Beiträge von Max

    Solide, aber die erste Renaissance-Besetzung bleibt meine liebste.
    Binkys Stimme ist mir zu opernhaft. die von Jane Relf hat zu den frühen Stücken - finde ich - viel besser gepasst.


    Hauptgrund für mein Interesse an Mk1 ist - neben den wunderbaren Kompositionen und den interessanten, 'erdigen' Arrangements auf dem ersten Album - Louis Cennamos Bassspiel. Wie dieser Mensch diese verzwickten Basslinien so eingängig klingen lässt ist für mich unbegreiflich. Was die ohnehin schon traumhafte Ballade "Island" (mit dem sus4-Akkord, der auch bei Barclay James Harvests "Hymn" gezogen hat) dadurch gewinnt. :eek:

    Ich würde das auch wenn's 'ne Vermutung ist nicht öffentlich machen. Schlimm genug wenn man seine eigenen Daten veröffentlicht, die von anderen sollte man ganz sicher nicht veröffentlichen...


    sehe ich auch so

    Die klassischen Dylan-Alben wie "Blonde on Blonde" usw. enthalten ja allesamt geniale Stücke, aber mit der ewigen Mundharmonika und dem teilweise sehr anstrengenden Gesang sind sie recht anstrengend. Den guten Bob Dylan, dachte ich, kann ich nicht ein ganzes Album lang ertragen. Einzelne Stücke, sehr schön (allen voran "Ballad of A Thin Man", dann "Like a Rolling Stone" und "It's Alright Ma") - aber bitte nicht 70 Minuten lang.


    Dank Simfy habe ich jetzt mal die "Basement Tapes" angehört, vornehmlich die Stücke, die ich von den Byrds, Manfred Mann und Brian Auger/Julie Driscoll kenne.


    Erste Auffälligkeit: wie kann jemand so seine Stimme verändern? Überhaupt nicht mehr nervtötend, nur ein klein bisschen weniger markant als vorher - und herrliche Musik ohnehin.
    Als der Progressive Rock entsteht, geht Dylan schon 'back to the roots'. Ein interessanter und mutiger Schritt: die ganze psychedelische/jazzige Rockmusik der 70er finde ich natürlich klasse, Genesis gehören ja auch dazu, aber dennoch beeindruckt mich diese Entscheidung. Anscheinend ist ja auch das Americana-Genre aus dieser Musik entstanden.


    "This Wheel's on Fire" und "You Ain't Going Nowhere" sind erstklassige Songs, die - das erste Mal bei Bob Dylan - in der Dylan-Version angenehmer zu hören sind als in den vielen Coverversionen. ;):p

    Max:


    oh, stell mir doch bitte nicht solche Fangfragen,
    Christian liest doch mit ...


    Tut mir leid, war nicht als solche gedacht. :D


    Zitat


    ähem, um doch noch zu antworten: in diesem speziellen causus
    (Jahre mit der 7 an dritter Stelle) sehe ich da gar keinen Unterschied ...:winken:

    :p


    Zitat


    Die ursprüngliche Frage ist ja "was das ´letzte´richtige Prog-Stück von Genesis war´ und es lässt sich doch einfach nur resumieren; es gibt kein letztes Prog-Genesis-Stück, da der Begriff Progressiv-Rock nicht (wirklich) eindeutig zu klären/definieren ist.

    Klar, eindeutig zu klären ist der Begriff nicht.
    Aber welcher Begriff (zumindest in der Kunst) ist eindeutig erklärbar? Was ist Barockmusik? 20 Musikwissenschaftler, 20 unterschiedliche Erklärungen.


    Ich persönlich finde es gerade spannend, zu diskutieren, welches Album nach welchem Verständnis von Prog das letzte Prog-Album ist; dass man dabei auch ein bisschen um die (analytische) Ecke denken muss, ist eigentlich klar - und schaden tut das doch, finde ich, auch nicht, weil bisher hier jeder auch spannende Blickwinkel eingebracht hat.


