Beiträge von tamatze

    Ich freue mich dann schonmal auf morgen in Wiesbaden und hoffe, dass auch hier das Wetter mitspielt. :)


    Bin auch dabei und kann vor lauter Vorfreude kaum arbeiten. Die bisherigen Konzertberichte sind durchweg positiv, teilweise verhältnismäßig überschwänglich.

    Als das Album rauskam, war ich 10, fast 11, kannte Genesis noch nicht. Aber ich war schon musikalisch interessiert und habe mir die Doppel-LP "Elvis - seine 40 größten Hits" und die Beatles bis zum Geht-nicht-mehr reingezogen. Meine Cousins waren 1987 auf dem Mannheimer Maimarkt und schwärmten vom Genesis-Konzert. Erst ein paar Jahre später habe ich Invisible Touch bewusst gehört, denn zu Genesis kam ich eigentlich erst über den guten alten Phil mit "...But Seriously". Naja, wie auch immer: Genesis war für mich vor allem über die Live-Aufnahmen (Radio-Mitschnitt Mannheim) und der Wembley-VHS präsent. Das habe ich rauf und runter gehört/geschaut. Meine Lieblingssongs, die auf IT waren, sind bis heute Land Of Confusion (für mich einer der besten Popsongs ever, auch produktionstechnisch), Domino und TTT. Es ist nicht das beste Genesis-Album, aber war mein Türöffner zum Band-Katalog. Aus emotionaler und nostalgischer Sicht kann ich die "alten" Fans verstehen, die dem Album nicht viel abgewinnen können. Gerade deshalb, weil ich heute auch ein bisschen so drauf wäre, glaube ich :cool:;)
    Objektiv betrachtet ist das Album aber einer der Gründe, warum es diesen tollen Fanclub überhaupt gibt. Musikalische Vielseitigkeit/Wandlungsfähigkeit oder wie man auch immer dazu sagen mag (negative Stimmen würden wahrscheinlich Kommerzialisierung sagen) geht eben mit einer kontroversen, vielschichtigen Fangemeinde einher. Und das ist gut so.

    Weiß jemand, warum das Konzert 40 Minuten später anfing? In München stand er (über)pünktlich auf der Bühne.


    Ansonsten: Freut mich, wenn ihr das gleiche sagen könnt wie ich. Ich würde es mir glatt nochmal geben...:topp:

    Vielen Dank für diesen tollen Bericht! :topp:
    Es ist die perfekte Einstimmung auf das Konzert morgen in der Waldbühne!


    Ja, freu dich auf ein geiles Konzert. Es ist nicht nur die Musik, es ist die ganze Aura des Sir Paul, die Auswahl der Songs und einfach der sichtbare Spaß an der Musik. Mag sein, dass ich noch zu überwältigt bin um einen klaren, objektiven Blick auf das Konzert zu werfen. Aber es passte einfach alles an dem Tag. Stressfreie Anfahrt, Wetter, Lokation, Konzert, stressfreie Heimfahrt Richtung Stuggi. Auf so ein Konzert gehen eben doch eher gesetztere Herrschaften, die kein Chaos aufkommen lassen :);)

    Donnerstag, 9. Juni 2016: Es regnet in fast ganz Deutschland.
    Samstag, 11. Juni 2016: Es regnet in fast ganz Deutschland.
    Freitag, 10. Juni 2016: "Endlich ist das Sommer da..." Paul McCartney holt die Sonne raus und rockt die alte Olympiaschüssel...


