Beiträge von tulirepo

    Das ist alles prima und weckt bei mir keinen Widerspruch. Das täte nur der Versuch, die Empfindung zur ästhetischen Kritik umzufunktionieren. Dann nämlich ginge es um fehlende Plausibilität - und ja, auch um Respekt.


    Ich verstehe überhaupt nicht, warum diese Frage überhaupt zur Diskussion steht. Selbstverständlich ist das Veröffentlichungskonzept in seiner Gesamtheit ein künstlerischer Prozess. Und genau darum ging es mir. Deshalb hatte ich auch den Vergleich zur Ausstellung angeführt. Man kann das mögen oder auch nicht. Aber da stecken so viele Gedanken, Ideen usw. hinter, dass man aus meiner Sicht gar nicht drumherum kommt, es als künstlerischen Prozess zu sehen. Das hat dann auch nichts mit Geschmack usw. zu tun, sondern wirklich mit Respekt.


    Kunst kann und darf ja auch durcheinander sein. Das schließt sich nicht gegenseitig aus. Auch, wenn ich selbst die Veröffentlichungen nicht als Durcheinander empfinde.


    Respekt. Guter Punkt übrigens. Nämlich für die Meinungen anderer Diskutanten. THOM hat ihn. Andere hier offenbar nicht. Schade.


    Kunst: wieso soll das Veröffentlichungskonzept "selbstverständlich" in seiner Gesamtheit ein künstlerischer Prozess sein? Man kann das so empfinden. Selbstverständlich ist das nicht. Nicht alle Ideen und Gedanken sind Kunst.

    Aber wenn es hier darauf hinausläuft, ganz grundsätzlich den künstlerischen Wert dieser Veröffentlichungen anzuzweifeln, nur weil es eben nicht das gewohnte, erwartete und erhoffte Format ist, dann ist das echt heftig und denjenigen gegenüber, die Arbeit, Zeit, Ideen usw. investiert haben, absolut respektlos.

    Du hast mein Posting (möglicherweise) gründlich missverstanden: Ich spreche Peters Musik keinesfalls einen künstlerischen Wert ab. Ich habe nur die Frage in den Raum gestellt (und meine Meinung dazu gleich mitgeliefert), ob sein Veröffentlichungskonzept wirklich als Kunst zu verstehen ist.

    Völlig deiner Meinung! :thumbup:

    Ich werde nie verstehen, warum man ein Konzept, das im Vergleich zu einem konventionellen Album einen künstlerischen Mehrwert bedeutet (ohne dafür schlecht klingende Livefassungen und nichtssagende Demoaufnahmen zu verwenden), genau dafür kritisiert.

    Ob es überhaupt einen echten Mehrwert bedeutet, wenn man seinem Publikum einen Wust von Versionen vorsetzt, darüber herrschen in diesem Forum bekanntermaßen geteilte Meinungen. Und einen KÜNSTLERISCHEN Mehrwert seh ich hier schon gar nicht. Außer er erklärt die ganze Aktion zu einem Gesamtkunstwerk als eine Art virtuelle Installation.

    Eines ist Peter jedenfalls gelungen: heillose Verwirrung zu stiften. Ich weiß auch nicht, ob er überhaupt je einen "Masterplan" für die Veröffentlichung von i/o gehabt hat oder ob das alles "beim Machen einfach so geworden" ist. Ich glaube durchaus, dass er gute Absichten hat, bei alledem, aber ich - und einige andere - tun sich schwer mit dem Mixewirrwarr und den Flach- und Tieftauchgängen. Ich glaube, eine Mondkalenderveröffentlichung mit jeweils einer Version pro Song hätte es auch getan, wobei das mit den "Extras" bei bandcamp natürlich auch eine legitime Sache ist. Ich persönlich glaube jedenfalls nicht, dass das i/o-Veröffentlichungskonzept die Zukunft des Rock'n Roll ist.

    Ein weiteres Mal den Prozess des Endabmischens (und Masterings) durchlaufen? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.


    Außerdem: Jeden Song in vier finalen Versionen - wollen wir das wirklich?

    Ein ALBUM ist ein ALBUM. Ob auf CD, Vinyl, Phonographenzylinder oder in einem .flac -Ordner mit Thumbnail-Bildchen. Das ist zB auch bei den unzähligen Super-Deluxe-Boxen der großen und weniger großen Alben der Popgeschichte so. Es muss eine Referenzversion geben, finde ich. Dann kann man Mixe, Edits, Outtakes, Liveversionen und Hoppalas noch und nöcher dazupacken und das Album zu einem Monster machen. Aber das ursprüngliche Ding gibt es doch. Und das ist ein bisschen heilig.


    Ob das bei i/o noch so funktioniert, wissen wir nicht. Ob i/o ÜBERHAUPT als Album funktionieren wird, auch nicht. (Ich hoffe schon!)

    Für diejenigen, die überhaupt noch CDs oder Vinylplatten kaufen, ist die lange und spannende Vorveröffentlichkeitsphase die beste Werbung. Ich denke deshalb, dass besonders viele Tonträger verkauft werden.

    Da bin ich nicht zu 100% sicher. Langjährige Tonträgerkäufer wissen nur zu gut, wie sich viele Alben nach einiger Zeit als Fehlkäufe oder zumindest als aus der Sammlung entbehrlich erweisen, was in meinem Fall dann meist zu Flohmartktverkäufen geführt hat. Wenn ich mir über ein Album schon in gleitenden 12 Monaten eine profunde Meinung machen konnte und von diesem nicht restlos begeistert bin, dann verwende ich mein knappes Geld für anderes und kaufe mir das Album erst gar nicht. i/o geht langsam in diese Richtung.

    Seltsam dumpf und scheinbar übersteuert, der Dark Side Mix. Klingt jetzt ein bisschen weniger nach San Jacinto. Macht den Song aber nicht besser. Das "Gimme Looove" ist tatsächlich das einzige an dem Song für mich, was mich ein bisschen aus dem Dämmerschlaf ruckelt und meine Ohren spitzt.

    Ich find die Diskussion zur Veröffentlichungstaktik nach wie vor sehr spannend. Ich habe selber meine Einstellung und Empfindung dazu mehrmals geändert. Anfangs fand ich es einfach nur doof. Dann bin ich irgendwie reingekippt und hab mich damit angefreundet, weil es einfach jeden Monat was Neues gab und etwas, worauf ich mich freuen konnte.


    Das mit den verschiedenen Mixen ist hingegen nie mein Ding geworden. Ich empfinde es immer noch als Zumutung. Hey, Mann, triff deine Entscheidung selber - DU bist der Künstler, ich bin der Fan und Konsument!


    Es war spannend, dass er mit den Konzerten die Veröffentlichungstaktik irgendwie selbst sabotiert hat (vermutlich bewusst), weil wir via Konzertbesuch und youtube plötzlich alle Songs des Albums kannten. Dann kam die Listening Party und die mittlerweile bekannte Tracklist und Reihenfolge.


    Derzeit denk ich: war ein nettes Experiment. Aber es geht nicht über eine herkömmliche Albumveröffentlichung mit Artwork und allem Pipapo. Ein Album ist ein Album. Da können noch so viele Vollmonde nichts daran ändern.