• Du willst diesen "Fall" nur instrumentalisieren, statt differenziert zu betrachten.

    Es gibt Anschuldigungen, und es gibt eine klare Zurückweisung dieser Anschuldigungen.

    Der Rest ist nun Sache von offiziellen Ermittlungen, von Polizei und Justiz.

    So lange gilt für mich die Unschuldsvermutung.

    Und so lange gilt für mich auch, dass man sich möglichst neutral und mit der nötigen Distanz zum Geschehen positioniert.

    Und sich eben nicht involviert und kommentiert und über "toxische Männlichkeit" fabuliert.

    SPON vermeldet auch, dass einige kanadische Radiosender Arcade Fire-Songs aus dem Programm nehmen: Feist verlässt Arcade-Fire-Tour

    Ja, Wahnsinn! Das Canceln von Kunst, die von einem Menschen stammt, der etwas getan haben könnte.

    Sehr mutig, diese Radiomacher!:evil:

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man den Spiegel-Artikel mit dem Ausgangspunkt der Berichterstattung, nämlich der Veröffentlichung von pitchfork, vergleicht, fällt am SPON unangenehm auf, dass die Anschuldigungen verkürzt dargestellt werden:

    Beim Spiegel geht es "nur" um Nachrichten mit sexuellem Inhalt. Pitchfork berichtet tatsächlichen sexuellen Übergriffen, ungewollten Küssen, unerwünscht in die Hose geschobenen Händen, unerwünscht versuchtem Oralsex... das ist deutlich mehr als das Versenden von dickpics (oder was auch immer die Nachrichten beinhaltet haben).


    Die Unschuldsvermutung in allen Ehren, aber man (vor allem: mann) sollte sich darüber im Klaren sein, dass der gerichtsfeste Nachweis sexueller Übergriffe sehr schwierig ist, und eine Verurteilung auch in Fällen offensichtlichen Fehlverhaltens oft an der Beweislast scheitert. Kurz gesagt: In Fällen wie diesem sorgt die Unschuldvermutung dafür, dass Beschuldigte tendenziell eher freigesprochen als verurteilt werden.


    Sich hier zurückzuziehen auf ein "das sollen die ihm erstmal nachweisen, und solange isser ein guter Junge" halte ich für eine allzu einfache Sichtweise.


    Es gibt Anschuldigungen, und es gibt eine klare Zurückweisung dieser Anschuldigungen.


    Es gibt Anschuldigungen, und es gibt eine klare Zurückweisung dieser Anschuldigungen.

    Naja, "wir machen alle Fehler, es tut mir leid, dass ich das nicht so wahrgenommen habe - ich habe Scheiße gebaut" - das ist eine "klare Zurückweisung"?



    (Auszug aus Butlers Statement: "While these relationships were all consensual, I am very sorry to anyone who I have hurt with my behavior,” he wrote. “As I look to the future, I am continuing to learn from my mistakes and working hard to become a better person, someone my son can be proud of. [...] I’m sorry I wasn’t more aware and tuned in to the effect I have on people - I fucked up, and while not an excuse, I will continue to look forward and heal what can be healed, and learn from past experiences.")


    Seine Frau schreibt "He has lost his way, and he has found his way back", wobei offen bleibt, ob es um ein Fremdgehen seinerseits (mit einvernehmlichen Handlungen) geht oder sich die Bemerkung auf strafrechtlich relevantes bezieht.


    Die rechtliche Würdigung des Ganzen steht dahin; so, wie pitchfork es berichtet, könnten die Vorwürfe plausibel sein.


    Erschreckend finde ich, dass der Spiegel den Umfang der Vorwürfe so stark verkleinert.

  • Und so lange gilt für mich auch, dass man sich möglichst neutral und mit der nötigen Distanz zum Geschehen positioniert.

    Und sich eben nicht involviert und kommentiert und über "toxische Männlichkeit" fabuliert.

    Ich weiß, dass du deine Haltung gerne verallgemeinerungswürdig findest. Das ist ja auch saubequem, so eng zu denken, klar.


    Edit: Danke fürs Verschieben. Dass Mutzel den Kram unbegründet in ein politisches Licht taucht, ist einfach ein Fehler.


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Sich hier zurückzuziehen auf ein "das sollen die ihm erstmal nachweisen, und solange isser ein guter Junge" halte ich für eine allzu einfache Sichtweise.

    Zumal, wenn man Leslie Feist heißt und sich derzeit eine Bühne mit diesem Herrn teilen soll.

    • Offizieller Beitrag

    Zumal, wenn man Leslie Feist heißt und sich derzeit eine Bühne mit diesem Herrn teilen soll.

    Leslie Feist hat sich eine Meinung gebildet und eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die sie eine hübsche Stange Geld kosten dürfte...

    Wie hamse mich dat in Schule jelernt? "Wenn möglich, schöpf aus der Quelle und nicht aus dem Fluss, in dem schon werweißwas herumschwimmt."

