Literaturklassiker in der Schule

  • Mal so nebenbei: Ich kenne Bukowski am ehesten aus diversen Herrenmagazinen der 90er. Deswegen kauft man sich auch so was, ne. :D

    Ich hege langsam den Verdacht das Dein Nickname gar keiner ist und Bukowski 94 nach Brasilien ausgewándert ist......verdammte Scheiße!


    Jetzt hast du mich erwischt, verflucht nochmal. Man sagt, er wäre 1994 gestorben...:p

    Um ehrlich zu sein, kenne ich ihn zu einem guten Teil aus dem, was du von ihm zitierst. Was ich da vorgeführt bekomme, animiert mich nicht im Mindesten dazu, mich näher mit ihm zu beschäftigen. Mag sein, dass mir da "was entgeht". Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich mir das, was mir da entgeht, nicht entgehen lassen sollte.

    (Ein wenig erinnert mich das an eine Freundin von mir; wir geben uns gelegentlich Bücher zu lesen mit den einführenden Worten: "Hier, lies das mal, das dürfte dir gefallen, ich fand's nämlich furchtbar")


    Ja, habe ich schon oft gehört: Bukowski, will ich nicht lesen. Dieses Ferkel schreibt doch nur über Vögeln, Saufen und Pferdewetten. Klar, darüber schreibt er auch.
    Er schreibt aber auch über den "Umgekehrten American Way of Live", so, wie er es selbst jahrelang erlebt hatte. Miese Jobs, ausgenutzt von Chefs und/oder Frauen.
    Saufen aus Angst vor der Zukunft, auch Hungerleiderjahre, bloss um schreiben zu können, so, wie er es aufs Papier bringen wollte.
    Er wurde sehr gelobt für seine absolut realistischen Dialoge und für Beschreibungen mieser Jobs. Hört sich etwas deprimierend an. Deshalb hat seine Schreibe trotz allem eine ordentliche Portion Humor.
    Seine Witwe hat seinen Nachlass einer Univerität in Kalifornien gestiftet. Er ist der Autor, dessen Stil von jungen Schriftstellern, besonders in den USA, kopiert wird. Er wurde zum Kultautor und seine Bücher verkaufen sich heute noch weltweit.
    Irgendetwas muss dieser Kerl haben.

  • Da fallen mir gerade viele Parallelen zu der Auflistung von GgEeNnEeSsIiSs auf.


    Während meiner Zeit auf dem Gymnasium (1997 - 2004) mussten wir lesen:
    Die Physiker
    Agnes Bernauer
    Die Brandstifter
    Der Vorleser
    Blueprint


    Insbesondere Blueprint habe ich davon in sehr guter Erinnerung, da sowohl das Buch als auch der im Nachhinein gesehene Film mit Franka Potente sehr vieles über das Thema Cloning erläutert und die Komplikationen verdeutlicht hat ohne wie ein Schulfilm zu wirken, es war gut und spannend zu lesen.
    Der Vorleser war auch durchaus interessant, wenn auch etwas schwerer zu verstehen in der achten Klasse.


    Für den Rest jedoch muss ich mich dem Eingangsposting anschließen. Mittelalterliches Deutsch, ein nicht gerade beliebter Lehrer der sie für den Höhepunkt aller Literatur hielt, endlos scheinende Analyse der Komik (eine Seite Erklärung warum ein zwei-Zeilen-Witz eventuell witzig ist...was nicht selten an der Realität vorbei ging), man hat das Ende nur noch herbeigesehnt. Von meinem Geld wird Reclam keinen Cent mehr erhalten.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Er wurde zum Kultautor und seine Bücher verkaufen sich heute noch weltweit. Irgendetwas muss dieser Kerl haben.


    Das würde ihm auf jeden Fall den Klassikerstatus aberkennen: "Ein Klassiker ist ein Buch, das jeder gelesen haben will, aber niemand gelesen hat."


    @TIOA: Ich find's schade, dass du dich so von den bei Reclam verlegten Texten abwendest. Vor dem Hintergrund schulischer Konditionierung kann ich es aber leider nachvollziehen.

  • Wuthering Heights war ein ganz und gar fatales Buch für mich. Es war das erste Buch von einer viktorianischen britischen Schriftstellerin, und es hat mich total gepackt und überwältigt wegen seiner rohen Kraft. Hinterher kamen dann Emilys Schwester Charlotte (Jane Eyre), diverse Jane Austens, ein bisschen Gaskell - dafür war ich verdorben, das war so ein überzüchtetes, über-raffiniertes Gesellschaftsgetue... Ich habe mich mit den Romanen dann gefühlt wie jemand, der Appetit auf ein kräftiges Schwarzbrot mit gut gewürztem Zwiebelmett hat ... und drei Plätzchen feinzuckriges Teegebäck gereicht bekommt.
    -...-



    Deine Beschreibung des "Gesamt-Ambientes" (ähnl. wie ich es auch beim lesen empfunden habe) trifft es ziemlich auf den Punkt.
    Habe mich damals zuerst an Virginia Woolf herangewagt/durchgeackert und bin dann über Emily Brontes o.g. Werk (womit sich ja auch wieder sozus. "der-Kreis-schliesst" zu unserer Lieblingsband:rolleyes:), schliessl. auch bei den Austen-Romanen gelandet...

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
    Download the shit you didn´t want
    Download the things that make you mad
    Download the live you wish you had..."


    Nordlichter Stargast ´2012 !

    • Offizieller Beitrag

    Wenn wir übrigens bei Klassikern sind: Die Oden (wie in Odenwald :) ) von Horaz und die Carmina von Catull sind großartig - selbst in der Übersetzung... Dazu dann noch Ovids Liebeselegien und die Metamorphosen.


    Eine ganz grandiose Schöpfung: Die Odyssee. Besonders in der Voss-schen Übersetzung. Habt ihr schonmal erlebt, das Hexameter im Deutschen richtig swingen? Hier gibt's das!

  • Ich (Jg. '71) kann mich eigentlich größtenteils nicht beklagen. War eine abwechslungsreiche Mischung.


    Gern bzw. mit Faszination gelesen habe ich
    Catcher in the Rye
    Animal Farm
    Der Richter und sein Henker
    Unterm Birnbaum
    Professor Unrat
    Die neuen Leiden des jungen W.
    Faust


    Ordentlich fand ich noch Romeo and Juliet, Die Physiker und Woyzeck.


    Überhaupt keinen Zugang hatte ich zum Biberpelz und zum Prinzen von Homburg.


    Das mit Abstand Schlimmste, das mir aufgezwungen wurde, war jedoch moderne Literatur: Die Wand von Marlen Haushofer. :augenrollen: Da beobachte ich doch lieber wie Farbe an einer realen frischgestrichenen Wand trocknet!

  • Bin ich denn der einzige,der die Brechtrommel lesen musste?
    Nicht genug-Anschließend gab`s noch die Verfilmung mit Super-Mario Adorf.


    Im übrigen haben mir der Lesezwang und die Auswahl der Lektüre den Spass am Lesen damals ordentlich verhagelt. Ich habe erst Jahre nach dem Abi (und dann mit viel Vergnügen) richtig angefangen,zu lesen.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von revelation ()

    • Offizieller Beitrag

    Bei all dem darf man natürlich nicht vergessen: Nicht für den Spaß, für das Leben lernen wir. Im Falle von Literatur dafür, später beim eventuellem Studium die Techniken der Litaraturanalyse zu beherrschen. Das ist ja im Prinzip in allen Fächern gleich. Ich jedenfalls habe in meinem bescheidenen Leben noch nie Kurvendiskussionen mit 6 Unbekannten durchgeführt. Hätte ich ein technisches Fach studiert, wäre es Grundfähigkeit gewesen...


    Ich habe in der Schule mit manchen Texten nichts anfangen können. Andere dafür geliebt. Immer wenn es um einen Inhalt ging, der mich irgendwie erreichte, war ich entflammt. Und da ich z.B. schon zu Schulzeiten eine Affinität zum Theater verspürte, haben mich entsprechende Texte und Bearbeitungstechniken grundsätzlich interessiert. Bei anderem war es vielleicht ein politischer oder menschlicher Inhalt, den ich mochte. Wenn es nur noch theoretisch war, ich keinen Bezug zu meinem (zukünftigen) Leben entdecken konnte, wurde es anstrengend.


    Ich mag übrigens die altertümliche Sprache. Nicht immer und ständig. Aber mich mit vergangenen Arten auseinanderzusetzen finde ich bis heute spannend. Die Sprache von Heine und Goethe ist eben nicht gleich. Nur in beiden Fällen unterschiedlich von unserer. Ich verstehe das deshalb auch immer wieder als Reise in eine andere Zeit. Trotzdem bin ich neulich an Goethes "Wahlverwandschaften" gescheitert (obwohl ich Anno 1998 eine Theaterproduktion damit begangen hatte und der Text mir vertraut war). Ähnlich ging es mir allerdings auch neulich mit Frischs "Gantenbein".

  • Bin ich denn der einzige,der die Brechtrommel lesen musste?
    Nicht genug-Anschließend gab`s noch die Verfilmung mit Super-Mario Adorf.

    Im übrigen haben mir der Lesezwang und die Auswahl der Lektüre den Spass am Lesen damals ordentlich verhagelt. Ich habe erst Jahre nach dem Abi (und dann mit viel Vergnügen) richtig angefangen,zu lesen.




    Nee, bist du nicht :rolleyes: Mussten uns auch beides reinziehen, den Film haben wir nur zur Hälfte gesehen, aber schon das hat bei mir ein Trauma ausgelöst...:schock2: Nee, das war nun wirklich nicht meins und muss auch definitiv nicht wiederholt werden. Ansonsten kann ich mich noch an 'Werther' erinnern, fand ich damals auch absolut grauenvoll, einigen Klassenkameraden dagegen hats richtiggehend gefallen. Ich erinnere mich, dass mir 'Kabale und Liebe' deutlich besser gefiel, kann mich aber heute an nichts von dem buch mehr erinnern (immerhin schon knapp 10 Jahre her...). Wenn ich ehrlich bin, so ist mein Lieblingswerk eines, was uns damals noch in der 6. Klasse vorgelesen wurde. Der satanarcheolügenialkohöllische Wunschpunsch von Michael Ende (geil, ich kann den Titel ohne Mühe schreiben :D ) Hab ich später selber als Buch gelesen, einfach ne herrliche Story, hab ich irgendwie ne Schwäche für.