Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Ich würde gerne sagen, dass mich diese Nachricht traurig macht oder schockiert.
    Aber momentan fühle ich einfach nur eine große Ratlosigkeit und Leere.
    Unerträglich finde ich gerade vor allem die pathetischen Phrasen, die man jetzt wieder von führenden Politikern hören muss:
    "Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint. ... Wir stehen fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens ... blablabla".
    Kann ich nicht mehr hören, sorry!
    Vielleicht einfach mal schweigen, wenn man keine wirklichen Antworten auf ein Problem hat...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Was hättest du lieber? Aktionismus a la Hermann ("Wir wollen alle Menschen, egal welchen Alters, jederzeit überall mit allen Mitteln ausspionieren können") ?


    Wir wollen auch eins nicht vergessen: Politiker, die zugeben, ratlos zu sein? Die Leute, die wir gewählt haben (naja, du vielleicht nicht), weil wir ihnen zutrauen, Lösungen zu schaffen? Ist klar, das wäre hervorragende Imagepflege. Irgendwas müssen sie halt sagen.
    Da ist es mir lieber, wenn die Politik nach solchen Ereignissen erstmal sagt, wo sie steht, nämlich bei den Opfern. In den letzten Jahren ist das so oft passiert, dass die Formulierungen sich standardisiert haben und damit zu einem gewissen Grad zu Phrasen geworden sind (Ich weiß nicht, ob du für jede einzelne Geburtstagsgrußkarte oder jede einzelne Trauerkarte, die du in deinem Leben verschickt hast, dir einen separaten Text überlegt hast. Vermutlich kam auch dort öfter mal ein "herzlichen Glückwunsch" bzw. ein "in stiller Anteilnahme" vor.)
    Ja, das ist mir lieber, als wenn jemand dreißig Sekunden nach einem Anschlag gleich wieder sein Jingle mit seiner Standardbotschaft abspielt.

  • Was hättest du lieber? Aktionismus a la Hermann ("Wir wollen alle Menschen, egal welchen Alters, jederzeit überall mit allen Mitteln ausspionieren können") ?


    Wir wollen auch eins nicht vergessen: Politiker, die zugeben, ratlos zu sein? Die Leute, die wir gewählt haben (naja, du vielleicht nicht), weil wir ihnen zutrauen, Lösungen zu schaffen? Ist klar, das wäre hervorragende Imagepflege. Irgendwas müssen sie halt sagen.
    Da ist es mir lieber, wenn die Politik nach solchen Ereignissen erstmal sagt, wo sie steht, nämlich bei den Opfern. In den letzten Jahren ist das so oft passiert, dass die Formulierungen sich standardisiert haben und damit zu einem gewissen Grad zu Phrasen geworden sind (Ich weiß nicht, ob du für jede einzelne Geburtstagsgrußkarte oder jede einzelne Trauerkarte, die du in deinem Leben verschickt hast, dir einen separaten Text überlegt hast. Vermutlich kam auch dort öfter mal ein "herzlichen Glückwunsch" bzw. ein "in stiller Anteilnahme" vor.)
    Ja, das ist mir lieber, als wenn jemand dreißig Sekunden nach einem Anschlag gleich wieder sein Jingle mit seiner Standardbotschaft abspielt.


    1. Was ich lieber hätte? Ganz sicher keinen Aktionismus! Aber vielleicht einfach mal Stille. Und wenn schon etwas gesagt werden muss, dann bitte nicht diese inhaltsleeren Phrasen. Merkel gibt vor, Entsetzen und Trauer zu empfinden, aber das tut sie nicht.
    Sie pervertiert mit diesem Sprachgebrauch die ehrliche Trauer derjenigen, deren Freunde oder Familienmitglieder gestern getötet oder verletzt wurden.


    2. Hand auf's Herz: Wer von uns erwartet eigentlich, dass Politiker sich ständig zu allem äußern müssen? Auch dann, wenn sie im Grunde nichts Neues/Wichtiges zu sagen haben? Und wem bringen diese Äußerungen etwas?
    Im übrigen bin ich noch dabei, Merkels letzte Phrase (ihren Einsatz für "unsere Mutter Erde") mit der unzureichenden Klimapolitik ihrer Regierung in Einklang zu bringen.
    Das kann noch dauern...


