Ich hab schon 4-5 Mal Hackett live gesehen über die letzten 11 Jahre verteilt.
Für mich persönlich erweckt sich der paradoxe Eindruck, dass wenn man ein Hackett-Konzert gesehen hat, dass man alles gesehen hat. Kennt man ein Solo-Album, kennt man alle. Man kann Stücke von Wolflight auch auf The Night Siren schmuggeln, schön eingehüllt im Roger Kingschen Soundbrei, es würde kaum bis gar nicht auffallen.
Die D-Seite von Wolflight beinhaltete Midnight Sun als Bonustrack. Ist es nicht bitter, dass mir dieser Track mehr Freude bereitet als alles andere von Wolflight?
Out Of The Tunnels Mouth war noch kurz gehalten und hatte kompositorisch gute Uptempo-Nummern, da kann ich noch über die Schwächen hinwegsehen.
So, und nun kommt man zu einem Hackett-Konzert, erlebt paar seiner Solostücke endlich in einer brauchbaren Dynamik (Danke Craig und Co.), schon ist es vorbei und er verkommt wieder zu einer Jukebox, die auf immer und ewig im Jahre 1970-1977 gefangen ist.
Genesis "muss" leider die Hits wie Invisible Touch spielen, das wollen viele Fans, das ist halt Stadionpublikum. FOF "muss" Steve spielen, das ist auch gesetzt.
Im Rahmen des Möglichen haben Genesis wirklich einen guten Querschnitt geschafft, neue Arrangements und totgeglaubte Stucka zurückgeholt.
Steve hat schon angemerkt, dass er einige Stücke nach 77 vollkommen in Ordnung findet, darunter Abacab. Dies in seinem Style zu hören wäre SO lässig! Er hat Mike und Tony mit seinen Kompositionsstil auch geprägt, über zig Ecken verteilt geht das Stück auch auf sein Konto. Oder Burning Rope von mir aus.
Gerade WEIL er die Seconds Out 1:1 wiedergibt, habe ich keinen Bock hinzugehen, es ist viel zu vorhersehbar!
Nad Sylvan als Frontman/Singer reicht nicht aus, der Keyboard-Sound (gerade bei Apocalypse) ist ebenfalls fragwürdig (dieses Jahr war Tony besser) und generell entsteht für mich kein Band-Charakter. Ja, die spielen alle zusammen, teils seit Jahren, aber irgendwie sind alle einfach nur "da".
Eine Genesis-Coverband mit Steve an der Gitarre und an sich guten Musikern ist eine Bereicherung, aber es funktioniert vor allem auch, weil biertrinkende Boomer mit Scheuklappen ständig SETBP nachheulen und dann trotzdem beim Hackett-Konzert mittendrin sich das nächste Bier holen gehen.
Genesis-Publikum war ursprünglich wild und dynamisch, bei den Rolling Stones geht das Publikum (soweit ich es beurteilen kann über YT-Videos) jedoch auch heute noch etwas mehr ab. Das Genesis-Publikum hingegen ist nun einem Zustand, in dem selbst bei Invisible Touch die meisten Leute im Stadion sitzen bleiben.
Auf was will ich eigentlich hinaus?
Ähm...Puh, darauf, dass ich Steve als auch seine Mitstreiter als einzelne Musiker sehr wertschätze, mir Roger King, Nad Sylvan und die eingeschränkte Setlist aber stets das Potenzial zurückhalten? Schätze ja.
Auf einen Punkt: Genesis, trotz allen Kompromissen im Bereich der Setlist, ist für mich die lebendigere Option, hingegen die Hackett-Band stets sich im Kreis dreht und nie einen Schritt nach vorne macht.