SdW [16.-22.05.11]: GENESIS - Stagnation

  • Ich kann dem Song einfach nur 15 Punkte geben. Mehr ist nicht zu sagen.


    Amen! Hatte bislang noch keine Wertung abgegeben und schließe mich meinem Vorschreiber an!

    Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind hier beim Bowling, da gibt es Regeln.

  • Ich habe beim Liedtext immer dieses Bild im Kopf gehabt : File:Branitz park pyramide.jpg - Wikimedia Commons
    Oder alternstiv auch so etwas in der Richtung hier : File:Derneburg Mausoleum.jpg - Wikimedia Commons


    Für mich war das Grab des Thomas S. Heiselberg ganz klar immer eine Pyramide !


    Mich bringt das dann auf den Gedanken der Cheops-Pyramide ... Einem Gebäude, das seit 5000 ? Jahren noch steht ...


    Andere Möglichkeiten sind die megalithischen Hügelgräber Englands - und Europas generell - die - rekonstruiert - auch etwa hügelförmige Formen hatten.


    Auf der anderen Seite ist die "Gollum-Interpretation" sehr klr und deutlich ...


    Die andere, von mir vaforisierte Interpretation ist die einer dort begrbenen Mumie. Ich sehe dort nichts als Anspielungen auf den altägyptischen Unsterblichkeitsglauben - den, laut meiner eigenen Interpretation - ein von der "Ägyptenmanie" erfaßter Baron oder zumindest Europäer für seine eigenen Zwecke auszunutzen versucht.


    - Der Mond scheint durch einen Schacht auf den Toten, der als Mumie im Inneren der Grabpyramide, vielleicht sogar unterhalb des Erd-Niveaus aufgebahrt ist, herab (ähnlich den Schächten, die das Sonnenlicht in das Innere der großen Grabpyramiden hereinlassen - sie dazu die VErbindung Sonne - Horus usw.)


    - Ein Messer wird als Grabbeigabe dem Toten (der Mumie) beigelegt
    - der Tote möchte sich hinsetzen - kann es aber nicht, da er in starrer Haltung eine Mumie ist - selbst auf Grabmalereien wird der unsterbliche zunächst immer nur in Mumienform dargestellt !
    - der Tote möchte trinken, kann es aber nicht - gleiche Gründe wie oben
    - Mumien wurden im inneren aufgehölt, ihre Gedärme und Innereien separat bestattet (in Kanopen), und die Mumie mit zum Beispil Stroh "ausgepolstert", damit sie nicht zusammenfielen
    - der Tote möchte trinken, um den Dreck aus seiner Kehle zu bekommen
    - der Tote möchte trinken, um den Dreck, der sich in seinen Gedärmen befindet (Stroh !) auszuwaschen ...


    Die letzte Zeile "then let us drink then let us smile then let us go" ist eine Erinnerung, ein Hinweis daran, wie Tote im altägyptischen Glauben "erweckt" wurden.


    Denn erst nach dem "Mundöffnungsritual" kann der Verstorbene wieder trinken, im übertragenen Sinne auf den Text von Stagnation angewandt.


    Der Wikipedia-Eintrag erwähnt ein "Peseschkef-Messer" Peseschkaf , das - das ist jetzt eine reine Vermutung von mir - mit dem "ice-cold knife" assoziiert werden kann.



    Siehe dazu diesen Wikipedia-Eintrag : "Haus der Ewigkeit" : http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Ewigkeit_(Altes_Ägypten)


    Das ist meine ganz persönliche Interpretation des Songs : Ein von der "Ägypten-Manie" erfaßter reicher Europäer glaubt, in den Pyramiden die Bauform gefunden zu haben, mit der er alles bis zu seiner Unsterblichkeit hin überdauern kann - und wird in dieser Pyramide quasi Teil bzw. assimiliert in den altägyptenschen Totenkult, das heißt, er wird als Toter wir ein altägyptischer Toter (also eine Mumie !) behandelt.

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • Monti:

    Zitat


    Nun, wie Herma vergöttere ich dieses Lied nicht - Das tut sicherlich auch kein normaler Mensch.

