Ich möchte im Zusammenhang mit der Debatte über Katholiken und Muslime noch auf einen wesentlichen Unterschied aufmerksam machen.
Es sieht einem Katholiken ähnlich, einen Gegensatz zwischen "Katholiken und Muslimen" aufzumachen. Ich frage mich, ob du dir etwas dabei gedacht hast. Es mag dich als Katholiken (so du einer bist, was ich wiederum nicht weiß) hart ankommen, aber es gibt auch noch Protestanten - und wenn man es genau nimmt, auch noch diverse Freikirchen, die sich vielleicht keiner dieser beiden Hauptgruppierungen zurechnen mögen. Und erst diese alle zusammen bilden die Christenheit. Und erst die Christenheit als Ganze kann, wenn man denn nun unbedingt dieses Bedürfnis hat, "den Muslimen" gegenübergestellt werden.
Wenn wir den Vergleich umkehren, wirst du merken, wie außerordentlich windschief das Ganze ist, denn du würdest sicher nicht auf die Idee kommen, einen Vergleich zwischen "Sunniten und Christen" zu ziehen. Andererseits: Die Gegenüberstellung von Katholiken und Muslimen stammt von dir, insofern...
Es ergibt keinen Sinn, mutzel, es ergibt keinen Sinn.
ZitatDas Attribut "katholisch" steht primär für die formale Zugehörigkeit zu einer Kirche.
Es steht primär für die Zugehörigkeit zu einer der beiden Hauptrichtungen der christlichen Kirchen. Ich hege die allergrößten Zweifel, dass jemand mit der Aussage "ich bin katholisch" primär angibt, formal zur katholischen Kirche zu gehören und aufgrund dieser Tatsache Kirchensteuer zu entrichten. Aus der Betrachtung meines übrigens mehrheitlich katholischen Umfeldes heraus wage ich die Behauptung, dass das Attribut "katholisch" im allgemeinen Sprachgebrauch ungefähr etwas bezeichnet wie "hinsichtlich der weltanschaulichen, insbesondere ethisch-religiösen Ausrichtung im engeren oder weiteren Umfeld der Anschauungen, die von der römisch-katholischen Kirche vertreten werden".
(Eigentlich widerlegt die Aussage "mehrheitlich katholisches Umfeld" deine These schon, denn ich von einer formale Zugehörigkeit zur katholischen Kirche weiß ich sicher nur bei den aller-allerwenigsten Menschen.)
ZitatWer "katholisch" ist, ist nicht automatisch gläubig. Vielleicht war er es nie. Häufig wird man als Kind durch die Eltern zur Mitgliedschaft in diesem Verein genötigt, ... Natürlich wäre dann auch ein formaler Kirchenaustritt der folgerichtige Schritt, aber zu dem raffen sich dann eben nur wenige auf. Man kann das verlogen nennen. Ich bezeichne es lieber als pragmatisch.
Wäre es nicht viel pragmatischer, zwecks Ersparnis der nicht unerheblichen Kirchensteuer aus der Kirche auszutreten? Ich meine, wenn man schon opponiert? Entschuldige, ist nur so ein Gedanke - ich bin da ja Theoretiker.
ZitatMeinen Status als Katholik hingegen kann mir niemand absprechen, denn den kann ich Schwarz auf Weiß belegen. Selbst wenn ich offen für die Homo-Ehe eintrete, Frauen das Recht auf Abtreibungen zugestehe oder einfach nur laut über unglaublich dumme Bemerkungen der katholischen Obrigkeit lästere, bleibe ich katholisch.
Hier machst du einen zweiten logischen Fehler: Du bleibst formal und juristisch Mitglied der katholischen Kirche. Du stellst dich aber (je nachdem, was du tust) außerhalb der Gemeinde, kannst exkommuniziert werden oder exkommunizierst dich selbst. Es gibt also (ich nenne das mal) "Mitgliedschaft aus Außensicht" und "Mitgliedschaft aus Innensicht der Vereinigung" - und das sind zwei verschiedene Dinge.
ZitatRausschmeißen kann mich keiner. Und sobald man sich einmal als Stachel im Fleisch des Establishments begriffen hat, macht auch das Katholisch-Sein wieder Sinn. Und vielleicht sogar Spaß. Denn nichts scheut die katholische Kirche mehr als die Querdenker und Neinsager in den eigenen Reihen.
Langsam erahne ich, warum du so gerne in diesem Thread immer wieder einigermaßen bizarre Ansichten einbringst: In der katholischen Kirche herumzutrollen ist einfach unbefriedigend, weil die das mal sowas von gar nicht juckt.
Was deine Mutmaßungen über Zugehörigkeiten zu muslimischen Glaubensgemeinschaften angeht: Wenn wir hier darüber diskutieren, sprechen wir darüber rein aus Außensicht. Wir wissen nicht aus eigenem Erleben, wie Muslime über Muslime denken, die für das Recht auf Abtreibung sind, wie Muslime über schwule und lesbische Muslime denken und so weiter. Wir wissen es nicht. Wir wissen es nicht.
Wir kennen bestenfalls unser eigenes, vielleicht katholisches, vielleicht protestantisches, vielleicht (zahlreiche Glaubensrichtungen bitte hier einfügen) Umfeld. Ich halte es für eine unhaltbare Hypothese, aus Unwissen über "die Muslime" anzunehmen, dass "bei denen" alles anders sei.