    Zitat


    Auch wenn das einige anders sehen, aber letztendlich ist ja jedes "neue" Musikstück irgendwo auch progressiv, wenn es das nicht in 100%ig gleicher Form schon gegeben hat. Will sagen; selbst eine Neuinterpretation von 30´er oder 20´er Titeln wäre ja schon progressiv. Ergo ist Phils neues Album auch Prog-Rock.

    Klar, die Erklärung ergibt natürlich Sinn. Aber es fragt sich, wohin sie führt... dazu, dass jede Musik gleich fortschrittlich ist?
    Ich finde es interessanter, herauszufinden, was mehr fortschrittlich ist: eine New-Wave-Revival Platte aus 2010 (weil genau diese Songs mit diesen Texten noch nie da waren) oder ein melancholisches bis düsteres "In The Court of the Crimson King", das die Band King Crimson 1969 in die Hippie-Welt wirft?


    Zitat


    Sollte die Frage nicht besser lauten; "wann haben Genesis das letzte mal so geklungen als hätten sie versucht, musikalisch neue Wege zu gehen ? "

    Ja, die Frage muss man sich natürlich auch stellen. :)Im Grunde ist das ja auch die Frage, die Teemeister gestellt hat ("musikalisches Experiment")... auf jeden Fall muss sie bedacht werden, was sie teilweise ja auch schon wird.


    Zitat

    (was sie aber prinzipiell nicht mehr konnten, weil sie sich ansonsten nicht neu erfunden, sondern selbst kopiert und letztendlich auch karikiert hätten ?).

    Nö, nicht unbedingt.
    Hier braucht man z.B. nur mal "Talk Talk" zu nennen: angefangen haben sie in den 80ern mit Popmusik, die zwar sehr eigenständig war, aber trotzdem nicht wirklich auffiel.
    1988 dann: "Spirit of Eden". Verzerrte Mundharmonika, Streicher, ungemein langsame und lange Songs - ein Frühwerk des Post Rock.


    Ein komplett neuer Weg, mit Anklängen des vorherigen Weges, der zwar nicht allen gefällt, aber von niemandem als peinlich oder unfreiwillige Karikatur gesehen wird.


    Zitat


    PS: ist eine Rihanna (oder Lady GaGa) plötzlich im Prog-Rock-Genré wenn sie eine Gitarre in die Hand nehmen und versuchen einen Titel zu konstruieren der länger als 4 Minuten dauert ? oder ist ein schlichtes neues Album der Personen, mit neuen Arrangements (oder gar mit Orchester) schon progressiv ?

    Wenn Lady GaGa (eine talentierte Künstlerin, finde ich) eine Vision neuer Musik hat und sagt: Okay, ich gehe jetzt ins Studio und nehme genau das auf, was ich will; juckt mich doch nicht ob sich das gut verkauft oder nicht.
    Dann könnte das ein progressives Werk werden: und das vielleicht sogar ohne Gitarren, ohne Longtracks und ohne Orchester. :huhu:



    Und gottseidank gibt es da auch Ausnahmen. Dass alte Musiker also ihre Schaffenskraft und Neugier, ihre Experimentier- und Entwicklungsfreudigkeit verlieren, ist keinesfalls ein Naturgesetz. Siehe Beethoven, Wagner, Liszt, Ligeti, Pärt, Stockhausen, Frank Zappa, Peter Gabriel, Miles Davis, Friedrich Gulda, Bill Bruford, Robert Fripp, Adrian Belew, Robert Plant, Chick Corea...und...und...


    Auf jeden Fall! Aber: es sind eben Ausnahmen.
    Aber Ausnahmen, die ich sehr schätze und bewundere. Am meisten vielleicht sogar Peter Hammill... was der sich verändert hat. :eek:
    Aber auch ein Miles Davis... von "A Kind of Blue" zu "Tutu". Abenteuerlich.