    :rotfl::rotfl::rotfl: Köstlich!


    Edit:
    (Der Teemeister wurde nach dem Lesen diieser Zeilen von der medizinischen
    Nothilfe abgeholt). Er lacht immer noch ... :mad:
    Na, olle Herma kann 'nen guten Spaß schon tolerieren, oder?



    Alrik Fassbauer: Sehr interessant, wirklich. Ich mag diesen Bezug zur
    Ägyptologie. Du hast Dir große Mühe gegeben.
    Der Typ heisst aber Eiselberg, nicht Heisel-

    4 Mal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • @teemeister: dusk ist fast fertig. Nach dieser ketzerei habe ich heino zum duett geladen...


    Alrik: interessante sichtweise, schreibe aber gerade vom telefon daher später mehr

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Für ein Werk,in dem so viel Bewegung stattfindet,scheint mir der Titel Stagnation gar nicht angebracht zu sein.


    Für alle Freunde des "Pling" wird hier ab 2:01 wieder allerhand geboten! Drum herum entspannen die Gitarristen,ähnlich wie bei Dusk wieder ein dichtes Klangnetz,ab 3:00 Orgelt Tony (noch etwas Stumpf und abgehackt) einige Tonfolgen,die mir nicht immer so ganz perfekt zum Rest passen wollen.
    Schön hingegen intoniert er seine naive Melodie auf dem Mellotron zu Peters zerbrechlichen Zeilen.
    Mayhew kloppt,als er dann endlich zum Zuge kommt,für meinen Geschmack etwas zu maschinell auf sein Set, bevor dann Peter,wiederum mit einer naiven "Kinderrheim"-Flötenpassage das Finale einleitet (welches als Teil von IKWIL ein stimmungsvoller Höhepunkt vieler Genesiskonzerte war) , das vom Chorgesang des Ensembles gekrönt wird.


    Weshalb gebe ich dennoch


    13 P ?


    Ich mag naive Verspieltheit ;).

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • Hallo Genesis-Gemeinde!


    Ein schönes und getragenes, aber vergleichsweise eher eindimensionales und langweiliges Lied von Genesis, das am Schluß in einem emotionalen Ausbruch gipfelt. Für meinen Geschmack musikalisch nicht der Höhepunkt des Albums, dessen genesistypischste Lieder für mich eher „Looking for Someone“ und das dramatische „White Mountain“ darstellen. Innerhalb der Genesis-Welt eher eine „3“, aber weil ich alles von Genesis auf einen Podest stelle, gerade noch eine „2“.


    Ich drucke den Text ab, weil ich ihn ebenfalls sehr anspruchsvoll zu interpretieren finde.


    To Thomas S. Eiselberg, a very rich man,
    who was wise enough to spend all his
    fortunes in burying himself many miles
    beneath the ground. As the only
    surviving member of the human race,
    he inherited the whole world.


    Here today the red sky tells his tale,
    but the only listening eyes are mine
    There is peace amongst the hills,
    And the night will cover all my pride.


    Blest are they who smile from bodies free,
    seems to me like any other crowd
    who are waiting to be saved.


    Wait, there is still time for washing in the pool,
    Wash away the past.
    Moon, my long-lost friend is smiling from above,
    Smiling at my tears.


    Come, we’ll walk the path
    To take us to my home,
    Keep outside the night.
    The ice-cold knife has come to
    Decorate the dead, somehow.


    And each will find a home,
    And there will still be time,
    for loving my friend
    – You are there –


    And will I wait for ever,
    beside the silent mirror
    And fish for bitter minnows amongst
    The weeds and slimy water.


    I sayd I want to sit down.
    I want to take a drink of water.
    I want a drink. I want a drink,


    To take all the dust and the dirt from my throat.
    To wash out the filth that is deep in my guts.


    THEN LET US DRINK – THEN LET US SMILE. –
    THEN LET US GO.