  • Die Unschuldsvermutung in allen Ehren, aber man (vor allem: mann) sollte sich darüber im Klaren sein, dass der gerichtsfeste Nachweis sexueller Übergriffe sehr schwierig ist, und eine Verurteilung auch in Fällen offensichtlichen Fehlverhaltens oft an der Beweislast scheitert. Kurz gesagt: In Fällen wie diesem sorgt die Unschuldvermutung dafür, dass Beschuldigte tendenziell eher freigesprochen als verurteilt werden.


    Sich hier zurückzuziehen auf ein "das sollen die ihm erstmal nachweisen, und solange isser ein guter Junge" halte ich für eine allzu einfache Sichtweise.

    Damit sprichst du ein Problem an, das ich auch sehe.


    Dennoch: Gerade weil solche Vorwürfe oft so schwer wiegend sind, dass sie einen Menschen langfristig existenziell beschädigen oder vernichten können, geht es m.E. darum, am Prinzip der Unschuldsvermutung festzuhalten.


    Dies sollte auch deshalb gelten, weil ja selbst in Fällen, in denen jemand höchstrichterlich von solchen Vorwürfen frei gesprochen wird, die Vorwürfe oft ein Eigenleben haben und weiter herumgeistern.


    Und was soll die Alternative zu polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen sein?

    Einer Frau im Zweifelsfall eher glauben als einem Mann, weil dieser ja "toxisch" ist?

    Win Butler tief in die Augen schauen und dann feststellen: Trau ich ihm zu oder nicht?

    Nein, ich denke, es gibt keine bessere Alternative zur Unschuldsvermutung und zu offiziellen und sachlichen Ermittlungen.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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    Ein Schlag in die Fresse"

  • Sich hier zurückzuziehen auf ein "das sollen die ihm erstmal nachweisen, und solange isser ein guter Junge" halte ich für eine allzu einfache Sichtweise.

    Davon schrob keiner was, nicht mal Mutzel, der schon viel Unfug in die Tastatur polterte. Aber sich nicht öffentlich das Maul über jemanden zu zerreißen, dessen Schuld (noch') nicht bewiesen wurde, sollte selbst von Gewohnheitsempörten nicht zu viel verlangt sein. Und nein, ich meine nicht explizit Dich damit.


    Interessanter finde ich hingegen die typisch männliche Reaktion, sich auf den mutmaßlichen Täter zu stürzen, statt sich darum zu scheren, wie es wohl den (ebenso mutmaßlichen) Opfern geht. Jedenfalls lass ich dazu noch keine Zeile hier. Passt wohl auch nicht in machogesteuerten Beißreflex.


    Immerhin kurzweilige Unterhaltung wird hier geboten.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Du agitierst hier sachlich unangemessen, indem du so tust, als hätte Leslie Feist sich gegen die Unschuldsvermutung gestellt und als hätte sie eine "Alternative zu polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen" ins Spiel gebracht. Daran ist alles falsch. Du willst hier Leslie Feist an den Karren fahren und konstruierst dafür unpassende Zusammenhänge.

    So viel zu deinem unglaubwürdigen Fabulieren über "Neutralität". Unsinn ist das.

  • Anschuldigungen über sexuelle Belästigungen sind schon per se schwer einzuordnen. Warum ist das so? Das liegt teilweise an manchen Frauen selbst. Es gibt genug Anschuldigungen von Frauen von sexuellen Übergriffen, und später stellte sich dann raus, dass das alles erfunden war, entweder um Geld abzuzocken oder sonstige Vorteile zu bekommen.

    Und so wird es schwer. Natürlich glaube ich ihr erstmal, obwohl immer die Unschuldsvermutung gegenüber dem potentiellen Täter gilt.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Du agitierst hier sachlich unangemessen, indem du so tust, als hätte Leslie Feist sich gegen die Unschuldsvermutung gestellt ...

    Ich orientiere mich an dem, was Feist sagt, und wie sie handelt.


    "To stay on tour would symbolize I was either defending or ignoring the harm caused by Win Butler ..."


    Damit stellt sie eindeutig fest, dass Win Butler (jemand anderem) einen Schaden zugefügt hat. Würde sie im Sinne der Unschuldsvermutung handeln, dann könnte/dürfte sie a) nicht feststellen, dass es einen Schaden gegeben hat und b) nicht Butler als Schadensverursacher/Täter benennen.


    Und indem man in solcher Weise die Unschuldsvermutung aushöhlt, anstatt einfach mal die Klappe zu halten, weil man nämlich über den Sachverhalt nix weiß und zu einer sachlichen Aufklärung auch nichts beitragen kann, demonstriert man den Vorrang eigener moralischer (Vor)urteile vor der Ermittlungsarbeit von Polizei und Justiz.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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    Was ich nicht vergesse

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