Alles anzeigenGut, ich will nicht schäbig sein.
Was ich möchte, sind möglichst konkrete Forderungen bzw. Umsetzungswege statt abstrakter Prozentzahlen. Und mehr Ehrlichkeit hinsichtlich der Tatsache, dass mehr Klimaschutz vor allem mehr Verzicht bedeutet.
Betrachten wir mal die jüngste Vergangenheit: Die CSU fordert ein strengeres Klimaschutzziel für Deutschland, nämlich 60% weniger Emissionen bis zum Jahr 2030.
Wunderbar, mehr Klimaschutz finden wir alle prima. Bei der Frage, wie das Ziel dann erreicht werden soll, findet sich aber wenig mehr als der Verweis auf ein besseres Tankstellennetz für Elektroautos.
Hinter diesem Beispiel der CSU steckt eine politische Strategie, die für viele Politiker gilt:
1. Man bekennt sich zu möglichst weitreichenden Klimaschutzzielen, verpackt das Ganze noch in nette Worthülsen wie "Green Deal", um zu suggerieren, wie ernst und dringlich die Sache ist.
2. Dann macht man im Grunde so weiter wie bisher.
3. Bei Ablaufen der gesetzten Frist stellt man fest, dass man die Ziele leider nicht erreicht und sich jetzt aber wirklich mehr anstrengen muss.
Damit muss jetzt Schluss sein!
Ich erwarte sowohl von den Gretas, als auch von den Merkels dieser Welt klare Forderungen und Beschlüsse, die deutlich machen, wo Verzicht oder Veränderung von den Bürgern erwartet wird. Dann kann sich jeder dazu positionieren und sagen, ob er das gut oder schlecht findet. Und dabei mitmachen wird oder das ablehnt.
Darf ich noch Fleisch essen? Wenn ja, wie viel bzw. wie oft?
Sollen Inlandsflüge verboten werden?
Brauchen wir ein allgemeines Tempolimit?
Nur indem wir einzelne konkrete Fragen gesellschaftlich debattieren, werden wir klimatechnisch Fortschritte erzielen, die nachhaltig sind. Oder halt auch nicht, wenn die Mehrheit nicht zum Verzicht bereit ist.
Ich schließe nicht aus, meinen Fleischkonsum weiter zu reduzieren. Im Moment wird dies vor allem durch praktische Gründe verhindert (beim Kochen für die ganze Familie entscheide ich nicht nur für mich, sondern muss auch die Wünsche aller berücksichtigen).
Ganz auf Fleisch verzichten? Kann ich mir derzeit nicht vorstellen, dafür ist die Ernährung zu stark abhängig von Gewohnheiten und Tradition. Randnotiz: Ich habe in diesem Herbst meinen ersten Gänsebraten selbst gemacht. Der war das absolute kulinarische Highlight, was nach einer jährlichen Wiederholung verlangt.
Das von dir erwähnte "Laborfleisch" werde ich eher nicht anrühren.
Hast du dich denn bereits gemeinsam mit deiner Familie auch mit diesem Thema auseinandergesetzt ? Ein Verzicht ist ja nicht gleichzusetzen, dass man an Lebensqualität einbüßt. Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung, sofern diese richtig durchgeführt wird, kann die Lebensqualität eher steigen und der persönliche ökologische Fußabdruck wird gemindert. Dies gleich einer Win-Win-Situation. Ich vermute mal, dass kaum jemand die jetzigen Zustände in der Massentierhaltung befürwortet, trotzdem fällt die Entscheidung an der Theke meistens nicht optimal aus. Wie in der Corona-Krise führen individuelle Entscheidungen nicht zu einer Bereicherung der gesellschaftlichen Wohlfahrt. Früher oder später wird der Staat auch in diesem Teilbereich eingreifen (müssen).
Im Jahr 2050 muss sich die Lebensmittelproduktion verdoppeln, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Aus heutiger Sicht scheint dies aber nicht durchführbar zu sein. In den kommenden 10-20 Jahren müssen wir daher unser eigenes Verhalten überdenken und anpassen. Wäre es da nicht besser sich jetzt schon damit auseinanderzusetzen, damit es später nicht zwangsweise durchgeführt werden muss?
Was spricht für dich gegen den Konsum von Laborfleisch? Nach meiner Meinung ist es zwar ohnehin ein wenig zu kurz gedacht, wenn man hofft, wir würden uns aus dieser Situation irgendwie heraustechnologisieren. Schließlich haben wir uns erst in diese Situation hineintechnologisiert. Im Endeffekt kann eine technische Lösung nur ein Bruchteil der Problembehebung sein, wenn sich im Verhalten nichts ändert.