    Ich plädiere für eine Interpretation im Kontext, also unter Einbeziehung von vielerlei Umgebungsvariablen:


    • Eine große Rolle in den Texten und der Musik von Genesis spielt grundsätzlich eine ungeheure Empfindsamkeit, eine romatische Jugendlichkeit.
    • Genesis, allen voran Peter Gabriel, haben expressiv und theatralisch Ausdruck gesucht, Bedeutungen überhöht, Suspense und Grusel bis zum Horror ausgewalzt, wahrscheinlich einfach weil es sie selbst und andere fesselte.


    • Peter Gabriel hat viele hermetisch verschlossene Texte geschrieben, die ebensoviele Brüche wie Strophen enthalten, ohne daß er sich allzusehr um Verständlichkeit oder Logik geschert hat.
    • Vieldeutigkeit in den Texten ist oft geradezu angelegt, ein dichterisches Mittel von Peter Gabriel.
    • Besonders schön finde ich, daß auch die Texte genau wie die Musik vielfach ineinander verwoben sind, sowohl Szenen, als auch Personen und Perspektiven.


    • Die Sprache ist oft „literarisch“ oder archaisch, mit Bezügen zur Literatur des damaligen Englands, die wir natürlich überwiegend gar nicht kennen und nicht immer nachvollziehen können.
    • In den Texten weiß man nie, wann man ein Wort wörtlich oder im übertragenen Sinne, als literarische Floskel, als Spaß oder als Klangwort verstehen soll.
    • Viele Passagen kommen mir einfach verspielt vor, bis zur Überheblichkeit, beispielsweise wirken die Kommentare zu den eigenen Liedern sogar höchst arrogant selbstironisch.
    • Gleichzeitig denke ich, daß viele Texte auch ironisch gebrochen waren, daß Peter Gabriel sich viel weniger ernst nahm, als es die grundsätzlich vorherrschende gruselig-empfindsame Stimmung vermuten läßt.


    • Die Texte und die Musik entwickeln manchmal aus dem Momentum, in dem sie sich befinden, eine Eigendynamik, die sie woanders hin tragen, als das Lied eigentlich vorgibt, und welcher die Band jederzeit gerne folgt.


    • Die Zeit, in der diese Texte und Musik entstanden ist, war geprägt von Jugend-Emanzipation mit gelegentlichem Ausufern, einschließlich psychedelischer und drogenassoziierter Gruseligkeit, oder wie bei Genesis, auch Romantik und Innenweltlichkeit.
    • Die Themen der damaligen Zeit waren vielleicht auch geprägt von der Suche nach Sinnhaftigkeit in einer sinnentleerten Welt (Aufrüstung mit Nuklearwaffen, Vietnamkrieg, Terrorismus).


    Meine persönliche Interpretation: Dies vorausgesetzt, interpretiere ich den Song Stagnation als eine Szene nach der nuklearen Apokalypse, beschrieben aus der Warte eines Überlebenden. Was jeder sich zunächst wünschen dürfte: durch eigenes Geschick einen nuklearen Weltkrieg zu überleben, stellt sich jedoch als innerliche Katastrophe der Einsamkeit heraus. Umgeben von Toten, überfällt den einzigen Überlebenden ein großes Verlangen nach einem Freund, nach Genüssen wie Trinken klaren Wassers und nach einer unter solchen Umständen absurd gewordenen Zukunftsperspektive.


    Beste Grüße,
    Chrys

    2 Mal editiert, zuletzt von Chrys ()

  • Die innere Verzweiflung würde ich sofort unterschreiben, doch glaube ich inzwischen dass diese nicht auf einem Atomkrieg beruht, sondern "ganz normale" Verzweiflung ist. Beziehungsweise, dass die Katastrophe, welche da angedeutet wird, nur den armen Thomas S. Eiselberg betrifft und nicht die Welt ausrottete. Eine Art "Thats me 2.0", wenn man es mal ganz dispektierlich und verkürzt ausdrücken möchte.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Hallie halley,


    ich finde "Stagnation" ebenfalls genial.
    Die Studioversion finde ich am aussagekräftigsten, geiler Sound geiles Schlagzeug geiles keyboarding und geile Gitarre !


    Ich finde aber auch die BBC Liveversion gut, auch wenn Gabe da teilweise einen anderen Text singt.


    @ Herma:
    "Let us make love" finde ich ziemlich geil :)