    2. Ich bin schon seit einigen Jahren bemüht, Beileidsbekundungen oder Geburtstagsglückwünsche nur noch an Menschen zu verteilen, die mir wichtig sind. Und das versuche ich dann in der Tat auch so individuell wie möglich zu gestalten. Wenn ich - was sicher auch mal vorkommt - auf vorgefertigte Floskeln zurückgreife, dann nur, wenn mir die Sache im Grunde nichts bedeutet oder lästig ist. Möglicherweile gibt es da etwas, was ich mit Frau Merkel teile.:rolleyes:

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    1. Was ich lieber hätte? Ganz sicher keinen Aktionismus! Aber vielleicht einfach mal Stille. Und wenn schon etwas gesagt werden muss, dann bitte nicht diese inhaltsleeren Phrasen. Merkel gibt vor, Entsetzen und Trauer zu empfinden, aber das tut sie nicht.


    Wie schnell du dich auf deine Lieblingsfeindin einschießt... Gut, deine Lieblingspartei ist damit beschäftigt, Plakate zum "Tag der Furzkunst" hochzuhalten. Das ist satirisch natürlich deutlich wertvoller ... äh ... jedenfalls möglicherweise deiner Einschätzung nach.


    Zitat

    Sie pervertiert mit diesem Sprachgebrauch die ehrliche Trauer derjenigen, deren Freunde oder Familienmitglieder gestern getötet oder verletzt wurden.


    Nein, tut sie nicht.


    Zitat

    2. Hand auf's Herz: Wer von uns erwartet eigentlich, dass Politiker sich ständig zu allem äußern müssen? Auch dann, wenn sie im Grunde nichts Neues/Wichtiges zu sagen haben?


    Politiker in Regierungsämtern sind gewählt worden, um den Wahlkreis, das Land, den Staat (je nachdem) zu vertreten. Dazu gehört auch, dass sie gelegentlich im Namen der Menschen des Wahlkreises, des Landes, des Staates sprechen.
    Wenn etwas von Bedeutung geschieht, erwarten die Menschen, dass die Politik dieses Ereignis aufgreift, kommentiert, einordnet. Es wird dir seltsam vorkommen, aber das ist deren Job. Sie signalisieren mit ihrer Wortmeldung mindestens: "Ich habe dieses Ereignis zur Kenntnis genommen und halte es für wichtig genug, darauf auch öffentlich Bezug zu nehmen."



    Zitat

    Im übrigen bin ich noch dabei, Merkels letzte Phrase ...(mutzelschaum gelöscht)


    Nanana, bleiben wir doch mal beim Thema.


    Zitat

    Wenn ich - was sicher auch mal vorkommt - auf vorgefertigte Floskeln zurückgreife, dann nur, wenn mir die Sache im Grunde nichts bedeutet oder lästig ist.


    Ich nehme für mich in Anspruch, einigermaßen sprachgewandt zu sein. Aber in diesen Fällen so sorgsam Varianz zu pflegen und die stereotypen Aussagen gänzlich zu vermeiden, gelingt mir nur selten. Ich beglückwünsche dich daher zu deinem Ausdrucksvermögen und bewundere es.


  • Sie signalisieren mit ihrer Wortmeldung mindestens: "Ich habe dieses Ereignis zur Kenntnis genommen und halte es für wichtig genug, darauf auch öffentlich Bezug zu nehmen."


