Homerecording

Eine weitere verrückte Geschichte vom Homerecording im Lockdown:
Mein Bruder Gerald (auch u.a. als Leadvocalist der "Zinnförster" bekannt) ist schon seit Ewigkeiten Clash-Fan. 1984 hatten wir sie mit der ganzen Band in Düsseldorf gesehen, das war schon klasse. Vor allem die neuen Songs kamen gut an, so dass wir uns alle auf das neue Album "Cut the Crap" freuten - das dann erst über ein Jahr später kam und eine einzige Enttäuschung war. Von den Clash war nur noch Sänger Joe Strummer dabei, fast alle Instrumente waren elektronisch eingespielt von Manager Bernie Rhodes, was einfach eine ganz dumme Idee war. Ich hab' es nie geschafft, das Album ganz anzuhören, so grausam ist das Resultat. Zum Glück gibt es einige ordentliche Bootlegs von der 1984er Tour (leider kein einziges Soundboard dabei).

Nun hat mein Bruder Strummers Vocals mit Izotope RX8 aus der Original-CD extrahiert und das Album drumherum nochmal neu im Alleingang aufgenommen - und zwar so, wie die Band es wohl eingespielt hätte, wenn sie im Studio dabei gewesen wäre. Orientiert hat er sich an den Live-Versionen. Hier seine Version des Album-Openers (der Rest des Albums läuft anschließend durch, wem's gefällt):

Unter den Clash-Fans ist das Projekt schnell bekannt geworden und hat viel Lob bekommen. Nun ist er von Clash-Biograph Christopher Knowles für das britische "Classic Rock"-Magazine interviewt worden: Hier ist der Artikel.

So, jetzt ist es amtlich: Unser zweites Album erscheint am 1. September 2021 auf CD wieder exklusiv in Japan.

Anfang 1984 gab es die große Umbesetzung, als Gitarrist und Bassist des Original-Line-Ups gemeinsam ausstiegen. Ich wurde vom Producer zum festen Bandmitglied befördert, aber dass ich nicht nur Bass und die Backing Vocals übernommen, sondern auch die meisten Songtexte geschrieben hatte, kam eher zufällig. Es gibt sogar ein paar Songs, bei denen ich die Lead Vocals singe, das ging aber nur im Studio (ich kann nicht Bass spielen und gleichzeitig mehr als Backing Vocals singen). Der Großteil der Songs wurde in meinem kleinen 8-Spur-Homestudio zwischen 1986 und 1991 aufgenommen - ohne besonderen Anlass und ohne große Absicht. An ein Album hatten wir damals nicht im Traum gedacht...

Von den gut 20 Aufnahmen, die sich auf den vier Ampex-Halbzoll-Tapes in meinem Archiv befanden, haben wir zwölf für das eigentliche Album ausgesucht, dazu kommen sechs oder sieben Bonustracks, darunter zwei Live-Aufnahmen und ein paar Demos.

Vinyl wird es diesmal wohl nicht geben - unser deutsches Label macht diese Tage leider seinen Laden zu. Und eigentlich wollten wir ja auch ein Video drehen, aber sowas ist ja leider immer noch nicht im Bereich des Machbaren...