Bob Dylan

  • Wir dürfen eines nicht vergessen: all diese Songs waren von
    1967-75 nur Insidern zugänglich; für alle anderen war beispielsweise
    "Quinn, The Eskimo (Mighty Quinn)" in der wunderbaren Basement-
    Version nur nur ein Gerücht. Dylan schrieb diese Songs, weil er nach
    einem neuen Weg im Musikbusiness suchte; -als Songschreiber für
    andere. Dieser "reine" Stimmenklang Dylans könnte auch damit
    zusammenhängen, dass diese Songs niemals für das Ohr der
    Öffentlichkeit bestimmt waren. Dylan trainierte
    seine Stimme sowieso gerade auf Hillybilly-Country (oder kehrte
    dafür nur seine echte hervor?). Nach der emotional anstrengenden
    Tour mit The Band 1966 (unter endlosen booh-Rufen) kündigte
    Dylan im Film "Don't Look Back" regelrecht an, dass 1967 etwas
    Entscheidendes passieren werde und das Touren ein Ende nehmen
    werde, was ja dann auch der sogenannte Motoradunfall (für mich nur
    ein fake) mit sich brachte: Dylan zieht sich zurück. Er wollte endlich
    Zeit für Sarah und die Kinder und mit dem Songschreiben für andere
    Geld verdienen. Außerdem fühlte er 1967, dass er, seiner Meinung nach,
    so etwas wie die Beatles nie erreichen könne; denn erstens- er ist allein;
    hat nicht, wäre er John, noch Paul und George -und zweitens fehle ihm ein
    George Martin als Produzent und drittens wäre so etwas wie Pepper
    auch nicht sein Ding; aber sein Ding, dachte er, ist dabei, gegenüber den
    Beatels entscheidend zu verlieren. Also wollte er, ermutigt durch die
    omnipräsente Ausschlachtung seines Materials durch z.B. The Byrds, Geld
    verdienen als Songschreiber; dann müße er nicht mehr auf Tour gehen
    und der große Dylan sein. Dafür waren die Basement Tapes gedacht;
    die besten 14 (oder so) Songs wurden an die englischen und amerikanischen
    Song-Agenten geschickt; um Geld daraus zu machen. Dort hörten sie Manfred
    Mann, The Byrds und andere und nahmen Material auf - auch The Band
    nahmen für ihr erstes Album 2 Songs davon auf - sie machten auch meines
    Dafürhaltens gegenüber den Originalen nahezu alles falsch, was man da
    falsch machen kann. Neu engespielt werden mußten sie; weil auf den
    Originalen Dylan singt (aber seine Versionen nicht veröffentlichen wollte)
    und sie außerdem in keiner Hinsicht sauber produziert waren; Tonband;
    Monomix, Klebestellen, Takt oft nicht gehalten, verspielt, gehustet, gekifft,
    gelacht usw. Überwiegend Richard Manuel singt die Songs dann für The Band,
    Für Dylan waren die restlichen Songs der Basement Tapes intime Blödel-
    Songs und sollten niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Für mich
    aber ist es mit Riesenabstand (noch vor Desire) das Beste, was er jemals
    machte. John Wesley Harding ist -für mich- dagegen ein sehr schwaches und
    uninspiriertes Album. Ebenso "Planet Waves" mit The Band. Kein Vergleich
    mit der Spiritualität der Basement Tapes. Erschwerend für eine Veröffentlichung
    der Basement Tapes 1967 kam auch hinzu, dass Dylan seinen Vertrag mit
    Albert Großmann produktlos auslaufen lassen wollte; und 1969 hatte er die
    Basement Tapes dann schon wieder fast vergessen bzw, war ihm aktuelleres
    Material wichtiger. So erhörte sie erst 1975 das Ohr der Öffentlichkeit.
    Empfehlenswert sind auch die Bootlegs" A Tree With Roots"
    und "The Genuine Basement Tapes" mit weiteren Perlen.

