Hiermit habe ich nun auch erstmalig ein Genesis-Konzert live erlebt! 15 Jahre habe ich darauf gewartet, unfassbar.
Meine Gefühle sind sich noch nicht ganz einig, tatsächlich keimte der Gedanke in mir hoch, auch mein Ticket für Paris zu stornieren.
Ja, ich habe mitgefiebert, ja, die Überraschungen waren gut. Dennoch habe ich das Gefühl, nun alles gesehen zu haben, zu steif und "emotionslos" war die Bindung zwischen Publikum und Band.
Stichworte für den Moment, Gedankenfurze da ich mehr gerade mental nicht schaffe und alles noch verarbeiten muss:
- Die Akustik (wir waren unten rechts, nicht weit von der Bühne entfernt) war nicht optimal. Insbesondere die Gitarrensolos haben darunter gelitten, FOF fand ich schmerzhaft zuzuhören. Es war für meinen Geschmack nicht sehr differenziert und die Höhen taten weh.
- Bühnenshow war ok. IKWIL wurde damit nicht besser, HBTS war plakativ, Duchess uninspiriert, Mama besser imho als 2007, LOC gut. Smoke, Feuerwerk, Laser... Man kann nicht alles haben, aber gemessen an vorherigen Tourneen war es für mich eine leichte Enttäuschung.
- Ich habe nicht erwartet, dass Phil plötzlich Anekdoten erzählt oder sich neue Introductions einfallen lässt. Das Domino Principle ist live weiterhin ein Erlebnis, das kann ruhig bleiben. Und doch enttäuscht es mich, dass bis auf die Ukraine-Anekdote und die Introduction der neuen Mitglieder fast jede Ansage copy/paste von damals ist.
- Fading Lights wurde gekürzt, dabei hätte man dessen Instrumentalpart sicherlich auch mit Cinema Show verknüpfen können. Immerhin wurde es überhaupt angespielt, kam unerwartet für mich.
- Duchess war überraschend groß und fett, der Track gehört auch auf die großen Bühnen. Es wurde seit 1981 nicht mehr live gespielt, zum Glück ist es nun zurück. Es passt zur Bandgeschichte selbst und die WUCHT war schon enorm. Der Sound war etwas breiig in der Arena, aber imho dürften sowohl die ITAT-Schreier und Altfans positiv beeindruckt sein, trotz der Transponierung der Tonhöhe. Phil hat das Stück nicht zurückgehalten und imho eines seiner besten Gesangsleistungen mit diesem Stück dargelegt.
- Mike war dynamisch, wechselte auf der Bühne ständig die Saiten/Seiten und brachte mit seiner Bewegung eine Lebendigkeit rein, für die bis dato Phil verantwortlich war. Schade, dass Daryl nicht auch etwas mehr gewandert ist.
- Gefühlt hat Mike auch fehlerloser und besser gespielt als noch 2007 (Stichwort SHBTS), hab keinen markanten Schnitzer gehört. Wenn man dies mit 2007 vergleicht, wo das SHBTS-Solo meist eine "falschen" Ton beinhaltet, oder mit FOF auf den Mechanics-Shows, dann ist das für mich eine gute Steigerung.
Und wie schon bereits gesagt, er war für mich das lebendige, quirlige Mitglied heute.
- In Los Endos kulminierte für mich bislang immer das, wofür ich Genesis liebe und als absolute Liveband ansehe. DOAV/Los Endos haben die Bühnenshow und das Publikum stets in die nächste Ebene gehieft und bereit gemacht für die Zugaben.
Insgeheim habe ich gehofft, dass Phil mit seinen Händen und einer Trommel noch ein Percussion-Duet zumindest hinbekommt. Pustekuchen.
- ~Fünf "Hits" hintereinander - DWTMK zähle ich trotz der Großartigkeit der Inklusion mal nicht mit, war für mich ohne Los Endos und eine gescheite Verabschiedung dazwischen nicht so schön.
- 2007 wurde die Band kurz vor Carpet Crawlers vorgestellt, jenes als endgültig letzter Song angekündigt. Nun kommt "kommentarlos" das letzta Stucka, Vorbeugung, Tschüss.
Die Band hat man kurz davor schon vorgestellt, man muss es nicht nochmal machen; Oder andere abschließende Worte sagen.
Hier der ICD Knochen, davor gab es TTT/IT, alle stehen nun und sind happy, schnell noch DWTMK für die Progfreaks hinterher als angelutschtes Sonderbonbon, CC, tschüss.
Fand nur ich es etwas herzloser als 2007 oder geht es auch anderen hier so?
- Neues Arrangement für FYFM, TA und TLLDOB ist klasse. TA hat gar nichts eingebüßt und beherrscht Phil immer noch, TLLDOB hat einen coolen Touch bekommen und FYFM ist ok gewesen. Lover's Leap dazu und ich wäre wunschlos glücklich.
Grüße gehen raus an die CAS-Tour!
- LOC klang für mich "härter" und energischer als noch 2007; Zugegebenermaßen war ich 2007 aber nicht live dabei und Aufnahmen können täuschen. Begründen kann ich das Gefühl aber nicht.
- Mama noch singen zu können, hat mich am Meisten beeindruckt; Obgleich man nun umso mehr die 2007-Fassung zu schätzen weiß.
- IKWIL hat die Massen leider nicht bewegt, viele haben sich da wieder hingesetzt. Klar altert auch das Publikum, aber ernsthaft, ist das Stück SO eine Schlaftablette?
Wenn ich es mit den kurzlebigen ARW (Yes)-Konzerten von vor paar Jahren vergleiche: Absolut, das Stück hat existiert ohne richtig zu atmen. IKWIL war selbst 2007, bedingt auch durch die Interaktivitäten zwischen den Musikern und dem Publikum, noch eine gute Stimmungskanone.
Ein Roundabout wurde live in den Hochphasen von Yes gefühlt um 300% aufgedreht, in allen Bereichen. IKWIL kam damals imho gegen 1978 auf 250%. Heute war es mehr so bei 140%. ARW erreichte auf meiner dubiosen "Skala" davon noch 210%.
Der "Tamburintanz" hat in mir ein Gefühl ausgelöst, welches ich auch nicht so ganz beschreiben kann.
- Das Merchandise finde ich echt nicht besonders einfallsreich, hab mir daher nur die Trinkbecher gekauft, um überhaupt was mitzunehmen.
- Kein In The Cage ist nachvollziehbar. Fading Lights / CS / Afterglow ist aber keine so starke Kombination in der Form (Dramaturgie) und taugt so eher weniger als vollwertiger Ersatz. Duke's Travels dranzuhängen hätte es imho nicht besser gemacht, und dabei hätte ich es natürlich auch gern gehört! DAZU fehlt Los Endos.
Duchess und DWTMK auszugraben aus 1981 bzw. 1980 war eine extrem große Überraschung mit der man wirklich kaum rechnet. Sie können es doch!
Will ich mir echt Genesis noch zwei Mal geben? Sollte ich eines der Paris-Tickets stornieren, stattdessen mir ein Tourshirt "gönnen" und gut essen gehen? Glaub, ich könnte mehr davon haben.Ich spüre gerade mehr eine "Erleichterung" und weniger eine "Freude". Das ist ein Gefühl, womit ich nicht gerechnet habe, und es macht mir Sorgen.