    Die an diesem Tag herrliche Sonne verschwindet langsam hinter der Haupttribüne des altehrwürdigen Olympiastadions, welches mittlerweile nur noch als Konzertarena genutzt wird. Um 19:59 Uhr betritt ein strahlender, bestens gelaunter Paul McCartney mit seiner Band die Bühne. Der legendäre Anfangsakkord von "A Hard Day's Night" eröffnet eine Nacht, die episch werden wird. Von hart keine Spur. Lässig wie ein Teenager bewegt sich "Macca" über die Bühne, grüßt nach fast jedem Song in die Menge und spricht fast durchweg Deutsch. Der Mann vermittelt eine Spielfreude, die sich andere unermüdlich tourende Altrocker zu Herzen nehmen sollten. Nichts aufgesetztes, nichts gespieltes. "Pure McCartney" sozusagen, in Anlehnung an seine am Freitag erschienene Best-Of-Compilation.
    Nach wenigen Minuten ist die Sonne weg und die Bühnenshow mit reichlich Videowänden und Lichtspielen kann zur Entfaltung kommen. Er gehört zu den Künstlern, die nicht mit einer guten Show von der mittelprächtigen Musik ablenken müssen. Insgesamt 2:35 Stunden vollgepackt mit Beatles, Wings und seinen Solo-Stücken. Mit "Save Us", "New", "Queeny Eye" und "FourFiveSeconds" einige Songs jüngeren Datums, die sich nahtlos ins Set einfügen und noch frischer klingen als auf den Platten.
    Höhepunkte sind das solo vorgetragene "Blackbird", viele sagen, sein bester Song. Kann sein. Auf jeden Fall geht die Gänsehaut nicht mehr weg. So ein Song ist wohl als "zeitlos" zu bezeichnen, wenn er sich nach fast 50 Jahren noch nicht abnutzt. "Benefit Of Mr. Kite" erklingt ebenso frisch, ohne den mythischen Srgt.-Pepper-Sound, sondern als moderne Zirkusnummer mit Augenzwinkern. Die unvermeidlichen, aber ebenfalls unkaputtbaren "Let It Be", "Live And Let Die" und "Hey Jude" beenden den fulminanten Hauptteil des Konzertes.
    Der meistgespielte Welthit "Yesterday" eröffnet den Encore-Block. Ich dachte immer, dieses Lied ist halt seine Pflichtaufgabe. Doch wieder macht sich die Gäsehaut breit. Seine altersmäßig etwas brüchig gewordene Stimme tut ihr Übriges dazu, dass man am liebsten vor Freude heulen möchte. "Hi, Hi, Hi" und "Birthday" lassen die Betonschüssel beben. Ja, Mr. McCartney ist nicht nur der bei vielen Halbwissenden verschriener Balladenonkel, sondern beherrscht durchaus die Grundgesetze des Rock'N'Roll. Das Abbey-Road-Medley beendet fulminant und erhaben einen der schönsten Konzertabende meines Lebens. Die Wirkung hält noch immer an. Ich möchte am liebsten die Zeit zurückdrehen in dieser Nacht. Nochmal 2:35 Stunden zurück und alles auf Anfang.
    Auf meinem Smartphone habe ich versucht, Momente festzuhalten, ohne die Magie des Konzertes zu verlieren. Habe ab und an das Handy neben mich gehalten, um die Live-Wirkung nicht zu übersteuern. Das ist zwar gelungen, dennoch ärgert es mich, dass Leute neben mir die ganze Zeit quatschen, das Konzert nur durch ihr Handy verfolgen und der Magie des Abends keinen Platz lassen. Sie kennen wahrscheinlich vier, fünf Beatles-Songs von den Urlaubsfahrten mit ihren Eltern und waren bestimmt auch beeindruckt von der Show, haben aber keine Ahnung, was Musik mit einem Menschen anstellen kann.
    Meine Gänsehaut hat sich bis heute gelegt, mein Grinsen allerdings nicht. Ich denke an den Unplugged-Teil mit "In Spite Of All The Danger", dem Quarrymen-Song, den die Ur-Beatles damals in irgendeinem Keller aufgenommen haben. Gefolgt von einer "how-to-write-a-song"-Lehrstunde am Beispiel von "You Won't See Me" und der ersten Single der Beatles, "Love Me Do". Die Band um die Gitarristen Rusty Anderson und Brian Ray, Keyboarder "Wix" Wickens und Drummer Abe Laboriel Jr. ist eine Augen- und Ohrenweide voller Spielfreude und höchstem Spielniveau. Man sieht ihnen in die Augen und fragt sich, was sie wohl denken mögen. "Fuck, ich spiele mich mit Paul McCartney durch die Popgeschichte. Zwick mich einer..."
    So würde ich es wohl tun. Vergessen zu erwähnen habe ich, dass die im Publikum anwesende Ehefrau McCartneys, Nancy Shevell, mit "My Valentine" eine Liebesbotschaft zugesandt bekam inklusive mit den Fingern geformten Herzchen. Süß. Auch seiner ersten Ehefrau Linda, die 1997 an Krebs gestorben war, widmet er den (aus meiner Sicht besten Song seiner Solo-Ära) "Maybe I'm Amazed". Und zum Glück fehlt eines meiner Lieblingsstücke "I've Got A Feeling" auch nicht.
    McCartney verabschiedet sich bayerisch. "Servus, München. Bis zum nächsten Mal." Ich will ihm so gerne glauben.


    Nachtrag: Der Sound war übrigens glockenklar und sehr ausgewogen. Vom ersten bis zum letzten Ton...

    11 Punkte.
    Richtig aufmerksam wurde ich auf den Song erst bei "Way We Walk - The Shorts". Die Liveaufnahme habe ich teilweise in Dauerschleife gehört. Genesis schaffen es hier, die Melancholie ihrer "alten Tage" im damals "üblichen" Popgewand zu vermengen. Höhepunkt ist - wie so oft bei Genesis und vor allem bei Collins - der schöne Zwischenteil. Und dann wieder der Übergang mit den Collins-Fill-Ins. Das traut sich eben nur er. Bei anderen Balladen aus dieser Zeit findet man so etwas nicht, weshalb sich diese Ballade einfach abhebt und die - ITD-Hasser mögen Seichtigkeit dazu sagen - ein wenig aufgelöst wird.
    Die 15-Punkte-Qualität wie bei Afterglow wird natürlich nicht ganz erreicht, aber ich höre den Song immer wieder gerne. Schade, dass er auf der Tour 2007 nicht anstatt von "Hold On My Heart" im Set war.