    Einmal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • Per Zufall habe ich folgende Page entdeckt, auf der man sich Outtakes der Unplugged-Session anhören kann:


    captains dead


    Diese Version von I want you ist einfach nur schön, auch wenn sie musikalisch eigentlich nicht mehr viel mit dem Original zu tun hat.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Zu jung! Schön wäre es gewesen. Ich beneide Dich. Das Publikum kehrte Hitler symbolisch den Rücken (alte Bühne) um Bob zu feiern (vor allem, nachdem er in anderen Städten ausgebuht wurde). Ein kleines Happy End...


    Ach, da war immer so und bleibt auch immer so.
    Macht ein Künstler mal was anders als die letzten 100;-) Jahre sind die, die vor 100 Jahren gejubelt haben, beleidigt(siehe Genesis).
    Diese Zeit war eine Zeit der Findung (Clapton, der vor Dylan spielte war am Ende damals) und endete mit dem bekannten Ausgang in den Spät 70-ern.
    Ich habe aber kaum ein so freakiges Concert erlebt wie dieses. Große Familie kann ich nur sagen.
    Das Jahr zuvor (77) war das erste Happening auf dem Zeppelin-Feld, mit Santana als Headliner auf der Hitler-Bühne, bei ca. 45.000 Leuten.
    Ich wurde sehr an seinen Woodstock-Auftritt erinnert...aber viele Junkies.
    Soweit ich mich entsinnen kann, hatte die gegensinnige Aufstellung der Bühne 1978 organistorische Gründe.
    Mir gefiel die 77iger Bühne vom Feeling und vom Optischen her besser. Bezüglich Hitler hatten wir Udo Lindenberg am Nachmittag im Vorprogramm, der seine (für mich abgedroschenen Sprüche) loslies.
    Off topic: Dafür haben Rory Gallagher und Thin Lizzy den Adolf weggeblasen. Ich glaube Santana gab dann seine letztes "Woodstock-Nation-Konzert---Gänsehaut


    CM

    "Ich glaube, dass sich mein Standpunkt, nachdem ich die Band verlassen habe, nicht dramatisch geändert hat.(...).

    Aber ich bin immer stolz darauf, was ich tat und was sie taten"

    Peter Gabriel

  • Dafür waren die Basement Tapes gedacht;
    die besten 14 (oder so) Songs wurden an die englischen und amerikanischen
    Song-Agenten geschickt; um Geld daraus zu machen. Dort hörten sie Manfred
    Mann, The Byrds und andere und nahmen Material auf


    Daher ist auch erklärlich, warum z.B. Manfred Mann 1967 den "Quinn" veröffentlichte, aber vor 1970 gar keine Version von Bob veröffentlicht wurde. Ebenso geschah dies mit Songs wie "Get our rocks off, Baby", was ich gerne mal im Original hören würde. Lange Zeit hatte ich zu der verzögerten oder unterlassenen Veröffentlichung seiner "Perlen" keine Erklärung, dann habe ich das in einem Buch gefunden bzw. jetzt noch eine Bestätigung.




    Es gibt auch dieses Buch von Greil Marcus, in dem er die Basement Tapes als pures Beispiel von Americana hochleben läßt, vergleichbar mit der Arbeit etwa von Alan Lomax, dem Konservatoren des amerikanischem Blues.
    Jon Wesley Harding ist meiner Meinung nach eine Hörpobe wert, damit habe ich mich immer getröstet, daß so in etwa (minus The Band, plus Minibegleitung) die Besement Tapes geklungen haben müßten.

    We can help You

  • Ich habe mir eben ein Ticket für das Konzert am 24. 6. in Sursee gekauft. Im Moment bin ich sehr intensiv dabei, Dylans Werk zu entdecken. Blood on the tracks läuft zur Zeit in Dauerrotation. Was für Songs!


    Wie schön, dass Dylan als 70-jähriger noch immer unterwegs ist!

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • . Blood on the tracks läuft zur Zeit in Dauerrotation. Was für Songs!


    Witzig! Bei mir auch zur Zeit :) Das Album lag seit Jahren ziemlich unbemerkt bei mir rum. Vor zwei Wochen mal wieder aufgelegt und seit dem nicht mehr davon los gekommen.
    Ich werde mir wohl eine Karte für Mainz besorgen.

    Music is the best

  • In Hamburg kommt er auf die Freilichtbühne. Da wird man sicht rechtzeitig um ein Ticket kümmern müssen.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")