    Man sollte dabei auch bedenken, dass es sehr anstrengend ist, sich für ein neues Genre begeistern zu können.


    Normalerweise sucht man, denke ich, als erwachsener Mensch irgendwann die Ruhe und eine Heimat, z.B. auch eine musikalische Heimat. Es sind eben die Wenigsten, die auch noch mit 65 "like a rolling stone" querbeet experimentieren und mit 71 ein Album rausbringen, das man ihnen nie zugetraut hätte.

    Ergibt Sinn, finde ich.


    Aber das ist eben auch die Frage: für mich ist jeder Wandel musikalischer Merkmale (herbeigeführt durch kritische und kreative Denk- und Schaffungsprozesse eines Musikers oder einer Musikszene) 'gut', da hiermit der große Pool an möglichen auswählbaren Stilmitteln, um sich künstlerisch selbst auszudrücken, weiter wächst.


    Deshalb würde ich fast sagen, dass der Fortschritt die Verbesserung nicht direkt ausdrücken kann, aber dass der Fortschritt gewissermaßen eine 'hinreichende Bedingung'/ein 'hinreichendes Erkennungsmerkmal' für eine Verbesserung ist.


    Zitat


    (oder, wie wir hier wohl meinen, wenigstens
    eine temporäre Aufrechterhaltung des einmal erreichten Status Quo)

    Das kann ich leider noch nicht ganz verstehen.


    Meinst du mit dem "Status quo" das (qualitative) Niveau oder wirklich den Status der Band im Jahre 197*?



    Finde ich eine sinnvolle Idee. :topp:


    Zitat


    Da würde ich bei
    a) spontan sagen: der Titel Abacab (nicht jedoch die LP)
    und bei b) trotz aller Kontroversen: Do The Neurotic.

    "Do The Neurotic", ja. "Abacab" passt auch, aber da würde ich noch einen Schritt weitergehen und "Mama" vorschlagen (Beschäftigung mit Noise/Industrial und Experimente mit Klängen in Produktion, Gesang und Drummaschinenrhythmus).

    Die meisten Musiker bleiben eigentlich da stehen, wo sie mit 30-40 Jahren angekommen sind. Ab dann greifen Sie "nur" auf das Potenzial zurück, was sie sich vorher angeeignet haben.


    D.h., sie bringen entweder garkeine neue Musik heraus, oder veröffentlichen neue Musik, die sich auf die vorherigen Jahre bezieht.
    Genauso auch die Hörer der Musik: die Musik, die sich bis ca. zum 35. Lebensjahr oder so ausbildet, wird man gerne hören, mit 60 werden nur wenige Menschen noch für neue Klänge offen sein.


    Man ist zufrieden mit dem, was man vollbracht hat / kennt und ruht sich darauf aus. Phil Collins gedenkt seiner Motown-Vergangenheit, Yes bringen nur wenig neues Material heraus (das aber sich auch entweder am 70erProg oder am 80er Pop orientiert), die Rolling Stones gehen auf Greatest-Hits-Tour.


    Dabei kann tolle Musik herauskommen ("Live in Gdansk" von Gilmour zum Beispiel, ein Meisterwerk, finde ich!), aber Fortschritt bringt so etwas nicht wirklich.
    Und Fortschritt in der Musik beruht schließlich auf Ungestümheit und Kantigkeit, die eben meistens bei jungen Menschen vorhanden ist und im Laufe des Lebens abklingt.



    Genesis ging es, meine ich, genau so. Klar, der "Abacab"-Ansatz widerspricht dem Geist des "klassischen Prog", aber in dieser Musik steckt noch Frische und Fortschritt.


