Beiträge von Sir Genesis

    Hi, ich bin übrigens neu hier - als alter Sack...


    Es war im Jahre 1976. Ich saß auf dem Beifahrersitz des Wagens meines Vaters und wir waren unterwegs in eine Gärtnerei, um dort irgendwelche Pflanzen zu besorgen. Von Genesis hatte ich damals kaum etwas gehört, ich kann mich nur an einen Artikel in der Bravo erinnern über die "The Lamb"-Show und dass ich die Photos von Peter Gabriel als "Slipperman" ziemlich eigenartig fand.
    Zu dieser Zeit hörte ich hauptsächlich noch die Hitparaden, die einzige Band, für die ich eine gewisse Begeisterung empfand, waren die "Sparks" - und Ron und Russell Mael machen ja auch heute noch interessante Musik.


    Jedenfalls blieb ich im Auto sitzen, während mein Daddy in der Gärtnerei war und hatte das Radio an. Bayern 3 stellte gerade die "Wind & Wuthering" vor und ich hörte die beiden Songs "11th Earl of Mar" und "Blood on the Rooptops". Und wow - das war für mich eine Initialzündung in Sachen Musik! Ein Sound wie ich ihn noch nie gehört hatte! Wunderschöne Melodien an der Oberfläche, die einen zum Wegträumen bringen - dann aber im "Untergrund" ein absolut aufwühlender und düsterer Sound!


    Genau diese Mischung ist es meiner Meinung nach, die die Qualität von Genesis ausmacht - der Kampf zwischen Gut und Böse in ihren Songs, zwischen Träumen und Albträumen. Am besten kommt das auch in Steve Hacketts erstem Soloalbum "Voyage of the Acoltye" rüber - meiner Ansicht nach immer noch einer der besten Platten der Rockgeschichte!


    Am nächsten Tag hatte ich die Scheibe - und dann bald auch die "Foxtrot". Die war ein bisschen schwerer zugänglich, wurde aber nach jedem Hören noch besser.
    Im Urlaub lernte ich dann einen Genesis-Fan aus Bamberg kennen und wir begannen, uns monatliche Hitparaden mit unseren Lieblingssongs von Genesis zu schicken.


    Ein Jahr später war ich ein absoluter Genesis-Fan, bekam auch in der Schule meinen Spitznamen "Sir Genesis" und hatte die hintere Ecke des Klassenzimmers der 11. Klasse, in der ich saß, mit Genesis-Utensilien dekoriert! Ich hätte nie gedacht, jemals ein solch glühender Fan einer Rockband sein zu können!
    Da war es dann fast schon zwingend, dass ich meine Facharbeit in Englisch über Genesis geschrieben habe.


    In den nächsten Jahren habe ich meinen gesamten damaligen Freundeskreis mit Genesis "genervt"! Ein paar von ihnen konnte ich relativ schnell überzeugen, bei anderen, die die Band immer wieder abgelehnt hatten, war die Überraschung 10 oder 15 Jahre später groß, als ich festgestellt habe, dass sie nun doch alle Genesis-Alben im Regal stehen hatten!
    Einer von diesen, der selber hervorragend Klavier spielt, drückte das in Worte aus, was ich beim Hören immer wieder empfand und empfinde: "Genesis ist ein eigenes Genre - du kannst sie nirgendwo einordnen, sie gehören weder zu Rockmusik, noch zur Klassik! Sie sind vollkommen eigenständig in ihren Kompositionen!" - Besser kann man es nicht sagen.


    Genesis wurden zu meinem musikalischen Lebenspartner. Wir beide sind uns niemals untreu geworden und vor ein paar Jahren habe ich mich wieder wie ein kleiner Junge gefühlt, als ich mich einen ganzen Nachmittag in freudiger Erregung auf das erste Konzert von TMB hier in München vorbereitet habe. Einmal die alten Shows mit Peter Gabriel live sehen und hören! Es war eine Offenbarung!


    Mittlerweile ist natürlich auch mein Adoptivsohn Genesis-Fan und er ärgert sich immer noch grün und blau, dass er an jenem verregneten Tag im Juli 2007 doch lieber zu Hause geblieben ist, als Genesis hier im Olympiastadion zum letzten Mal spielten. Die DVD hat er sich rauf und runtergeschaut!


    Und der Anfang dieses Konzertes war wie ein Symbol für mich, welches das musikalische Verhältnis zwischen Genesis und mir darstellt - wie gesagt, es hatte den ganzen Tag über geregnet, dann hörte es plötzlich auf - und Phil Collins kam auf die Bühne, die Band spielte "Dukes Intro" - und die Sonne lugte hervor und besiegte die Wolken!