    Vielleicht signalisieren sie aber auch etwas anderes. Immerhin ist die Phrasenhaftigkeit der sprachlichen Kommentierungen nicht nur mir unangenehm aufgefallen.
    Der Westen hat das sehr schön herausgearbeitet:


    https://www.derwesten.de/polit…im-maerz-id210796297.html


    Im übrigen gilt meine Kritik an einer Sprache, die nur noch Automatismen folgt und keine echten Gefühle transportiert, natürlich nicht nur für Frau Merkel, sondern auch für alle anderen.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht signalisieren sie aber auch etwas anderes. Immerhin ist die Phrasenhaftigkeit der sprachlichen Kommentierungen nicht nur mir unangenehm aufgefallen.
    Der Westen hat das sehr schön herausgearbeitet:


    So, jetzt möchte ich von Dir gerne, sagen wir: drei fein abgestimmte, individuell angepasste, taktvolle und phrasenfreie Alternativen zu den kritisierten Twitternachrichten sehen, die beinhalten, das Frau Merkel mit Frau May über die Anschläge telefoniert hat. Und zwar in maximal 140 Zeichen, im Twitterformat halt.
    Kritisieren ist einfach - mach es besser, auf geht's!


    Zitat

    Im übrigen gilt meine Kritik an einer Sprache, die nur noch Automatismen folgt und keine echten Gefühle transportiert, natürlich nicht nur für Frau Merkel, sondern auch für alle anderen.


    Vielleicht signalisiert deine Kritik auch etwas anderes. Herrn Schulz, Frau Roth, Herrn Steinmeier und und und fandest du ja nicht wert persönlich zu anzugreifen.

  • So, jetzt möchte ich von Dir gerne, sagen wir: drei fein abgestimmte, individuell angepasste, taktvolle und phrasenfreie Alternativen zu den kritisierten Twitternachrichten sehen, die beinhalten, das Frau Merkel mit Frau May über die Anschläge telefoniert hat. Und zwar in maximal 140 Zeichen, im Twitterformat halt.
    Kritisieren ist einfach - mach es besser, auf geht's!


    Ich werde doch jetzt keine alternativen Phrasen produzieren, um mich dann doch irgendwie inhaltlich zu wiederholen. Und dann noch in einem nervigen Format, welches ich ohnehin ablehne.
    Ich schrieb bereits, dass ich die Sprachlosigkeit/das Schweigen momentan als den adäquatesten Ausdruck meiner eigenen Ratlosigkeit empfinde.


    Oder noch mal explizit: Die Information, dass Frau Merkel in diesem Zusammenhang mit Frau May telefoniert hat, ist für mich völlig irrelevant. Ich kann als Bürger dieses Landes annehmen, dass ein solches Telefonat stattfindet. Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn es nicht stattfindet, da ein solches Telefonat in der Sache eh nichts ändert.


    Abseits davon müssen wir hier aber nicht ständig Hauser und Kienzle spielen. Obwohl ich es schon vermissen würde, wenn du mir nicht mehr antworten würdest.:huhu:

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Ich werde doch jetzt keine alternativen Phrasen produzieren, um mich dann doch irgendwie inhaltlich zu wiederholen. Und dann noch in einem nervigen Format, welches ich ohnehin ablehne.


    Och komm. Bei deiner Sprachgewandtheit hätte ich gedacht, dass du es als Herausforderung annimmst.


    Im Übrigen: Ich möchte gerne wissen, was "meine" Regierung macht. Ich kann daraus schließen, wo ihre Prioritäten liegen, und sie danach beurteilen. Wenn Frau Merkel mit Frau May direkt spricht, wird der Sache offensichtlich eine andere Bedeutung beigemessen, als wenn beispielsweise "nur" der deutsche Botschafter in London mit dem britischen Außenministerium in Kontakt tritt. In diesem Fall ist es vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber aus vielen kleinen Eindrücken ergibt sich ein Gesamtbild. Und das spielt spätestens an der Wahlurne wieder eine Rolle.

  • Willkommen in der paranoiden Überwachungsgesellschaft!


    Flughafen Köln/Bonn: Kein Sprengstoff in notgelandetem Flugzeug | ZEIT ONLINE


    Passt übrigens gut zu der momentanen Inflation an Taschen- und Rucksackverboten.


    Und der Innenminister wünscht sich noch mehr Videoüberwachung und automatische Gesichtserkennung an Bahnhöfen. Was für eine bekloppte Welt!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"


  • War ein Versehen ...

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")