    Spätestens aber mit "Shapes" war dann der Rückfall eingeleitet: die typischen Rückberufungen auf die Jugend ("Home By The Sea" als Prog-Epic), gefällige Pop-Musik ohne Ecken und Kanten, ui-man kann mit Musik ja ordentliches Geld verdienen: 1983 ist also praktisch der "Schnitt", nach "Mama".
    Das letzte Stück "Klassischer Prog" könnte also sogar "Fading Lights" sein, das letzte fortschrittliche Stück dann aber "Mama" mit seinen spannenden Industrial-Eskapaden.


    Alles absolut nachvollziehbar und praktisch "vorprogrammiert", aber auch etwas schade - finde ich. Denn mit dem kreativen Stillstand geht auch die Freiheit verloren, die Alben wie "Trespass" so frisch klingen lässt.


    Wie gesagt, es gibt tolle Pop-Songs ("That's All", z.B.) und auch tolle back-to-the-prog-roots-Stücke ("Driving the Last Spike" usw.), aber sie sind sozusagen auf persönlicher Ebene gut: für einen selbst.
    Assoziiert man mit einem ätzenden Schlagerstück (nach Pavlovs Konditionierung) einen tollen Sommerurlaub, hat auch dieses Lied eine ganz wichtige persönliche Bedeutung.


    Aber für die Entwicklung der Musik ist es meistens das Frühwerk einer Band, das wichtig ist und den höchsten Stellenwert hat - zur Zeit, als die Band noch weitestgehend von Konventionen befreit war.



    Natürlich zählt auch der "Selektionsdruck" zu den wichtigen Faktoren von der Genesis-Entwicklung: wer als Berufsmusiker nicht mit dem Strom schwimmt, verliert.
    Nett zu beobachten diesbezüglich die "Punkte-Kurve" bei den Babyblaue-Seiten beim "Rock Progressivo Italiano" (italienischer Progressive Rock): 1970 bis 1975 noch bei 11-14 Punkten, dann ganz abrupt ab 1978 der 1/2/3/4-Punkte-Bereich.


    ...es ist selten, dass eine ganze Musikszene von einem Jahr aufs andere genau dieselbe Kehrtwende gemacht hat und damit den selben kommerziellen (!) Misserfolg eingefahren hat, denn nur die wenigstens konnten - trotz kommerzieller Bemühungen - ironischerweise das vorherige Verkaufsniveau erreichen.


    Welche Bands werden im Bezug auf italienischen Schlager als bekannte/typische Lieder genannt?
    Eher nicht Banco del Mutuo Soccorso, Le Orme und PFM.

    Ich finde auch, "Image Blown Out" klingt so, wie viele sog. Indiebands heute klingen wollen... meine spontanen Assoziationen:


    swingiger Rhythmus, Klavierstakkato, Skaterfrisur und bunte Kleidung, gähnend im roten Doppeldeckerbus morgens (mit Kaffeebecher in der Hand) am Buckingham Palace vorbei zur Uni fahren, Leute beobachten ("Penny Lane"), "children pushing Mummy down to the park in a pram" etc.pp.


    Sicher nicht ein Meisterwerk der Popmusik, aber durchaus in der Lage, mir - als fast 30 Jahre später geborenen Hörer - an die Zeit zu erinnern, als es entstand - und somit ein hörenswertes Stück Musik.

    Kevin Ayers - whatevershebringswesing
    YouTube - Kevin Ayers - whatevershebringswesing (Mike Oldfield on Bass and Guitar)


    Ein geniales, entspanntes Lied von Mr. Ayers, wozu der englische Begriff "floating" perfekt passen würde: 8 Minuten lang fließt und treibt es dahin, Ayers ungewöhnlich tiefe Stimme in Verbindung mit Robert Wyatts ungewöhnlich hohen Harmoniegesängen gibt dem Werk auch noch so eine surreale Stimmung.


    Höhepunkt ist jedoch Mike Oldfields ausgiebiges Gitarrensolo bei 4:24, ein Jahr vor "Tubular Bells". :topp: