So, ein kleiner Nachtrag zum Gig am Samstag in Worpswede
Was für ein fantastisches Konzert! Bin immer noch geflasht und total begeistert. Die ganze Dynamik innerhalb der Band, der Enthusiasmus auf der Bühne (überträgt sich natürlich auch auf’s Publikum) und Dominique als charismatischer Frontmann, der sich durch lange Ansagen auf deutsch gestolpert hat
Showtime war für 20 Uhr angesagt, ab kurz nach 8 lief dann ein Intro, eine sich drehende Vinyl in Nachaufnahme, auf der Leinwand und um 20:15 ging es los; Lazuli spielten ziemlich genau 2 Stunden.
Da es die ersten Konzerte nach Erscheinen des neuen Albums „Onze“ waren, lag der Fokus auch darauf. 9 von 11 Songs wurden gespielt, was ungefähr die Hälfte der Setlist ausmachte, dazu 3 Songs vom Dieter-Flug und ein paar einzelne ältere (mit dem Back-Katalog bin ich noch nicht so richtig vertraut). Das ohnehin schon überzeugende neue Album hat live nochmal richtig zugelegt – eigentlich haben alle Songs dazu gewonnen: „Triste carnaval“ stellte sich dann doch als erstaunlich rockig raus, als ich es auf dem Schirm hatte, „Parlons du temps“ hat eine ungeheure, emotionale Tiefe entwickelt und war vor allem war ich überrascht, wie gut „Les mots desuets“ als Zugabe funktioniert, nur mit Dominique an der Gitarre, dafür im Refrain aber fünfstimmig, Gesang also von der ganzen Band. Bis auf diesen Song haben alle anderen des neuen Albums kleine Filmchen bekommen, die auf der Leinwand mitliefen…auch die waren durchweg sehr gut gemacht, stets songdienlich mit vielen witzigen Ideen und Akzenten und lenkten dabei nicht von der Musik ab…beanspruchten den Fokus also nicht so sehr für sich wie es etwa bei Steven Wilson immer war. Obwohl man sich doch dabei ertappen kann, zu zählen, wie viele kleine Filmausschnitte man beim Video zu „Le Pleureur sous la Pluie“ den richtigen Filmen zuordnen kann (am passendsten zum Songtitel war da wohl der kleine Ausschnitt der ikonischen Szene aus „Blade Runner“, die mit „Tears in the rain“ endet).
Nach dem regulären Set wurde die Zeit bis zu den Zugaben überbrückt mit einer Solo-Einlage des Keyboarders Romain (der allerdings auch das Waldhorn dabei hatte und mit dessen Einsatz, besonders bei den neuen Songs, nicht gespart hat), begleitet vom Drummer Vincent. Zuletzt kam dann wieder die Marimba-Einlage, die einfach auch nicht alt wird und danach noch ein kleines Marimba-Mini-Cover der Beatles-Nummer „Here comes the sun“. Keine 5 Minuten später war die komplette Band auch schon am Merch-Stand.
Nach meinem ersten Lazuli Konzert im Herbst 2021 hatte ich an dieses sehr hohe Erwartungen…und auch die wurde nochmal übertroffen. Für mich persönlich ist es auch kein schlagendes Gegen-Argument, dass die Texte auf französisch sind; ich hatte das in der Schule 7 Jahre lang und verstehe trotzdem auch nur Bruchteile, es stört mich aber nicht. Die Performance entschädigt um Längen. Ich kann nur jedem, bei dem die Band mal in der Nähe vorbeischaut, empfehlen hinzugehen Musikalisch und von der Darbietung her sind die einfach oberste Liga, und dabei unglaublich sympathisch. Und, Randnotiz, das alles für einen Preis von 30 Euro pro Ticket. Und ein Shirt für 20 Euro vom Merch gibt’s auch nicht mehr soo oft. Lazuli sind für mich inzwischen eine ganz große Band, auf allen Ebenen.