafür gehören dann aber die letzten beiden zu den überraschendsten und lobenswertesten Wunderbarkeiten des Rockbusiness', das sich in den 80ern selbst pervertiert hat.